Anzeichen einer Hirnhautentzündung bei Säuglingen: Ein umfassender Leitfaden

Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ist eine Entzündung der Hirnhäute, die Gehirn und Rückenmark umgeben. Sie kann durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht werden, wobei bakterielle Infektionen besonders gefährlich sind und schnell lebensbedrohlich werden können. Säuglinge und Kleinkinder sind aufgrund ihres noch nicht vollständig entwickelten Immunsystems besonders anfällig für eine Meningitis. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Anzeichen, Ursachen, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von Hirnhautentzündungen bei Säuglingen.

Einführung

Die Meningitis ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen), die wie Schutzhüllen unser Gehirn und unser Rückenmark umgeben. Ca. 70 % der Meningitis-Fälle treten bei Kindern unter 5 Jahren auf. Die Inzidenz ist in den ersten beiden Lebensjahren am höchsten, aber auch Jugendliche sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können an einer Hirnhautentzündung erkranken bzw. haben ein erhöhtes Risiko. Es ist wichtig, die Anzeichen einer Hirnhautentzündung bei Säuglingen frühzeitig zu erkennen, um eine rechtzeitige Behandlung einzuleiten und schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Ursachen einer Hirnhautentzündung

Eine Hirnhautentzündung kann durch verschiedene Erreger verursacht werden. Häufig sind Entero-, Herpes- oder Grippeviren die Verursacher. Aber auch Viren, die typische Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps oder Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) auslösen, können zu einer Hirnhautentzündung führen. Die Frühsommermeningoenzephalitis wird durch das FSME-Virus verursacht, das durch Zecken übertragen wird.

Selten sind Bakterien wie etwa Pneumokokken, Hämophilus influenzae oder Meningokokken die Auslöser für eine bakterielle Meningitis - unter Umständen hat diese Form der Erkrankung aber lebensbedrohliche Folgen. Besonders gefährlich sind Meningokokken, da sie nicht nur die sogenannte Meningokokken-Meningitis auslösen, sondern auch zu einer Blutstrominfektion (Sepsis) führen können. Diese geht mit einer hohen Sterblichkeit einher.

Die Erreger einer Hirnhautentzündung werden hauptsächlich durch eine Tröpfcheninfektion (z.B. durch Küssen, Niesen oder Husten) übertragen. Bei Kontakt mit einer erkrankten Person besteht also meist eine hohe Ansteckungsgefahr.

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Virale Meningitis

Eine Meningitis wird meistens durch Viren hervorgerufen. Bestimmte Viren, wie z.B. Mumps-, Masern- und Herpesviren, aber auch das Varizella-Zoster-Virus (ruft Windpocken und eine Gürtelrose hervor), das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffer-Drüsenfieber) sowie FSME-Viren (werden durch Zecken übertragen) etc. können in das Gehirn gelangen und dort eine Hirnhautentzündung hervorrufen.

Bakterielle Meningitis

Eine bakterielle Hirnhautentzündung tritt zwar seltener auf, verläuft aber meistens deutlich schwerwiegender als eine virale Meningitis. Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ B sind die häufigsten Erreger einer bakteriellen Meningitis. Meningokokken werden über Körperflüssigkeiten (Sekrete) übertragen, sodass eine Ansteckung im normalen Alltag eher selten ist. Nichtsdestotrotz ist eine Meningokokken-Meningitis sehr gefährlich und kann schnell lebensbedrohlich werden. Babys und Kleinkinder unter 5 Jahren erkranken am häufigsten an Meningokokken. Aber auch Menschen mit Vorerkrankungen und/oder einem schwachen Immunsystem sind anfällig für eine Meningokokken-Erkrankung.

Anzeichen einer Hirnhautentzündung bei Säuglingen

Die Symptome einer Meningitis können bei Säuglingen unspezifisch sein und denen anderer Erkrankungen ähneln, was die Diagnose erschwert. Es ist wichtig, aufmerksam zu sein und bei Verdacht sofort einen Arzt aufzusuchen.

