Meningitis, auch als Hirnhautentzündung bekannt, ist eine Entzündung der Schutzschichten (Hirnhäute) um Gehirn und Rückenmark. Sie kann durch verschiedene Erreger verursacht werden, darunter Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten. Die Erkrankung kann jeden treffen, betrifft aber häufiger Kinder unter 5 Jahren, Jugendliche und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Ursachen der Meningitis
Die Ursachen für eine Meningitis sind vielfältig und können in infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen unterteilt werden.
Infektiöse Ursachen
Die häufigsten Auslöser einer Meningitis sind Infektionen, wobei Viren häufiger als Bakterien vorkommen.
- Virale Meningitis: Verschiedene Viren können eine Meningitis verursachen, darunter Enteroviren (wie ECHO-Viren und Coxsackie-Viren), Herpesviren (wie das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken verursacht), Mumpsviren, FSME-Viren (die durch Zecken übertragen werden) und Influenzaviren. Auch SARS-CoV-2 kann eine Hirnhautentzündung auslösen. Die Ansteckung erfolgt meist über Tröpfchen- oder Schmierinfektion.
- Bakterielle Meningitis: Bakterien sind zwar seltener als Viren die Ursache, führen aber oft zu schwereren Krankheitsverläufen. Zu den häufigsten bakteriellen Erregern gehören Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken), Neisseria meningitidis (Meningokokken), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Listeria monocytogenes. Bei Neugeborenen können auch Escherichia coli und Streptococcus agalactiae eine Meningitis verursachen. Borrelien, die durch Zeckenstiche übertragen werden, können ebenfalls eine Meningitis auslösen (Neuroborreliose).
- Pilzbedingte Meningitis: In seltenen Fällen können Pilze, insbesondere bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, eine Meningitis verursachen.
- Parasitäre Meningitis: Parasiten sind eine sehr seltene Ursache für Meningitis.
Die Erreger können auf unterschiedlichen Wegen in den Körper gelangen und sich ausbreiten:
- Tröpfcheninfektion: Erreger werden durch Husten, Niesen oder Küssen übertragen.
- Schmierinfektion: Erreger werden durch direkten oder indirekten Kontakt mit kontaminierten Oberflächen übertragen.
- Blutweg: Erreger gelangen über den Blutkreislauf zu den Hirnhäuten. Dies kann von einem anderen Infektionsherd im Körper ausgehen, wie beispielsweise einer Lungenentzündung, einer Herzklappenentzündung oder einer Mittelohrentzündung.
- Direkte Ausbreitung: Erreger können sich von benachbarten Entzündungsherden, wie beispielsweise einer Nasennebenhöhlenentzündung, direkt zu den Hirnhäuten ausbreiten.
- Verletzungen: Verletzungen, die einen Zugang zum Liquorsystem schaffen (z. B. Schädelbasisbruch, hirnchirurgische Eingriffe), können das Eindringen von Bakterien ermöglichen.
- Kontaminierte Lebensmittel: Listerien können über den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln übertragen werden.
Nicht-infektiöse Ursachen
In einigen Fällen kann eine Meningitis auch nicht-infektiöse Ursachen haben. Dazu gehören:
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- Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Lupus können eine Meningitis auslösen.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung eine Meningitis verursachen.
- Krebserkrankungen: Krebserkrankungen können in seltenen Fällen zu einer Meningitis führen.
- Andere Ursachen: In seltenen Fällen können auch Giftstoffe oder andere Faktoren eine Meningitis auslösen.
Symptome der Meningitis
Die Symptome einer Meningitis können je nach Alter des Patienten und Art des Erregers variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass Meningitis in einigen Fällen auch ohne Fieber auftreten kann.
Allgemeine Symptome
- Kopfschmerzen: Starke, anhaltende Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom.
- Fieber: Hohes Fieber tritt oft plötzlich auf. Bei Kleinkindern kann jedoch auch eine zu niedrige Körpertemperatur möglich sein.
