Eine Hirnblutung und ein Schlaganfall sind beides schwerwiegende medizinische Notfälle, die das Gehirn betreffen können. Obwohl die Begriffe manchmal synonym verwendet werden, ist es wichtig, die Unterschiede zwischen den beiden zu verstehen.
Was ist eine Hirnblutung?
Der Begriff Hirnblutung ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Blutung innerhalb des Schädels (intrakranielle Blutung), ausgelöst durch ein geplatztes Blutgefäß. Es besteht die Gefahr, dass eine Hirnblutung zum Schlaganfall führt, wenn die Blutansammlung zu Funktionsstörungen in einem Hirnareal und zum Absterben von Hirnzellen führt. Mediziner sprechen hierbei von einem hämorrhagischen Schlaganfall oder hämorrhagischen Hirninfarkt.
Genau genommen ist Hirnblutung ein Überbegriff, der verschiedene Krankheitsbilder umfasst. Je nachdem, wo die Einblutung stattfindet, unterscheiden Mediziner folgende Formen von Hirnblutung:
- Intrazerebrale Blutung (intrazerebrales Hämatom): Eine Einblutung in das Hirngewebe (Hirnparenchym). Eine häufige Ursache ist Bluthochdruck, besonders in Kombination mit Arterienverkalkung (Arteriosklerose), wenn ein Hirngefäß platzt und eine parenchymatöse Blutung verursacht. Weil eine intrazerebrale Blutung in der Regel einen relativ großen Bereich des Gehirns betrifft, sprechen Mediziner auch von Hirnmassenblutung oder intrazerebralem Hämatom (= Bluterguss im Hirngewebe).
- Subarachnoidale Blutung (Subarachnoidalblutung): Sie entsteht unterhalb ("sub", lateinisch "unter") der "Arachnoidea" (mittleren Hirnhaut) - also zwischen dieser und der weichen (innersten) Hirnhaut, die direkt dem Hirngewebe aufliegt. Etwa fünf Prozent aller Schlaganfälle sind auf eine SAB zurückzuführen.
- Epidurale Blutung (Epiduralblutung, Epiduralhämatom): Hier sammelt sich Blut oberhalb ("epi", griech. "auf") der "Dura mater" (harte Hirnhaut). Sie ist die äußerste der drei Hirnhäute und liegt unterhalb des Schädelknochens. Eine Epiduralblutung ist also eine Einblutung zwischen Schädelknochen und harter Hirnhaut. Die Ursache ist meist Gewalteinwirkung von außen (also traumatisch bedingt), etwa bei einem Unfall. Sie tritt in der Regel in Verbindung mit einem Schädelbruch (Schädelfraktur) auf.
- Subdurale Blutung (Subduralblutung, Subduralhämatom): Hier sammelt sich Blut unterhalb der "Dura mater" - also zwischen der äußeren (harten) Hirnhaut und der mittleren Hirnhaut (Spinngewebshaut, "Arachnoidea"). Auch hier ist die Ursache meist eine Gewalteinwirkung von außen (Trauma), die Blutgefäße reißen lässt. Je nachdem, wie schnell sich ein Subduralhämatom mit Symptomen bemerkbar macht, wird es als akut, subakut oder chronisch bezeichnet.
Ein hämorrhagischer Schlaganfall resultiert entweder aus einer intrazerebralen oder einer subarachnoidalen Hirnblutung.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann entweder durch eine Verstopfung eines Blutgefäßes (ischämischer Schlaganfall) oder durch das Platzen eines Blutgefäßes (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Die überwiegende Mehrzahl aller Schlaganfälle entsteht nicht durch eine Hirnblutung, sondern durch eine akute Minderdurchblutung eines Hirnareals (ischämischer Schlaganfall). Diese wird dadurch verursacht, dass ein Blutgerinnsel oder eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ein Hirngefäß stark verengt oder verschließt.
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Der Zusammenhang zwischen Hirnblutung und Schlaganfall
Eine Hirnblutung kann zu einem Schlaganfall führen. Wenn ein Blutgefäß im Gehirn platzt, kann das austretende Blut das umliegende Hirngewebe schädigen und die Blutversorgung anderer Bereiche des Gehirns unterbrechen. Dies kann zu einem hämorrhagischen Schlaganfall führen. Insbesondere führt eine Hirnblutung durch die lokale Schädigung von Gehirngewebe und sekundär durch ihre raumfordernde Wirkung und Verdrängung von gesundem Gehirngewebe zu funktionellen Störungen.
