Das Gehirn ist ein komplexes Organ, das viele lebenswichtige Funktionen steuert. Innerhalb des Gehirns gibt es spezialisierte Zentren, die für spezifische Aufgaben zuständig sind. Zwei dieser wichtigen Zentren sind das Atemzentrum und das Kreislaufzentrum, die beide im Hirnstamm lokalisiert sind und eng miteinander verbunden sind. Dieser Artikel beleuchtet die Struktur und Funktion dieser Zentren, ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung des Lebens und die Folgen von Schädigungen in diesem Bereich.
Die Medulla Oblongata: Das verlängerte Rückenmark
Die Medulla oblongata, auch als Myelencephalon, Nachhirn oder verlängertes Rückenmark bekannt, ist der unterste und hinterste Bereich des Gehirns und stellt die Fortsetzung des Rückenmarks in den Gehirnbereich hinein dar. Sie verdickt sich nach dem Übergang vom Rückenmark zwiebelförmig und endet an der Brücke (Pons). Zusammen mit der Brücke und dem Kleinhirn bildet sie das Rautenhirn.
Anatomische Struktur
An der Vorderseite der Medulla oblongata befindet sich die Pyramide, eine in der Mitte verlaufende Spalte, die sich nach unten hin verjüngt und zum Teil in den Seitenstrang des Rückenmarks zieht, zum Teil über die Mittellinie kreuzt und zu einem weiteren Teil in den Vorderstrang des Rückenmarks zieht. Neben der Pyramide liegt die Olive, die in ihrem Inneren den Olivenkern, graue Substanz, enthält. An der hinteren Seite setzt sich der Hinterstrang fort, der sich im Halsmark zweigeteilt hat. Beide Stränge werden zunehmend breiter und bilden in der Medulla oblongata zwei Verdickungen, in denen die Hinterstrangkerne liegen. Diese sind die Umschaltstationen auf ein Neuron der Hinterstrangbahnen. Die Fortsetzung des Hinterstrangs in der Medulla oblongata nach oben in das Gehirn ist der untere Kleinhirnstiel und darüber das Kleinhirn.
Funktionelle Bedeutung
Die Medulla oblongata ist ein lebenswichtiges Regulations- und Reflexzentrum. Sie enthält Hirnnervenkerne und ist damit der Ursprung der Hirnnerven VII bis XII, die aus der vorderen Fläche der Medulla oblongata austreten. In der Medulla oblongata liegen wichtige Regulationszentren für die Atmung und den Blutkreislauf sowie Reflexzentren für den Schluck- und Saugreflex, den Husten-, Nies- und Würgereflex sowie das Brechzentrum. Absteigende Bahnen, die das Großhirn mit dem Rückenmark verbinden, laufen durch das Myelencephalon und aufsteigende Bahnen werden hier umgeschaltet. In den Hinterstrangkernen Nucleus gracilis und Nucleus cuneatus enden die Nervenfasern für die epikritische Sensibilität - feine Temperatur- und Berührungsempfindungen, Bewegungs- und Stellungssinn, Kraftsinn und Formenerkennung. Die Olivenkerne der Medulla oblongata koordinieren die Feinmotorik.
Atemzentrum
Atembewegungen werden von Neuronengruppen in der Medulla oblongata gesteuert. Die rhythmische Atemaktivität geschieht durch eine komplexe Verschaltung der Atemneuronen in der Medulla oblongata, die sich gegenseitig fördern und hemmen. Durch das Atemzentrum wird ein basaler Atemrhythmus gewährleistet, der von höheren Hirnzentren und der Körperperipherie an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden kann. So muss man etwa bei körperlicher Aktivität stärker atmen, um den erhöhten Sauerstoffbedarf decken zu können. Also werden dem Atemzentrum in der Medulla oblongata über Mechanorezeptoren in den Gelenken und der Muskulatur Informationen zugeleitet, die den Atemantrieb erhöhen.
