Schlaganfall: Ursachen, Therapie und Prävention

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Es handelt sich um eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu Ausfällen wichtiger Hirnfunktionen führen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapieoptionen, um Betroffenen und ihren Angehörigen ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu ermöglichen.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch Hirnschlag oder Apoplex genannt, ist eine plötzlich auftretende, potenziell lebensbedrohliche Erkrankung des Gehirns. Er entsteht durch eine Unterbrechung der Blutversorgung oder eine Blutung im Gehirn, was zu einem teilweisen oder dauerhaften Ausfall von Hirnfunktionen führen kann. Die mangelnde Blutversorgung führt zu einer Sauerstoffblockade, die das Gehirn dauerhaft schädigen kann. Daher ist schnelles Handeln entscheidend, um Folgeschäden zu minimieren und das Leben des Betroffenen zu retten.

Formen des Schlaganfalls

Es gibt zwei Hauptformen des Schlaganfalls:

  • Ischämischer Schlaganfall: Hierbei wird die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbrochen, meist durch einen Gefäßverschluss.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall: Dieser entsteht durch eine Hirnblutung.

In beiden Fällen wird Hirngewebe zerstört, was sofortiges Handeln erfordert.

Transitorische ischämische Attacke (TIA)

Die transitorische ischämische Attacke (TIA) ist ein oft unterschätzter Vorbote eines Schlaganfalls. Sie äußert sich durch ähnliche Symptome wie ein Schlaganfall, die jedoch innerhalb kurzer Zeit wieder verschwinden. Es ist wichtig, eine TIA ernst zu nehmen, da etwa 10 % der Betroffenen innerhalb eines Jahres einen echten Schlaganfall erleiden.

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Hinweise auf eine TIA sind:

  • Vorübergehende Seh-, Sprach- und Schluckbeschwerden
  • Vorübergehende Lähmungen einer Körperhälfte
  • Vorübergehendes Taubheitsgefühl in einer Hand, einem Fuß oder einer Gesichtshälfte
  • Kopfschmerzen

Schlaganfall in Zahlen

Der Schlaganfall ist eine typische Alterserkrankung, wobei die Hälfte der Betroffenen über 70 Jahre alt ist. Er tritt hauptsächlich zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auf. Allerdings kann er aufgrund von Risikofaktoren wie hohem Blutdruck auch in jüngeren Jahren vorkommen. In Deutschland erleiden jährlich etwa 200.000 Menschen einen Schlaganfall, der oft zu Schwerbehinderung und Pflegebedürftigkeit führt. Trotz medizinischer Fortschritte ist der Schlaganfall nach wie vor die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.

Ursachen und Risikofaktoren

Für einen Schlaganfall kann es verschiedene Ursachen geben:

  • Hirnblutung
  • Hirngefäßverschluss

Innerhalb des ischämischen Apoplex werden zwei weitere Ursachen unterschieden:

  • Hirngefäßverschluss aufgrund einer vorliegenden Arteriosklerose
  • Hirngefäßverschluss wegen einer Embolie oder Thrombose

Arteriosklerose

Die Arteriosklerose, auch Arterienverkalkung genannt, ist eine der Hauptursachen für einen Schlaganfall. Dabei lagern sich im Laufe der Jahre abgestorbene Zellen und Fettgewebe an den Innenwänden der Arterien ab, wodurch diese enger werden und sich schließlich verschließen können. Diese Ablagerungen, auch Plaques genannt, können einreißen und zur Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) führen, die die Gefäße zusätzlich verstopfen.

Risikofaktoren für Arteriosklerose sind:

  • Übergewicht
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Diabetes
  • Zu hohe Cholesterinwerte im Blut

Embolie

Thrombosen und Embolien entstehen vorwiegend in der Lunge oder in den Beinvenen. Eine Lungenembolie kann eine Ursache für einen Schlaganfall sein. Löst sich ein Teil eines Venenthrombus, entsteht ein Embolus, der mit dem Blutstrom ins Herz und Hirn gelangen kann. In der Lunge kann er feinste Arterien verstopfen und zu Atemnot, Herzrasen und Kreislaufversagen führen. Kleinste Reste des Embolus können weiter ins Gehirn wandern und dort eine Arterie verstopfen, was einen Schlaganfall verursacht.

