Mann vergisst Alzheimer zu haben: Ursachen und Prävention

Ein gesundes Gehirn ist die wichtigste Grundlage für ein erfolgreiches und langes Leben. Der Abbau der eigenen Hirnleistungen kommt oft schleichend und spät. Es ist wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Risikofaktoren der Alzheimer-Krankheit und Demenz, beginnend mit den frühen Stadien und fortschreitenden Symptomen, und bietet Einblicke in Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.

Frühe Anzeichen und Risikofaktoren

Schon bei 30-Jährigen können krankhafte Veränderungen im Gehirn nachweisbar sein, lange bevor alltägliche Beschwerden spürbar werden. Wenn Beeinträchtigungen im Alltag auffallen, ist es oft bereits spät für eine erfolgreiche Therapie. Vorbeugung sollte spätestens im 4. Lebensjahrzehnt (zwischen 30 und 40 Jahren) beginnen, da dann ein wirksamerer und langfristiger Effekt möglich ist.

Anzeichen einer Demenz

  • Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit
  • Schwierigkeiten, Worte oder Namen zu finden
  • Wesensänderung
  • Orientierungsstörungen
  • Depression und Antriebslosigkeit
  • Leichte Gedächtnisbeeinträchtigungen

Leichte Störungen der Hirnleistungen (Mild Cognitive Disorder) entwickeln sich bei Menschen über 65 Jahren in 15-20 % pro Jahr zu einer Demenz weiter. Menschen mit subjektivem Erleben einer Geisteskraftminderung haben ein 15-fach erhöhtes Risiko, innerhalb von 3 Jahren eine manifeste Störung mit Alltagseinbußen zu entwickeln.

Risikofaktoren

Ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz ist der APOE-Genotyp. Mit einem APOE4-Gen (von einem Elternteil geerbt) steigt das Risiko auf 30 %, mit zwei APOE4-Genen (von beiden Eltern geerbt) auf 50-90 %.

Weitere Risikofaktoren sind:

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  • Schlafstörungen
  • Fehlende Entspannungszeiten bzw. chronischer Stress
  • Geringe körperliche oder geistige Anstrengung
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • Bluthochdruck
  • Hormon- oder Vitaminmangel
  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht
  • Fehlernährung
  • Hirnverletzungen
  • Elektrolytstörungen
  • Umweltgifte oder Suchtstoffe

Kognoskopie: Umfassende Hirnleistungstestung

Ab dem 50. Lebensjahr sollte jeder jährlich eine umfassende Hirnleistungstestung ("Kognoskopie") durchführen. Diese dauert meist zwei Stunden. Einfache Fragebögen genügen nicht, um eine Störung zu belegen oder auszuschließen. Die rechtzeitige Unterscheidung zwischen "normalem" Altern und dem Beginn einer demenziellen Entwicklung ist von großer Bedeutung für die Besserungsprognose und eine zielgenaue Therapie. Nicht jede Gedächtnislücke deutet auf die Alzheimer-Krankheit hin.

Neurokognitive Testung

Mittels einer Kurztestung (z.B. mit dem Montreal Cognitive Assessment (MoCA) oder dem Mini Mental State-Test (MMST)) kann man zwar einen ersten Hinweis erhalten, jedoch ist eine umfangreichere neurokognitive Testung zwingend erforderlich, um eine klare Aussage zu erhalten. Diese Testung umfasst viele Hirnleistungen, z.B. Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit, Merkspanne, Arbeitsgeschwindigkeit oder Reaktionskontrolle. Sie offenbart das genaue Störungsmuster und ermöglicht eine störungsabgestimmte Therapie zur Verbesserung dieser Hirnleistungen.

Therapieansätze und Verhaltensaspekte

Die wichtigsten Verhaltensaspekte, um das Gehirn wieder gesund zu machen, sind:

  • Adäquate körperliche Aktivität
  • Hirnleistungstraining
  • Gesunder Schlaf
  • Hirnaufbauende Ernährung
  • Stressbelastungsminderung bzw. -Coping
  • Soziale Einbindung

Zudem muss schädigendes Handeln und Gifte gestoppt werden. Nach mehr als 30 Jahren und hohen Kosten in der Alzheimer-Forschung gibt es noch immer kein Medikament zur Heilung der Krankheit. Die aktuellen Medikamentenentwicklungen versprechen allenfalls ein geringes Bremsen der Krankheit.

Medikamentöse Therapie

Eine wichtige Therapie besteht weiterhin aus sogenannten Acetylcholinestase-Hemmern (z.B. Rivastigmin, Donepezil oder Galantamin). Dies ist eine rein symptomatische Therapie, die bestenfalls eine Verzögerung des Hirnabbaus um etwa ein halbes Jahr bewirkt (ähnlich dem neuen Lecanemab).