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Steuerung durch Sympathikus und Parasympathikus
Der Sympathikus als Teil des vegetativen Nervensystems wird von einem Kerngebiet der Medulla oblongata gesteuert, das eine enge Beziehung zu den Atemzentren hat. Auch der Parasympathikus wird über Nervenkerne des Myelencephalons gesteuert: Periphere Nerven haben eine Grundaktivität, den Sympathikotonus. Dieser wird über Bahnen, die aus der Medulla oblongata kommen und über die Hinterseitensträngen in das Rückenmark ziehen, bestimmt. Wird dieses Steuerzentrum des Sympathikus in der Medulla oblongata gereizt, werden sympathische Nerven und die dazu gehörenden Organe entsprechend aktiviert. Das resultiert zum Beispiel in einem Blutdruckanstieg. Umgekehrt führt eine Hemmung dieses Steuerzentrums zu einer Abnahme der Aktivität in den sympathischen Nerven, wodurch beispielsweise der Blutdruck abfällt. Die Verdauung im Dünndarm wird unter anderem durch den Muskeltonus der Darmwand und Nervenfasern in der Darmwand geregelt. Fasern des Parasympathikus ziehen zu erregenden und hemmenden Ganglien. Welche Funktion - die erregende oder die hemmende - überwiegt, wird in Nervenkernen der Medulla oblongata (und im unteren Rückenmark) bestimmt.
Kreislaufzentrum
Die Kreislaufregulation bei körperlicher Arbeit muss sich an die Bedürfnisse der Muskeln anpassen. Dazu muss das Herz stärker pumpen. Auch diese Regulation erfolgt durch Zentren in der Medulla oblongata. Hemmende und fördernde Impulse werden über das Nachhirn an die Großhirnrinde weitergegeben.
Weitere Funktionen der Medulla Oblongata
In der Medulla oblongata liegen die Zentren, die das Kauen und Schlucken und damit die Nahrungsaufnahme steuern. Diesen sind zwei Zentren übergeordnet, das Esszentrum und das Sattheitszentrum in Kernen des Hypothalamus. Das Kauen und der Anfang des Schluckvorgangs werden über Hirnnerven gesteuert, die aus der Medulla oblongata austreten (Nervus trigeminus, Nervus hypoglossus und Nervus vagus). In der Medulla oblongata befinden sich chemosensible Rezeptoren, die den Säure-Basen-Haushalt des Körpers regulieren.
Lokalisation der Medulla Oblongata
Die Medulla oblongata geht vom Abgang des ersten Spinalnerven - vom großen Hinterhauptsloch - ohne scharfen Übergang aus dem Rückenmark hervor. Das Nachhirn reicht bis hinauf zur Brücke im Hinterhirn. Dieser Abschnitt ist beim Erwachsenen etwa drei Zentimeter lang.
Probleme und Erkrankungen der Medulla Oblongata
Ein Medulloblastom ist ein bösartiger Tumor des Kleinhirns, der rasch wächst und undifferenziert ist. Er verdrängt durch sein Größenwachstum die Medulla oblongata. Das Medulloblastom entwickelt sich bevorzugt im Kindes- und Jugendalter, besonders im siebten bis zwölften Lebensjahr. Leitsymptome sind Erbrechen und eine Störung der Bewegungskoordination (Ataxie) mit Fallneigung nach hinten.
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Ein Infarkt der Medulla oblongata kann etwa durch einen Verschluss eines wichtigen Blutgefäßes (Arteria cerebelli inferior posterior) am Übergang der Brücke in die Medulla oblongata entstehen. Mögliche Symptome sind Kopfschmerz, schneller Herzschlag, Atemnot, Drehschwindel und Fallneigung, Augenzittern, Gangstörung, Schluck- und Sprachstörung sowie Empfindungsstörungen durch Trigeminuslähmung.
Eine Durchblutungsstörung in der Medulla oblongata, wie sie zum Beispiel bei einer zerebralen Ischämie auftritt, führt zu einer Aktivierung des Sympathikus. Das Gleiche geschieht, wenn plötzlich auftretende Blutungen im Gehirn Raum fordern und das Hirngewebe verdrängen: Die Sympathikusaktivität nimmt zu, und der Blutdruck steigt (Cushing-Reflex).
