Schimmelpilze sind allgegenwärtig und ihre Sporen können fast überall gefunden werden. Während geringe Mengen oft harmlos sind, können hohe Konzentrationen in Innenräumen gesundheitliche Auswirkungen haben. Besonders besorgniserregend ist, dass einige Schimmelarten neurologische Auffälligkeiten hervorrufen können. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Schimmelpilzbelastungen und neurologischen Auffälligkeiten, insbesondere im Zusammenhang mit Aspergillose.
Schimmelpilze und ihre gesundheitlichen Auswirkungen
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Schimmelpilzen sind komplex und variieren je nach Art, Konzentration und individueller Empfindlichkeit. Viele Schimmelarten setzen flüchtige organische Verbindungen (MVOCs) und Mykotoxine frei, die gesundheitliche Probleme verursachen können. Mykotoxine sind giftige Verbindungen, die von bestimmten Schimmelpilzen produziert werden und über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt oder die Haut aufgenommen werden können. Sie gelangen in den Blutkreislauf und können das Nervensystem beeinflussen.
Typische Symptome einer Schimmelpilzbelastung
Die Symptome einer Schimmelpilzbelastung können vielfältig sein und reichen von unspezifischen Beschwerden bis hin zu schwerwiegenden neurologischen Störungen, darunter:
- Konzentrationsstörungen und Verwirrung
- Kopfschmerzen und Migräne
- Müdigkeit
- Schwindel
- Gedächtnisverlust
Spezifische Schimmelpilze und ihre neurologischen Auswirkungen
Bestimmte Schimmelpilzarten sind besonders dafür bekannt, neurologische Probleme zu verursachen:
- Stachybotrys chartarum: Bekannt als „schwarzer Schimmel“, produziert dieser Pilz hochtoxische Mykotoxine, die neurotoxische Wirkungen haben können. Symptome umfassen Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und kognitive Beeinträchtigungen.
- Aspergillus fumigatus: Dieser weit verbreitete Schimmelpilz produziert Mykotoxine, die das Nervensystem beeinträchtigen können. Betroffene berichten oft von Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisverlust und Kopfschmerzen.
- Penicillium: Dieser Schimmelpilz kann ebenfalls neurotoxische Effekte haben. Typische Symptome sind anhaltende Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit und Vergesslichkeit.
- Cladosporium: Obwohl als weniger toxisch angesehen, können Menschen, die diesem Pilz über längere Zeiträume ausgesetzt sind, Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen entwickeln.
- Fusarium: Dieser Schimmelpilz produziert eine Reihe von Mykotoxinen, die neurotoxische Wirkungen haben. Betroffene berichten oft von neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, kognitiven Beeinträchtigungen und Schwindel.
Mechanismus der Schimmelpilztoxizität
Die von diesen Schimmelpilzen produzierten Toxine können Nervenzellen direkt schädigen. Aflatoxine, die vor allem von Aspergillus freigesetzt werden, wirken stark neurotoxisch. Trichothecene, die von Fusarium produziert werden, sind ebenfalls besonders stark und können Nervenzellen direkt schädigen.
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Anfällige Personengruppen
Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Schimmelpilzbelastungen. Bestimmte Personengruppen sind jedoch anfälliger für die neurologischen Auswirkungen von Schimmel:
- Kinder und ältere Menschen aufgrund ihres noch nicht vollständig entwickelten bzw. geschwächten Immunsystems.
- Personen mit geschwächtem Immunsystem, z. B. durch HIV-Infektion oder Chemotherapie.
- Personen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma oder Mukoviszidose.
Aspergillose: Eine spezielle Form der Schimmelpilzinfektion
Aspergillose ist eine Infektion, die durch Schimmelpilze der Gattung Aspergillus verursacht wird. Sie betrifft häufig das Atemwegssystem, kann aber auch auf andere Organe übergehen, einschließlich des Gehirns.
Was ist Aspergillose?
Aspergillose ist eine Erkrankung, die durch Schimmelpilze der Art Aspergillus ausgelöst wird. Meist betrifft sie die Lunge, da die Schimmelpilz-Sporen eingeatmet werden. Für gesunde Menschen sind die Sporen normalerweise kein Problem, möglicherweise tritt aber eine allergische Reaktion auf. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, kann es zu einer Infektion kommen.