- Nackensteifigkeit: Ein steifer, schmerzender Nacken ist ein typisches Anzeichen, insbesondere bei Erwachsenen. Betroffene können den Kopf oft nicht auf die Brust legen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann die Nackensteifigkeit fehlen.
- Übelkeit und Erbrechen: Übelkeit und Erbrechen können zusammen mit den Kopfschmerzen auftreten.
- Lichtempfindlichkeit: Lichtscheue (erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht) ist ein weiteres häufiges Symptom.
- Geistige Verwirrung: Verwirrtheit, Desorientierung und Bewusstseinsstörungen können auftreten.
- Ausschlag: Bei manchen Patienten kann ein rötlich-lila Hautausschlag auftreten, der beim Druck nicht verblasst (Meningitis-Ausschlag). Dieser Ausschlag kann mit dem "Glas-Test" geprüft werden.
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit: Betroffene fühlen sich oft erschöpft und müde.
- Krampfanfälle: In schweren Fällen können Krampfanfälle auftreten.
Symptome bei Säuglingen und Kleinkindern
Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome unspezifischer sein:
- Reizbarkeit: Das Kind ist ungewöhnlich reizbar und weint viel.
- Schläfrigkeit: Das Kind ist schläfrig und schwer zu wecken.
- Appetitlosigkeit: Das Kind verweigert die Nahrung.
- Erbrechen: Erbrechen kann auftreten.
- Gewölbte Fontanelle: Die Fontanelle (weiche Stelle am Kopf) kann vorgewölbt sein.
- Berührungsempfindlichkeit: Das Kind reagiert empfindlich auf Berührungen.
- Schrilles Schreien: Das Kind schreit schrill oder wimmert.
Spezifische Symptome bei Meningokokken-Infektion
Bei einer Meningokokken-Infektion können zusätzlich zu den allgemeinen Symptomen folgende Anzeichen auftreten:
- Punktförmige Hautblutungen: Kleine, punktförmige rote oder violette Flecken auf der Haut, die nicht verblassen, wenn man darauf drückt.
- Schneller Krankheitsverlauf: Die Erkrankung kann sich innerhalb weniger Stunden rapide verschlechtern.
- Sepsis: In etwa einem Drittel der Fälle entsteht eine Blutvergiftung (Sepsis).
Meningismus
Der Meningismus umfasst verschiedene klinische Zeichen, die auf eine Reizung der Hirnhäute hindeuten:
- Nackensteifigkeit: Unfähigkeit oder Schwierigkeit, den Kopf zur Brust zu beugen.
- Kernig-Zeichen: Schmerzen bei Streckung des Kniegelenks bei gebeugter Hüfte.
- Brudzinski-Zeichen: Unwillkürliche Beugung der Knie und Hüften bei passiver Beugung des Kopfes nach vorne.
- Lasègue-Zeichen: Schmerzen im Bein bei Anheben des gestreckten Beines im Liegen.
Diagnose der Meningitis
Bei Verdacht auf Meningitis ist eine rasche Diagnose entscheidend. Folgende Methoden stehen zur Verfügung:
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- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird nach den Symptomen fragen und eine körperliche Untersuchung durchführen, um Anzeichen einer Meningitis festzustellen.
- Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung kann Entzündungszeichen und Hinweise auf den Erreger liefern.
- Lumbalpunktion: Die Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal) ist die wichtigste Untersuchung zur Diagnose einer Meningitis. Das Nervenwasser wird auf Entzündungszellen, Bakterien, Viren und andere Erreger untersucht.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes erforderlich sein, um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen oder Komplikationen festzustellen.
- Rachenabstrich: Ein Rachenabstrich kann helfen, Viren oder Bakterien im Rachenraum nachzuweisen.
- Elektroenzephalografie (EEG): Ein EEG kann bei Verdacht auf eine Gehirnentzündung durchgeführt werden.
Behandlung der Meningitis
Die Behandlung der Meningitis hängt von der Ursache der Erkrankung ab.
