Appetitzügler: Wirkungsweise im Gehirn und Anwendung

Appetitzügler sind Substanzen, die das Hungergefühl reduzieren und somit zur Gewichtsreduktion beitragen sollen. Sie wirken hauptsächlich im Gehirn, insbesondere im Hypothalamus, dem Zentrum für die Appetitregulation. Es ist wichtig zu beachten, dass die Anwendung von Appetitzüglern immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte, da sie Nebenwirkungen haben können und eine dauerhafte Veränderung des Lebensstils erforderlich ist.

Was sind Appetitzügler?

Appetitzügler, auch Anorektika genannt, sind Medikamente oder natürliche Stoffe, die das Hungergefühl minimieren und das Sättigungsgefühl fördern. Sie werden in der Regel zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas eingesetzt. Es gibt verschiedene Arten von Appetitzüglern, die auf unterschiedliche Weise wirken. Einige beeinflussen die Botenstoffe im Gehirn, während andere die Magenentleerung verlangsamen oder Quellstoffe enthalten, die im Magen aufquellen und ein Sättigungsgefühl erzeugen.

Wie wirken Appetitzügler im Gehirn?

Appetitzügler wirken hauptsächlich auf das Appetitzentrum im Hypothalamus. Dieser Bereich des Gehirns steuert den Appetit, die Wachheit und viele weitere unkontrollierbare Körperfunktionen. Appetitzügler beeinflussen die Konzentrationen und Wirkungen der Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin im Gehirn.

  • Dopamin: Dieser Botenstoff ist an der Belohnung und Motivation beteiligt. Einige Appetitzügler erhöhen die Dopaminkonzentration im Gehirn, was zu einem reduzierten Verlangen nach Essen führen kann.
  • Serotonin: Serotonin spielt eine Rolle bei der Stimmungsregulation und dem Sättigungsgefühl. Einige Appetitzügler erhöhen die Serotoninkonzentration, was das Sättigungsgefühl verstärken und den Appetit reduzieren kann.
  • Noradrenalin: Noradrenalin ist ein Stresshormon, das den Körper in einen aktiven Zustand versetzt. Einige Appetitzügler erhöhen die Noradrenalinkonzentration, was den Appetit reduzieren kann, da der Körper nicht auf Essen eingestellt ist.

Klassische Appetitzügler gehören zur Gruppe der Amphetamine und vermindern das Hungergefühl im Gehirn. Amphetamine wirken im zentralen Nervensystem und lösen eine vermehrte Freisetzung von Noradrenalin aus. Gleichzeitig hemmen sie die Wiederaufnahme, wodurch deutlich mehr Noradrenalin im Gehirn vorhanden ist und sich der Appetit reduziert.

Arten von Appetitzüglern

Es gibt verschiedene Arten von Appetitzüglern, die sich in ihrer Wirkungsweise und ihren Inhaltsstoffen unterscheiden:

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  • Medizinische Präparate (Anorektika): Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig und wirken auf das zentrale Nervensystem, um den Appetit zu reduzieren. Sie enthalten Wirkstoffe wie Semaglutid, Liraglutid, Bupropion und Naltrexon.
  • Natürliche Appetitzügler: Diese Stoffe sind in Lebensmitteln enthalten und können helfen, das Hungergefühl zu reduzieren. Dazu gehören Quellstoffe, bestimmte Obst- und Gemüsesorten sowie Kräuter.
  • Sättigungspräparate: Diese Produkte enthalten Quellstoffe, die im Magen aufquellen und ein Sättigungsgefühl erzeugen. Sie sind als Kapseln oder Pulver erhältlich.

Medizinische Appetitzügler

Semaglutid (Ozempic, Wegovy): Semaglutid ist ein Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurde. Er ahmt das Hormon GLP-1 nach, das im Darm produziert wird und das Sättigungsgefühl im Gehirn verstärkt. Außerdem verlangsamt Semaglutid die Magenentleerung und senkt den Blutzuckerspiegel. Aufgrund seiner appetitzügelnden Wirkung wird Semaglutid auch zur Behandlung von Adipositas eingesetzt.

Liraglutid (Saxenda): Liraglutid ist ebenfalls ein GLP-1-Rezeptoragonist, der zur Behandlung von Diabetes und Adipositas eingesetzt wird. Es wirkt ähnlich wie Semaglutid, indem es das Sättigungsgefühl verstärkt und die Magenentleerung verlangsamt.

Naltrexon/Bupropion (Mysimba): Dieses Kombinationspräparat enthält die Wirkstoffe Naltrexon und Bupropion, die auf das Belohnungssystem im Gehirn wirken und den Appetit reduzieren sollen. Bupropion ist ein Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, der ursprünglich zur Raucherentwöhnung und bei Depressionen eingesetzt wurde. Naltrexon ist ein Opioidantagonist, der in der Suchttherapie eingesetzt wird.

Orlistat (Xenical, Alli): Orlistat ist ein Lipasehemmer, der die Aufnahme von Fett im Darm reduziert. Es hemmt die Enzyme, die für die Fettverdauung verantwortlich sind, wodurch ein Teil des Nahrungsfetts unverdaut ausgeschieden wird. Orlistat ist sowohl verschreibungspflichtig (Xenical) als auch freiverkäuflich (Alli) erhältlich.

