ARTE Mediathek: Das Gehirn im Fokus – Dokumentationen und Erkenntnisse

Die ARTE Mediathek bietet eine Vielzahl von Dokumentationen, die sich mit den komplexen Funktionen und der Gesundheit unseres Gehirns auseinandersetzen. Diese Filme beleuchten verschiedene Aspekte, von Gedächtnisverlust und falschen Erinnerungen bis hin zum Einfluss von Ernährung und Stress auf die Gehirnfunktionen.

Gedächtnisverlust und die Funktionsweise des Erinnerns

Die Dokumentation "Gedächtnisverlust - Wenn das Gehirn plötzlich streikt" auf ARTE und in der ARD Mediathek thematisiert das Phänomen des Gedächtnisverlusts. Der Neurologe Magnus Heier sucht nach einer Erklärung für einen eigenen Gedächtnisverlust von 24 Stunden.

Ein wichtiger Aspekt der Dokumentation ist der Beitrag der Neurowissenschaftlerin Magdalena Sauvage, die sich auf die funktionelle Architektur des Gedächtnisses spezialisiert hat. Sie erklärt, dass unser Gehirn Erinnerungen nicht nur speichert, sondern auch modifiziert. Erinnerungen können durch neue Informationen ergänzt oder sogar überschrieben werden, was sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann. Das Ergänzen alter Erinnerungen durch neue Informationen ermöglicht das Lernen. Das Überschreiben traumatischer Erfahrungen durch neutrale Erlebnisse kann die Lebensqualität vieler Menschen verbessern.

Die Dokumentation beleuchtet auch das Konzept der "falschen Erinnerungen", bei denen sich Menschen an Ereignisse oder Details erinnern, die so nie stattgefunden haben oder verändert wurden.

Der Vagusnerv: Die Verbindung zwischen Gehirn und Körper

Die Dokumentation "Vagusnerv: Wie das Hirn zum Herzen spricht", die bald auf ARTE Wissenschaft ausgestrahlt wird und bereits in Ausschnitten in der ARTE Mediathek zu finden ist, widmet sich diesem wichtigen Nerv. Der Vagusnerv verbindet Gehirn und Körper und beeinflusst Atmung, Herzschlag und Verdauung. Er wird als Schlüssel zur Gesundheit betrachtet und kann bei Stressbewältigung, Leistungssteigerung im Sport oder bei Long Covid helfen.

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Der Vagusnerv ist der größte Nerv des Parasympathikus und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entspannung und Verdauung. Er entspringt im Hirnstamm und verläuft entlang des Halses durch den Brustkorb zu Lunge, Herz und Bauchorganen. Er ermöglicht eine Feedbackschleife zwischen Gehirn und Organen. Wenn der Körper beispielsweise während einer Prüfung mit schnellem Herzschlag reagiert, hilft der Vagusnerv, Entspannung einzuleiten, indem er dem Sinusknoten des Herzens signalisiert, die Herzfrequenz zu senken.

Viele Menschen profitieren bereits vom therapeutischen Potenzial des Vagusnervs. Die Dokumentation zeigt, dass keine teuren technischen Geräte nötig sind, um den Nerv zu stimulieren. 15 Minuten Ruhe, etwas Eiswasser und frische Luft können bereits helfen.

Methoden zur Aktivierung des Vagusnervs

  • Atemübungen: Der Psychologe Sylvain Laborde von der Deutschen Sporthochschule Köln erforscht, wie der Vagusnerv durch gezielte Atemübungen aktiviert werden kann. Eine wirkungsvolle Methode ist die Bauchatmung: Vier Sekunden einatmen und sechs Sekunden ausatmen, 15 Minuten lang durch die Nase. Diese Technik kann die Konzentration verbessern und die Umsetzung neuer Anweisungen beschleunigen. Regelmäßige Atemübungen wirken sich positiv auf die Hirnfunktion aus und verbessern die Impulskontrolle.
  • Kältereize: Kältereize, wie kaltes Duschen oder Eisbaden, können den Vagusnerv stimulieren. Der Körper reagiert mit einer Stressreaktion, die der Parasympathikus durch eine langsamere Herzfrequenz zu regulieren versucht. Es ist wichtig, sich vorsichtig heranzutasten und Eisbäder nur nach Rücksprache mit einem Arzt und nach guter Vorbereitung zu nehmen. Alternativ können kalte Gesichtsbäder mit dem angeborenen Tauchreflex kombiniert werden.
  • Singen und Summen: Das Mitsingen der Lieblingslieder stärkt die Atemmuskulatur und aktiviert den Vagusnerv durch Vibrationen im Kehlkopfbereich. Eine Studie der Universität Göteborg zeigt, dass das lange Ausatmen beim Singen die Herzratenvariabilität verbessert. Beim Singen im Chor schlagen die Herzen der Sänger sogar im Gleichtakt, wodurch das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird.
  • Massage und Akupressur: An Hals und Ohr kann der Vagusnerv direkt über die Haut angeregt werden. Elektronische Vagusnerv-Stimulatoren werden seit über 20 Jahren am Ohr zur Behandlung von Depressionen und Epilepsien eingesetzt, wenn andere Behandlungen nicht erfolgreich waren. Auch Massagen und Akupressur können zur Aktivierung des Vagusnervs beitragen.
  • Yoga: Regelmäßiges Yoga kann die Symptome von Angststörungen und Depressionen verringern. Es wird auch bei der Behandlung des chronischen Erschöpfungssyndroms (Fatigue) eingesetzt. Die Kombination aus Atemtechniken, Mantras und Asanas wirkt sich direkt auf die Vagusnerv-Aktivität aus.

