Ein Aneurysma im Gehirn, auch intrakranielles oder zerebrales Aneurysma genannt, ist eine krankhafte Ausbuchtung eines Blutgefäßes im Gehirn. Die Gefäßwand ist an dieser Stelle oft weniger widerstandsfähig als an einem gesunden Gefäß. Wenn ein solches Aneurysma reißt, kann es zu einer Hirnblutung kommen, die mitunter Folgeschäden verursacht und in einigen Fällen tödlich verläuft. Schätzungen zufolge weisen etwa drei Prozent der Erwachsenen ein Aneurysma auf. Manchmal ist die Gefäßaussackung angeboren, in anderen Fällen entsteht sie erst im Laufe des Lebens. In manchen Familien kommen Aneurysmen gehäuft vor.
Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma (altgriechisch "Aufweitung") ist eine krankhafte Gefäßaussackung, die schlimmstenfalls einreißen und zu einer lebensgefährlichen Blutung führen kann. Die Gefäßwand dehnt sich zu einem kleinen Ballon oder einem kleinen Säckchen aus. Dadurch verliert sie an Elastizität und kann schließlich einreißen (rupturieren). Die eintretende Blutung ist lebensgefährlich. Man unterscheidet Aneurysmen an der Aorta (aortale Aneurysmen) oder an einer Hirnarterie (intrakranielle Aneurysmen).
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache für ein Aneurysma im Gehirn lässt sich oft nicht genau ermitteln. Offenbar spielt Veranlagung eine Rolle, denn nicht selten treten die Gefäßaussackungen innerhalb einer Familie gehäuft auf. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für ein Gehirn-Aneurysma ist Bluthochdruck. Mit jedem Herzschlag übt das Blut von innen einen hohen Druck auf die Gefäßwände aus. Dadurch entstehen manchmal Schwachstellen in der Gefäßwand, die schließlich nachgeben - es entwickelt sich ein Aneurysma. Auch die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ist ein wichtiger Risikofaktor für ein Aneurysma. Kalkablagerungen (Plaques) an den Gefäßwänden sorgen dafür, dass sie an Elastizität verlieren. Die Gefäße sind dann nicht mehr gut in der Lage, die bei jedem Herzschlag ausgelöste Druckwelle abzufedern.
Rauchen erhöht das Aneurysma-Risiko indirekt: Es fördert die Arteriosklerose und lässt den Blutdruck steigen. Seltene Ursachen, die mit einem erhöhten Risiko für ein Aneurysma im Gehirn einhergehen, sind bestimmte Erbkrankheiten, zum Beispiel das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom.
Weitere Ursachen für die Entstehung eines Aneurysmas sind:
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- Unfälle oder Operationen, die zu Verletzungen an der Gefäßwand führen können.
- Infektionen wie beispielsweise Syphilis oder Lyme-Borreliose
- Drogenkonsum, zum Beispiel Kokain
- Genetische Komponente: In vielen Familien treten Aneurysmen gehäuft auf.
Symptome
Viele Menschen mit einem Aneurysma haben keine Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem asymptomatischen Aneurysma. Wenn ein Hirnaneurysma besonders groß ist oder an einer ungünstigen Stelle liegt, kann es auf das Gehirn oder auf Nerven drücken, beispielsweise auf den Sehnerv.
Solange ein Aneurysma stabil bleibt, verursacht es in der Regel keine Beschwerden. Kritisch wird es, wenn die Gefäßwand reißt und Blut ins Gehirn austritt. Typische Anzeichen sind:
- Plötzlicher, extrem starker Kopfschmerz („Donnerschlagkopfschmerz“)
- Übelkeit und Erbrechen
- Sehstörungen - Doppelbilder oder verschwommenes Sehen
- Lichtscheu, Nackensteifigkeit
- Bewusstseinsverlust
Diese Symptome sind ein absoluter Notfall. Sofort den Rettungsdienst rufen (112) - jede Minute kann über Leben und Gesundheit entscheiden.
Diagnose
Häufig entdecken Ärzte ein Aneurysma im Gehirn zufällig, da Betroffene selbst von der Gefäßaussackung oft nichts spüren. Drückt das Aneurysma auf bestimmte Strukturen im Gehirn, etwa auf einen Gehirnnerv, weisen entsprechende neurologische Störungen auf das Problem im Kopf hin. Bei einem geplatzten Aneurysma lenken die Symptome oft den Verdacht auf eine akute neurologische Erkrankung. Ein Aneurysma im Gehirn und eine Hirnblutung bei einem rupturierten Gehirnaneurysma lassen sich gut mittels Magnetresonanztomografie (MRT), Magnetresonanz-Arteriografie (MRA) oder Computertomografie (CT) darstellen. Mit einer digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) lassen sich Aneurysmen besonders gut sichtbar machen: Dabei wird eine Röntgenaufnahme mit und eine Aufnahme ohne Kontrastmittel gemacht.