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Hirnblutung

Hirnblutungen sind potenziell lebensbedrohlich. Sie entstehen meist durch Einreißen spröder Arterien aufgrund von Arteriosklerose oder durch einen spontanen Anstieg des Blutdrucks. Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischer Hypertonie oder Diabetes mellitus. Hämorrhagische Schlaganfälle machen etwa 15 % aller Schlaganfälle aus.

Weitere Risikofaktoren

  • Alter: Ältere Menschen haben ein höheres Schlaganfallrisiko.
  • Genetische Veranlagung: Schlaganfälle treten oft in Familien gehäuft auf.
  • Vorangegangener Schlaganfall oder TIA: Erhöhen das Risiko für einen erneuten Apoplex.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Fördern die Entstehung von Risikofaktoren wie Hypertonie und Diabetes.
  • Diabetes mellitus: Schädigt die Gefäße und erhöht das Schlaganfallrisiko.
  • Arterielle Enge: Verringert die Blutversorgung des Gehirns.
  • Störungen des Fettstoffwechsels: Erhöhen das Risiko für Arteriosklerose.
  • Gefäßschäden durch Rauchen: Beschädigen die Gefäßwände und fördern die Entstehung von Blutgerinnseln.
  • Herzerkrankungen: Insbesondere Vorhofflimmern und Herzklappenerkrankungen erhöhen das Schlaganfallrisiko.

Symptome eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall kann sich auf verschiedene Weisen äußern. Die Symptome können unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert. Kopfschmerzen können auftreten, müssen aber nicht. Die Symptome können sich bei Männern und Frauen unterscheiden, was dazu führen kann, dass Frauen später Hilfe suchen.

Mögliche Symptome bei Männern:

  • Kopfschmerzen (mäßig bis stark)
  • Benommenheit oder Verwirrung
  • Sehschwäche
  • Lähmung einer Gesichts- oder Körperhälfte
  • Verlust des Hautgefühls
  • Schwindel
  • Schluckstörungen
  • Seh- und Sprachstörungen
  • Motorische Ausfälle

Mögliche Symptome bei Frauen:

  • Häufig Übelkeit und Erbrechen
  • Muskelschmerzen
  • Drücken im Brustkorb
  • Schwindel
  • Bewusstlosigkeit
  • Erregungszustände
  • Taubheitsgefühle in Händen, Füßen oder im Gesicht

Symptome je nach betroffenem Hirnareal

Die Symptome variieren je nachdem, welche Hirnregion betroffen ist. Wenn beispielsweise das Sprachzentrum betroffen ist, kann der Betroffene möglicherweise nicht mehr sprechen oder logische Sätze bilden. Oft ist eine Körperhälfte betroffen, da die Mangeldurchblutung typischerweise nur eine Gehirnhälfte betrifft. Nervenzellen im Bereich der rechten Hirnhälfte sterben ab, was zu linksseitigen Lähmungen führt, da das Gehirn viele Funktionen seitenverkehrt koordiniert.

Begleitsymptome

Neben den Kernsymptomen können auch unspezifische Begleitsymptome auftreten:

  • Orientierungslosigkeit
  • Hochschnellen oder Absacken des Blutdrucks
  • Doppelbildsehen
  • Gesichtsfeldausfälle
  • Mangelndes Körpergefühl
  • Störungen im Wortverständnis

Diagnose

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort ein Notarzt gerufen werden. Der Rettungswagen bringt den Patienten in eine neurologische Klinik mit einer spezialisierten Stroke Unit. Eine schnelle Diagnose ist lebensrettend. Der Arzt wird den Patienten (sofern ansprechbar) zu Vorboten, Grunderkrankungen und neurologischen Ausfällen befragen. Mithilfe eines Worttests kann die Verdachtsdiagnose Schlaganfall meist schnell gesichert werden. Anschließend muss herausgefunden werden, welche Art Hirnschlag vorliegt.

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Bildgebende Verfahren

  • Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT): Diese Verfahren bestätigen die Schlaganfall-Diagnose und zeigen, ob eine Hirnblutung oder ein Gehirngefäßverschluss vorliegt. Sie helfen, die betroffenen Hirnbereiche zu identifizieren.
  • Doppler-Sonografie: Diese spezielle Sonografie stellt Gefäßverschlüsse und -verengungen bildhaft dar.

