Schlaganfall-Diagnostik: Welche Untersuchungen werden bei Verdacht durchgeführt?

Ein Schlaganfall trifft viele Betroffene unerwartet und kann zu plötzlichen Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen führen. Da es sich um eine zeitkritische Erkrankung handelt, ist eine schnelle Diagnose entscheidend, um die richtigen therapeutischen Maßnahmen einzuleiten und die geeignete Behandlung zu beginnen.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall (Apoplex) ist eine plötzlich auftretende zerebrovaskuläre Minderdurchblutung, die oft zu langandauernden Funktionseinschränkungen führt. Er wird durch eine Schädigung von Hirngewebe aufgrund eines Gefäßverschlusses (ischämischer Insult) oder einer Hirnblutung (hämorrhagischer Insult) verursacht. Abhängig von der Lokalisation und dem Ausmaß des unterversorgten Hirnareals kommt es zu kognitiven, sensorischen und motorischen Funktionsstörungen.

In acht von zehn Fällen entsteht der Schlaganfall durch ein Gerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. In den anderen Fällen verursacht der plötzliche Riss eines Blutgefäßes den Hirnschlag. Beide Ursachen führen zu ähnlichen Symptomen und Auswirkungen: Die Blutversorgung der Gehirngebiete hinter bzw. um die „Unfallstelle“ herum ist gestört. In den meisten Fällen tut ein Schlaganfall nicht weh. Deshalb bleiben vor allem leichtere „Schläge“ häufig unerkannt.

Warnzeichen und Symptome

Das plötzliche Auftreten folgender Symptome kann auf einen Schlaganfall hindeuten:

  • Lähmung einer Körperseite, eines Armes oder Beines oder einer Gesichtshälfte
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Gliedern
  • Sprach- bzw. Verständnisstörungen
  • Sehstörungen
  • Schwindel und Gangunsicherheit
  • Starke Kopfschmerzen (insbesondere bei Hirnblutungen)

Wichtig: Nehmen Sie die Warnzeichen ernst! Sorgen Sie für einen sofortigen Transport ins Krankenhaus (Notrufnummer 112), sobald Sie an sich oder anderen diese Warnzeichen beobachten.

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In jedem dritten Fall kommt es vor einem Schlaganfall zu einer vorübergehenden Durchblutungsstörung, bei der sich das Blutgerinnsel sofort wieder auflöst und keine Schäden zurückbleiben. Dieser „kleine“ Schlaganfall dauert meist nur wenige Minuten, selten aber länger als zwei Stunden. Es treten einige der oben genannten Symptome auf.

Diagnostische Verfahren bei Verdacht auf Schlaganfall

Um schnell die richtigen therapeutischen Maßnahmen und die geeignete Behandlung einzuleiten, müssen zunächst zwei Fragen geklärt werden: Was hat den Schlaganfall verursacht und wo genau im Gehirn ist er entstanden? Die Verdachtsdiagnose wird mit bildgebenden Verfahren wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder einer Angiographie bestätigt.

Die medizinische Versorgung von Schlaganfall-Patienten oder Patienten mit Schlaganfall-Verdacht erfolgt in der Regel in einer Schlaganfallspezialstation im Krankenhaus, der sogenannten Stroke Unit.

1. Anamnese und neurologische Untersuchung

Nach der Aufnahme im Krankenhaus werden Sie oder Ihre Angehörigen zu Ihrer medizinischen Vorgeschichte (der Anamnese) befragt. Anschließend werden Ihre Beschwerden, Symptome und Risikofaktoren erfasst.

Wenn der Patient nach einem Schlaganfall ansprechbar und orientiert ist, führen Ärzte zunächst eine sogenannte klinisch-neurologische Untersuchung durch. Dabei überprüfen sie den Zustand und die Funktion von Gehirn, Nerven und Muskeln - ohne dafür technische Hilfsmittel zu verwenden. Diese Untersuchung liefert dem Arzt erste wichtige Erkenntnisse. Die neurologische Untersuchung zielt darauf ab, Ausfallerscheinungen aber auch versteckte Symptome, die auf einen Schlaganfall hinweisen, festzustellen und richtig einzuordnen. Zudem werden mögliche Risikofaktoren des Patienten und eventuell aufgetretene Frühwarnsymptome abgefragt. Die Diagnose Schlaganfall kann am Ende der neurologischen Untersuchung mit großer Sicherheit gestellt werden.

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2. Bildgebende Verfahren

Ob CT oder MRT nach Schlaganfall - beide Verfahren erlauben einen detaillierten Blick in den Körper und vor allem in den Kopf des Patienten.

