Wie wird Parkinson diagnostiziert?

Die Diagnose des Parkinson-Syndroms basiert auf einer Kombination aus dem Beschwerdebild des Patienten sowie körperlichen und neurologischen Untersuchungen. Der Prozess umfasst eine gründliche Anamnese, neurologische Tests und gegebenenfalls bildgebende Verfahren.

Anamnese und neurologische Untersuchung

Der erste Schritt bei der Diagnose von Parkinson ist eine detaillierte Anamnese. Der Neurologe/Nervenarzt erkundigt sich genau nach Beginn, Dauer und Art der Symptome, möglichen Vorerkrankungen, eingenommenen Medikamenten und ähnlichen Erkrankungen in der Familie. Es ist wichtig, dass Betroffene ihre Symptome und Beschwerden so genau wie möglich schildern, um dem Arzt eine Einschätzung zu ermöglichen.

Die körperliche und neurologische Untersuchung folgt auf die Anamnese. Hierbei testet der Arzt die Funktionalität des Nervensystems, insbesondere die Beweglichkeit der Muskeln und die Reflexe. Einfache Tätigkeiten wie Herumlaufen in der Praxis oder das Nachahmen bestimmter Körperhaltungen können Aufschluss über eine Schädigung des zentralen Nervensystems geben.

Charakteristische klinische Aspekte des idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS)

Sowohl bei der Erstdiagnose als auch im Verlauf der Erkrankung gibt es klinische Aspekte, die für das idiopathische Parkinsonsyndrom (IPS) charakteristisch sind und regelmäßig vom behandelnden Neurologen untersucht werden:

  • Beginn auf einer Körperseite: Die Erkrankung beginnt oft auf einer Körperseite, z.B. zittert nur die rechte oder linke Hand oder nur der rechte oder linke Arm/Bein ist von der Muskelsteife betroffen.
  • Seitenunterschiede: Kennzeichnend für ein IPS ist auch, dass diese Seitenunterschiede im Verlauf der Erkrankung lange bestehen bleiben.
  • Ruhetremor: Ein ausgeprägter Ruhetremor ist typisch, auch wenn nicht alle Patienten mit IPS ihn haben.
  • Ansprechen auf L-Dopa: Beim IPS bessern sich die Symptome (eventuelle Ausnahme ist der Ruhetremor) nach einem Medikamenten-Test mit L-Dopa in der Regel innerhalb einer Stunde.
  • Verlauf: Wenn die Erkrankung über zehn oder mehr Jahre nur die vier Haupt-Symptome zeigt, aber keine Zusatzsymptome auftreten, spricht dies für ein IPS.

Zusätzliche bildgebende Tests

Wenn die Anamnese und der neurologische Test Zweifel offenlassen, kann der Arzt bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) anwenden. Diese Verfahren können Hirnschädigungen erkennen oder ausschließen, die ebenfalls Auslöser der Symptome und Beschwerden sein können.

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Zur Diagnosesicherung kann eine Darstellung des betroffenen Dopaminsystems mithilfe einer nuklearmedizinischen Untersuchung (sogenanntes Dopamintransporter-SPECT) erfolgen. Hierbei wird eine geringe Menge radioaktiv markierten L-DOPA intravenös injiziert und die Aufnahme im Gehirn auf Schnittbildern dargestellt. Eine Abnahme des „Dopaminsignals“ beweist dann das Vorliegen einer Erkrankung aus dem Parkinsonformenkreis.

Ergänzende nuklearmedizinische Untersuchungen wie FDG-PET und DMFP-PET können sowohl den Stoffwechsel im Gehirn als auch die Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn darstellen.

Medikamentöse Tests

Medikamente können die motorischen Einschränkungen bei Parkinsonsyndromen deutlich verbessern. Zur diagnostischen Einschätzung und zur Beurteilung von Behandlungsmöglichkeiten können L-DOPA-Tests und Apomorphin-Tests erfolgen. Hierbei werden definierte Mengen von L-DOPA oder Apomorphin entweder zum Trinken gegeben (L-DOPA) oder unter die Haut injiziert (Apomorphin). Ein weiterer Test ist der sogenannte Clozapin-Test, der bei verschiedenen Formen von Tremorerkrankungen einschließlich des Parkinson-Tremors zu einem deutlichen Rückgang des Tremors führen kann.