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Amyloid-Theorie

Die bisher noch dominierende "Amyloid-Theorie" besagt, dass die vermehrten Ablagerungen dieses Abbauproteins im Hirn zur Behinderung der Kopplungen zwischen den Nervenzellen führt und die Nervenzellen direkt toxisch schädigt. Diese Ablagerungen spielen eine wichtige Rolle, hauptsächlich aber für die vererbbaren Alzheimer-Typen (Early Onset Alzheimer Disease=EOAD). Ein "Säubern" des Gehirns vom Beta-Amyloid führt jedoch nicht zu besseren Hirnleistungen. Zudem erfüllt dieses Protein zu Beginn der vermehrten Bildung wohl auch schützende, hirnprotektive Aufgaben.

Patientenzentrierte Behandlung

Die Annahme eines "goldenen Schusses" in der Behandlung der Alzheimer-Demenz ist gescheitert. Erfolgreiche Behandlung kann nur patientenzentriert gelingen. Jeder Patient benötigt zielgenau nach umfassender Diagnostik eine darauf basierte mulimodale Therapie. Die Frage, welche Motivation jeder für eine Kehrtwende zu gesünderem Lebensstil und Gesundung bereit ist aufzuwenden, kann sich jeder nur selbst beantworten.

Alois Alzheimer und die Entdeckung der Krankheit

Alois Alzheimer entdeckte vor gut 100 Jahren an seiner dementen Patientin Auguste Deter erstmals Hirnveränderungen. Auguste wurde 1901 von ihrem Mann verwirrt und orientierungslos in die Anstalt gebracht, sie war erst 51 Jahre alt. Alzheimer protokollierte in den nächsten vier Jahren ihren Leidensweg. Nach ihrem Tod berichtete er über das eigenartige Krankheitsbild und einen "eigenartigen schweren Erkrankungsprozess der Hirnrinde". Erst nach seinem Tod wurde die Krankheit nach ihm benannt.

Abgrenzung: "Normale" Vergesslichkeit vs. Demenz

Besonders am Anfang ist es schwer, eine "normale Vergesslichkeit" von einer Demenz abzugrenzen. Jeder Mensch vergisst einmal etwas. Die Fähigkeit, sich etwas zu merken, ist auch abhängig von der momentanen seelischen und geistigen Belastung, der Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Auch das Alter spielt eine Rolle.

Typische Merkmale einer Demenz

Im Gegensatz zur "normalen" Vergesslichkeit weisen Menschen mit Demenz einige typische Merkmale auf:

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  • Im Verlauf der Erkrankung treten immer mehrere und zunehmend stärker ausgeprägte Symptome in Erscheinung.
  • Betroffene vergessen häufig, erinnern sich nicht mehr und stellen immer wieder die gleichen Fragen, obwohl sie die Antwort schon (mehrfach) erhalten haben.
  • Sie erinnern sich nicht an das letzte Mal, als sie ihre Schlüssel in der Hand hielten oder stricken sich ihre eigene Geschichte, wie sie die Schlüssel verloren haben könnten.
  • Sie räumen Dinge an völlig ungeeignete Plätze und finden sie nicht wieder.
  • Sie vergessen möglicherweise ein Kind unter ihrer Obhut völlig und verlassen das Haus.
  • Sie wissen nicht mehr, was Telefonnummern bedeuten und was sie mit ihnen machen können.
  • Sie vergessen möglicherweise, ein Essen zu servieren oder dass sie es überhaupt gekocht haben.
  • Sie erinnern sich weder an Geschichten noch an die Geschehnisse selbst.
  • Sie vergessen meistens, was einige Minuten zuvor geschah.
  • Sie nutzen Gedächtnisstützen und Merkzettel schlechter als "normal" vergessliche Menschen.
  • Sie verlieren die Fähigkeit zu suchen und Hinweise zu verwenden, die sie bei der Orientierung unterstützen.
  • Sie erzählen die gleiche Geschichte unter Umständen mehrmals innerhalb einer Stunde derselben Person.
  • Sie verlieren oft ihre Energie, werden inaktiv und nehmen nur noch widerwillig an gesellschaftlichen oder anderen Aktivitäten teil.

Demenz: Eine Volkskrankheit

Etwa 1,4 Prozent der 65- bis 69-jährigen Menschen in Deutschland leiden unter einer Demenz. Derzeit leben in Deutschland rund 1,5 Millionen Frauen und Männer mit einer Demenz. Nachdem die Zahl der hochbetagten Menschen im Zuge des demographischen Wandels in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen wird, dürfte auch die Demenzhäufigkeit zunehmen.

Formen der Demenz

Die Demenz ist keine einheitliche Erkrankung, sondern ein Sammelbegriff für krankhafte Vergesslichkeit unterschiedlicher Ursachen. Gemeinsam ist allen Demenzformen, dass Nervenzellen zugrunde gehen, die für das Gedächtnis unverzichtbar sind.

  • Alzheimer-Demenz: Die häufigste Form, bei der Nervenzellen des Gehirns aus noch nicht völlig geklärter Ursache zugrunde gehen.
  • Vaskuläre Demenz: Ursache ist eine Unterversorgung der Nervenzellen, z.B. durch Verstopfung von Blutgefäßen des Gehirns.
  • Pick-Krankheit (frontotemporale Demenz): Hier gehen vor allem Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Großhirns zugrunde.

