Mein Gehirn als Browser: Metaphern zur Erforschung des Denkens

Metaphern sind weit mehr als nur poetische Schmuckmittel. Sie prägen unser Denken, Handeln und unsere Wahrnehmung der Welt. Dieser Artikel untersucht die Macht der Metaphern, insbesondere im Kontext des Gehirns und der Kognition, und beleuchtet, wie sie unser Verständnis komplexer Sachverhalte erleichtern und beeinflussen können.

Die Macht der Metaphern

Schon seit alters her werden Metaphern als Mittel zur Lehre und Veränderung von Vorstellungen, Ideen und Lebenseinstellungen eingesetzt. Schamanen, Philosophen und Propheten haben intuitiv die der Metaphern innewohnende Kraft erkannt und sich ihrer bedient. Metaphern haben für die Kommunikation und das eigene Verständnis eine unglaublich große Bedeutung.

Am Wochenende habe ich auf der Open Mind 2013 einen Vortrag über „Macht, Meme und Metaphern“ gehalten. Frames sind mentale Strukturen, die formen, wie wir die Welt sehen. Daraus folgt, dass sie unsere Ziele und Pläne formen, wie wir handeln, was als gutes oder schlechtes Ergebnis unserer Handlungen zählt. Frames sind Teil dessen, was in den Kognitionswissenschaften „das kognitive Unbewusste“ genannt wird - Strukturen/Muster in unserem Gehirn, auf die wir nicht bewusst zugreifen können, die wir aber an ihren Konsequenzen erkennen können: Wie wir argumentieren und was als gesunder Menschenverstand gilt.

George Lakoff und Mark Johnson (1980/2003) Metaphors we live by. The University of Chicago Press. [Dt. George Lakoff (2004) Don’t think of an elephant. Know your values and frame the debate. George Lakoff und Elisabeth Wehling (2009) Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre heimliche Macht.

Metaphern in Therapie und Coaching

In der Therapie und im Coaching können Metaphern eine transformative Wirkung entfalten. Sie bieten einen Reiz, um auf neue Art und Weise über etwas nachzudenken. Die Metapher kann oft bei einer Integration ungeheuer hilfreich sein. Eine Sackgasse löst sich auf durch eine plötzliche Einsicht. Metaphern steigern die Motivation und Stimmung.

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Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte von Dot, einer Frau, die ihre Promiskuität kontrollieren wollte. Durch die Verwendung einer Metapher, die ihre Situation mit einer Frau verglich, die fettleibig wird und nahrhaften Nachspeisen nicht widerstehen kann, konnte ein isomorpher Bezug zum Problem hergestellt werden. Die erwünschte Reaktion, auf die die Metapher aus ist, besteht darin, dass Dot ihr Verhalten ändert, und zwar so, dass es zu einer Problemlösung kommt. Dot soll Energie darauf verwenden, stimulierende und befriedigende sexuelle Erlebnisse mit ihrem Mann herbeizuführen. Die Frau machte sich daran, die Küche umzustellen. Dot soll zu Hause die notwendige Befriedigung finden. Mit der Zeit, schneller als man vermuten würde, stellte sie fest, dass es in den Restaurants nichts gab, was an ihre eigenen heimischen Schöpfungen heranreichte, und sie hatte nicht mehr das Bedürfnis, sich anderswo vollzustopfen, da sie ja nun zu Hause ihre Befriedigung fand. Dot ist stolz auf ihre Ehe und ihre sexuelle Beziehung zu ihrem Ehemann. Menschen reagieren auf solche Metaphern, ohne sich angestrengt zu bemühen. Es passiert etwas, doch sie wissen oft gar nicht genau was.

Verschachtelte Geschichten und Doppelinduktion

Für die Doppelinduktion ist charakteristisch, dass einer Person von zwei Sprechern eine oder mehrere Metaphern zeitgleich erzählt bzw. Suggestionen oder Instruktionen zeitgleich (auch kombiniert) gegeben werden. Dabei nutzt ein Sprecher für seinen auditiven Input das rechte Ohr dieser Person und der andere für seinen auditiven Input das linke Ohr. Das Ziel ist eine Überladung der bewussten Wahrnehmung, um so Informationen direkt in das Unbewusste zu transportieren.