Erste Anzeichen für eine Meningitis sind grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und ein steifer Nacken. Treten diese Symptome bei deinem Kind auf, solltest du deine Kinderärztin bzw. deinen Kinderarzt aufsuchen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome noch unspezifischer - besonders in den frühen Phasen der Erkrankung. Meistens leiden die Kleinen unter:

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  • Fieber
  • einer starken Müdigkeit
  • sie wirken oftmals teilnahmslos und auffällig reizbar
  • aber auch lautes Schreien, Bauchschmerzen und Krampfanfälle können auftreten
  • die Fontanelle kann sich nach außen wölben

Weitere Warnsignale können sein:

  • rot-violette Hautflecken. Diese Hautblutungen verschwinden nicht, wenn man mit einem Trinkglas dagegen drückt.
  • Nackensteifigkeit. Der Rücken ist nach hinten gebogen, der Kopf "bohrt" sich in das Kissen.

Diese Symptome müssen nicht alle sofort und gleichzeitig auftreten. Sie können sich auch innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickeln.

Was dagegen meistens fehlt, ist die für eine Meningitis typische Nackensteifigkeit. Bei Babys und Kleinkindern können sich die Anzeichen einer Meningitis ganz plötzlich entwickeln und sehr schnell lebensbedrohlich werden. Aus diesem Grund solltest du beim ersten Verdacht eine Arztpraxis aufsuchen und dein Kind behandeln lassen!

Diagnose einer Hirnhautentzündung

Bei einem Verdacht auf eine Hirnhautentzündung muss sofort eine Arztpraxis aufgesucht werden! Dort wird dein Kind gründlich untersucht und bei der Diagnose Meningitis meist schnell ins Krankenhaus geschickt. Aufgrund der möglichen schweren Komplikationen ist es besser, wenn weitere Untersuchungen und die notwendige Behandlung in einer Klinik durchgeführt werden.

Wenn eine Meningitis diagnostiziert wird, dann muss durch eine Blutuntersuchung und durch die Abnahme von Nervenwasser herausgefunden werden, welche Erreger die Hirnhautentzündung hervorgerufen haben.

Entscheidend für die Diagnose ist der Nachweis der Entzündung und oft auch der Erreger aus dem Nervenwasser (Liquor). Dazu dient eine Lumbalpunktion. Dabei wird am unteren Rücken mit einer speziellen Nadel aus dem Rückenmarkskanal eine Probe des Nervenwassers entnommen. Nervenwasser ist eine Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umgibt. Liegt eine Bewusstseinsstörung vor, muss die Ärztin oder der Arzt vor der Lumbalpunktion einen möglicherweise erhöhten Hirndruck mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns ausschließen.

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Behandlung einer Hirnhautentzündung

Des Weiteren richtet sich die Behandlung einer Meningitis danach, ob die Auslöser Bakterien oder Viren sind.

Bakterielle Hirnhautentzündung

Bei einer bakteriellen Meningitis durch z.B. Meningokokken oder Pneumokokken wird in den meisten Fällen ein entsprechendes Antibiotikum ausgewählt, das gezielt gegen das Bakterium vorgeht. Zusätzlich wird gelegentlich Kortison verabreicht, das entzündungshemmend wirkt. Wenn Meningokokken eine Hirnhautentzündung ausgelöst haben, dann muss die betroffene Person isoliert werden, um die Ansteckungsgefahr für andere zu minimieren. Des Weiteren bekommen alle Kontaktpersonen der letzten 7 bis 10 Tage gegebenenfalls vorbeugend ein Antibiotikum verabreicht.

Bakterielle Hirnhautentzündungen müssen so schnell wie möglich mit wirksamen Antibiotika behandelt werden. Ansonsten besteht das Risiko für einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf. Die Antibiotikagabe erfolgt über die Vene im Krankenhaus.

Bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis beginnen Ärztinnen und Ärzte die Therapie mit mehreren Antibiotika sofort, auch wenn die Ergebnisse der Laboruntersuchungen noch nicht vorliegen.

Sind Pneumokokken die Ursache, kann entzündungshemmend wirkendes Kortison Komplikationen vorbeugen. Kortison dämpft die Entzündungsreaktion, die durch die Erreger verursacht wird. Ist bei einer Meningokokken-Meningitis der Hörnerv betroffen, kann die Gabe von Kortison ebenfalls sinnvoll sein.

