Schlaganfall erkennen: Der schnelle FAST-Test

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Je schneller ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen, bleibende Schäden zu minimieren. Der FAST-Test ist ein einfaches und schnelles Verfahren, mit dem auch Laien die Anzeichen eines Schlaganfalls erkennen können.

Was ist ein Schlaganfall?

Als Schlaganfall (Apoplex) wird eine plötzliche Unterbrechung der Blutversorgung des Gehirns bezeichnet. Dies kann durch einen Verschluss eines Blutgefäßes (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Infolge der Mangeldurchblutung werden bestimmte Hirnregionen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zum Absterben von Hirnzellen führen kann.

Laut Robert Koch-Institut handelt es sich bei 80 bis 85 % der Schlaganfälle um einen ischämischen Schlaganfall, der durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht wird. Wenn Blutgefäße verengt oder verschlossen sind, können bestimmte Bereiche des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. In den meisten Fällen ist der Grund eine Ablagerung in den Arterien (Arteriosklerose) oder ein Blutgerinnsel, das aus der Halsschlagader oder dem Herzen kommen kann. Die anderen 15 bis 20 % der Schlaganfälle werden durch Hirnblutungen verursacht, die entstehen, wenn Arterien innerhalb des Gehirns zerreißen. Dies kann passieren, wenn die Gefäße durch Bluthochdruck dauerhaft geschädigt wurden.

Warum ist schnelles Handeln wichtig?

Beim Schlaganfall gilt das Motto „Zeit ist Hirn“. Ist die Blutzufuhr bei einem Schlaganfall komplett unterbrochen, kann das betroffene Hirngewebe innerhalb von 4 bis 10 Minuten absterben. Wenn das Gewebe dagegen zum Teil noch durchblutet wird, können Gehirnzellen in diesem Bereich überleben. Je schneller eine Behandlung erfolgt, desto geringer sind die Schäden im Gehirn. Daher ist es entscheidend, die Symptome eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln.

Der FAST-Test: Schnell und einfach Schlaganfall-Anzeichen erkennen

Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um typische Schlaganfall-Symptome zu überprüfen. Die Abkürzung FAST steht für:

Lesen Sie auch: Anzeichen von Epilepsie erkennen

  • Face (Gesicht)
  • Arms (Arme)
  • Speech (Sprache)
  • Time (Zeit)

Der FAST-Test kann von jeder Person ohne Vorkenntnisse durchgeführt werden, sowohl als Selbsttest als auch bei anderen Personen. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat zudem die App "FAST-Test" als digitalen Helfer entwickelt, die mit nur drei Fragen auch Laien helfen soll, einen möglichen Schlaganfall zu erkennen und einen Notruf abzusetzen.

Face (Gesicht): Auf Veränderungen achten

Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Achten Sie darauf, ob beide Mundwinkel nach oben zeigen oder ob ein Mundwinkel herabhängt. Ein herabhängender Mundwinkel kann auf eine Halbseitenlähmung hindeuten. Bei einer Gesichtslähmung wird das Gesicht durch die Schwächung der Gesichtsmuskulatur einseitig verzogen.

Arms (Arme): Funktion überprüfen

Bitten Sie die betroffene Person, beide Arme nach vorne zu heben und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Achten Sie darauf, ob beide Arme gleichmäßig angehoben werden können oder ob ein Arm sinkt oder sich dreht. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich. Bei einer einseitigen Lähmung kann ein Arm diese Bewegung nicht oder nur verzögert ausführen.

Speech (Sprache): Sprachfähigkeit testen

Lassen Sie die betroffene Person einen einfachen Satz nachsprechen. Achten Sie darauf, ob die Sprache undeutlich oder verwaschen ist oder ob die Person Schwierigkeiten hat, den Satz zu wiederholen. Mit dieser Übung lässt sich erkennen, ob das Sprachzentrum beeinträchtigt ist. Hier könnte ein Schlaganfall vorliegen, wenn der Betroffene nicht dazu in der Lage ist, Worte korrekt zu wiederholen, einen Satz nachzusprechen oder generell fehlerhaft bzw. unverständlich spricht. Gelingt dies nicht oder nur undeutlich, ist das als Warnsignal zu werten.

Time (Zeit): Sofort handeln!

Wenn eine oder mehrere der oben genannten Auffälligkeiten festgestellt werden, ist es wichtig, keine Zeit zu verlieren und sofort den Notruf unter der Rufnummer 112 zu wählen. Teilen Sie dem Notruf mit, dass Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, welche Auffälligkeiten aufgetreten sind und wann die Auffälligkeiten begonnen haben. Jede Minute zählt, um das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn zu minimieren. Bis der Rettungsdienst vor Ort ist, sollte man die betroffene Person nicht alleine lassen, ihn beruhigen und mit ihm sprechen. Auch, wenn es gut gemeint ist: Der betroffenen Person auf gar keinen Fall etwas zu trinken oder zu essen geben.