Geht es um metaphorische Abbildung komplexer Zusammenhänge oder Vermittlungsschritte bietet sich das Arbeiten mit den sogenannten "verschachtelten Geschichten", die auch "gestapelte Realitäten" oder "Nested Loops" genannt werden, an. Vom Aufbau her bedient man sich dabei einer Geschichte, in die eine Geschichte eingebettet wird … usw. Das Schließen der Geschichten erfolgt also wie das Abtrocknen gewaschener Teller.

Konstruktion therapeutischer Metaphern

Um eine therapeutische Metapher zu konstruieren, sind folgende Schritte hilfreich:

  1. Worum geht es? Wer sind die relevanten Personen? Wie handelt die Hauptperson? Wie reagieren die anderen? usw…
  2. Fertige eine Problembeschreibung an. Was möchte die Person, die das Problem hat, erreichen? Wie reagieren die relevanten anderen Personen auf das Verhalten? Halte auch diese Problemlösung schriftlich fest.
  3. Suche eine Inhaltsebene, die die Problemstruktur spiegeln könnte, z.B. Wichtig: Die Inhaltsebene muss für den Adressaten der Metapher interessant sein. Die Geschichte muss dem Problem strukturell ähnlich sein. Die therapeutische Metapher enthält grundsätzlich die Struktur der problematischen Situation des Klienten, seine Beziehungen und den Problemzusammenhang. Dann sollen die Strukturen und Prozesse der Zielerreichung im Medium der Geschichte gespiegelt werden. Ressourcen einbringen und das Gefühl aufbauen, dass der Klient befähigt ist, mit dem Problem fertig zu werden. Bitte jeweils eine Zeile frei lassen.
  4. Überprüfe die Ökologie des Zieles. Passt das Ziel in den Lebenszusammenhang eines Menschen hinein, ohne negative Konsequenzen für die Persönlichkeitsstruktur des Betreffenden und seinen sozialen Zusammenhang nach sich zu ziehen. Unnütze und gefährliche Einsichten sollten ausgeschlossen werden.
  5. Prüfe die Metapher auf Unannehmlichkeiten, die getilgt werden können und mögliche Interpretationen und Schlussfolgerungen, die nicht erwägt werden sollen.
  6. Möglichkeiten einbauen, um physiologische Signale zu provozieren, damit erkannt werden kann, ob der Zuhörer "mitgeht".

Beispiel einer therapeutischen Metapher

Eine sehr kompetente Frau, die in einer sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft arbeitete, wollte, dass eine schizophrene Frau mehr Zeit im Tagesraum verbringen sollte, damit sie dort mehr in Kontakt mit anderen käme und weniger Zeit in Isolation verbringen würde. Also erzählte sie ihr eine Geschichte über eine wunderschöne Rose, die hinten in einer schattigen, feuchten Ecke eines Hinterhofes blühte. Eines Tages bemerkte der Gärtner diese Rose, schnitt sie ab und stellte sie in eine Vase in den Eingangsraum, wo jeder, der vorbeiging, sie sehen und bewundern konnte … Man kann niemanden hundertprozentig davon abhalten, eine Art der Interpretation zu finden, von der man nicht will, dass er sie macht; aber man kann zumindest so sorgfältig sein, dass man es ihm schwer macht, den falschen Weg einzuschlagen. Prüfe deshalb Deine Metaphern auf unbeabsichtigte Bedeutungen, Mehrdeutigkeiten, Vorannahmen und mögliche Interpretationen. Natürlich lebt eine gute Metapher aber auch von diesen Prozessen. Sätze wie "den Löffel abgeben" haben zwei Bedeutungen: eine wörtliche und dass jemand stirbt.

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Der Einsatz von Metaphern im NLP

In meiner NLP Master Ausbildung begegnete ich erstmals bewusst dem Thema „Metapher“. Beim tieferen Eintauchen in das Thema „Metapher“, erkannte ich, wie wirkungsvoll und hilfreich der Einsatz einer Metapher ist und seitdem setze ich in meinem beruflichen Kontext täglich Metaphern ein: im Training, um Dinge zu veranschaulichen, im Einzelcoaching, um im übertragenen Sinn oder im metaphorischem Sinn Lösungen zu finden. In der Konfliktklärung und auch im Mitarbeitergespräch, um dem Gesprächspartner die Möglichkeit zu geben, seine „Lösung“ oder seine „Wahrheit“ zu entdecken.