Ein vollständiger Ausfall der Medulla oblongata durch Verletzungen führt in der Regel zum Tod.
Der Hirnstamm: Eine übergeordnete Struktur
Der Hirnstamm ist ein Teil des zentralen Nervensystems, das sich seinerseits aus dem Gehirn und dem Rückenmark zusammensetzt. Er ist im innersten Abschnitt des Gehirns lokalisiert und beinhaltet verschiedene Zentren für die Regulation lebenswichtiger Vorgänge. Der Hirnstamm gliedert sich in Mittelhirn (Mesencephalon), Brücke (Pons) und verlängertes Mark (Medulla oblongata), welches den Übergang zum Rückenmark bildet.
Funktionen des Hirnstamms
Die verschiedenen Abschnitte des Gehirns erfüllen verschiedene Funktionen. Während die Informationen, die das Großhirn erhält, unserem Bewusstsein zugänglich sind, erfüllt das Kleinhirn vor allem motorische Funktionen. Das Zwischenhirn wiederum leitet die verschiedenen Informationen an das Großhirn weiter. Die Brücke enthält Nervenfasern, die vor allem dafür zuständig sind, Informationen zwischen den beiden Gehirnhälften auszutauschen. Das Mittelhirn enthält eine Vielzahl an Nervenfasern, die verschiedene Informationen zwischen den einzelnen Gehirnabschnitten weiterleiten. Dazu gehören zum Beispiel Fasern der Hör- und der Sehbahn, es finden sich aber auch wichtige motorische Zentren im Mittelhirn. Ebenso haben hier auch einige der zwölf Hirnnerven ihre Kerngebiete. Diese bilden den Ursprung der jeweiligen Nervenfasern. Die Hirnnerven erfüllen dabei die vielfältigsten Aufgaben in unserem Körper. Beispiele dafür sind das Berührungsempfinden im Kopfbereich, die Versorgung der verschiedenen Muskeln des Kopfes und des Gesichtes sowie vegetative Funktionen, die unter anderem das Herzkreislaufsystem im Gleichgewicht halten. Die Medulla oblongata schließt sich nach unten dem Hirnstamm an und beinhaltet ähnlich wie das Mittelhirn Kerngebiete einiger Hirnnerven sowie wichtige regulatorische Zentren wie das Atem- und Kreislaufzentrum. Der Hirnstamm erfüllt also vielfältige und lebenswichtige Funktionen, weshalb eine Hirnstammläsion auch weitreichende Folgen haben kann.
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Hirnstammläsionen
Unter Hirnstammläsionen versteht man alle Schädigungen von Nervengewebe im Bereich des Mittelhirns, der Pons oder der Medulla oblongata. Es kommt dann zur Ausbildung einer Reihe von Symptomen, was man dann als Hirnstammsyndrom bezeichnet. Hirnstammsyndrome lassen sich je nach Ort der Schädigung in Mittelhirnsyndrome, Ponssyndrome und Medulla-oblongata-Syndrome einteilen. Die Symptomatik ist davon abhängig, welche Bereiche betroffen sind. Auch die Schwere der Symptome richtet sich nach der Funktion der betroffenen Strukturen und dem Ausmaß der Schädigung.
Ursachen von Hirnstammläsionen
Hirnstammläsionen können vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Die verschiedenen Strukturen des Hirnstamms können sowohl durch akute Ereignisse als auch durch chronische Prozesse geschädigt werden. Meist liegt der Schädigung des Gewebes und der Nerven eine Durchblutungsstörung des entsprechenden Bereichs zugrunde. Diese wiederum kann durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden.
