Aneurysma im Gehirn: Behandlungsmöglichkeiten

Ein Aneurysma im Gehirn ist eine Ausbuchtung in einem Blutgefäß, das das Gehirn versorgt. Diese Ausbuchtung entsteht durch eine Schwächung der Gefäßwand, die entweder angeboren oder durch eine Krankheit verursacht sein kann. Aneurysmen können an verschiedenen Stellen im Körper auftreten, am häufigsten jedoch in der Hauptschlagader (Aorta) oder in den Gefäßen des Gehirns.

Was ist ein Hirnaneurysma?

Ein Aneurysma ist eine sack- oder beerenförmige Ausbuchtung einer Schlagader (Arterie). Dazu kommt es, wenn die Gefäßwand an einer Stelle nicht mehr fest und elastisch ist und sich dadurch nach außen wölbt. Befindet sich die Wölbung an einer Schlagader des Gehirns, spricht man von einem Hirnaneurysma oder Hirnarterienaneurysma. Häufig bilden sich solche Aneurysmen an Verzweigungsstellen der Arterien, über die das Gehirn mit Blut versorgt wird.

Ursachen und Risikofaktoren

Ein Hirnaneurysma entsteht, wenn die Gefäßwand an der betroffenen Stelle weniger elastisch wird. Dies kann durch eine starke Beanspruchung der Gefäßwände bei Bluthochdruck, durch Entzündungen oder Rauchen verursacht werden. Auch der normale Alterungsprozess führt dazu, dass die Gefäße mit den Jahren an Elastizität verlieren.

Zu den Risikofaktoren für die Entstehung eines Aneurysmas gehören:

  • Bluthochdruck
  • Arteriosklerose
  • Rauchen
  • Erbliche Faktoren
  • Hohes Alter
  • Weibliches Geschlecht

Symptome und Diagnose

Viele Menschen mit einem Aneurysma haben keine Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem asymptomatischen Aneurysma. Wenn ein Hirnaneurysma besonders groß ist oder an einer ungünstigen Stelle liegt, kann es auf das Gehirn oder auf Nerven drücken, beispielsweise auf den Sehnerv.

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Im akuten Notfall einer Aneurysmablutung kommt es meist zu schlagartigen Kopfschmerzen, die von den Patient:innen als „so stark wie noch nie in ihrem Leben“ empfunden werden. Aneurysmen, die nicht geblutet haben, bleiben meist ohne spezifische Beschwerden und werden „inzidentelle Aneurysmen“ genannt.

Oft wird ein Hirnaneurysma zufällig entdeckt, wenn der Kopf aufgrund einer anderen Erkrankung untersucht wird. Bei häufigen Kopfschmerzen oder Sehstörungen kann man mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) die Ursache für die Beschwerden ermitteln.

Mit einer digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) lassen sich Aneurysmen besonders gut sichtbar machen: Dabei wird eine Röntgenaufnahme mit und eine Aufnahme ohne Kontrastmittel gemacht.

Behandlungsmöglichkeiten

Nicht alle Menschen mit einem Hirnaneurysma brauchen eine Behandlung. Bei manchen ist es sinnvoll, das Aneurysma mittels Katheter oder Operation zu verschließen, damit es nicht irgendwann reißt.

Ob und welche Behandlung bei einem Hirnaneurysma sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Wer keine Beschwerden und nur ein geringes Risiko für Komplikationen hat, braucht nicht unbedingt eine Behandlung.

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Besteht ein erhöhtes Risiko, dass ein Aneurysma reißt, wird meist eine Behandlung empfohlen. Möglich sind verschiedene OP- oder Katheter-Verfahren, die bewirken sollen, dass das Aneurysma verschlossen wird.

Konservative Behandlung

Es ist in jedem Fall sinnvoll, Risikofaktoren so weit wie möglich zu vermeiden. Wichtige Maßnahmen sind deshalb die Behandlung eines zu hohen Blutdrucks und Rauchverzicht.

Wenn man sich zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt gegen eine Behandlung entscheidet, wird in 1- bis 3-jährigen Abständen eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) gemacht. So lässt sich erkennen, ob sich das Aneurysma verändert hat und ob das Risiko für eine Hirnblutung steigt.

