Die Parkinson-Krankheit, von der in Deutschland etwa 400.000 Menschen betroffen sind, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen äußert. Zu den häufigsten motorischen Symptomen gehören Gangstörungen, verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor) und Zittern (Tremor). Diese Symptome können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und dazu führen, dass sie sich in die Isolation zurückziehen.
Umso wichtiger ist es, dass Parkinson-Patienten Zugang zu umfassenden Versorgungsangeboten und innovativen Therapieansätzen haben. In den letzten Jahren haben sich Smartphone-Apps als vielversprechende Instrumente zur Unterstützung von Parkinson-Patienten im Alltag und zur Verbesserung ihrer Therapie etabliert. Diese Apps nutzen modernste Technologie, um verschiedene Aspekte der Erkrankung zu erfassen und zu beeinflussen, von der Früherkennung bis hin zur Verbesserung der motorischen Fähigkeiten.
Frühzeitige Erkennung und Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend für den Verlauf der Parkinson-Krankheit, da sie den Betroffenen die Möglichkeit gibt, frühzeitig mit einer neuroprotektiven Therapie zu beginnen. Diese Therapieform zielt darauf ab, die Nervenzellen vor dem Abbau zu schützen und Nervenschädigungen zu lindern oder zu verhindern.
Die App „i-PROGNOSIS“ für Android-Smartphones wurde entwickelt, um die Früherkennung von Parkinson zu verbessern. Sie analysiert Bewegungsmuster und Sprachqualitäten der Nutzer und informiert sie bei Auffälligkeiten. Zudem bietet die App eine Kontaktvermittlung zu einem Parkinson-Spezialisten an.
Entscheidend für die frühe Diagnose sind vor allem nicht-motorische Symptome wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme oder eine Reduktion des Geruchssinns. Die App soll dazu beitragen, dass Betroffene bei bestimmten Anzeichen früher einen Arzt aufsuchen und somit die Chance auf eine neuroprotektive Therapie erhalten.
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Unterstützung im Alltag und Therapiebegleitung
Neben der Früherkennung können Apps auch dazu beitragen, den Alltag von Parkinson-Patienten zu erleichtern und die Therapie zu begleiten. Ein Beispiel hierfür ist ParkinsonGo TM, ein innovatives hybrides Versorgungskonzept, das Bewegungssensoren, eine intelligente App und die Unterstützung durch Parkinson-Telenurses kombiniert.
ParkinsonGo TM analysiert das Gangbild der Patienten im Alltag und erfasst Symptommuster sowie alltägliche Herausforderungen. Die Sensoren zur Ganganalyse können leicht an Alltagsschuhen befestigt werden. Zusätzlich steht den Patienten eine Parkinson-Nurse zur Seite, die sie bei ihren Alltagsherausforderungen unterstützt und sich im Bedarfsfall auch mit dem behandelnden Arzt berät.
Die erhobenen Alltagsdaten stehen dem behandelnden Arzt zur Verfügung, so dass Arzt und Patient ein vergleichbares Informationsniveau zum Krankheitsverlauf haben. Dies ermöglicht eine zielgerichtete Anpassung der Medikation an die individuellen Bedürfnisse des Patienten.
Die App schlägt auf Basis des Gangbilds und der Tagebucheinträge maßgeschneiderte physiotherapeutische Trainingsübungen vor, die bequem zuhause durchgeführt werden können.
Verbesserung der Motorik durch Musiktherapie
Musik besitzt ein therapeutisches Potential, das die Symptome der Parkinson-Erkrankung lindern und das Bewegungstraining bereichern kann. Die von der CuraSwing GmbH entwickelte App CuraSwing nutzt dieses Potential, indem sie beim Gehen den Armschwung in Musik übersetzt und damit den gesamten Bewegungsablauf stimuliert.
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Die App basiert auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zum motorischen Lernen und zur Musikverarbeitung. Mit einsetzendem Armschwung während des Gehens startet die rhythmische Stimulation. Mit zunehmendem Armschwung entfaltet sich nach und nach eine anregende Musik. Größere und schnellere Bewegungen steigern automatisiert in Echtzeit die musikalische Intensität.
Das intuitive musikalische Feedback in Kombination mit einer rhythmisch-auditiven Stimulation (RAS) animiert zu einem schwungvollen rhythmischen Gangbild. Die App bietet dem Betroffenen zwei Trainings in einer App an. Durch den Einsatz von Musik erleben Parkinson-Patienten häufig wieder eine bessere Kontrolle ihrer Motorik.
Eine Weiterentwicklung der App bietet jetzt neue Möglichkeiten für das Training mit Musik, verschiedene, eigens komponierte, Musikstile und rhythmisch-auditive Stimulation erweitern jetzt das Spektrum der CuraSwing-App.
ParkProReakt: Ein sektorenübergreifendes Versorgungskonzept
Im Leuchtturmprojekt ParkProReakt arbeiten Forschende des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT gemeinsam mit Partnern an einem sektorenübergreifenden, proaktiven sowie bedarfsorientierten Versorgungsmodell für Parkinson-Patienten. Ziel ist es, einen kontinuierlichen Austausch zwischen Ärzten und Betroffenen zu fördern und regelmäßige Kontrolluntersuchungen zu ermöglichen.
Das Projektteam entwickelt eine Webplattform und eine mobile Anwendung für Smartphones, die per Bluetooth mit einer Apple Watch verbunden ist. Die App namens Active PD wird nach einer Einlernphase von den Patientinnen und Patienten bedient. Die damit gesammelten Daten werden in die Webplattform übertragen, die den Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung steht.
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Die Patientinnen und Patienten sind angehalten, zweimal pro Woche mithilfe der App und der mit Sensorik ausgerüsteten Apple Watch spezifische, standardisierte Parkinson-bezogene Tests durchzuführen, die vor allem die motorischen Fähigkeiten und die Befindlichkeit adressieren. Die Tests helfen den Ärzten beziehungsweise Versorgenden, krankheitsbedingte Symptome besser einschätzen und mit entsprechenden Maßnahmen schnell darauf reagieren zu können.
Ein Ampelsystem informiert den behandelnden Arzt, wenn sich der Zustand eines Erkrankten drastisch verschlechtert. Auch besondere Ereignisse wie Stürze können über die App, die sich derzeit im Prototyp-Status befindet, gemeldet werden.