Eine der häufigeren Ursachen einer Hirnstammläsionen ist der Schlaganfall. Hierbei unterscheidet man zwischen einem ischämischen Schlaganfall, bei dem die Blutversorgung des Gehirns durch ein Gerinnsel in einem Gefäß gestört wird, und einem hämorrhagischen Schlaganfall, bei dem eine Blutung vorliegt, die auf das Hirngewebe starken Druck ausüben kann. Ischämische Schlaganfälle kommen deutlich häufiger vor als hämorrhagische. Die durch den Schlaganfall verursachte Minderdurchblutung des Gehirngewebes kann die Funktion der jeweiligen Areale stark beeinflussen. In vielen Fällen sind dabei die Hirnnerven beeinträchtigt, wodurch es zu verschiedenen Ausfällen in der Motorik und auch der Sensibilität kommen kann. Schlaganfälle bilden immer einen Notfall und müssen in jedem Fall so schnell wie möglich behandelt werden.
Weitere mögliche Ursachen für Hirnstammläsionen sind Unfälle mit Beteiligung des Kopfes, medizinisch spricht man auch von einem Schädel-Hirn-Trauma. Dieses kann in verschiedenen Schweregraden auftreten. Dabei zeigt ein Schädel-Hirn-Trauma Grad I keine Hirnstammläsion, Grad II eine einseitige und die Grade III und IV eine beidseitige Hirnstammläsion.
Auch verschiedene Entzündungsprozesse können eine Läsion von Strukturen des Hirnstammes nach sich ziehen. Ein relativ häufiges Krankheitsbild, im Rahmen dessen eine solche Läsion auftreten kann, ist die Multiple Sklerose. Es handelt sich hierbei um eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu chronisch-entzündlichen Prozessen im Bereich des zentralen Nervensystems kommen kann. Dabei kann auch der Hirnstamm betroffen sein.
Bei Tumoren handelt es sich um gutartige oder bösartige Neubildungen von Gewebe. Auch wenn ein Tumor an sich gutartig und somit von einer Krebserkrankung zu unterscheiden ist, kann das Wachstum benachbarte Strukturen bedrängen und dadurch schädigen. Ein Tumor im Bereich des Hirnstammes kann auf diese Weise eine Hirnstammläsion verursachen. Häufig wächst der Tumor dabei langsam und führt so zu einem chronischen Verlauf des Hirnstamm-Syndroms. Eine ausführliche Diagnostik ist daher besonders wichtig.
Symptome von Hirnstammläsionen
Die Symptomkombination einer Hirnstammläsion wird als Hirnstamm-Syndrom bezeichnet. Das Krankheitsbild hängt dabei ganz von der Lokalisation und dem Ausmaß der Schädigung ab. Da sich im Hirnstamm die verschiedenen Kerngebiete der Hirnnerven befinden, zeigt sich eine entsprechende Läsion meist in einem Ausfall bestimmter Hirnnerven. Ein typisches Erscheinungsbild der Hirnstammläsion ist die sogenannte gekreuzte Hirnstammsymptomatik. Es zeigt sich dabei eine Schädigung von Hirnnerven auf der Seite der Läsion in Kombination mit sensiblen und motorischen Beeinträchtigungen auf der Gegenseite. Dies lässt sich dadurch erklären, dass ein Großteil des Gehirns kontralateral organisiert ist. Das bedeutet, die verschiedenen Nervenfasern kreuzen in ihrem Verlauf durch das Gehirn zur Gegenseite, sodass ein rechtsseitiger Hirnnerv Strukturen der linken Körperhälfte versorgt und entsprechend andersherum. Die Hirnnerven erfüllen vielfältige Aufgaben, sodass es im Rahmen einer Läsion beispielsweise zu Ausfällen im Bereich der Gesichtsmuskulatur, des Berührungsempfindens, des Geschmackes, des Sehens und Hörens oder des Gleichgewichtssinnes kommen kann. Auch Störungen des Schluckvorganges können auf Schädigungen von Hirnnerven hinweisen. Da einige Hirnnerven aber auch vegetative Funktionen erfüllen, kann es auch hier zu Funktionsstörungen kommen. Vegetative Funktionen können nicht aktiv durch das Bewusstsein gesteuert werden. Es kann also im Falle eines Hirnstammsyndroms beispielsweise zu Veränderungen der Schweiß- oder Tränensekretion, aber auch zu Kreislaufstörungen kommen. Der Hirnstamm beinhaltet wichtige regulatorische Zentren wie das Atem- und Kreislaufzentrum. Kommt es zu Läsionen in einem dieser Bereiche, kann dies unter Umständen lebensbedrohlich sein. Häufig ist dabei auch das Brechzentrum mitbeteiligt, sodass sich die Patienten oft initial übergeben müssen. In einem solchen Fall ist eine sofortige medizinische Behandlung dringend angeraten, um die wichtigsten Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. In einigen Fällen kann eine andauernde Symptomatik auch die dauerhafte medizinische Überwachung auf einer Intensivstation notwendig machen.