Ursachen und Risikofaktoren
Zu den Ursachen und Risikofaktoren einer leichten oder schweren Hirnblutung gehören alle Umstände, die eine Arteriosklerose (Gefäßerkrankung) indirekt begünstigen. Aufgrund der verschiedenen Arten von Gehirnblutungen gibt es neben den oben genannten Risikofaktoren auch individuelle Ursachen für jede Form einer Hirnblutung:
- Intrazerebrale Blutung: In den meisten Fällen ist ein chronischer Bluthochdruck Ursache für diese Form der Hirnblutung. Seltenere Ursachen sind Kopfverletzungen, Hirntumore, oder Gefäßfehlbildungen wie ein Aneurysma.
- Subarachnoidalblutung: Eine Kopfverletzung ist die häufigste Ursache für diese Art der Hirnblutung. Im Unterschied dazu sind die Ursachen für eine spontane Subarachnoidalblutung ein Aneurysma, also eine Gefäßfehlbildung.
- Epiduralhämatom: Auslöser dieser Blutung im Hirn ist in der Regel ein Schädel-Hirn-Trauma. Eine häufige Ursache dafür ist z. B. ein Sturz beim Sport ohne Schutzhelm.
- Subduralhämatom: Eine akute subdurale Blutung wird durch ein schweres Schädel-Hirn-Trauma ausgelöst z. B. durch einen Autounfall.
Weitere Risikofaktoren für Hirnblutungen sind:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Geschlecht: Frauen haben ein höheres Risiko für Hirnaneurysmen als Männer.
- Familiäre Vorbelastung: Menschen, die Eltern oder Geschwister mit einem Aneurysma im Kopf haben, haben ein höheres Risiko.
- Lebensstil: Rauchen und hoher Alkoholkonsum erhöhen das Risiko.
Symptome
Die Symptome einer Hirnblutung und eines Schlaganfalls können ähnlich sein und hängen von der Größe und Lage der Blutung oder des Verschlusses ab. Typische Symptome sind:
- Plötzlich einsetzende, sehr starke Kopfschmerzen
- Sprach- und Sprechstörungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Nackensteifheit
- Einseitig auftretende Lähmung am Körper, vor allem am Arm, Bein oder Gesicht
- Generelles Taubheitsgefühl
- Schluckstörung
- Sehstörung und vorübergehender Sehverlust auf einem Auge
- Pupillenerweiterung
- Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- Verwirrtheit oder Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit oder Koma
- Krampfanfälle
Die Symptome entstehen dadurch, dass das ausgetretene Blut die Hirnhaut reizt oder auf benachbarte Hirnregionen drückt.
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Diagnose
Eine schnelle Diagnose ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Zur Diagnostik einer Hirnblutung beziehungsweise eines Schlaganfalls gehört eine neurologische Untersuchung. Der Arzt prüft dabei die Bewusstseinslage des Patienten und die Funktion verschiedener Nerven. Auch wie sich die Anzeichen der Hirnblutung entwickelt haben sowie Angaben zu Begleitumständen (wie Sturz, Medikamenteneinnahme, Drogenkonsum et cetera) sind für den Arzt wichtig zu wissen.
Die wichtigsten bildgebenden Verfahren sind:
- Computertomografie (CT): Mit ihrer Hilfe lässt sich eine Hirnblutung sofort nachweisen: Der Arzt erkennt das ausgetretene Blut auf den detaillierten Bildern als "hellen Fleck" und stellt so die genaue Lage und das Ausmaß der Hirnblutung fest. Außerdem lässt sich im CT ein Schlaganfall durch Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) von einem Schlaganfall durch Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall) unterscheiden.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Wie beim CT zeigen die Bilder auch hier eine fleckenartige Veränderung im Gehirn, wenn eine Hirnblutung vorliegt.