Differentialdiagnose

Wichtig ist die gute klinische Beurteilung der Patienten, um andere Erkrankungen auszuschließen. Sekundäre Parkinsonsyndrome durch Traumata nach Enzephalitis durch Tumor oder Intoxikation spielen in der Praxis nur selten eine Rolle. Auch Medikamente wie Neuroleptika, Kalziumantagonisten, Antiarrhythmika und Antidepressiva sowie manche Antikonvulsiva (Valproat und Lamotrigin) können ein Parkinson-Syndrom auslösen.

Bei manchen Parkinsonpatienten steht der Tremor ganz im Vordergrund. Hier ist die Abgrenzung zum essentiellen Tremor (ET) wichtig. Im Gegensatz zum Parkinsontremor ist der essentielle Tremor ein Aktionstremor, der auftritt, wenn eine Tätigkeit aktiv ausgeführt wird, zum Beispiel beim Halten von Gegenständen oder dem Durchführen feinmotorischer Arbeiten.

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Apperative Zusatzdiagnostik dient im Wesentlichen dem Ausschluss anderer Erkrankungen wie dem Normaldruck-Hydrozephalus (NPH) und dem vaskulären Parkinsonsyndrom im Rahmen einer chronischen Durchblutungsstörung (SAE). Der Normaldruck-Hydrozephalus ist klinisch durch eine Trias aus Gangstörung, Harninkontinenz und dementieller Entwicklung gekennzeichnet.

Verdacht auf Morbus Parkinson: Selbsttest zur Früherkennung

Die deutsche Parkinsonvereinigung (dPV) hat einen Fragebogen zur Früherkennung der Parkinsonerkrankung entwickelt:

  • Kommt es vor, dass die Hand zittert, obwohl sie entspannt aufliegt?
  • Ist ein Arm angewinkelt und schwingt beim Gehen nicht mit?
  • Hat der Patient eine vornüber gebeugte Haltung?
  • Leicht schlurfender Gang oder Bein nachgezogen?
  • Ist der Gang kleinschrittig und kommt es häufig vor, dass der Patient stolpert?
  • Leidet der Patient an Antriebs- und Initiativmangel?
  • Klagt der Patient häufig über Rückenschmerzen im Nacken-Schulterbereich?
  • Hat der Patient bemerkt, sich von Freunden und Angehörigen zurückzuziehen, meidet Kontakte?
  • Bemerken Sie Veränderungen in der Stimme, ist sie monotoner und leiser als früher?
  • Hat der Patient eine Verkleinerung seiner Schrift bemerkt?

Wenn mehr als drei Fragen mit „ja” beantwortet werden, könnte die betroffene Person erste Anzeichen der Erkrankung aufweisen. In diesem Fall sollte ein Facharzt für Neurologie konsultiert werden, um die Diagnose zu sichern und eine zielgerichtete Therapie einzuleiten.

Die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose

Eine frühzeitige Diagnose kann sehr hilfreich sein, um den Zelluntergang der verbleibenden dopaminergen Nervenzellen zu verhindern. Dieser Nervenzellschutz wird als Neuroprotektion bezeichnet. Obwohl es derzeit keine zugelassenen Wirkstoffe gibt, die eine eindeutige Neuroprotektion gewährleisten, gibt es einige erfolgversprechende Wirkstoffe in der klinischen Erprobung.

Therapie

Der Verlust dopaminerger Nervenzellen im Gehirn kann durch Tabletten-Gabe von L-DOPA, der Vorstufe von Dopamin, ausgeglichen werden. L-DOPA wird dann im Gehirn in Dopamin umgewandelt und kann dort seine Aufgaben weiterhin übernehmen. L-DOPA ist der wirksamste für die Behandlung der Parkinsonerkrankung zur Verfügung stehende Wirkstoff, und jeder Parkinsonpatient wird irgendwann auf die Behandlung mit diesem Wirkstoff angewiesen sein.

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Weitere Medikamente zur Behandlung der Parkinsonerkrankung sind Dopaminagonisten, MAO-B-Inhibitoren und COMT-Hemmer. Bei einer Zunahme der Beschwerden können die unterschiedlichen Wirkstoffe miteinander kombiniert und die Dosis der einzelnen Wirkstoffe gesteigert werden.

Bei ungleichmäßigen Wirkungen der Antiparkinsonmedikation mit plötzlichen Phasen von Steifigkeit oder Überbeweglichkeiten können Pumpentherapien wie die Apomorphinpumpe und die Duodopa-Pumpe in Betracht gezogen werden. Alternativ kann eine Tiefe Hirnstimulation sinnvoll sein.

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