Schlaganfälle sind weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen und Todesfälle. Daher ist es von größter Bedeutung, die Symptome zu kennen und schnell zu reagieren. Das Erkennen der Symptome eines Schlaganfalls kann das Risiko schwerwiegender Folgen mindern und das Überleben erhöhen.
Bedeutung der Früherkennung eines Schlaganfalls
Die Früherkennung eines Schlaganfalls ist entscheidend, um schnellstmöglich medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Je schneller ein Schlaganfall behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung und die Vermeidung von bleibenden Schäden. Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, insbesondere bei der Notfallversorgung. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde.
Was ist ein leichter Schlaganfall?
Ein leichter Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) oder Mini-Schlaganfall genannt, ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn. Im Gegensatz zu einem vollständigen Schlaganfall verursacht eine TIA in der Regel keine bleibenden Schäden. Die Symptome eines leichten Schlaganfalls sind die gleichen wie bei einem "echten" Schlaganfall, dauern jedoch nur kurzzeitig an und verschwinden meist nach wenigen Minuten, maximal jedoch 24 Stunden.
Ursachen eines Mini-Schlaganfalls
Auslöser eines Mini-Schlaganfalls sind vorübergehende Durchblutungsstörungen im Gehirn, die im Unterschied zu einem Schlaganfall keine bleibenden Schäden verursachen. Dennoch ist eine TIA ein Warnsignal, laut Deutscher Schlaganfall-Hilfe folgt darauf oft ein "großer" Schlaganfall.
Symptome eines leichten Schlaganfalls
Die Symptome eines leichten Schlaganfalls können vielfältig sein und ähneln denen eines vollständigen Schlaganfalls. Einige der häufigsten Symptome sind:
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- Plötzliche Taubheit oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein, oft auf einer Körperhälfte
- Verwirrung oder Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen
- Probleme mit dem Sehen auf einem oder beiden Augen
- Schwierigkeiten beim Gehen, Schwindel oder Gleichgewichtsverlust
- Starke, unerklärliche Kopfschmerzen
Häufige Symptome eines Mini-Schlaganfalls
- Ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl an Armen, Beinen oder einer Körperhälfte
- Schwindel und Unsicherheiten beim Gehen
- Lähmungen der Extremitäten oder einer Körperhälfte
- Sprech- sowie Sehstörungen, typisch ist oft das Herunterhängen eines Mundwinkels
- Eine verwaschene Sprache oder Wortfindungsstörungen
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome eines Schlaganfalls in der Regel plötzlich auftreten und sich innerhalb von Minuten bis Stunden entwickeln. In einigen Fällen können sie jedoch schrittweise über mehrere Stunden oder sogar Tage auftreten.
Der FAST-Test
Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen:
- F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich. Bitten Sie den Betroffenen die Augen zu schließen, beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen und die Position zu halten.
- S (Speech): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor. Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
- T (Time): Zögern Sie nicht, unverzüglich die 112 zu wählen und die Symptome zu schildern. Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute.
Was tun bei Verdacht auf einen Mini-Schlaganfall?
Besteht der Verdacht auf eine TIA sollte umgehend mit der Notrufnummer 112 ein Rettungswagen gerufen werden.
Spezifische Anzeichen bei Frauen
Obwohl die grundlegenden Symptome eines Schlaganfalls bei Frauen und Männern ähnlich sind, gibt es einige spezifische Anzeichen, die bei Frauen häufiger auftreten und die Erkennung erschweren können. Frauen zeigen beim Schlaganfall häufig zusätzliche Beschwerden, die die typischen Anzeichen wie Lähmung oder Sprachstörungen verdecken können.
Untypische Symptome bei Frauen
Bei Frauen kündigt sich ein Schlaganfall oft mit folgenden Symptomen an:
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- Kopfschmerzen
- Glieder- und Gelenkschmerzen
- Brustschmerzen
- Verwirrtheit
- Schluckstörungen, Schluckauf
- Kurzatmigkeit, Atemnot
- Krämpfe
- Schwächeanfälle
- Ohnmacht
- Harninkontinenz
Es ist wichtig zu beachten, dass das Auftreten mehrerer dieser Symptome gleichzeitig ein Warnsignal sein kann und eine sofortige medizinische Untersuchung erfordert.