Die Auswirkungen der digitalen Informationsflut auf das Gehirn

Die Dokumentationen in der ARTE Mediathek beleuchten auch die Auswirkungen der digitalen Informationsflut auf das menschliche Gehirn. Smartphones, Computer und Tablets durchdringen heute alle Lebensbereiche des modernen Menschen. Diese permanente Informationsüberflutung kann zu mentaler Erschöpfung und Stress führen.

Eine Studie mit Studenten der Generation Y belegt, dass die Aufmerksamkeitsspanne vor dem Computerbildschirm auf etwa 45 Sekunden gesunken ist. Kaum jemand kann sich dem ständigen Kontakt mit Familie, Freunden, Kollegen und Netzwerken entziehen. Die Dokumentationen erklären, wie dieser endlose Informationsstrom die Psyche beeinflusst und ob den kognitiven Fähigkeiten des Gehirns Grenzen gesetzt sind.

Ernährung und Gehirngesundheit

Die Dokumentation "Unser Hirn ist, was es isst" auf ARTE zeigt die Zusammenhänge zwischen einseitiger Ernährung, Mikronährstoffmängeln und den Auswirkungen auf das Gehirn. In Experimenten wurde nachgewiesen, dass Mäuse mit einem Mangel an Omega-3-Fettsäuren Defizite in der Ausbildung ihrer Neuronen haben und ängstlicher wirken.

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Bei Feldhamstern reicht ein Vitamin B3-Mangel aus, um bei über 80% der Weibchen aggressives Verhalten während der Paarung auszulösen. Im weiteren Verlauf fraßen diese Weibchen ihre Jungen direkt nach der Geburt sogar auf. Nach Behebung des Vitamin B3-Mangels zeigten die Weibchen wieder ihr normales Verhalten.

Ähnliche Beobachtungen wurden auch beim Menschen gemacht. Die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft beeinflusst die Gehirnentwicklung und die emotionale Entwicklung des Fötus und Neugeborenen. Mütter, die "Junk Food" mit wenig Omega-3-Fetten und hohem Zuckergehalt essen, gebären aggressivere Kinder. Wird diese Ernährungsform im Kindesalter fortgeführt, sind aggressives Grundverhalten, Ängste und Aufmerksamkeitsstörungen vorprogrammiert. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren stört die Funktion des Gehirns, die Kommunikation der Neuronen und die Neurogenese.

Der zweite Kardinalfehler der westlichen Ernährung ist die Überflutung der industriell hergestellten Nahrung mit billigen, raffinierten Zuckern. Versuchsreihen haben gezeigt, dass diese unbemerkte Zuckervergiftung möglicherweise zu einer höheren Abhängigkeit als Kokain führt. Die Folge sind Insulinresistenz, Diabetes und dementielle Erkrankungen.

Eine einseitige Ernährung wirkt sich auch auf den Darm bzw. die Mikrobiota aus, welche maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit unseres Körpers und der Psyche haben. Die Nährstoffzusammensetzung des Essens beeinflusst die Entscheidungen von Probanden in Bezug auf die Lösung bestimmter Probleme.

Fazit zur Ernährung und Gehirngesundheit

Die Ernährung ist ein wichtiger Baustein der Prävention in Bezug auf die Gehirngesundheit, insbesondere auch in Bezug auf dementielle Erkrankungen. Eine Orientierung an der Mediterranen Diät oder der MIND-Diät kann helfen, die Gehirnfunktion zu erhalten und aktiv am Leben teilzunehmen. Industriell verarbeitete Lebensmittel sollten vermieden werden.

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Lesen und die Aktivierung des Gehirns

Das Lesen ist eine komplexe Leistung unseres Gehirns. Innerhalb weniger Sekunden entziffern wir die uns umgebende Zeichenflut. Beim Lesen werden bestimmte Sprachareale des Gehirns aktiviert, und wir hören die Wörter, die wir lesen.

Prävention von Demenz

Die ARTE Mediathek bietet Informationen und Dokumentationen zur Prävention von Demenz. Wichtige Aspekte sind:

  • Gesunder Schlaf: Ausreichend und erholsamer Schlaf ist wichtig für die Gehirnfunktion und die Prävention von Demenz.
  • Soziales Umfeld / Beruf: Ein aktives soziales Leben und geistig anregende Tätigkeiten im Beruf können die kognitive Reserve stärken.
  • Geistige Fitness: Geistige Fitness kann durch verschiedene Aktivitäten wie Lesen, Lernen und Spielen gefördert werden.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung, wie z.B. Schritte zählen, ist gut für die Gehirngesundheit.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, gesunden Fetten und wenig Zucker kann das Risiko für Demenz senken.
  • Stressbewältigung: Stress kann sich negativ auf das Gehirn auswirken. Stressbewältigungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen.
  • Toxine reduzieren: Der Kontakt mit Giftstoffen wie Anticholinergika und Pestiziden sollte vermieden werden.
  • Mikronährstoffe: Eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist wichtig für die Gehirnfunktion.
  • Pflanzenstoffe: Bestimmte Pflanzenstoffe wie Hericium erinaceus, Katechine, Curcumin und Resveratrol können positive Auswirkungen auf das Gehirn haben.

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