Anzeichen, Ursachen und Formen von Epilepsie bei Säuglingen und Kindern

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte unprovozierte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Obwohl sie in jedem Alter auftreten kann, manifestiert sie sich häufig bereits in der Kindheit. Etwa 0,5 % aller Kinder und Jugendlichen sind von Epilepsie betroffen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Formen von Epilepsie bei Kindern, ihre Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere im Säuglingsalter.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist definiert als das wiederholte Auftreten unprovozierter epileptischer Anfälle. Ein epileptischer Anfall entsteht durch plötzliche, unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn, die zu vorübergehenden Funktionsstörungen führen. Die Anfälle dauern in der Regel nur wenige Sekunden oder Minuten und hören von selbst wieder auf.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Anfall ein Zeichen von Epilepsie ist. Viele Kinder erleben im frühen Kindesalter Fieberkrämpfe, die durch hohes Fieber ausgelöst werden. Diese Krämpfe sind in den meisten Fällen harmlos und bedeuten nicht, dass das Kind an Epilepsie erkrankt ist.

Ursachen von Epilepsie bei Säuglingen

Bei Säuglingen sind epileptische Anfälle meist die Folge einer anderen Erkrankung oder Schädigung des Gehirns. Häufige Ursachen sind:

  • Sauerstoffmangel während der Geburt: Sauerstoffmangel kann zu Hirnschäden führen, die epileptische Anfälle auslösen können.
  • Blutungen im Gehirn: Blutungen können ebenfalls Hirnschäden verursachen und Anfälle verursachen.
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn: Eine unzureichende Durchblutung kann die Gehirnfunktion beeinträchtigen und Anfälle verursachen.
  • Infektionen: Infektionen des Gehirns, wie Meningitis oder Enzephalitis, können zu epileptischen Anfällen führen.
  • Stoffwechselstörungen: Angeborene Stoffwechselstörungen können die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen und Anfälle verursachen.
  • Fehlbildungen des Gehirns: In einigen Fällen sind Fehlbildungen des Gehirns die Ursache für Epilepsie.
  • Genetische Faktoren: Eine Veranlagung zu einer erhöhten Anfallsbereitschaft kann genetisch bedingt sein. Einige Formen der Epilepsie treten daher familiär gehäuft auf.

Anzeichen und Symptome von Epilepsie bei Säuglingen

Epileptische Anfälle können sich bei Säuglingen auf unterschiedliche Weise äußern. Einige häufige Anzeichen sind:

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  • Augenbewegungen: Unkontrollierte oder ruckartige Augenbewegungen.
  • Schmatzen: Wiederholte schmatzende oder kauende Bewegungen des Mundes.
  • Armrudern: Unwillkürliche, rhythmische Bewegungen der Arme.
  • Zuckungen: Plötzliche, unkontrollierte Zuckungen von Muskeln oder Körperteilen.
  • Veränderungen des Bewusstseins: Das Kind kann während des Anfalls abwesend, desorientiert oder bewusstlos sein.
  • Atembeschwerden: Kurzzeitige Atemaussetzer oder unregelmäßige Atmung.
  • Veränderungen der Hautfarbe: Blässe oder eine bläuliche Verfärbung der Haut.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Wenn Sie bei Ihrem Säugling eines oder mehrere dieser Anzeichen beobachten, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen.

Formen von Epilepsie bei Kindern

Es gibt verschiedene Formen von Epilepsie, die im Kindes- und Jugendalter auftreten können. Einige der häufigsten sind:

Absence-Epilepsie

Die Absence-Epilepsie ist durch kurze Bewusstseinspausen gekennzeichnet, die sogenannten Absencen. Während einer Absence ist das Kind für einige Sekunden abwesend, hat einen starren Blick und reagiert nicht auf Ansprache. Es kann auch zu leichten Muskelzuckungen im Gesicht oder an den Augenlidern kommen. Es gibt zwei Hauptformen der Absence-Epilepsie:

  • Absence-Epilepsie des Schulkindalters (Pyknolepsie): Diese Form tritt meist im Alter von fünf bis acht Jahren auf und ist genetisch bedingt. Die Kinder erleben bis zu 100 Absencen am Tag.
  • Juvenile Absence-Epilepsie: Diese Form beginnt im Alter zwischen neun und 15 Jahren. Die Patienten erleben weniger Absencen am Tag, diese sind aber oft mit einem tonisch-klonischen Krampfanfall verbunden.

Rolando-Epilepsie

Die Rolando-Epilepsie ist eine der häufigsten Formen von Kinderepilepsie. Sie äußert sich durch Anfälle, die meist nachts auftreten und nur sporadisch vorkommen. Während des Anfalls zuckt eine Gesichtshälfte, manchmal auch ein Arm oder ein Bein. Es kann auch zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen, Sprech- und Schluckstörungen oder vermehrtem Speichelfluss kommen. Das Kind ist in der Regel bei Bewusstsein.

Juvenile Myoklonische Epilepsie (Janz-Syndrom)

Die juvenile myoklonische Epilepsie tritt typischerweise im Alter von zwölf bis 18 Jahren auf. Charakteristisch sind Muskelzuckungen (Myoklonien), die vor allem morgens nach dem Aufwachen auftreten. Während des Anfalls bewegen sich die Arme heftig und unkoordiniert. Manchmal knicken auch die Beine ein. Viele Betroffene entwickeln im Verlauf generalisierte Krampfanfälle oder Bewusstseinstrübungen (Absencen).