- CT-Angiografie / MR-Angiografie: Beide Verfahren liefern wesentlich detailliertere Aufnahmen als ein einfaches Gefäßröntgen. Dies ermöglicht dem Arzt eine genaue Zuordnung des Hirngefäßes und des Ortes. Er erkennt zudem das Ausmaß und auch, ob die Blutung noch andauert. Auch eventuelle Gefäßmissbildungen wie etwa angeborene sackartige Ausstülpungen (Aneurysmen) lassen sich darstellen.
- Lumbalpunktion: Vermutet der Arzt beim Patienten eine Subarachnoidalblutung, aber die CT- oder MRT-Aufnahmen des Gehirns sind nicht eindeutig oder unauffällig, entnimmt er meist eine Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) im Bereich der Lendenwirbelsäule (Lumbalpunktion). Die Probe wird im Labor untersucht. Lässt sich dabei Blut im Liquor nachweisen, spricht dies für eine SAB.
Behandlung
Was man bei einer Hirnblutung tun kann, hängt von der Größe, Lage und dem Auslöser ab. In der Regel ist eine stationäre Behandlung in der Klinik notwendig, meistens auch auf der Intensivstation. Die Symptome einer Hirnblutung und auch die zusätzlich entstandenen Komplikationen werden nach Bedarf versorgt. Starke Kopfschmerzen, Fieber oder Krampfanfälle werden mit Medikamenten wie Schmerzmitteln, Fiebersenkern und kramlösenden Mitteln behandelt. Besonders wichtig bei der Behandlung mit konservativen Mitteln ist die Vorbeugung einer Hirnschwellung (Hirnödem). Diese ist oft eine Folge einer starken Hirnblutung und sorgt für einen gefährlichen Druckanstieg im Schädel. Durch den entstandenen Hirndruck können weitere Hirnzellen absterben.
In manchen Fällen, je nach Ausmaß und Lager der Hirnblutung, muss diese operativ versorgt werden:
- Intrazerebrale Blutung: Bei dieser Form der Blutung im Hirn wird sorgfältig abgewogen, ob ein operativer Eingriff durchgeführt wird. Der Eingriff selbst birgt das Risiko Hirngewebe zu verletzen. Eine Operation bei einer intrazerebralen Blutung kann aber auch lebensrettend sein. In der Regel wird zusätzlich ein Katheter oder Shunt gelegt, um Nervenwasser abzuleiten. Damit wird verhindert, dass sich der Hirndruck weiter erhöht.
- Subarachnoidalblutung: Handelt es sich beim Auslöser dieser Hirnblutung um ein Aneurysma, wird bei einem operativen Eingriff dieses abgeklemmt. Häufiger jedoch wird das sogenannte „Coiling“ angewandt. Dabei wird eine Platinspirale über die Leistenarterie bis zum Aneurysma eingeführt, um die Blutung zu stoppen. Auch bei der Subarachnoidalblutung muss ein Shunt zum Ablassen des Nervenwassers gelegt werden, damit der Hirndruck gesenkt wird.
- Subduralhämatom: Ein kleines subdurales Hämatom erfordert keinen operativen Eingriff. Handelt es sich allerdings um eine größere subdurale Blutung muss es operativ entfernt werden. Um den Hirndruck zu senken, werden mehrere kleine Löcher in die Schädeldecke gebohrt. In anderen Fällen muss die Schädeldecke geöffnet werden, um das Hämatom zu entfernen.
- Epiduralhämatom: Hier sollte die Blutansammlung zwischen Schädeldecke und äußerer Hirnhaut schnellstmöglichst operativ entfernt werden, vor allem wenn es sich um ein größeres Hämatom handelt. Auch hier werden Löcher in den Schädelknochen gebohrt, um das Blut abzulassen oder die Schädeldecke geöffnet, um das Hämatom zu entfernen und die Blutung zu stoppen.
Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung beginnt die rehabilitative Langzeitbehandlung. Hier werden verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um das Ausmaß der Folgeschäden zu begrenzen und eine weitere Blutung zu verhindern. Therapeuten, Mitarbeiter im Pflegedienst (therapeutisch-aktivierende Pflege) und Ärzte versuchen, geistige und körperliche Funktionsstörungen zu beseitigen bzw. deren Auswirkungen auf die Lebensqualität zu begrenzen. Das Gehirn bleibt bis ins hohe Alter lernfähig. Regelmäßige Wiederholungen helfen dem Gehirn, verlorengegangene Fähigkeiten neu zu lernen. Zur Verbesserung der geistigen Funktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Planungsfähigkeit, Problemlösen und Sprache) werden ebenfalls wissenschaftlich überprüfte Methoden, beispielsweise in der Neuropsychologie, angewendet.
