Die Aneurysma Angiographie ist ein wichtiges diagnostisches und therapeutisches Verfahren zur Untersuchung und Behandlung von Gefäßerkrankungen im Gehirn. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte dieser Untersuchung, von den Grundlagen und der Durchführung bis hin zu den Risiken und Behandlungsmethoden.
Einführung in die zerebrale Angiographie
Die zerebrale Angiographie ist eine spezielle Form der Angiographie, die sich auf die Darstellung der hirnversorgenden Blutgefäße konzentriert. Es handelt sich um ein invasives Verfahren, das es ermöglicht, Erkrankungen der Hirngefäße wie Aneurysmen, arteriovenöse Malformationen und durale arteriovenöse Fisteln mit hoher Zuverlässigkeit zu diagnostizieren.
Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine Ausbuchtung einer arteriellen Gefäßwand. In der Regel entsteht es nicht angeboren, sondern aufgrund einer Veranlagung zu einer Schwachstelle der Gefäßwand. Im Laufe der Zeit kann sich aus dieser Schwachstelle ein Aneurysma entwickeln, insbesondere an Stellen, an denen sich das Gefäß verzweigt und der Blutstrom eine zusätzliche Belastung für die Gefäßwand darstellt.
Ursachen und Risikofaktoren von Aneurysmen
Häufig treten Aneurysmen spontan auf, es gibt jedoch auch familiär gehäuft auftretende Formen. Bei Patienten mit mehr als zwei Aneurysmen oder bei zwei oder mehr erstgradig Verwandten mit einem Aneurysma sollten Verwandte ersten Grades mittels MRT untersucht werden. Gleiches gilt für eineiige Zwillinge, bei denen ein Zwilling ein Aneurysma hat.
Blutungsrisiko und Subarachnoidalblutung
Nicht jedes Aneurysma muss behandelt werden. Ob eine Behandlung erforderlich ist, hängt von Faktoren wie Größe, Lage und Form des Aneurysmas ab. Aneurysmen in den Arterien, die das Kleinhirn und den Hirnstamm versorgen, bluten schon bei geringeren Größen als Aneurysmen an der inneren Halsschlagader. Generell kann man von einem Blutungsrisiko von 2 bis 4 % jährlich ausgehen.
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Kommt es zu einer Blutung aus einem Aneurysma, verschließt sich das Leck in der Regel zügig von selbst durch ein Blutgerinnsel. Das Blut gelangt in den Subarachnoidalraum, was zu einer Subarachnoidalblutung führt. Die Symptome reichen von starken Kopfschmerzen mit Schwindel und Übelkeit bis zum Koma. Da die Gefahr einer Nachblutung in den ersten Tagen sehr hoch ist, ist eine Aneurysmatherapie erforderlich.
Diagnostische Angiographie: Der erste Schritt
Vor einer Aneurysmabehandlung wird der Patient diagnostisch angiographiert. Eine diagnostische Darstellung sämtlicher Hirngefäße dauert gewöhnlich nicht länger als eine Stunde. Dabei wird ein Katheter über die Leistenarterie eingebracht und bis zu den hirnversorgenden Schlagadern vorgeschoben. Die Angiographie bietet die höchste Abbildungsqualität aller Verfahren zur Darstellung der hirnversorgenden Gefäße.
Ablauf der diagnostischen Angiographie
Nach örtlicher Betäubung der Leistenregion wird die Leistenarterie punktiert und eine Einführhilfe eingelegt. Ein Katheter wird in das Blutgefäßsystem vorgeschoben und in den hirnversorgenden Gefäßen platziert. Über den Katheter wird Kontrastmittel injiziert und Röntgenaufnahmen gemacht. Durch digitale Berechnung werden die knöchernen Strukturen subtrahiert, so dass die Hirngefäße optimal beurteilt werden können.
Therapeutische Interventionen bei Aneurysmen
Abhängig von der Diagnose kann im Anschluss an die diagnostische Angiographie ein therapeutischer Eingriff erfolgen, um pathologische Gefäßveränderungen zu behandeln. Im Vergleich zu einer diagnostischen Angiographie dauern therapeutische Eingriffe häufig länger und werden oft in Vollnarkose durchgeführt. Das Risiko des Eingriffs hängt individuell vom Patienten ab.
Coiling: Minimalinvasive Behandlung mit Platinspiralen
Bei der Aneurysmabehandlung mit Coils wird das Aneurysma minimalinvasiv von "innen" durch die Blutgefäße hindurch behandelt. Unter Vollnarkose wird das Aneurysma mit einem Katheter sondiert und mehrere Platinspiralen eingelegt. Dies führt zu einer Verlangsamung des Blutstromes im Aneurysma und zur Bildung eines stabilen Komplexes aus Platinspiralen und organisiertem Blut. Das Aneurysma ist dann aus der Blutzirkulation ausgeschaltet.
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Stents: Unterstützung bei breiter Kontaktfläche
Ist die Kontaktfläche des Aneurysmas breiter, kann es sinnvoll sein, einen Stent einzusetzen, um die Kontaktfläche künstlich zu verengen und die Coils im Aneurysma zu stabilisieren.
Flow-Diverter: Umleitung des Blutstroms
Für manche Aneurysmen ist die Behandlung mit einem Flow-Diverter sinnvoll. Dieser Stent mit sehr enger Maschendichte sorgt dafür, dass der Blutstrom kaum mehr in das Aneurysma gelangt. Dadurch gerinnt das Blut im Aneurysma, welches dann im Laufe von Monaten schrumpft.
WEB-Device: Flussteiler im Aneurysma
Eine andere Behandlungsmethode sind Flussteiler im Aneurysma (WEB-Device).
Weitere interventionelle Verfahren
Neben der Behandlung von Aneurysmen können über die Angiographie auch andere Gefäßerkrankungen behandelt werden:
- Stenosen der Halsschlagadern: Verengungen der Halsschlagadern können ohne Operation aufgedehnt und mittels eines Stents geschient werden.
- Arteriovenöse Malformationen (AVM): AVMs können über interventionelle Kathetertechniken von innen "verklebt" (embolisiert) und so aus dem Blutkreislauf ausgeschaltet werden.
- Akuter Schlaganfall: Bei einem akuten Schlaganfall kann die Ursache der Durchblutungsstörung über eine medikamentöse Auflösung oder eine mechanische Rekanalisation eines Thrombus beseitigt werden.
Risiken und Komplikationen der Angiographie
Die Angiographie ist ein invasives Verfahren und somit nicht frei von Risiken. Mögliche Komplikationen sind:
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- Blutergüsse in der Leiste
- Kontrastmittelallergien
- (Nach-)Blutungen im Punktionsbereich
- Infektionen
- Schlaganfall durch Bildung von Blutgerinnseln (in durchschnittlich 0,3 % der Untersuchungen)
Alternative Bildgebungsverfahren
Neben der konventionellen Angiographie gibt es auch alternative Bildgebungsverfahren zur Darstellung der Blutgefäße:
- MR-Angiographie (MRA): Die MRA ist ein nicht-invasives Verfahren, das ohne Röntgenstrahlung auskommt und die Gefäße mit Hilfe eines starken Magnetfelds darstellt.
- CT-Angiographie (CTA): Die CTA ist eine weitere Alternative, die jedoch unter Verwendung von Röntgenstrahlen und jodhaltigem Kontrastmittel durchgeführt wird.
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