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West-Syndrom (BNS-Epilepsie)

Das West-Syndrom ist eine seltene, aber sehr schwerwiegende Form der Epilepsie, die im Säuglingsalter beginnt. Sie tritt meist im Alter von zwei bis acht Monaten auf. Die kleinen Patienten erleiden meist mehrere epileptische Anfälle hintereinander (in Serie). Jeder einzelne Anfall dauert nur wenige Sekunden. Dabei lassen sich drei charakteristische Typen von Krämpfen erkennen:

  • Blitz-Anfälle: Plötzliche Muskelzuckungen des gesamten Körpers oder einzelner Gliedmaßen.
  • Nick-Anfälle: Verkrampfung der Nacken- und Halsmuskulatur, wodurch das Kinn ruckartig in Richtung Brust gezogen wird.
  • Salaam-Anfälle: Das Kind beugt Kopf und Rumpf nach vorne, öffnet gleichzeitig die Arme und rudert mit den Händen beziehungsweise führt sie vor der Brust zusammen.

Die Anfälle treten oft kurz nach dem Aufwachen oder vor dem Einschlafen auf. Das West-Syndrom wird meist durch eine Fehlbildung oder Schädigung des Gehirns, eine Infektion oder Stoffwechselstörung verursacht.

Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS)

Das Lennox-Gastaut-Syndrom ist eine weitere seltene Form von Epilepsie bei Kindern. Es tritt meist zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr erstmals in Erscheinung. Die Patienten erleiden oft mehrere Anfälle am Tag, manchmal auch in der Nacht. Typischerweise treten dabei verschiedene Anfallsformen auf: tonische Anfälle (Versteifung des Körpers), atonische Anfälle (plötzliche Erschlaffung der Muskulatur), tonisch-klonische Anfälle und Absencen. Oft tritt diese Form von Epilepsie bei Kindern mit Fehlbildungen oder Schädigungen des Gehirns auf. Das Lennox-Gastaut-Syndrom lässt sich nur schwer behandeln.

Dravet-Syndrom

Das Dravet-Syndrom ist eine sehr seltene und schwere Form der Epilepsie, die im Säuglingsalter beginnt. Meist erkranken Kinder zwischen dem dritten und zwölften Lebensmonat daran. Anfangs bekommen die kleinen Patienten bei Fieber tonisch-klonische Krampfanfälle. Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten die Anfälle auch ohne Fieber auf. Die Ursache des Dravet-Syndroms ist häufig eine Genveränderung. Das Dravet-Syndrom ist nur schwer behandelbar.

Diagnose von Epilepsie bei Säuglingen

Die Diagnose von Epilepsie bei Säuglingen basiert auf einer sorgfältigen Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und verschiedenen diagnostischen Tests. Zu den wichtigsten Tests gehören:

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  • Elektroenzephalogramm (EEG): Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kannAnomalien aufzeigen, die auf Epilepsie hindeuten. Bei Neugeborenenanfällen ist ein EEG zur Bestätigung der Diagnose unerlässlich, da etwa 50-70 % der Anfälle ausschließlich elektrographisch verlaufen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren, das detaillierte Bilder des Gehirns liefert. Sie kann helfen, strukturelle Ursachen für die Epilepsie zu identifizieren, wie z. B. Fehlbildungen, Tumore oder Narben.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Stoffwechselstörungen oder Infektionen als Ursache für die Epilepsie auszuschließen.
  • Liquoruntersuchung: Eine Liquoruntersuchung kann erforderlich sein, um eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute auszuschließen.

Behandlung von Epilepsie bei Säuglingen

Die Behandlung von Epilepsie bei Säuglingen zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität des Kindes zu verbessern. Die wichtigsten Behandlungsmethoden sind:

  • Medikamentöse Therapie: Antiepileptika sind Medikamente, die die Anfallshäufigkeit reduzieren oder die Anfälle ganz verhindern können. Es gibt viele verschiedene Antiepileptika, und die Wahl des geeigneten Medikaments hängt von der Art der Epilepsie, dem Alter des Kindes und anderen Faktoren ab. Phenobarbital ist bei Neugeborenenanfällen oft das Medikament der Wahl.
  • Ketogene Diät: Die ketogene Diät ist eine spezielle Ernährungsform, die reich an Fetten und arm an Kohlenhydraten ist. Sie kann bei einigen Kindern mit schwer behandelbarer Epilepsie die Anfallshäufigkeit reduzieren.
  • Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Anfälle zu kontrollieren. Dies ist in der Regel nur dann eine Option, wenn die Anfälle von einem bestimmten Bereich im Gehirn ausgehen, der entfernt oder stillgelegt werden kann.
  • Vagusnervstimulation: Bei der Vagusnervstimulation wird ein kleines Gerät unter die Haut im Brustbereich implantiert. Das Gerät sendet elektrische Impulse an den Vagusnerv im Hals, der wiederum Signale an das Gehirn sendet. Diese Impulse können helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.

Prognose von Epilepsie bei Säuglingen

Die Prognose von Epilepsie bei Säuglingen hängt von der Ursache der Epilepsie, der Art der Anfälle und dem Ansprechen auf die Behandlung ab. Einige Kinder mit Epilepsie wachsen aus der Erkrankung heraus, während andere eine lebenslange Behandlung benötigen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Prognose verbessern.

Unterstützung für Familien mit einem Kind mit Epilepsie

Die Diagnose Epilepsie kann für Familien sehr belastend sein. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen, um mit den Herausforderungen der Erkrankung umzugehen. Es gibt viele Organisationen und Selbsthilfegruppen, die Familien mit einem Kind mit Epilepsie unterstützen können.

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