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Einige der Folgeschäden einer Hirnblutung sind:
- Bewegungsstörungen
- Sprachstörungen (Aphasie)
- Sprechstörung (Dysarthrie)
- Seh- oder Gedächtnisstörung
Grundsätzlich gilt, dass je früher eine Rehabilitation nach einer Hirnblutung beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten.
Prävention
Durch bestimmte Maßnahmen lässt sich vielen Risikofaktoren aktiv vorbeugen:
- Blutdruck kontrollieren und behandeln: Um einer intrazerebralen Blutung und einem dadurch ausgelösten Schlaganfall vorzubeugen, sollten Sie einen bestehenden Bluthochdruck angemessen behandeln lassen. Messen Sie zudem selbst regelmäßig Ihren Blutdruck und nehmen Sie die verschriebenen Medikamente konsequent ein - auch, wenn es Ihnen gutgeht und Sie keine Beschwerden haben.
- Gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung (mehrmals pro Woche jeweils mindestens 30 Minuten) und ein gesundes Körpergewicht sind ebenso wichtig für einen gesunden Blutdruck. Falls Sie Übergewicht haben, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie Ihr Gewicht auf gesunde Weise reduzieren.
- Nicht rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für beide Arten von Schlaganfall - durch Gehirnblutung und durch akute Minderdurchblutung - sowie für viele andere Gesundheitsprobleme (wie Krebs).
- Alkohol in Maßen: Hoher Alkoholkonsum ist eine weitere Stellschraube, um einem Schlaganfall durch intrazerebrale Blutung vorzubeugen. Mit dem Verzicht auf zu viel Alkohol meiden Sie rauschbedingte Stürze, die mitunter ein chronisches Subduralhämatom nach sich ziehen.
- Kopfverletzungen vermeiden: Kopfverletzungen - etwa beim Sport - sind zudem die häufigste Ursache von akuter und subakuter Subduralblutung, Epiduralblutung und Subarachnoidalblutung. Mit einem Schutzhelm bei Sportarten wie Skifahren, Mountainbiking, Klettern und Reiten, aber auch beim Radfahren senken Sie Ihr Risiko für eine Hirnblutung im Falle eines Unfalls.
Aneurysmen und Hirnblutungen
Ein Aneurysma ist eine krankhafte Gefäßausstülpung - also eine örtlich begrenzte Erweiterung einer Arterie. Aneurysmen können an verschiedenen Stellen im Körper entstehen, etwa an der großen Schlagader im Bauch (Bauchaortenaneurysma) oder einer Schlagader im Kopf (Hirnaneurysma). Hirnaneurysmen bilden sich häufig an Verzweigungsstellen der Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Aneurysma einer Hirnarterie im Verlauf des Lebens rupturiert und damit eine oft tödliche Subarachnoidalblutung auslöst, ist möglicherweise größer als bisher angenommen.
Viele Menschen bemerken ihr gesamtes Leben lang nicht, dass sie ein Hirnaneurysma haben. Bei anderen verursacht es jedoch Beschwerden - oder sie haben ein erhöhtes Risiko, dass ihr Aneurysma irgendwann reißt und eine lebensbedrohliche Hirnblutung auslöst.
Behandlung von Aneurysmen:
- Beobachtung: Wer keine Beschwerden hat und kein erhöhtes Risiko, dass das Aneurysma reißt, benötigt nicht unbedingt eine Behandlung. Bei einem unbehandelten Aneurysma wird in 1- bis 3-jährigen Abständen ein MRT oder CT gemacht.
- Operation (Clipping): Das Aneurysma wird dabei mit einem kleinen Metall-Clip abgeklemmt.
- Katheter-Verfahren (Coiling): Dabei werden meist feine Spiralen aus Platin durch das Blutgefäß bis in das Hirnaneurysma geschoben. Dadurch gerinnt das Blut im Aneurysma und es soll sich verschließen.
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