Diagnose von Hirnstammläsionen
Bei Verdacht auf eine Hirnstammläsion ist eine ausführliche Diagnostik unerlässlich. Dabei folgt auf eine Anamnese, in der vor allem Fragen zu möglichen Unfällen und dem genauen zeitlichen Verlauf des Beschwerdebildes gestellt werden, die körperliche Untersuchung. Im Rahmen dieser können bereits erste Anzeichen von Schädigungen sichtbar sein. Dabei ist vor allem die neurologische Untersuchung wegweisend, um beispielsweise den Ausfall bestimmter Hirnnerven zu detektieren. Auch bildgebende Verfahren kommen bei der Diagnostik von Hirnstammläsionen zum Einsatz. An erster Stelle steht dabei die Magnetresonanztomographie, in der vor allem das Hirngewebe gut dargestellt werden kann. Mögliche Infarkte oder Blutungen können so gut lokalisiert werden. Ein sogenanntes Elektroenzephalogramm, kurz EEG, kann die elektrischen Signale von Nerven messen und somit auch zur Diagnostik von Hirnstammläsionen eingesetzt werden. Mit Hilfe verschiedener Elektroden können dabei Hirnströme gemessen werden. Im Rahmen von Spezialuntersuchungen kann auch die Antwort der Nerven auf akustische und visuelle Reize dargestellt werden, wodurch vor allem eine genaue Untersuchung der Hör- und Sehbahn ermöglicht wird.
Therapie von Hirnstammläsionen
Die Therapie der Hirnstammsyndrome richtet sich stets nach der Ursache der Läsion. Daher kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Liegt ein Hirninfarkt als Ursache für die Läsion vor, dann sollte dringend abgeklärt werden, ob es sich um einen Gefäßverschluss oder eine Blutung handelt. Je nach Form des Schlaganfalls kann die Therapie dann entweder in der Blutstillung oder der Eröffnung des Gefäßes bestehen, um die Durchblutung des Hirngewebes wiederherzustellen. Ein Hirninfarkt ist dabei in jedem Fall akut behandlungsbedürftig. Auch bei schwerwiegenden Schädigungen des Hirnstammes mit Beeinträchtigung der Atmung und des Kreislaufs müssen sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Ausfälle der Muskulatur können auch nach Behandlung der Ursache der Hirnstammläsion ein langfristiges Problem für die Betroffenen darstellen. Gerade wenn die Gesichtsmuskulatur beeinträchtigt ist, kann dies enormen Leidensdruck verursachen. Daher können verschiedene Therapiekonzepte zur Anwendung kommen, die sowohl physiotherapeutische als auch logopädische und ergotherapeutische Behandlungen beinhalten.