Metaphern in der Kindererziehung

Auch in der Kindererziehung sind Metaphern ein sehr starkes Instrument. Mit dem Vertrauen ist es wie mit einer wunderschönen Porzellantasse. Fällt sie einmal runter und zerbricht, kann sie vielleicht geklebt werden und es wird möglich, wieder daraus zu trinken. Doch sie wird nie wieder so wunderschön, wie sie einmal war. Mit dieser Metapher veranschaulichte ich meinem damals 7 jährigen Sohn wie wichtig es ist, die Wahrheit zu sagen, denn sonst „verändert“ sich das Vertrauen zwischen mir und ihm.

Metaphern im Training und in Vorträgen

Im Trainingskontext und in Vorträgen sorgen Metaphern dafür, dass Inhalte besser verstanden und behalten werden. Teilnehmer erinnern sich häufig noch nach Jahren an die Geschichten. Ein Beispiel über die Priorität im Kundenkontakt. Häufig gewünscht wird im Trainingskontext, Mitarbeiter darauf hinzuweisen, dass der Kunde zur obersten Priorität zählt. Leider wird das sowohl im Einzelhandel in der Kundenberatung oder auch am Telefon häufig unterschätzt.

Die Rolle der Körpersprache

Ebenso wichtig wie die Konstruktion ist die Art und Weise, wie die Metapher letztendlich vorgetragen wird. Dabei ist ein optimaler Rapport äußerst wichtig. Benutzen Sie Körpersprache, damit die Zuhörer sehen, was Sie sagen. Der Unterschied zwischen INNEN- und AUSSEN-Momenten. Treten Sie bei einer wichtigen Aktion oder Reaktion, immer IN die Geschichte ein und ZEIGEN diesen Moment, statt ihn zu beschreiben. AUSSEN: Sprechen Sie das Publikum direkt an. Stellen Sie Augenkontakt mit dem Publikum her. INNEN: Sprechen Sie das Publikum nicht direkt an. Stellen Sie keinen Augenkontakt mit dem Publikum her. Sie befinden sich hier und jetzt in einer imaginierten, vorgestellten Realität. Sie sprechen in der Gegenwartsform. Die Verteilung von INNEN- und AUSSEN-Momenten sollte 20 zu 80 sein. Die INNEN-Momente sind wie Gewürz. Man darf nicht zu viel davon nehmen. Stellen Sie sich die INNEN-Momente als Cayennepfeffer vor.

Metaphern als Samen

Sie werden sehen, wenn Sie beginnen mit Metaphern zu arbeiten, werden Sie nicht mehr wegzudenken sein, in Ihrem Leben. Menschen werden Ihnen erzählen, wie lange Ihre Geschichte sie noch begleitet hat. Sie selbst haben es in der Hand, ob dieser Samen aufgehen wird und Frucht bringt, oder ob er in Vergessenheit gerät. Machen Sie Sprechpausen. Möchten Sie ein Wort ganz besonders betonen, machen Sie direkt danach eine Sprechpause. Geschichten treffen. Story Power (Vera F. Metaphern bestimmen unsere Wahrnehmung, unser Denken und Handeln. Besonders für den therapeutischen Dialog sind sie von zentraler Bedeutung. Aus d. Amerikanischen v. Astrid Hildenbrand 272 Seiten, Kt, 10. Aufl. 2021.

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Das Gehirn als Metapher

Das Gehirn besitzt eine erstaunliche Fähigkeit: Es kann Parallelen zwischen völlig verschiedenen Dingen aufspüren. Das ist überlebenswichtig, um von einer Situation auf eine andere zu schließen und sich unter wechselnden Bedingungen zurechtzufinden. So versucht das Gehirn, durch Analogieschlüsse ein Phänomen zu verstehen und einzuordnen. Mit dieser simplen Aussage verwenden wir eine in den Neurowissenschaften höchst gebräuchliche Metapher: Wir sprechen vom Gehirn als Person, die Absichten, Wünsche und Pläne hat.