Behandlung
Es gibt zwei wichtige Verfahren, durch die sich ein Aneurysma im Gehirn behandeln lässt. Eine Möglichkeit besteht in einer Operation, bei welcher der Chirurg den Schädel eröffnet. Anschließend verschließt er das Aneurysma von außen mithilfe eines Clips (sogenanntes Clipping). Bei dem anderen Verfahren schiebt der Arzt einen Katheter über eine Arterie am Bein bis zur betroffenen Stelle im Gehirn. Er behebt das Aneurysma, indem er einen sogenannten Coil einsetzt (Coiling). Dabei handelt es sich um eine Platinspirale, die das Aneurysma von innen ausfüllt. Ärzte behandeln jedoch nicht grundsätzlich jedes Aneurysma durch diese Verfahren. Ob der Eingriff sinnvoll ist und welches der Verfahren Anwendung findet, hängt vom individuellen Fall ab. Zudem wägen Chirurgen sorgfältig ab, ob der Nutzen des Eingriffs größer ist als die damit verbundenen Risiken.
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Besteht nur eine geringe Gefahr, dass das Aneurysma im Kopf platzt, und verursacht es auch sonst keine Probleme, empfehlen Mediziner zunächst, die Gefäßaussackung zu beobachten.
- Clipping: Das Aneurysma wird durch einen Clip ausgeschaltet. Dieser verschließt die Basis des Aneurysmas und trennt es von der Blutzirkulation ab. Dafür ist eine Öffnung des Schädels notwendig.
- Coiling: Durch eine Mikro-Platinspirale wird das Aneurysma verschlossen. Die Spirale wird mithilfe eines Katheters an der richtigen Stelle platziert.
Ob Behandlungsbedarf besteht, entscheidet das behandelnde ärztliche Fachpersonal.
Vorbeugende Maßnahmen
Einem Aneurysma im Gehirn lässt sich nicht grundsätzlich vorbeugen. Denn gegen eine Veranlagung oder eine angeborene Gefäßaussackung gibt es keine vorbeugende Maßnahme. Bestimmte Faktoren steigern allerdings das Risiko, dass sich eine Schwachstelle in einem Blutgefäß bildet oder sich ein bestehendes Aneurysma vergrößert. Einer der wichtigsten Risikofaktoren, denen Sie vorbeugen können, ist Bluthochdruck.
Wenn Sie zu hohen Blutdruck haben, lassen Sie diesen behandeln und regelmäßig von einem Arzt kontrollieren. Vermeiden Sie möglichst einen Lebensstil, der den Blutdruck steigert und sich negativ auf die Gesundheit Ihrer Blutgefäße auswirkt.
Zur Vorbeugung von Risikofaktoren eines Aneurysmas im Kopf zählen zum Beispiel:
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- Nicht rauchen
- Gesunde Ernährung, mit wenig tierischem Fett, stattdessen pflanzlichen Ölen, viel frischem Obst und Gemüse
- Regelmäßig körperlich aktiv sein
- Wenig Alkohol trinken
Bei einem Blick in die Liste der möglichen Ursachen wird auch deutlich, was man tun kann, um das Risiko zu reduzieren: gesunde, vitaminreiche Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Tabakkonsum, wenig Alkohol, Übergewicht reduzieren und auf den Blutdruck und die Cholesterinwerte achten. Wenn Blutdruck und Cholesterin trotz dieser Maßnahmen immer noch erhöht sind, sollte mit Medikamenten gegengesteuert werden.
Leben mit einem Aneurysma
Wichtig ist, dass Angehörige über das potentielle Risiko, dass das Aneurysma platzen könnte, Bescheid wissen und im Notfall unverzüglich den Rettungswagen rufen können. Außerdem sollte das Aneurysma regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Häufig ist auch eine Änderung des Lebensstils notwendig, um die Arterien zu entlasten. Es gelten die gleichen Punkte wie bei der Vorbeugung: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Nikotin etc.
Plötzliche Blutdruckspitzen sind für Menschen mit Aneurysma gefährlich, da es so zu einer Ruptur kommen kann. Deshalb sollte man keine schweren Lasten tragen. Beim Sport empfehlen sich eher Ausdauersportarten mit gleichmäßiger Belastung wie beispielsweise Schwimmen oder Radfahren.
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