Virale Hirnhautentzündung

Gegen eine virale Meningitis gibt es bis auf wenige Ausnahmen meistens keine speziellen Medikamente. Aus diesem Grund sollen vor allem die Beschwerden der Hirnhautentzündung gelindert werden. In den meisten Fällen werden Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente und Bettruhe verordnet. Wenn keine weiteren Komplikationen auftreten, dann kann der kleine Patient oder die kleine Patientin auch bald entlassen und zuhause weiterbehandelt werden.

Eine virale Meningitis wird dagegen in der Regel nur symptomatisch behandelt, zum Beispiel mit Schmerzmitteln oder Präparaten, die den Flüssigkeitshaushalt stabilisieren. Unter Umständen kann ein Medikament gegen Herpesviren zum Einsatz kommen.

Vorbeugung einer Hirnhautentzündung

Die gute Nachricht: Gegen die wichtigsten Meningitis-Erreger gibt es heute eine sichere und wirksame Impfung.

Wer sein Kind vor einer Hirnhautentzündung schützen möchte, der sollte es gegen die häufigsten Erreger (sowohl Viren als auch Bakterien) impfen lassen. Gegen die drei häufigsten Bakterien (Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ B), die eine Meningitis auslösen können, empfiehlt das RKI Impfungen für Babys und Kleinkinder. Auch gegen einige Viren, die für eine virale Meningitis verantwortlich sind, gibt es schützende Impfungen. Für alle Kinder werden die Mumps-Impfung, Masern-Impfung und Röteln-Impfung (meist kombiniert als MMR-Impfung) empfohlen. Da FSME-Viren über Zecken übertragen werden, sollten sich alle Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dort häufig Urlaub machen, dagegen impfen lassen.

Impfungen gegen Meningokokken vom Typ C, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b sind Bestandteil der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) empfohlenen Grundimmunisierung für Kinder. Sie schützen vor Infektionen beziehungsweise schweren Verläufen der durch diese Erreger ausgelösten Erkrankungen. Damit reduzieren die Impfungen auch das Risiko für eine bakterielle Meningitis stark. Die Impfung gegen Meningokokken C wird für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.

In Deutschland und Europa werden mit 61 Prozent die meisten Fälle einer Meningokokken-Infektion von den Bakterien der Serogruppe B ausgelöst (insgesamt existieren 12 Untergruppen von Meningokokken). Lange Zeit hatte die STIKO nur eine Immunisierung gegen den Typ C empfohlen. Dieser Serotyp kommt wesentlich seltener vor, führt aber statistisch gesehen häufiger zu schweren Verläufen. Das heißt, die MenB- Impfung war eine Privatleistung. Das hat sich nun geändert: Mittlerweile liegt die STIKO-Empfehlung auch für den vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlichen Serotyp B vor. Die meisten Krankenkassen haben aber bereits die Kosten für die Impfung gegen Meningokokken B ganz oder zumindest teilweise erstattet. Sobald die Impfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen wurde, ist die Kostenübernahme verpflichtend.

Genesung und Folgen

Der Krankheitsverlauf und die vollständige Genesung einer Hirnhautentzündung hängen von einer schnellen und gezielten Behandlung, vom Erregertyp und vom Gesundheitszustand der erkrankten Person ab. Eine virale Meningitis heilt meistens innerhalb von mehreren Wochen vollständig aus, insofern schnell gehandelt wird. Folgeschäden sind hierbei eher selten.

Wenn eine bakterielle Meningitis rechtzeitig behandelt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die betroffene Person wieder vollständig gesund wird. In manchen Fällen kann es zu bleibenden neurologischen Schäden, wie Gehörschäden, Lähmungserscheinungen oder psychische Beeinträchtigungen kommen. Bei Säuglingen, älteren Menschen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Vorerkrankungen ist das Risiko höher, dass es zu Folgeschäden kommt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sofort zu reagieren, wenn Verdacht auf Meningitis besteht!

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