Computertomographie (CT)

In den meisten Fällen wird nach der Erstuntersuchung zunächst eine Computertomografie (CT) des Kopfes durchgeführt. Diese Computertomografie liefert Bilder des Gehirns und seiner Blutgefäße. Sie ermöglicht, zwischen einer Durchblutungsstörung (ca. 80 % der Schlaganfälle) und einer Hirnblutung (ca. 15 % der Schlaganfälle) zu unterscheiden. Bei einem eindeutigen Schlaganfall ist die Computertomografie (CT) das wichtigste bildgebende Verfahren. Es liefert eine sichere Aussage, ob und welcher Schlaganfall vorliegt.

Beim Schlaganfall-CT entsteht mithilfe von Röntgenstrahlen ein Bild des Körperinneren. Die Untersuchung geht sehr schnell und am Ende steht eine dreidimensionale Darstellung der inneren Organe beziehungsweise des Gehirns. Häufig wird durch beziehungsweise mithilfe einer Kontrastmittelgabe die Durchblutung des Gehirns gemessen. Hierbei wird gezielt geprüft, ob ein großer Gefäßverschluss vorliegt. Auf diese Weise kann die Akutbehandlung besser gesteuert werden.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Auch mit Hilfe der Kernspintomografie (Magnetresonanztomographie MRT) können das Gehirn sowie der Verlauf und Zustand der Blutgefäße dargestellt werden. Die MRT ermöglicht dem Arzt, sich ein sehr präzises Bild über den Ort und das Ausmaß der Schädigung im Gehirn zu machen. Dies kann ihm auch bei der Beurteilung helfen, inwieweit sich der Patient von seinem Schlaganfall wieder erholen kann. Die Magnetresonanztomografie liefert genauere Ergebnisse als die Computertomografie, benötigt auf der anderen Seite dafür aber auch mehr Zeit und ist teurer. Sie wird deshalb meistens nicht als erstes Untersuchungsverfahren eingesetzt.

Beim Schlaganfall-MRT (auch Magnetresonanztomographie oder Kernspintomografie genannt) kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz, sondern ein Magnetfeld. Auch mit dem MRT lassen sich nach einem Schlaganfall innere Organe wie das Gehirn sehr gut darstellen und es können dadurch Rückschlüsse auf einen Schlaganfall gezogen werden. Ein Schlaganfall-MRT ist im Klinikalltag mit einem höheren Aufwand verbunden

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Ein MRT ist zwar noch etwas genauer im Vergleich zum CT, allerdings ist ein MRT auch entsprechend aufwändiger. Insbesondere in Hinblick auf die Faktoren: Logistik und Zeit.

Angiographie

Mit Hilfe der Angiografie können die Blutgefäße im Gehirn dargestellt werden. Die anschließend durchgeführte Röntgenaufnahme zeigt die Hirnarterien. Bei der so genannten, ebenfalls invasiven digitalen Subtraktions-Angiografie (DSA) wird ein Bild der zu untersuchenden Körperregion vor der Injektion des Kontrastmittels aufgenommen. Von den später gewonnenen Aufnahmen mit Kontrastmittel lässt sich nun mit Hilfe des Computers das erste, kontrastmittelfreie Bild abziehen. Heute wird zunehmend die nichtinvasive kontrastmittelunterstützte Computertomografie-Angiografie (CTA) eingesetzt. Mit der strahlenfreien, aber kostenintensiven Magnetresonanz-Angiografie (MRA) können noch weitere Fragestellungen untersucht werden.

Nicht-invasive Möglichkeiten zur Gefäßsdarstellung sind die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) sowie die CT-Angiographie. Beide Untersuchungsmethoden geben Aufschluss über die Art und Ausdehnung von Gefäßeinengungen und -verschlüssen und verdeutlichen Gefäßschäden, die zu Hirnblutungen geführt haben.

Doppler- und Duplexsonographie

Mit einer Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße (Doppler- bzw. Duplex-Sonografie), zu denen auch die Halsschlagader gehört, stellt der Arzt fest, wie stark die betroffenen Blutgefäße z. B. aufgrund einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind. Die Doppler-Sonografie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels (Thrombus) erbringen. Eine Ultraschalluntersuchung (Doppler- und Duplexsonographie) der Hals- und Nackenarterien, zu denen auch die Halsschlagader gehört, zeigt, wie stark die erkrankten Blutgefäße z.B. durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind. Sie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels erbringen. Die Ultraschalluntersuchung der im Kopf liegenden Gehirnarterien zeigt, ob hier Gefäße verschlossen oder verengt sind.