Die Formatio Reticularis: Ein Netz lebenswichtiger Funktionen
Tief versteckt und gut geschützt im menschlichen Gehirn befindet sich eine Struktur, die man zweifelsohne auch als vegetative Kommandozentrale bezeichnen könnte: Die Formatio reticularis. Ganz ihrem Namen nach (reticulum = Netz) sind in diesem Bereich unzählige Nervenzellkerne miteinander vernetzt, um die grundlegenden Lebensfunktionen sicherzustellen. Von Atmung über Blutdruck bis hin zur Speichelsekretion; all diese Funktionen und noch deutlich mehr sind in diesem Gebiet vereint. Die Formatio reticularis ist ein diffus verteiltes Netzwerk aus grauer Substanz im Hirnstamm. Die verschiedenen, netzartig miteinander verbundenen Kerngebiete durchziehen dabei den gesamten Hirnstamm bis zum Rückenmark. Die Formatio reticularis macht den größten Anteil der Mittelhirnhaube (Tegmentum) aus. Aufgrund von histologisch identifizierten Gesichtspunkten wird zum Teil noch eine Intermediärzone beschrieben. Obwohl sie sich ebenfalls im Hirnstamm befinden, gehören einige, scharf abgrenzbare Kerngebiete nicht zur Formatio reticularis. Wichtig sind in diesem Zusammenhang außerdem zu- und abführende Bahnen. Die einzelnen Kerngebiete der Formatio reticularis enthalten viele, zum Teil lebensnotwendige Zentren.
Die Hirnnerven: Verbindungen zwischen Gehirn und Körper
Im Hirnstamm liegen die Ursprungsorte der zwölf Hirnnervenpaare, die Hirnnervenkerne. In einem Hirnnervenkern entspringen die Fasern, die Erregungen unter anderem zu verschiedenen Muskeln im Kopf- und Halsbereich weiterleiten. Es gibt insgesamt zwölf Hirnnervenpaare. Sie sind, mit einer Ausnahme (N. Bei den ersten beiden Hirnnerven (I und II) handelt es sich um Gehirnanteile, bei den übrigen zehn (III-XII) jeweils um Nervenpaare des peripheren Nervensystems (peripheres Nervensystem, siehe auch "Einführung zum Nervensystem"). Die Ursprungsorte (Hirnnervenkerne) der Hirnnerven I und II liegen im Großhirn beziehungsweise im Zwischenhirn. Die Ursprungsorte der übrigen Hirnnervenpaare befinden sich meist in Mittelhirn, Brücke oder verlängertem Mark, also im Hirnstamm. Die Hirnnerven versorgen Hirnstrukturen und erfüllen spezifische Funktionen, indem sie sensorische, motorische und autonome Informationen zu und von den intrakraniellen und perikraniellen Strukturen übertragen und sie mit dem Rest des Körpers verbinden.
Überblick über die Hirnnerven
- I. Der Riechnerv (Nervus olfactorius): ist für die Geruchswahrnehmung zuständig.
- II. Der Sehnerv (Nervus opticus): ist eine Leitungsbahn des Gehirns, die für das Sehen zuständig ist.
- III. Der Augenmuskelnerv (Nervus oculomotorius): ist zusammen mit dem IV. Hirnnerv (Nervus trochlearis) und dem VI. Hirnnerv (Nervus abducens) für die Bewegung der Augenmuskeln und damit für die Bewegung des Augapfels zuständig.
- IV. Der IV. Hirnnerv (Nervus trochlearis): ist, ebenso wie der III. und der VI. Hirnnerv, an der Bewegung des Augapfels beteiligt.
- V. Der V. Hirnnerv (Nervus trigeminus): ist ein großer Nerv mit vielen Aufgaben.
- VI. Der Augenmuskelnerv (Nervus abducens): ist zusammen mit dem III. Hirnnerv (Nervus oculomotorius) und dem IV. Hirnnerv (Nervus trochlearis) für die Bewegung der Augenmuskeln und damit für die Bewegung des Augapfels zuständig.
- VII. Der Gesichtsnerv (Nervus facialis): Dieser große Nerv enthält alle Typen von Nervenfasern (für Gefühlsempfindungen, Muskelbewegungen, vegetative Funktionen).
- VIII. Der VIII. Hirnnerv (Nervus vestibulocochlearis): ist aus zwei Komponenten zusammengesetzt: den Nervenbahnen für das Hörorgan und denen für das Gleichgewichtsorgan.
- IX. Der Zungen-Rachen-Nerv (Nervus glossopharyngeus): Der XI. Hirnnerv entspringt im verlängerten Mark (Medulla oblongata) des Hirnstamms.
- X. Der X. Hirnnerv (Nervus vagus): nimmt seinen Ursprung im verlängerten Mark des Hirnstamms.