Die Metapher in Philosophie und Wissenschaft

Metaphern sind im täglichen Gespräch ebenso wie im philosophischen und wissenschaftlichen Denken tief verwurzelt. Mit ihrer Hilfe zeigen wir Parallelen auf, die ein schwer zu erfassendes Konzept leichter "begreifbar" machen. Die Metapher wird im Allgemeinen als ein bildlich vergleichender Sprachgebrauch definiert und vor allem dem literarischen Schreiben zugeordnet. Philosophie und Sprachwissenschaften heben hingegen die Bedeutung der Metapher für die produktive Denktätigkeit hervor. Etymologisch leitet sich der Begriff von metaphorà (griechisch) Übertragung ab. Dieser Aspekt des Übertragens macht deutlich, dasses um ein Phänomen geht, das weit über einen sprachlichen Vergleich hinausreicht.

Metaphern als Denkmuster einer Gesellschaft

In welchem Maße Metaphern unsere Alltags- und auch Fachsprachen prägen, wurde im Rahmen der Philosophie, den Sprachwissenschaften und der Kognitionslinguistik gezeigt.Sie untersuchen Metaphern als (kognitive) Konzepte, mit denen wir unsere Erfahrungen und Beobachtungen strukturieren, unsere Vorstellungen und Ideen visualisieren, Unbekanntes oder Neues verstehen und in unsere Weltbilder einordnen. In diesem Sinne sind Metaphern ein aussagekräftiger und vielschichtiger Untersuchungsgegenstand für die Kulturwissenschaften. Einzelne metaphorische Konzepte können als zentrale Bildfiguren analysiert werden, mit denen das Wissen einer Gesellschaft oder Kulturgemeinschaft epochenspezifisch und epochenübergreifend organisiert wird. Metaphern durchziehen dabei sowohl die wissenschaftlichen als auch die kulturellen und alltäglichen Ausdruckformen in Wort und Bild. Insofern sind sie als zentrale Denkmuster einer Gesellschaft und als Schaltstellen ihrer Kulturprogramme zu betrachten. Dies lässt sich unter anderem am Beispiel der Körpermetaphorik aufzeigen, mit der Gesellschaft, Staat oder Stadt seit Jahrhunderten strukturiert und reflektiert werden.

Die Geschichte der Metaphernforschung

Das Nachdenken über die Metapher hat eine sehr lange Geschichte. Es begann in der antiken Philosophie und wurde über Giambattista Vico,Thomas Hobbes, Friedrich Nietzsche und andere fortgeführt, bis sich im 20. Jahrhundert ebenfalls im Rahmen der Philosophie (v.a. mit Ernst Cassirer, Paul Ricoeur und Hans Blumenberg) bzw. den Sprachwissenschaften eine eigene Metaphernforschung etablierte. Die Literaturwissenschaften, die sich meist auf die Textdimension der Metapher beschränken, und sie im Sinne einer rhetorischen Figur als Schlüssel zur Interpretation eines literarischen Textes oder Werkes betrachten, haben an dieser Entwicklung nur wenig Anteil. Im Rahmen der Bildwissenschaft wird von visueller Metaphorik gesprochen. Sie beruht auf der Darstellung eines Bildelements durch Attribute eines anderen Elements, was mit dem Ausdruck ‚Sehen-​als‘ oder ‚Repräsentation-​als‘ umschrieben wird. Beispielsweise kann auf einem Gemälde Napoleon als römischer Kaiser dargestellt werden. Da Napoleon kein römischer Kaiser war, wird von einer ‚Repräsentation-​als‘ bzw. einer ‚Transfiguration‘ gesprochen. In diesem Prozess werden die Attribute eines römischen Kaisers metaphorisch auf Napoleon übertragen (siehe Danto 1984: 256).

Theorien der Metapher

Sowohl in der antiken Philosophie als auch in der heutigen Metaphernforschung steht die Frage im Vordergrund, wie sich Metaphern zur gesellschaftlichen Wirklichkeit verhalten und welche Funktionen sie bei kognitiven Prozessen innehaben. Der US-amerikanische Sprachphilosoph Max Black ordnete als einer der ersten Metapherntheoretiker 1960 die aus diesen Fragen abgeleiteten Theorien im Wesentlichen drei großen Argumentationssträngen zu: den sogenannten Substitutions-, Vergleichs- und Interaktionstheorien.