Ursachen und Risikofaktoren der Aspergillose
Die Ursache der Aspergillose ist eine Infektion mit Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus. In über 90 Prozent der Fälle handelt es sich um Aspergillus fumigatus. Weitere beim Menschen vorkommende Aspergillus-Arten sind A. terreus, A. flavus, A. niger und A. nidulans. Die Schimmelpilze gedeihen insbesondere auf pflanzlichem Material wie altem Obst und Gemüse und typischerweise in Blumenerde. Menschen infizieren sich, indem sie die Schimmelpilzsporen einatmen; diese siedeln sich direkt in den Atemwegen an und können von hier aus weitere Organe befallen.
Die Aspergillose kann nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden!
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Risikofaktoren für eine Aspergillose:
- Geschwächtes Immunsystem (z. B. durch HIV/AIDS, Chemotherapie, Organtransplantation)
- Chronische Lungenerkrankungen (z. B. COPD, Asthma, Mukoviszidose)
- Langfristige Kortisonbehandlung
- Fortgeschrittene Lebererkrankungen
- Virale Lungenentzündungen (z. B. COVID-19, Influenza)
Formen der Aspergillose
Infektionen mit Aspergillus-Schimmelpilzen verursachen sehr unterschiedliche Symptome. Diese hängen vor allem davon ab, welche Körperregionen befallen sind und wie tief die Pilze in den Organismus eingedrungen sind. Mediziner unterscheiden zunächst einmal die nicht-invasive Aspergillose von der invasiven Aspergillose.
- Nicht-invasive Aspergillose: Die Infektion bleibt oberflächlich. Typische Infektionsherde finden sich beispielsweise auf der Haut oder den Schleimhäuten der Nase (vor allem in den Nasennebenhöhlen und den Ohren). Auch die oberen Atemwege können betroffen sein.
- Invasive Aspergillose: Betrifft die inneren Organe. Die häufigste Form dieser Mykose ist die Aspergillus-Bronchopneumonie, eine besondere Form der Lungenentzündung (Aspergillus-Lungenentzündung). Invasive Aspergillosen betreffen selten auch Blutgefäße oder das Zentralnervensystem sowie innere Organe wie Herz, Leber, Nieren, Magen oder Darm. Auch nicht-invasive Aspergillosen der Haut und Schleimhäute können in das umliegende Gewebe eindringen und zu einem invasiven Pilzbefall führen.
- Schimmelpilzallergie: Mediziner bezeichnen dieses Krankheitsbild als allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). Diese Schimmelpilzallergie betrifft vor allem Menschen mit chronischem Asthma, Mukoviszidose und COPD.
- Aspergillom: Dabei vermehren sich die Schimmelpilze in Körperhöhlen. Dabei bilden sie einen Pilzball, den Mediziner als Aspergillom bezeichnen. Dieser Pilzball enthält neben Pilzbestandteilen meistens auch Atemwegssekrete und abgestorbene Zellen. Aspergillome wachsen vor allem in durch Tuberkulose bedingten Höhlen oder Emphysemblasen in der Lunge, manchmal aber auch bei Befall der Nasennebenhöhlen.
- Mykotoxikose: Darunter versteht man eine Vergiftung durch Schimmelpilzgifte (Mykotoxine). Bestimmte Aspergillus-Arten können sogenannte Aflatoxine bilden, diese gelten als krebserregend. Toxinbildende Aspergillus-Arten sind in Europa zwar selten, jedoch können belastete Lebensmittel aus den entsprechenden Erdregionen importiert werden.
Symptome der Aspergillose
Die Symptome einer Aspergillose zeigen sich je nach Form und Immunstatus der Betroffenen nach einigen Tagen bis Wochen. Fast alle Formen der Pilzinfektion gehen allerdings mit Atemwegsbeschwerden einher. Dazu gehören vor allem starker Husten mit Auswurf und grippeähnliche Symptome wie Fieber oder Müdigkeit.