- Bakterielle Meningitis: Die bakterielle Meningitis ist ein medizinischer Notfall und erfordert eine sofortige Behandlung mit hochdosierten Antibiotika. Die Antibiotika sollten so schnell wie möglich verabreicht werden, um das Risiko von Komplikationen oder Tod zu minimieren. Zusätzlich können Kortikosteroide zur Linderung der Schwellung des Gehirns und Analgetika zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Patienten mit bakterieller Meningitis werden in der Regel im Krankenhaus isoliert, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern.
- Virale Meningitis: Die virale Meningitis ist in der Regel selbstlimitierend und erfordert nur unterstützende Pflege, einschließlich Schmerzmanagement und Hydratation. In einigen Fällen können antivirale Medikamente eingesetzt werden, insbesondere bei einer Herpes-simplex- oder Varicella-Zoster-Virus-Meningitis.
- Pilzbedingte Meningitis: Die pilzbedingte Meningitis wird mit Antimykotika behandelt.
- Nicht-infektiöse Meningitis: Die Behandlung der nicht-infektiösen Meningitis richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Komplikationen der Meningitis
Meningitis kann eine Reihe von Komplikationen verursachen, insbesondere wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- Hirnödem: Schwellung des Gehirns.
- Sepsis: Blutvergiftung.
- ARDS: Akutes Atemnotsyndrom.
- Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Innere Blutungen, die zu einem Schock mit Multiorganversagen führen können.
- Hörverlust: Schädigung des Hörnervs.
- Gedächtnisprobleme: Beeinträchtigung des Gedächtnisses.
- Lernschwierigkeiten: Schwierigkeiten beim Lernen und Verarbeiten von Informationen.
- Epilepsie: Krampfanfälle.
- Nierenversagen: Funktionsstörung der Nieren.
- Neurologische Ausfälle: Lähmungen, Gesichtsfeldeinschränkung oder Sprachstörung.
- Psychische Probleme: In seltenen Fällen können psychische Probleme auftreten.
- Tod: In schweren Fällen kann eine Meningitis zum Tod führen.
Einige dieser Komplikationen können dauerhaft sein, auch nach erfolgreicher Behandlung der Krankheit.
Prävention der Meningitis
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko einer Meningitis zu verringern:
- Impfungen: Impfungen sind ein wirksamer Schutz gegen bestimmte Arten von Meningitis. Es gibt Impfstoffe gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Pneumokokken, Meningokokken (Serogruppen A, B, C, W und Y) und das FSME-Virus. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Impfungen gegen Hib, Pneumokokken und Meningokokken C für alle Kinder im Rahmen der Kinderschutzimpfungen. Seit 2024 empfiehlt die STIKO auch die Impfung gegen Meningokokken B für Säuglinge. Die Impfung gegen FSME wird für Personen empfohlen, die in Risikogebieten leben oder sich dort aufhalten.
- Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen, insbesondere nach dem Kontakt mit Erkrankten oder potenziell kontaminierten Oberflächen, kann die Ausbreitung von Infektionen verhindern.
- Vermeidung von Kontakt mit Erkrankten: Enge Kontakte zu Personen mit Meningitis sollten vermieden werden.
- Chemoprophylaxe: In Situationen, in denen eine Person einem hohen Risiko ausgesetzt war, mit Meningitis infiziert zu werden (z. B. nach engem Kontakt mit einer Person, die an bakterieller Meningitis erkrankt ist), kann eine prophylaktische Antibiotikabehandlung verabreicht werden.
- Küchenhygiene: Bestimmte Regeln der Küchenhygiene und der Verbrauch frischer Lebensmittel innerhalb kurzer Zeit können vor Listerien schützen.
Meldepflicht
In Deutschland sind der Verdacht auf Hirnhautentzündung, die nachgewiesene Erkrankung und der Tod durch Meningitis meldepflichtig. Dies dient der Überwachung der Erkrankung und der Einleitung von Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Ausbrüche.
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