Arzneimittelinduziertes Parkinson-Syndrom: Ursachen und Behandlung

Das Parkinson-Syndrom ist ein Symptomkomplex, der sich durch Bradykinesie (Verlangsamung von Bewegungen), Rigor (erhöhter Muskeltonus), Tremor (unwillkürliche rhythmische Bewegung) und/oder posturale Instabilität (Haltungsinstabilität) auszeichnet. Die Parkinson-Krankheit (PK), eine neurodegenerative Erkrankung mit Aggregation von Lewy-Körperchen im Zentralnervensystem (ZNS), ist die häufigste Ursache. Es gibt aber auch eine Reihe anderer Erkrankungen und Faktoren, die zu einem Parkinson-Syndrom führen können. Dazu gehören auch bestimmte Medikamente. Diese Form wird als arzneimittelinduziertes Parkinson-Syndrom bezeichnet.

Ursachen des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms

Ein arzneimittelinduziertes Parkinson-Syndrom entsteht durch Medikamente, die den Dopamin-Gehalt im Gehirn beeinflussen. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen zuständig ist. Ein Mangel an Dopamin kann zu den typischen Symptomen des Parkinson-Syndroms führen.

Vor allem Antipsychotika können die Übeltäter sein. Wenn ein Patient Beruhigungsmittel gegen Halluzinationen und Wahnvorstellungen einnimmt, kann er einen Dopamin-Mangel entwickeln.

Zu den Medikamenten, die ein Parkinson-Syndrom auslösen können, gehören:

  • Chlorpromazin oder Haloperidol (gegen Psychosen)
  • Lithium (gegen bipolare Störungen)
  • Metoclopramid (gegen Übelkeit)
  • Flunarizin (zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen)

Es ist wichtig zu beachten, dass die Empfindlichkeit, ein arzneimittelinduziertes Parkinson-Syndrom zu entwickeln, von Person zu Person variiert. Parkinsonismus als Nebenwirkung von Medikamenten tritt besonders häufig bei älteren Menschen auf.

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Neben den genannten Medikamenten können auch andere Faktoren und Erkrankungen ein Parkinson-Syndrom auslösen. Dazu gehören:

  • Hirntumoren
  • Hirnverletzungen nach schweren Unfällen
  • Häufige kleine Schlaganfälle
  • Gifte, die das Gehirn schädigen (Mangan-Staub, Kohlenmonoxid-Vergiftung)
  • Entzündungen des Gehirns (z.B. infolge von AIDS)
  • Hirnatrophie bei Normaldruck-Hydrozephalus
  • Stoffwechsel-Erkrankungen, die das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen (Morbus Wilson, Hypoparathyreoidismus)
  • Die Chemikalie 1-Methyl-4-Phenyl-1,2,5,6-Tetrahydropyridin (MPTP)

Symptome des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms

Die Symptome des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms sind ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit. Dazu gehören:

  • Bradykinesie (Verlangsamung von Bewegungen)
  • Rigor (erhöhter Muskeltonus)
  • Tremor (Zittern)
  • Posturale Instabilität (Haltungsinstabilität)

Zusätzlich zu den motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Symptome auftreten, wie z.B.:

  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Verstopfung
  • Blasenschwäche
  • Seh-, Schluck- und Geruchsstörungen

Diagnose des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms

Die Diagnose des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms basiert auf der Anamnese des Patienten, der körperlichen Untersuchung und gegebenenfalls zusätzlichen Untersuchungen.

Der Arzt wird gezielt nach der Einnahme von Medikamenten fragen, welche die genannten Wirkstoffe enthalten. Es ist wichtig, dem Arzt alle Medikamente zu nennen, die eingenommen werden, auch rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel.

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Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden, wie z.B.:

  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns
  • Laboruntersuchungen

Behandlung des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms

Die Behandlung des arzneimittelinduzierten Parkinson-Syndroms umfasst in erster Linie das Absetzen oder die Dosisreduktion des auslösenden Medikaments. Durch Medikamente zu stoppen oder die Dosis zu reduzieren, verschwindet diese Form von Parkinsonismus in der Regel wieder. Die Parkinson-Symptome können sofort oder nach einiger Zeit auftreten.

In einigen Fällen kann es notwendig sein, die Symptome mit Medikamenten zu behandeln, die auch bei der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden. Dazu gehören:

  • L-Dopa
  • Dopaminagonisten

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie können auch andere therapeutische Maßnahmen hilfreich sein, wie z.B.:

  • Physiotherapie: Alltagskompetenzen, Gangsicherheit, Feinmotorik können mit diesen nichtmedikamentösen Methoden trainiert und verbessert werden.
  • Ergotherapie: Alltagskompetenzen, Feinmotorik können mit diesen nichtmedikamentösen Methoden trainiert und verbessert werden. Der Umgang mit Hilfsmitteln wird ebenfalls intensiviert geübt.
  • Logopädie: Kommunikation, Schlucksicherheit und Schlucktraining können mit diesen nichtmedikamentösen Methoden trainiert und verbessert werden.
  • Neuropsychologische Betreuung

Differenzialdiagnose

Es ist wichtig, das arzneimittelinduzierte Parkinson-Syndrom von anderen Formen des Parkinson-Syndroms und anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden. Zu diesen gehören:

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  • Idiopathisches Parkinson-Syndrom (Parkinson-Krankheit)
  • Andere sekundäre Parkinson-Syndrome (z.B. vaskuläres Parkinson-Syndrom, Parkinson-Syndrom bei Hirntumoren)
  • Andere neurologische Erkrankungen mit Bewegungsstörungen

Die Parkinson-Komplexbehandlung

Die Klinik für Neurologie im Jüdischen Krankenhaus Berlin bietet Patient:innen mit Parkinson-Erkrankung ein umfangreiches, personalisiertes und multimodales Behandlungskonzept an. Ziel der Parkinson-Komplexbehandlung ist es, sowohl die motorischen als auch die nichtmotorischen Symptome, wie gastroenterologische, sensorische, autonome oder Schlafstörungen sowie neuropsychiatrische Symptome zu lindern. So kann die Lebensqualität der Patient:innen verbessert und ihre Angehörigen entlastet werden. In Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst können Betroffene und Angehörige Hilfe bei der Verbesserung der häuslichen oder institutionellen Versorgung erhalten.

Die stationäre, multimodale Komplexbehandlung ist auf mindestens 14 Tage ausgelegt und umfasst ein speziell auf die Bedürfnisse von Parkinsonpatient:innen ausgerichtetes Therapieangebot. Die Therapie der Parkinson-Syndrome basiert auf drei Säulen:

  1. Medikamentöse Therapie: Im Rahmen der täglichen Visiten und Teambesprechungen werden die häufig in Kombination eingenommenen Parkinsonmedikamente optimiert und zu Eskalationsoptionen im Sinne von Pumpentherapien (Apomorphin-Pen, kontinuierlichen subkutanen Apomorphin-Applikationen oder einer PEJ-Sonde zur L-Dopa-Infusionsbehandlung) oder für eine Evaluation für eine Tiefe Hirnstimulation beraten.
  2. Physio- und Ergotherapie, Logopädie, neuropsychologische Betreuung und andere therapeutische Ansätze: Alltagskompetenzen, Gangsicherheit, Feinmotorik, Kommunikation, Schlucksicherheit und Schlucktraining können mit diesen nichtmedikamentösen Methoden trainiert und verbessert werden. Der Umgang mit Hilfsmitteln wird ebenfalls intensiviert geübt.
  3. Sozialmedizinische Betreuung: Beratung soll helfen, die Autonomie der Patient:innen zu erhalten.

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