3. Herzuntersuchungen

Um weitere mögliche Ursachen für einen Schlaganfall festzustellen, werden genaue Herzuntersuchungen durchgeführt.

Elektrokardiogramm (EKG)

Bei Herzrhythmusstörungen (speziell Vorhofflimmern) als einer möglichen Ursache für einen Schlaganfall, kann der Arzt mit einem Elektrokardiogramm (EKG), speziell mit einem Langzeit-, d.h. 24-Stunden-EKG, die Herzaktivität überwachen und eventuelle Unregelmäßigkeiten feststellen. Ein EKG (Elektrokardiogramm) erfolgt durch das Aufkleben von Elektroden auf der Brust und ist damit eine vollkommen schmerzfreie Methode, die auch als Langzeit-EKG erfolgen kann. Mit Hilfe eines einfachen EKG (Elektrokardiogramm oder Herzstromkurve) und mit einem Langzeit- oder 24-Stunden-EKG können Herzrhythmusstörungen erkannt werden.

Echokardiographie

Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) erlaubt es, Veränderungen am Herzen festzustellen, durch die es zu Verwirbelungen des Blutstromes kommen kann. Dies kann letztendlich zur Bildung eines Thrombus im Bereich des Herzens führen, der sich ablöst, bis ins Gehirn wandert und dort durch Verstopfung einer mehr oder weniger großen Arterie einen Schlaganfall auslöst. Auch Geschwulste im Herzen oder Entzündungen von Herzklappen können als Quelle von Thromben in Frage kommen. Neben regelmäßigen EKG-Kontrolluntersuchungen sollte vor einer Behandlung beispielsweise mit blutverdünnenden Medikamenten auch eine Ultraschalluntersuchung (Echosonographie) der Herzhöhlen erfolgen. Hierdurch können andere Krankheiten, die zur Entstehung kleiner Blutklümpchen führen können, wie z. B. Auflagerungen auf den Herzklappen oder entzündliche Gefäßveränderungen, erkannt werden. Mit diesen Untersuchungen können die Funktionsfähigkeit des Herzens beschrieben und gefährliche Blutgerinnsel in den Herzhöhlen erkannt werden. Die Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Sie erlaubt es, Ver-änderungen am Herzen, wie beispielsweise zu dicke Herzwände und in ihrer Funktion beeinträchtigte Herzklappen festzustellen.

4. Blutuntersuchungen

Jedem Schlaganfall-Patienten wird Blut abgenommen, das im Labor untersucht wird. Dabei wird die Konzentration der roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Lymphozyten, Granulozyten) festgestellt. Von besonderem Interesse sind auch die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, welche die Blutgerinnung beeinflussen. Bei einer krankhaften Störung des Gerinnungssystems verklumpen die Blutplättchen und bilden die gefährlichen Blutgerinnsel. Zudem werden Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte gemessen. Die Blutuntersuchungen geben Hinweise auf den Gerinnungsstatus und mögliche Fettstoffwechselstörungen. Schlaganfall-Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte beziehungsweise eine Gerinnungsstörung des Blutes können im Labor untersucht werden. Außerdem lässt sich durch eine Blutprobe des Patienten die Konzentration von roten und weißen Blutkörperchen sowie die Verteilung der Blutplättchen bestimmen. Besonders interessant sind die Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Blutwerte, die die Gerinnung beeinflussen.

5. Weitere Untersuchungen

Elektroenzephalogramm (EEG)

Das Elektroenzephalogramm (EEG) misst die Gehirnströme mittels Elektroden. Während der Untersuchung trägt der Patient eine Kopfhaube, in welche die Elektroden gesteckt werden.

Lumbalpunktion

In sehr seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Gehirn- oder Gefäßentzündung besteht und andere diagnostische Verfahren keine Klarheit gebracht haben.

FAST-Test: Ein schneller Selbsttest bei Verdacht auf Schlaganfall

Wenn Sie entweder bei sich selbst oder einer Person in Ihrer Umgebung erste Symptome eines Schlaganfalls bemerken, sich aber noch nicht sicher sind, ob die Anzeichen wirklich auf einen Apoplex hindeuten, können bestimmte Tests weiterhelfen. Ein weit verbreiteter „Schnelltest auf Schlaganfall“ ist der sogenannte FAST-Test.

  • F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
  • A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
  • S (Speech): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
  • T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat eine App (mobile Anwendung) entwickelt, in der Sie den FAST-Test auch unterwegs schnell und einfach durchführen können. Über den Begriff „schlaganfallhilfe“ können Sie diese FAST-Test-App in den bekannten Stores (Google Play Store oder Apple Store) kostenlos herunterladen.

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