Diese Untersuchungen werden oft wiederholt, da CT und MRT bei sehr frischen Schlaganfällen zunächst unauffällig sein können. Einblutungen sind jedoch sofort sichtbar.

Weitere Untersuchungen

Im Krankenhaus werden regelmäßige Messungen von Blutdruck und Puls, Cholesterin- und Blutzuckerwerte, Ultraschalluntersuchungen des Herzens und ein EKG durchgeführt, um die Vitalzeichen zu überwachen und weitere Risikofaktoren zu identifizieren.

FAST-Test

Der FAST-Test ist eine einfache Methode für Ersthelfer, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • F (Face): Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen?
  • A (Arms): Fordern Sie den Betroffenen auf, beide Arme nach vorne zu heben. Kann er beide Arme gleichmäßig heben?
  • S (Speech): Lassen Sie den Betroffenen einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
  • T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, rufen Sie sofort den Notruf.

Therapie und Behandlung

Bei der Behandlung des Schlaganfalls ist Zeit ein entscheidender Faktor. Je schneller die Therapie beginnt, desto mehr Hirngewebe kann gerettet und in der Rehabilitation reaktiviert werden.

Akuttherapie

Die Akutbehandlung richtet sich nach der Ursache des Schlaganfalls. Bei einer Hirnblutung ist ein operativer Eingriff zur Blutstillung erforderlich. Ein ischämischer Schlaganfall wird medikamentös behandelt, in der Regel mit einer Thrombolyse.

  • Thrombolyse: Medikamente lösen das Blutgerinnsel im Gehirn auf.
  • Antikoagulanzien: Medikamente verhindern, dass das Blut schnell gerinnt und beugen neuen Verstopfungen vor.
  • Thrombektomie: Bei größeren Blutgerinnseln wird ein Katheter ins Gehirn eingeführt, um das Gerinnsel zu entfernen.
  • Ballonkatheter und Stent: Bei nicht erfolgreicher Thrombektomie kann das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet und ein Stent eingesetzt werden.

Langzeitbehandlung und Rehabilitation

Nach erfolgreicher Akuttherapie ist es wichtig, die Auslöser des Schlaganfalls zu behandeln und das Risiko eines erneuten Ereignisses zu minimieren.

  • Medikamentöse Langzeitbehandlung:
    • Antihypertensiva zur Senkung des Blutdrucks
    • Antidiabetika zur Regulation des Blutzuckerspiegels
    • Antikoagulanzien zur Verlangsamung der Blutgerinnung
    • Gerinnungshemmer wie Phenprocoumon
  • Rehabilitation: Die Reha schließt sich direkt an den Klinikaufenthalt an. Ziel ist es, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Dauer der Rehabilitation richtet sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen.

Behandlung von Komplikationen

Nach einem Schlaganfall können Komplikationen wie Schluckstörungen (Dysphagie) auftreten, die frühzeitig erkannt und behandelt werden müssen. Depressionen gehören ebenfalls zu den häufigsten Komplikationen.

Vorbeugung

Um einem Schlaganfall vorzubeugen, ist es wichtig, Risikofaktoren zu reduzieren und einen gesunden Lebensstil zu pflegen.

  • Behandlung von Bluthochdruck: Eine Senkung des oberen Blutdruckwertes um 10 mmHg kann das Schlaganfallrisiko um fast 40 % verringern. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind wichtig, da erhöhte Werte oft unentdeckt bleiben.
  • Früherkennung und Behandlung von Herzerkrankungen: Die Einnahme von Gerinnungshemmern kann die Bildung von Blutgerinnseln verhindern.
  • Gesunder Lebensstil:
    • Ausgewogene Ernährung
    • Regelmäßige Bewegung
    • Gewichtsabnahme bei Übergewicht
    • Verzicht auf Rauchen
    • Normalisierung der Cholesterinwerte
  • Regelmäßige Kontrollen: Insbesondere bei Risikopatienten sollten regelmäßig Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker überprüft und eingestellt werden.

Schluckstörungen (Dysphagie) nach Schlaganfall

Schluckstörungen sind eine häufige Komplikation nach einem Schlaganfall. Medizinisch wird diese Beeinträchtigung des Schluckvorgangs als Dysphagie bezeichnet. Jeder kennt das Problem des "Verschluckens" mit seinen unmittelbaren, sehr unangenehmen Folgen wie Husten und Würgen. Jeder zweite bis dritte Schlaganfall-Patient soll von einer Dysphagie betroffen sein.