Mögliche Symptome bei einem Lungenbefall:
- Fieber
- Teils blutiger Husten
- Atemnot
- Schmerzen in der Lunge
- Gewichtsverlust
Mögliche Symptome bei einem Befall der Nasennebenhöhlen:
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- Druckempfindlichkeit im Bereich der Nebenhöhlen
- Ausfluss aus der Nase
- Kopfschmerzen
Mögliche Symptome bei einem Befall des Nervensystems:
- Epilepsieähnliche Anfälle
- Symptome einer Hirnhautentzündung (z. B. Kopfschmerzen, Nackensteife, Schwindel, Sehstörungen, Schläfrigkeit, eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit und Stimmungswechsel)
Mögliche Symptome bei einer allergischen Aspergillose:
- Asthma-ähnliche Atemgeräusche
- Husten
- Luftnot
- Bräunlicher Auswurf
- Leichtes Fieber
- Muskelschmerzen
Diagnose der Aspergillose
Weil die Infektion an verschiedenen Organen und verschieden stark auftreten kann, gibt es keine Standard-Untersuchung. Oft sind mehrere verschiedene notwendig. Vor allem bei einem geschwächten Immunsystem könnte bei entsprechenden Symptomen eine Pilzinfektion vorliegen.
Bei Verdacht auf Aspergillose kommen neben Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und gründlicher körperlicher Untersuchung vor allem die folgenden Diagnoseverfahren zum Einsatz:
- Bronchoskopie: Bei dieser Untersuchung wird über die Atemwege ein dünner Schlauch mit einer bildgebenden Optik in die Bronchien eingeführt. Über diesen Schlauch kann der untersuchende Arzt bei Bedarf auch chirurgisches Besteck einführen und eine Gewebeprobe nehmen (Biopsie). Ausgeführt werden Bronchoskopien in der Regel von Fachärzten für innere Medizin (Internisten) oder von Lungenfachärzten (Pneumologen).
- Röntgen und Computertomografie: Werden vor allem bei Aspergillus-Pneumonien angewendet. Hier zeigt sich die Lungenentzündung meistens als sogenanntes Halbmondzeichen (sichelförmige Einschlüsse um den Aspergillenherd).
- Labormedizinische Untersuchungen: Auswurf (Sputum) oder bei einer Bronchoskopie gewonnene Proben werden im Labor auf bestimmte Formen von Antikörpern untersucht. Das sind vor allem die Immunglobuline E und G. Diese IgE und IgG sind spezifische Antikörper gegen Aspergillus, mit denen das Immunsystem gegen den Pilzbefall vorgeht.
- Galactomannan-Test: In einer Blutprobe (ggf. auch in einer Probe des Nervenwassers = Liquor) kann nach sogenannten Galactomannanen gesucht werden. Das sind stärke-ähnliche Substanzen, die in der Zellwand von Aspergillus vorkommen. Der Nachweis von Galactomannanen spricht für eine Aspergillose.
- Antikörper-Test: In manchen Fällen (z.B. bei Verdacht auf ein Aspergillom) ist es sinnvoll, das Blut auf Antikörper gegen Aspergillus zu testen.
- Probenanalyse: Probenmaterial des Patienten (z.B. Auswurf, Gewebeproben - etwa aus der Lunge) kann auf das Vorhandensein von Aspergillus-Pilzfäden analysiert werden.
Behandlung der Aspergillose
In der Behandlung von Aspergillose wird vor allem das Antipilzmittel Voriconazol angewendet. Es gehört zur Wirkstoffgruppe der Azol-Antimykotika. Andere Antipilzmittel bei Aspergillose sind Amphotericin B und Flucytosin. Die medikamentöse der Therapie der Schimmelpilzinfektionen geht in der Regel mit schweren Nebenwirkungen einher. Das gilt umso mehr, da die Antipilzmittel viele Wechselwirkungen mit Wirkstoffen eingehen, die häufig bei immungeschwächten Patienten angewendet werden.
- Antimykotika: Eine invasive Aspergillose muss mit Antipilzmitteln wie zum Beispiel dem Wirkstoff Voriconazol behandelt werden. Manchmal verschreibt der Arzt solche Mittel auch vorsorglich, zum Beispiel nach einer Lungentransplantation. Einige Aspergillus-Arten sind allerdings resistent gegen bestimmte Medikamente.
- Operation: Ein einzelnes, abgekapseltes Lungen-Aspergillom wird bei Beschwerden in der Regel operativ entfernt. Hat sich ein Aspergillom (etwa in der Nasennebenhöhle oder Lunge) gebildet, reicht eine medikamentöse Behandlung meist nicht aus. In diesem Fall ist ein chirurgischer Eingriff nötig, bei dem der "Pilzball" entfernt wird.