Lesen Sie auch: Ursachen von Misstrauen bei Demenz

Zusätzliche Anzeichen und Symptome eines Schlaganfalls

Neben den im FAST-Test überprüften Symptomen gibt es weitere Anzeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können:

  • Plötzliche Sehstörungen (Doppeltsehen, verschwommenes Sehen, Sehverlust auf einem Auge)
  • Sprach- und Sprachverständnisstörungen
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln in Armen, Beinen oder im Gesicht
  • Plötzlicher, heftiger Schwindel mit Gangunsicherheit
  • Sehr starke, ungewöhnliche Kopfschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Bewusstseinsstörungen oder Verwirrtheit

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Schlaganfall die gleichen Symptome verursacht und dass die Symptome je nach betroffenem Hirnbereich variieren können. Nur selten treten alle Symptome auf einmal auf.

Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?

Wenn Sie bei sich selbst oder bei einer anderen Person Symptome eines Schlaganfalls bemerken, sollten Sie unverzüglich handeln:

  1. Notruf wählen: Wählen Sie sofort den Notruf unter der Rufnummer 112.
  2. Symptome schildern: Beschreiben Sie dem Notruf die beobachteten Symptome und den Zeitpunkt ihres Auftretens.
  3. Ruhe bewahren: Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie die betroffene Person.
  4. Nicht essen oder trinken: Geben Sie der betroffenen Person nichts zu essen oder zu trinken.
  5. Auf Rettungsdienst warten: Warten Sie auf den Rettungsdienst und befolgen Sie deren Anweisungen.

Wenn möglich, sollte man bereits beim Absetzen des Notrufs den Verdacht auf einen Schlaganfall und die Symptome schildern. Denn der Rettungsdienst kann den Patienten schneller einordnen und ihn in ein Krankenhaus bringen, das eine sogenannte Stroke Unit besitzt. Stroke Units sind auf Schlaganfall-Patienten spezialisierte Klinikabteilungen, in denen schnell die notwendigen medizinischen Maßnahmen eingeleitet werden können. In Deutschland gibt es mehr als 300 solcher Spezialabteilungen. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe haben ein gemeinsames Verfahren entwickelt, nach dem Stroke Units zertifiziert werden können.

Wenn der Notarzt eintrifft, sind für ihn drei Dinge besonders wichtig:

Lesen Sie auch: Anzeichen eines Schlaganfalls: Was Männer wissen sollten

  1. Welche Symptome sind aufgetreten?
  2. Wann sind die Symptome aufgetreten?
  3. Welche Vorerkrankungen liegen vor und welche Medikamente werden eingenommen?

Diese Informationen sind relevant für die Auswahl der richtigen Therapie nach einem Schlaganfall. Wenn Sie wissen, dass Sie ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko haben, sollten Sie immer einen aktuellen Medikamentenplan, die Adresse Ihres Arztes und eine kurze Auflistung Ihrer Vorerkrankungen bereitliegen haben. All das kann dann dem Notarzt mitgegeben werden. Eine solche Liste können Sie auch erarbeiten, wenn Sie einfach auf Nummer sicher gehen wollen.

Mini-Schlaganfall (TIA): Warnsignal ernst nehmen

Manchmal verschwinden die Symptome eines Schlaganfalls nach wenigen Sekunden oder Minuten wieder von selbst. Dies kann auf eine transitorische ischämische Attacke (TIA), auch Mini-Schlaganfall genannt, hindeuten. Eine TIA wird durch eine kurzzeitige Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht. Auch wenn die Symptome vorübergehend sind, sollte man sich trotzdem in die Notaufnahme begeben, um die Ursache abzuklären. Anzeichen für einen Schlaganfall können auch aufgrund einer kurzen Durchblutungsstörung im Gehirn, TIA (Transitorische Ischämische Attacke) genannt, auftreten.

Unabhängig von der Dauer der Symptome wird das Krankheitsbild ärztlich aber als Schlaganfall eingestuft und muss schnellstmöglich medizinisch abgeklärt werden. Jeder vorübergehende Mini-Schlaganfall kann somit Vorbote eines großen beziehungsweise schweren Schlaganfalls sein.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls erhöhen können:

  • Hoher Blutdruck
  • Hohes Cholesterin
  • Diabetes
  • Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern)
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Familiäre Veranlagung
  • Höheres Alter

Mit dem Alter steigt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.

Schlaganfall bei Frauen

Studien zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern häufiger einen Schlaganfall erleiden. Dies hängt mit speziellen Risikofaktoren zusammen, denen in der Regel nur Frauen ausgesetzt sind. Nach bisheriger Studienlage bestätigt sich kein Unterschied zwischen den Schlaganfall-Symptomen bei Mann und Frau. Es gibt aber spezifische Schlaganfall-Symptome. Spezifische Symptome bei Frau sowie Mann betreffen unter anderem die Sprache, das Bewusstsein, die Motorik sowie das Sehvermögen der betroffenen Person.

Schlaganfall bei Kindern

Jährlich erleiden rund 300 bis 500 Kinder einen Schlaganfall.

Fazit

Der Schlaganfall ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die lebensbedrohlich sein kann und bleibende Schäden verursachen kann. Je schneller ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Der FAST-Test ist ein einfaches und effektives Mittel, um die Anzeichen eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln. Zögern Sie nicht, den Notruf zu wählen, wenn Sie den Verdacht haben, dass jemand einen Schlaganfall erleidet. Denken Sie daran: Zeit ist Hirn!

tags: #anzeichen #schlaganfall #test #schnell