Substitutionstheorien

Substitutionstheorien betrachten die Metapher auf rein sprachlicher Ebene und heben hervor, dass die Ersetzung des eigentlichen durch einen uneigentlichen (metaphorischen) Begriff nur der Ausschmückung dient. Diese Theorien erklären jedoch nicht die in den Wissenschaften oder der Philosophie eingesetzten Metaphern. Metaphorische Formulierungen dienen dort oft der Umschreibung von Dingen oder Vorgängen, für die es gar keinen wortwörtlichen Begriff gibt.

Vergleichstheorie

Auch bei der Vergleichstheorie geht es um die Umschreibung des wortwörtlichen durch einen uneigentlichen Begriff. Aber durch die Fokussierung des durch die Metapher eingeleiteten Vergleichsmoments wird betont, dass es nicht um ein Vorhandensein, sondern um ein Herstellen von Ähnlichkeiten geht.

Interaktionstheorien

Interaktionstheorien hingegen gehen über die sprachliche Dimension der Metapher hinaus, indem sie die Assoziationen und kognitiven Prozesse berücksichtigen, die durch die metaphorische Übertragung ausgelöst werden. Sie lassen nicht nur neue Bedeutungen entstehen, sondern haben auch heuristische (Erkenntnis erzeugende) Funktion. Dies trifft insbesondere auf Metaphern in der Wissenschaft und Philosophie zu, da diese dort sowohl als „Folge als auch [als] Indikatoren metaphorisch-analogisch strukturierter Wissensbestände“ (Drewer 2003: 1) zu betrachten sind und als „Leitfaden zur Hinblicknahme auf die Lebenswelt“ (Blumenberg in: Haverkamp: 443).

Richards und Black

Die von Ivor Armstrong Richards auf Aristoteles aufbauende Interaktionstheorie bildete die Grundlage für Blacks Filtertheorie. Richards untersuchte die Metapher 1936 als ein „allgegenwärtiges Prinzip der Sprache“, was er mit dem metaphorischen Charakter des Denkens begründet: „Denken ist metaphorisch und verfährt vergleichend; daraus leiten sich die Metaphern der Sprache her.“ (Richards in: Haverkamp: 33, 35) Um die Bestandteile der Metapher unterscheiden zu können, führte Richards die Begriffe topic term (Gegenstandsterm, also den eigentlichen Begriff) für den Primärgegenstand und vehicle term (Trägerterm, den uneigentlichen, die bildliche Umschreibung übertragenden Begriff) für den Sekundärgegenstand ein. Seine der Substitutionstheorie entgegenstehende Interaktionstheorie geht davon aus, dass das synoptische - das verschiedene Informationen verkürzt zusammenstellende - Denken es dem Menschen ermöglicht, durch die Zusammenführung von Gegenstands- und Trägerterm gemeinsame Merkmale zu finden und zu erfinden. Die Metapher erscheint daher „in allererster Linie als ein Austausch und Verkehr von Gedanken, eine Transaktion zwischen Kontexten.“ (Ebd: 35). Blacks Filtertheorie baut auf Richards Überlegungen auf.Black erklärt darin, wie der Primärgegenstand durch den Sekundärgegenstand in ein anderes Licht gerückt werden kann: „Die metaphorische Äußerung funktioniert, indem sie auf den Primärgegenstand eine Menge von „assoziativen Implikationen“ [associated implications] „projiziert“, die im Implikationszusammenhang [implicative complex] enthalten sind und als Prädikate auf den Sekundärgegenstand anwendbar sind.“ (Black in: Haverkamp: 392). Black geht also wie Richards davon aus, dass das synoptische Denken des Menschen in der Zusammenführung von Gegenstands- und Trägerterm gemeinsame Merkmale entdeckt. Er nennt sie Implikationszusammenhänge (implicative complexes). Sie basieren auf Ähnlichkeiten, die nicht abgebildet, sondern mit der Metapher erst hergestellt werden.