Operative Behandlung

Bei Beschwerden oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen kommt meist eine der beiden folgenden Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz:

  • Clipping: Bei einer Operation öffnen die Neurochirurginnen oder -chirurgen den Schädel und legen das Blutgefäß frei, an dem sich das Aneurysma befindet. Dann klemmen sie das Aneurysma mit einem kleinen Metall-Clip vom Blutgefäß ab. Das Verfahren wird deshalb „Clipping“ genannt. Es kommt vor allem dann infrage, wenn das Aneurysma so im Schädel liegt, dass es sich leicht freilegen und abklemmen lässt. Der Clip bleibt im Körper. Das Blut im abgeklemmten Aneurysma gerinnt und wird vom Körper mit der Zeit zu Bindegewebe umgebaut. Dadurch kann es nicht mehr zu einer Hirnblutung kommen. Allerdings kann auch der Eingriff selbst Gehirngewebe schädigen. Dann kann es zu meist vorübergehenden, seltener zu dauerhaften Beschwerden kommen - etwa Lähmungen. Außerdem bringt jede Operation Risiken mit sich - zum Beispiel für Blutungen, Wundinfektionen oder Kreislaufprobleme. Eine Aneurysma-Operation ist deshalb eher für jüngere Menschen geeignet, die keine anderen Erkrankungen haben.
  • Coiling: Für die Behandlung mit einem Katheter ist keine Operation notwendig. Der Katheter wird bei diesem Verfahren in Narkose in die Leistenarterie eingeführt und bis ins betroffene Blutgefäß im Gehirn vorgeschoben. Über den Katheter kann die Ärztin oder der Arzt dann kleine Platin-Spiralen (englisch: coils) im Aneurysma platzieren. Deshalb nennt man diesen Eingriff auch „Coiling“. Die Spiralen sorgen dafür, dass das Blut im Aneurysma gerinnt. Danach kann kein Blut mehr einströmen. Manchmal werden zusätzlich oder stattdessen sogenannte Stents eingesetzt. Die feinen Röhrchen aus Metallgeflecht wirken wie eine innere Schiene im Blutgefäß, an dem das Aneurysma sitzt: Das Blut fließt durch den Stent und wird so am Aneurysma vorbeigelenkt. Ein Eingriff per Katheter kommt vor allem für Menschen infrage, für die eine Operation zu belastend wäre - zum Beispiel weil sie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben. Auch dieser Eingriff hat Risiken: So kann der Katheter das Blutgefäß von innen verletzen, was ebenfalls zu Blutungen und Gehirnschäden führen kann. Gerinnt das Blut im Aneurysma nicht vollständig, kann außerdem weiterhin Blut ins Aneurysma fließen.

Endovaskuläre Behandlung mit Coiling oder Flow Diverter

Neben gefässverengenden Prozessen gibt es auch Erkrankungen, die an umschriebenen Schwachstellen eine Aussackung einer Hirnarterie hervorrufen, ein sog. Aneurysma. Einer plötzlich auftretenden Hirnblutung liegt häufig die Ruptur eines solchen Aneurysmas zugrunde. Eine Behandlung dieser in zunehmendem Maß auch zufällig entdeckten Aneurysmen kann in vielen Fällen schonend endovaskulär über die Leiste erfolgen. Hierbei wird das Aneurysma zunächst mit einem Mikrokatheter von innen sondiert und dann sukzessiv mit elektrisch ablösbaren Platinfäden (Coils) ausgestopft, ohne dass der Kopf eröffnet werden muss. Dieses auch als „Coiling" bezeichnete Verfahren ist in der Erlanger Neuroradiologie fester Bestandteil der klinischen Routine und wird auch überregional als schonende Therapieoption angeboten. Neuere Entwicklungen ermöglichen auch die Behandlung bisher nur unzureichend therapierbarer diffuser Gefäßaufweitungen (fusiformes Aneurysma) mit flussmodulierenden Gefäßstützen (sog. Flow Diverter).

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Wahl des Verfahrens

Welche Methode letztendlich zum Einsatz kommt, muss individuell entschieden werden. Auch die Lokalisation, die Form der Gefäßaussackung beziehungsweise die Zugangswege zum Aneurysma spielen dabei eine Rolle.

Aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge kommt es bei bis zu fünf Prozent der Behandelten zu therapiebedingten Komplikationen. Dazu gehören schwere Nachblutungen, eine dauerhafte Epilepsie oder eine Gefäßverletzung beziehungsweise ein Gefäßverschluss mit einem Schlaganfall, was zu bleibenden Schäden führen oder sogar tödlich verlaufen kann.

Prävention

Einem erneuten Schlaganfall vorbeugen Nach einem Schlaganfall steigt die Gefahr, dass er sich wiederholt. Die gute Nachricht: Betroffene können selbst viel tun, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken.

Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • den Blutdruck zu senken, wenn er zu hoch ist - zum Beispiel durch Ernährungsumstellung zur Gewichtsabnahme, regelmäßige Bewegung oder Medikamente
  • nicht zu rauchen und
  • keinen oder nur wenig Alkohol zu trinken.

Diese Regeln gelten für alle Menschen mit einem Aneurysma - unabhängig davon, wie hoch ihr Risiko für Komplikationen wie einer Hirnblutung ist.

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