Natürliche Appetitzügler

Es gibt eine Reihe von Lebensmitteln, die natürliche Appetitzügler enthalten und helfen können, das Hungergefühl zu reduzieren:

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  • Quellstoffe: Pflanzenbestandteile, die im Magen aufquellen und ein Sättigungsgefühl erzeugen. Dazu gehören Ballaststoffe wie Pektin, Alginat, Zellulose und Glucomannan.
  • Pfefferminze: Verhindert Heißhungerattacken auf Süßigkeiten, da der intensive Geruch den Fettstoffwechsel der Leber und der Galle anregt.
  • Mandeln: Sind stark sättigend und versorgen den Körper mit vielen Nährstoffen.
  • Ingwer: Kitzelt viele Geschmacksknospen im Mund und stillt den Appetit auf fruchtig-süße und herzhaft-scharfe Speisen gleichzeitig.
  • Orangensaft: Enthält Pektine, die bewirken, dass Wasser länger im Körper bleibt und das Sättigungsgefühl anregt.
  • Hafer: Stellt den Hunger für eine längere Zeit und ist ein idealer Bestandteil im Frühstücks-Müsli.
  • Äpfel: Stabilisieren den Glukosegehalt im Blut und schützen vor Heißhungerattacken.
  • Topinambur: Enthält den Ballaststoff Inulin, der im Magen-Darm-Trakt aufquillt und den Blutzuckerspiegel länger konstant hält.
  • Linsen, Kichererbsen und Bohnen: Sind sehr ballaststoffreich und lassen den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen.
  • Tomaten: Haben einen hohen Chromgehalt, der den Blutzuckerspiegel stabilisiert.
  • Kaffee: Regt den Stoffwechsel an und steigert die Fettverbrennung.

Sättigungspräparate

Sättigungspräparate enthalten Quellstoffe, die im Magen aufquellen und ein Sättigungsgefühl erzeugen. Sie sind als Kapseln, Pulver oder Tabletten erhältlich und werden vor den Mahlzeiten eingenommen. Die Quellstoffe binden Wasser und vergrößern ihr Volumen, wodurch der Magen gefüllt wird und das Hungergefühl reduziert wird.

Anwendung von Appetitzüglern

Die Anwendung von Appetitzüglern sollte immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Der Arzt kann beurteilen, ob eine Einnahme von Appetitzüglern sinnvoll ist und welche Art von Appetitzügler am besten geeignet ist.

  • Medizinische Präparate: Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig und werden in der Regel einmal täglich oder wöchentlich eingenommen. Die Dosierung wird schrittweise erhöht, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Verträglichkeit zu verbessern.
  • Natürliche Appetitzügler: Diese Stoffe können in die tägliche Ernährung integriert werden. Es ist wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten.
  • Sättigungspräparate: Diese Produkte werden vor den Mahlzeiten eingenommen, um das Sättigungsgefühl zu erhöhen. Es ist wichtig, ausreichend Wasser zu trinken, um Verstopfungen zu vermeiden.

Eine Behandlung mit Appetitzüglern sollte immer mit einer Ernährungsumstellung und Lebensstiländerung einhergehen. Die Umstellung der Lebensumstände hilft nach dem Absetzen, weiter abzunehmen oder das Gewicht zu halten, welches erreicht wurde.

Mögliche Nebenwirkungen von Appetitzüglern

Wie bei jedem Medikament können auch bei Appetitzüglern Nebenwirkungen auftreten. Die Art und Schwere der Nebenwirkungen hängt von der Art des Appetitzüglers und der individuellen Verträglichkeit ab.

  • Medizinische Präparate: Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen. In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenderen Nebenwirkungen wie Bauchspeicheldrüsenentzündung, Herzrasen, Bluthochdruck und psychischen Störungen kommen.
  • Natürliche Appetitzügler: Bei übermäßigem Verzehr von Quellstoffen kann es zu Völlegefühl, Bauchschmerzen und Blähungen kommen. Einige Kräuter können Wechselwirkungen mit Medikamenten haben.
  • Sättigungspräparate: Bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr kann es zu Verstopfungen kommen.

Es ist wichtig, bei Auftreten von Nebenwirkungen einen Arzt zu konsultieren.

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Risiken und Warnhinweise

Die Einnahme von Appetitzüglern birgt einige Risiken und Warnhinweise, die beachtet werden sollten:

  • Abhängigkeit: Einige Appetitzügler, insbesondere solche, die auf das zentrale Nervensystem wirken, können abhängig machen.
  • Jo-Jo-Effekt: Nach dem Absetzen von Appetitzüglern kann es zu einer Gewichtszunahme kommen, wenn die Ernährung und der Lebensstil nicht angepasst werden.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten: Einige Appetitzügler können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.
  • Nicht geeignet für Schwangere und Stillende: Appetitzügler sollten während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden.
  • Nicht geeignet für Personen mit bestimmten Erkrankungen: Appetitzügler sind nicht geeignet für Personen mit bestimmten Erkrankungen wie Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischen Störungen und Schilddrüsenerkrankungen.

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