Forschung und Therapie

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) erforscht die Ursachen von Störungen des Nervensystems und entwickelt Strategien zur Prävention, Therapie und Pflege von Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).

Die Demenz ist derzeit nicht heilbar. Mit Cholinesterase-Hemmern und NMDA-Rezeptorblockern gibt es Medikamente, die die Abnahme der Leistungsfähigkeit des Gehirns für eine gewisse Zeit verlangsamen können. Der Effekt ist aber nur vorübergehend.

Prävention

Jeder Mensch kann sein Demenzrisiko zumindest etwas senken. Studien zeigen, dass regelmäßige körperliche Betätigung mit einer geringeren Häufigkeit von Demenz im Alter einhergeht. Bei Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Blutdruck geht eine gute medikamentöse Einstellung mit einem geringeren Demenzrisiko einher. Auch wer auf seine Ernährung achtet und starkes Übergewicht vermeidet, kann die Demenzentwicklung im Alter positiv beeinflussen. Ein Body Mass Index (BMI) von über 30 ist aktuellen Daten zufolge mit einem vierfach höheren Demenzrisiko verbunden. Auch ein geistiges Training kann dazu beitragen, dass sich das Demenzrisiko vermindert.

Symptome und Verlauf der Alzheimer-Krankheit

Alzheimer schleicht sich ins Leben. Zunächst treten leichte Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten auf. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer lagern sich schädliche Proteine wie Amyloid-beta ab.

Symptome

  • Gedächtnisstörungen: Im Anfangsstadium ist zunächst nur der Teil des Kurzzeitgedächtnisses betroffen, der für die Übertragung ins Langzeitgedächtnis zuständig ist. Im weiteren Verlauf verschlechtert sich selbst das Langzeitgedächtnis.
  • Agnosie: Betroffene erkennen Dinge und Menschen nicht mehr.
  • Orientierungsstörungen: Störungen und Verlust der Orientierung über Raum, Zeit, Situation und Person.
  • Sprachstörungen: Wortfindungsprobleme, Probleme beim Verstehen und Benennen.
  • Schreib-, Lese- und Rechenstörungen: Schwierigkeiten, Texte zu Papier zu bringen und zu lesen, die Inhalte zu verstehen oder mit Zahlen umzugehen.
  • Probleme bei der Beurteilung von Situationen: Patienten sind oft bei einfachsten Entscheidungen überfordert und können Situationen immer schlechter beurteilen.
  • Verlangsamung der Tätigkeit des Gehirns: Verzögerte Reaktion auf Situationen.
  • Konzentrationsprobleme: Die Konzentrationsleistung lässt immer weiter nach.
  • Psychische Veränderungen/Persönlichkeitsveränderungen: Angststörungen, Depressionen, Nervosität, Halluzinationen und Wahnvorstellungen oder Persönlichkeitsveränderungen wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen oder Aggressivität.

Diagnose

Die Diagnose von Alzheimer ist nicht einfach. Es gibt verschiedene diagnostische Instrumente, die versuchen, über Untersuchungen, bildgebende Verfahren und Tests die körperlichen und geistigen Defizite des Gehirns zu erfassen. Meist ist ein multidisziplinäres Team an der Diagnose von Alzheimer beteiligt.

Behandlung

Es gibt bis jetzt keine Medikamente, die die Krankheit heilen können. Aber es gibt zur Behandlung einige Medikamente, die die Symptome verlangsamen und dadurch die Lebensqualität und den Alltag von Betroffenen verbessern. Ziel einer medikamentösen Therapie ist es einerseits, den Abbau der kognitiven Fähigkeiten mit sogenannten Antidementiva zu verringern, andererseits die begleitenden Symptome wie Depression oder Unruhe zu lindern. Hinzu kommen nicht-medikamentöse Maßnahmen, die die Alltagskompetenz der Betroffenen möglichst lange aufrechterhalten sollen. Dazu gehören Psychotherapie und Soziotherapie.

Erfahrungen von Angehörigen

Angehörige von Alzheimer-Patienten stehen vor großen Herausforderungen. Sie müssen lernen, mit den Veränderungen der Erkrankten umzugehen und sich an die neue Situation anzupassen. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen und die eigenen Grenzen zu erkennen.

Was Angehörige tun können

  • Die Krankheit verstehen
  • Für sich selber sorgen
  • Die Erkrankten in den Alltag integrieren
  • Schöne Momente schaffen
  • Hilfe suchen und annehmen

Musiktherapie

Sehr hilfreich und anerkannt ist auch die Musiktherapie. In der Regel werden die Patienten mit einer Gitarre in der Hand besucht und es wird angefangen zu singen. Die Gitarre als Symbol für gemeinschaftliches Singen wird oft aus der Jugend erkannt. Beim Singen erleben die Patienten, dass etwas noch funktioniert. Die Musiktherapie tut manchmal auch den Angehörigen gut, etwa wenn Demenzkranke sich plötzlich durch eine Melodie wieder an Stationen ihres Lebens oder an ihren Partner erinnern; manche singen voller Freude mehrstrophige Lieder, obwohl sie ansonsten keinen zusammenhängenden Satz mehr sprechen.

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