Lakoff und Johnson: Metaphern als Konzeptsystem

Einen weiteren Schritt im Hinblick auf die Bedeutung der Metapher für Weltwahrnehmung und Weltgestaltung stellt die Metapherntheorie des Linguisten George Lakoff und des Sprachphilosophen Mark Johnson dar. In ihrer ersten gemeinsamen Publikation Metaphors we live by von 1980 zeigen sie, wie intensiv„die Metapher unser Alltagsleben durchdringt und zwar nicht nur unsere Sprache, sondern auch unser Denken und Handeln. Unser alltägliches Konzeptsystem, nach dem wir sowohl denken, als auch handeln, ist im Kern grundsätzlich metaphorisch.“ (Lakoff/Johnson 2008: 11) Sie verstehen Metaphern also als ein zwar sprachlich kodiertes, aber zunächst kognitives Konzeptsystem, mit dem Welt erfahren und strukturiert wird. Um dieses Konzeptsystem zu erkennen, unterscheiden sie zwischen metaphorischen Redewendungen und metaphorischen Konzepten. Alle Redewendungen lassen sich auf solche Konzepte zurückführen. Als Beispiele nennen sie unter anderen das Konzept ZEIT IST GELD. Es bringt Redewendungen hervor wie ‚zeitsparend‘, ‚das kostet Zeit‘, ‚Du verschwendest meine Zeit‘, ‚mit seiner Zeit haushalten‘usw. (ebd.: 15-17).Diese Beispiele zeigen, dass metaphorische Konzepte Bestandteile eines (sub)kulturspezifischen konzeptuellen Netzwerkes sind, mit dem eine bestimmte Weltsicht vermittelt wird. Sie prägen die Wahrnehmung subjektiver und gesellschaftlicher Wirklichkeiten einer kulturellen Gemeinschaft. Durch sie kann etwas als etwas Bestimmtes präsentiert werden, indem ausgewählte Eigenschaften hervorgehoben, andere in den Hintergrund gerückt werden. Lakoff und Johnson bezeichnen diese kognitiven Mechanismen als highlighting und hiding (ebd.: 18-21). Diese Begriffe heben noch deutlicher als Blacks Filterkonzept hervor, was Metaphern leisten: sie konstruieren Wahrnehmungsmuster, indem sie einzelne Bedeutungsmöglichkeiten oder Zusammenhängebeleuchten und andere dadurch verstecken; das heißt sie können auch für eine gezielte Beeinflussung genutzt werden.

Körperbasierte neuronale Muster

Kognitive Voraussetzung für die Bildung konzeptueller Metaphern sind der menschliche Körper und seine Sinnesorgane: „We have eyes and ears, arms and legs that work in certain very definite ways and not in others. We have a visual system, with topographic mapsand orientation-sensitive cells, that provides structure for our ability to conceptualize spatial relations. […] Our abilities to move in the ways we do and to track the motion of other things give motion a major role in our conceptual system. […] What is important is that the peculiar nature of our bodies shapes our very possibilities for conceptualization and categorization.“ (Lakoff/Johnson 1999: 18-19.) Um das Zustandekommen alltäglicher Gedankenstrukturen zu erklären, haben Lakoff und Johnson einen weiteren Begriff geprägt, den der Image Schemata: körperbasierte neuronale Muster, die sozusagen unter den Metaphern liegen (siehe ebd.: 30-36). Es handelt sich um einfache, präverbale Erfahrungen wie Höhe und Tiefe (oben - unten), Behälter, Zentrum und Peripherie oder das dreiteilige Schema Start-Weg-Ziel. Mit ihnen können abstrakte Bereiche des Wissens (wie Zeit oder die Orientierung im Raum) durch vertraute Erfahrungen veranschaulicht werden. Im Rahmen eines räumlichen Kontinuums kann man Zeit beispielsweise als einen nach vorn (Zukunft) oder nach hinten (Vergangenheit) gerichteten Verlauf sehen. Diese im Rahmen der Sprachwissenschaften und kognitiven Linguistik entwickelten Modelle und Studien wurden auch zur Analyse metaphorischer Konzepte in der Politik oder der Werbung eingesetzt. So liegen sowohl zum politischen Sprachgebrauch verschiedene meist historische Studien (z.B. Münkel, Rigotti), aber auch solche zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Metaphern (Kimminich 2008) vor. Analysen politischer Programme und Wahlkampfreden in den USA führt vor allem Lakoff durch (siehe Lakoff 2004, Lakoff/Wehling 2008). Er arbeitet mit dem Begriff des framing. Dieser bezeichnet den massenmedial vermittelten Prozess des Einbettens (politischer) Ereignisse oder Themen in subjektive Deutungsrahmen. Das heißt eine politische Thematik wird auf eine spezifische Weise dargestellt,und zwar indem bestimmte Merkmale oder Aspekte selektiv hervorgehoben oder ihr willkürlich zugeordnet werden. Es handelt sich dabei um emotional und normativ besetzte, oft auch unbewussteGrundvorstellungen vom Menschen, von der Gesellschaft und ihren politischen Aufgaben. Durch das framing können folglich bestimmte Fakten, Sachverhalte oder Aspekte in den Mittelpunkt gerückt (highlighting) und im kollektiven Gedächtnis verankert werden, andere hingegen werden gezielt ausgeblendet (hiding).