Ursachen

Häufige Ursachen sind neurologische Erkrankungen wie ein Schlaganfall oder Multiple Sklerose, auch Verletzungen der am Schluckvorgang beteiligten Strukturen während einer Operation mit Intubation i.R. Durch das Verschlucken von Flüssigkeit (u.a.

Folgen

Wenn Flüssigkeit in die Atemwege (Bronchien) bis in die feinsten Verästelungen (Lungenbläschen) gelangt, spricht man von Aspiration, die eine Lungenentzündung auslösen kann. Es handelt sich dann um ein Aspirationspneumonie. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Angehörige und Pflegende von Betroffenen mit Schluckstörungen einen Blick auf Parameter wie Körpertemperatur, Gewicht, Erbrechen oder Speichelaustritt aus dem Mund haben. Der Verlauf bzw.

Diagnose

Nachdem der HNO-Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten geführt hat, bei dem u.a. Bei Schluckproblemen spielt die spezielle Schluckdiagnostik eine große Rolle. Ein flexibles Kunststoff-Endoskop wird durch ein Nasenloch in den Rachenraum geschoben. So kann der Arzt das Gaumensegel, die hintere Zunge, den Kehldeckel, den unteren Rachen und den Kehlkopfeingang begutachten. Der Arzt kann bei dieser Untersuchung z.B. Um die Funktion der einzelnen Strukturen zu überprüfen, muss der Patient atmen und den Atem dann anhalten, bestimmte Laute von sich geben und husten. Diese Untersuchung wird von einem Arzt in Anwesenheit eines Schlucktherapeuten durchgeführt. Eine neurologische Schluckstörung kann mit der FEES (Fiberotische Endoskopische Evaluation des Schluckens) festgestellt werden. Es ist von Vorteil, wenn HNO-Ärzte und Neurologen die Untersuchung gemeinsam unternehmen. Dies ist in neurologischen Reha-Einrichtungen häufig der Fall.

Therapie

Die Behandlung der Dysphagie hängt von deren Ursache ab. Eine Möglichkeit ist z.B. Bei dem sog. kausalen Therapieverfahren steht die Wiederherstellung der gestörten Funktionen im Vordergrund. Bei der kompensatorischen Therapie werden zur Vermeidung des Verschluckens verschiedene Haltungen des Kopfes ausprobiert, z.B. Zum adaptierenden Therapieverfahren gehören diätetische Maßnahmen, Konsistenzanpassungen (d.h. dem Betroffenen wird eine seinem Schweregrad angepasste Kost gegeben, die er leichter schlucken kann), Trink-und Esshilfen (z.B. durch spezielle Becher o. Leidet der Betroffene unter schweren Schluckstörungen, so muss über eine Magensonde nachgedacht werden. Ein Luftröhrenschnitt kann notwendig werden, wenn der Betroffene sich ständig an seinem Speichel verschluckt. Auch eine medikamentöse Therapie kann bei einer Dysphagie erwogen werden. Liegt eine Grunderkrankung als Hauptursache vor, wie z.B. Eine in „The Lancet Neurology“ veröffentlichte Studie10 hat gezeigt, dass eine pharyngeale elektrische Stimulation der Rachenmuskulatur (PES) eine effektive Behandlungsmethode ist. Es handelt sich bei der PES um eine Neurostimulationstherapie. Je nach Ausprägung der Schluckstörung sind unterschiedliche Nahrungsmittel zu empfehlen. Ist der Betroffene in der Lage, die Nahrung gut zu zerkauen, kann es noch möglich sein, sich ganz normal zu ernähren. Hat der Patient jedoch starke Schluckstörungen, ist es erforderlich, Nahrungsmittel bestimmter Konsistenzen vorzuziehen und auf andere zu verzichten. Nahrungsmittel mit einer krümeligen Konsistenz, wie z.B. Kekse oder trockener Kuchen, sind für Menschen mit einer starken Dysphagie nicht geeignet. Zudem sollte auf bestimmte Obstsorten verzichtet werden, u.a. Betroffene mit mittelschwerer bis schwerer Dysphagie können kaum noch schlucken.

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