- XI. Der XI. Hirnnerv (Nervus accessorius): führt nur absteigende (efferente) Fasern zu verschiedenen Schlund- und Halsmuskeln.
- XII. Der XII. Hirnnerv (Zungennerv): ist wie der XI. Hirnnerv ein rein motorischer Nerv.
Das Gehirn: Eine Übersicht
Das Gehirn, das zusammen mit dem Rückenmark das Zentralnervensystem bildet, liegt in der Schädelhöhle, berührt jedoch an keiner Stelle direkt die Schädelknochen, sondern wird von ihnen durch die Hirnhäute (Meningen) getrennt. Im Gehirn befinden sich Hohlräume, Ventrikel genannt, die von der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit ausgefüllt sind. Der Stoffaustausch zwischen Blut und Gehirn bzw. Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit ist außer für Wasser, Sauerstoff und Kohlensäure mehr oder weniger behindert - man spricht von einer Blut-Hirn- bzw.
Die Hauptbestandteile des Gehirns
- Das Endhirn: besteht aus den beiden Hälften (Hemisphären) des Großhirns, die durch den so genannten Balken miteinander verbunden sind; den Stamm- oder Basalganglien, die für die Motorik wichtig sind; und dem Riechhirn. Die beiden Großhirnhälften falten sich wie die angelegten Flügel eines Schwanes über den übrigen Hirnteilen zusammen. Die Großhirnrinde ist 1 1/2 mm dick und aus 6 Zellschichten aufgebaut; sie lässt 200 Rindenfelder erkennen, denen man ganz bestimmte Funktionen zuordnen kann.
- Das Zwischenhirn: liegt um den III. Hirnventrikel herum. Es wird von den beiden Großhirnhälften umschlossen und besteht aus 4 übereinander gelagerten Etagen.
- Das Mittelhirn: liegt zwischen dem Zwischenhirn und dem Hinterhirn.
- Das Hinterhirn: besteht aus der Brücke (Pons), dem Verbindungsstück zwischen Mittelhirn und verlängertem Mark (Medulla oblongata), und dem Kleinhirn (Cerebellum).
- Das Nachhirn oder verlängerte Mark (Medulla oblongata): ist der an das Rückenmark anschließende Gehirnabschnitt, durch den Bahnen von und zu den höheren Hirnteilen laufen.
Das limbische System ist ein Randgebiet zwischen Großhirn und Hirnstamm (Mittelhirn, Pons, verlängertes Mark), das der Selbsterhaltung (Ernährung, Verteidigung, Angriff) und der Arterhaltung (Sexualität im engeren und weiteren Sinn) dient. Die Formatio reticularis zieht vom verlängerten Mark durch den ganzen Hirnstamm bis zum Zwischenhirn und besteht aus einer Durchflechtung von weißer und grauer Substanz.
Untersuchung des Gehirns
Zur Untersuchung des Gehirns reicht oft schon die genaue Prüfung der Funktion der abgehenden Nerven aus. Ferner kann die Subokzipitalpunktion (spezielles Verfahren zur Entnahme von Gehirnflüssigkeit) mit anschließender genauer Untersuchung des entnommenen Gehirnliquors wichtige diagnostische Aufschlüsse geben. In manchen Fällen, z. B. zur genauen Lagebestimmung eines im Gehirn vermuteten Krankheitsherdes, ist die Enzephalografie notwendig: eine Röntgenaufnahme des Gehirns, wozu vorher, damit ein deutliches Bild von Form und Lage der Hirnkammern im Inneren des Gehirns entsteht, die Hirnflüssigkeit mittels Subokzipitalpunktion zum Teil abgelassen und durch Luft ersetzt wird. In größeren Fachkliniken kann zur Diagnose bestimmter Vorgänge im Gehirn gegebenenfalls auch ein Elektroenzephalogramm (EEG) herangezogen werden, eine Methode, bei der die Aktionsströme der tätigen Gehirnzellen vom Kopf abgeleitet werden wie die Aktionsströme des Herzens bei der Elektrokardiografie (EKG).
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