Metaphern in der Werbung

Da die Werbung des ausgehenden 20. und 21. Jahrhundert nicht mehr den Gebrauchswert in den Mittelpunkt stellt, sondern einen Fiktionswert der Dinge erzeugt, kann durch die Analyse der in den metaphorischen Konzepten wirkenden Implikationszusammenhänge herausgearbeitet werden, wie in einer Gesellschaft, die materiell fast alles besitzt, seelisch-geistige und emotionale Bedürfnisse befriedigt werden, die zuvor teilweise erst ebenfalls über die Werbung erzeugt werden. Dazu liegen bereits verschiedene Studien vor.

Metaphern für ein besseres Verständnis

Wenn wir Texte verfassen, neigen viele dazu, so knapp wie möglich zu formulieren, dazu rein abstrakte Wörter zu verwenden und dadurch schlicht im Kopf der Lesenden wenig bis kein „Involvement“ auszulösen. Eine mögliche Medizin für diese Krankheit sind Metaphern: ihre erste Aufgabe ist es, Vergleiche herzustellen. Der Einsatz von Metaphern ist auch deshalb gehirngerechter als rein rationale, rein abstrakte Texte, weil dadurch manch komplex wirkende neue Situationen über die „Brücke“ der Metapher leichter verständlich, einleuchtender können werden. Vgl. „Das ist vergleichbar mit“ bietet sich als möglicherweise einfachster Weg an, eine Metapher zu finden. Für manche von Ihnen werde ich damit Eulen nach Athen tragen.

Aktuelle Erkenntnisse der Neurowissenschaften

Noch in den 1980ern wurde das Gehirn in LINKes Hirn und RECHTes Hirn unterschieden, namentlich im Wernicke- findet verstehen von Sprache statt und das Brocca-Areal. Ist für die Sprachproduktion zuständig, so dachte man damals. Man ging aber davon aus, dass die Wörter irgendwie im Wernicke- und Brocca-Areal gespeichert seien. [Aktuellere] Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren sorgten nun für eine Überraschung: Wörter werden an unterschiedlichsten Stellen im Gehirn verarbeitet und gespeichert. Und diese feinen Unterschiede in der Wortverarbeitung und Sprachverarbeitung sind es, die darüber entscheiden, ob eine Werbebotschaft oder ein Produktangebot wirkt oder nicht. Unser Gehirn ist seit jeher im Prinzip eine Objekterkennungs-Emotions-Handlungsmaschine. Häusel, 2008: S. Sprache bewegt. Ein letzter spannender Aspekt für mich ist, dass das verwendete Wort das Potenzial dazu hat, nicht nur das „Bildgehirn“ sondern das „Bewegungsgehirn“ zu triggern: die Stellen im Gehirn die Bewegung verantwortlich sind, werden dadurch genauso aktiviert. Für mein LernenDerZukunft.com darf ich viel schreiben, Videos machen etc. Dazu benötige ich eine möglichst gut verständliche Sprache, bestenfalls gehirn-gerecht (das ist ja mein Anspruch!).

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