- Kortikosteroide: Die allergische Aspergillose wird langfristig mit Kortison (Kortikosteroide) behandelt. Gegen allergisches bronchopulmonales Asthma (ABPA) bekommt der Patient meistens Kortisonpräparate verschrieben. Diese sollen verhindern, dass sich etwa ein bestehendes Asthma verschlimmert.
- Allergene vermeiden: Wird sie etwa durch Pilzsporen in der Wohnung ausgelöst, sollte dort der Schimmel untersucht und entfernt werden. Langfristig lässt sich der Behandlungserfolg durch konsequentes Meiden der Allergene sicherstellen.
Krankheitsverlauf und Prognose
Wie die Aspergillose im Einzelfall verläuft, hängt in erster Linie von ihrer Ausprägung ab. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Fähigkeit des Immunsystems, mit dem Erreger fertig zu werden. Diese kann individuell sehr unterschiedlich sein und ist zudem von bestehenden Grunderkrankungen abhängig. Da die Schimmelpilzinfektion sehr oft Menschen betrifft, die aufgrund einer Erkrankung oder medizinischen Behandlung ein schwaches Immunsystem haben, nimmt die Aspergillose trotz Therapie in vielen Fällen einen schweren Verlauf. Sie kann dann sogar tödlich enden.
Grundsätzlich ist die Prgnose für eine Heilung gut. Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist jedoch, wie gut das Immunsystem mit dem Erreger zurechtkommt. Bei einem schweren Verlauf kann eine Aspergillose zu chronischen Infektionen mit Gewebezerstörung führen.
Vorbeugung der Aspergillose
Aspergillus-Pilze kommen in der Umwelt nahezu überall vor. Daher lässt sich einer Infektion nicht sicher vorbeugen. Allerdings sind Aspergillosen bei gesunden Menschen sehr selten.
Gezielte Vorbeugungsmaßnahmen gegen Aspergillose sind bei Menschen mit Immunschwäche jeglicher Ursache sehr sinnvoll. Dazu gehört in erster Linie, die allgemeinen Hygienevorschriften genau einzuhalten und Pilzbelastungen in Wohnräumen zu vermeiden. Da Aspergillus-Pilze sich beispielsweise besonders häufig in Erde finden, gehören Topfpflanzen nicht in Krankenzimmer von immungeschwächten Menschen. Alle netDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.
Trotzdem kann man auf einige Dinge achten:
- Immungeschwächte Menschen sollten etwa Blumenerde meiden.
- Auch Baustellen müssen dort gut abgeschirmt sein.
- Zuhause sollten Komposteimer besser andere Menschen leeren, ebenso Katzentoiletten.
- Auch eine vorsorgliche Behandlung gegen eine Pilzerkrankung kann in manchen Fällen sinnvoll sein. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin kann dazu beraten.
Allgemeine Maßnahmen zur Minimierung von Schimmelpilzbelastungen
Um das Risiko neurologischer Auffälligkeiten durch Schimmelpilzbelastung zu minimieren, sollten Sie in Ihren Innenräumen stets auf gute Luftqualität und eine kontrollierte Luftfeuchtigkeit achten:
- Luftfeuchtigkeit senken: Halten Sie die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen unter 60 %.
- Regelmäßiges Lüften: Sorgen Sie für eine gute Belüftung, um die Ansammlung von Feuchtigkeit zu verhindern.
- Schimmelquellen beseitigen: Entfernen Sie sichtbaren Schimmel umgehend und beheben Sie die Ursache des Feuchtigkeitsproblems.
- Vermeiden Sie offensichtliche Quellen: Vermeiden Sie offensichtliche Quellen wie Schimmel, Biomüll, Komposthaufen, Erde und gelagertes Getreide.
- Keine Topfpflanzen mit Erde ins Haus stellen: Da Aspergillus-Pilze sich beispielsweise besonders häufig in Erde finden, gehören Topfpflanzen nicht in Krankenzimmer von immungeschwächten Menschen.
- Luftreiniger: Teilweise werden Luftreiniger empfohlen, um die Belastung mit Schimmelpilzsporen in der Raumluft zu senken. Geeignete Reiniger können hier mitunter als Notmaßnahme oder bei temporär hohen Belastungen durchaus sinnvoll sein.
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