Zusätzliche Risikofaktoren bei Frauen
Nicht nur die Symptome eines Schlaganfalls unterscheiden sich bei Frau und Mann, auch einige Risikofaktoren sind geschlechtsspezifisch und kommen hauptsächlich oder sogar ausschließlich bei Frauen zum Tragen. Einige dieser zusätzlichen Risikofaktoren sind:
- Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz zu schnell und unregelmäßig schlägt
- Diabetes mellitus
- Migräne mit Aura
- Eine Behandlung mit Hormonen, beispielsweise zur Verhütung oder zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden
- Ein später Eintritt in die Wechseljahre
- Bluthochdruck in Verbindung mit einer Schwangerschaft
- Früh- und Totgeburten
Besondere Aufmerksamkeit bei Migräne
Besonders gefährlich wird es, wenn Frauen bereits an einer Krankheit wie Migräne leiden, die ähnliche Symptome verursacht. „Migräne-Patientinnen sollten deshalb sehr aufmerksam sein“, rät Prof. Dr. Götz Thomalla, Fachbeirat der Deutschen Hirnstiftung. Vorsicht ist gerade bei Migräne mit Aura geboten, wo Anfällen oft Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Sehstörungen vorausgehen. Hat man diese Form der Migräne, erhöht das nachweislich das Risiko einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn.
Weitere Schlaganfallformen
Neben dem leichten Schlaganfall gibt es auch noch andere Formen von Schlaganfällen, die unterschiedliche Ursachen und Symptome haben können.
Stiller Schlaganfall
Ein „stiller Schlaganfall“ ist ein Schlaganfall, der ohne erkennbare Symptome auftritt und daher oft unbemerkt bleibt. Stille Schlaganfälle treten auf, wenn das Blutversorgung zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, aber die betroffene Person keine typischen Symptome eines Schlaganfalls zeigt. Ein stiller, unbemerkter Schlaganfall kann im Nachgang mithilfe bildgebender Verfahren wie beispielsweise einem CT oder MRT festgestellt werden. Manchmal äußert sich ein Schlaganfall nur durch eine kurzzeitige taube Lippe. In diesem Fall spricht man vom sogenannten stillen oder unbemerkten Schlaganfall. Er kann eine Vorstufe von schweren Schlaganfällen sein. Daher ist auch hier schnelles Handeln gefragt.
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Kryptogener Schlaganfall
Bei bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle bleibt der Grund zunächst ungeklärt. Mediziner sprechen dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Doch Experten glauben inzwischen, dass auch in diesen Fällen häufig ein Vorhofflimmern zum Schlaganfall geführt hat.
Schlaganfall bei jungen Menschen
Gerade bei Menschen, die nicht die klassischen Risikofaktoren aufweisen, findet man häufig akute auslösende Faktoren. In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO). Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Bei jedem Vierten wächst das Loch (Foramen ovale) allerdings nicht vollständig zu, es bleibt dauerhaft offen.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Die Kenntnis Ihrer persönlichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall kann ebenfalls dazu beitragen, das Risiko zu verringern. Die wichtigsten Risikofaktoren gelten für alle Geschlechter. Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle: Dazu gehört zum Beispiel das Vorhofflimmern. Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern. Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer. Migräne mit Aura erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen. Aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer.
Vorbeugung von Durchblutungsstörungen des Gehirns
Um Durchblutungsstörungen des Gehirns vorzubeugen, empfiehlt Neurologe Martin Liebetrau einen gesunden Lebensstil:
- Falls Übergewicht besteht, dass man Gewicht reduziert, sich mehr bewegt.
- Dass man sich gesünder ernährt und das Rauchen sein lässt.
Behandlung eines Schlaganfalls
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Art des Schlaganfalls ab. Es gibt im Prinzip zwei Formen von Schlaganfällen: 80 Prozent sind ischämische Schlaganfälle mit einer Arterienverstopfung und mangelnder Durchblutung des Gehirns. Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Eine Methode ist die Thrombolyse (kurz: Lyse). Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt, die sich nicht allein medikamentös auflösen lassen. Dabei wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt und das Blutgerinnsel mit einem weichen Metallgitter-Geflecht eingefangen und abgesaugt.
Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zum Stillstand gebracht werden, falls noch nicht von selbst geschehen. Außerdem müssen Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. Daher kann es bei stärkeren Blutungen nötig sein, das Blut durch eine Operation zu entfernen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann es in seltenen Fällen erforderlich werden, Teile des Schädelknochens zu entfernen.
Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.
Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Wichtig ist bei einem Schlaganfall nicht nur die Akutversorgung auf der Stroke Unit, sondern auch eine langfristige Nachbehandlung der Betroffenen. Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung.
Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Veränderungen am Hirnstamm ein Biomarker dafür sein könnten. Mit einem hochauflösenden Hirnstamm-Ultraschall könnten Risikopatienten frühzeitig erkannt und behandelt werden.
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