Rückenschmerzen, insbesondere im oberen Rücken, sind ein weit verbreitetes Problem. Sie können plötzlich auftreten oder sich allmählich entwickeln und von leichtem Unbehagen bis hin zu intensiven, lähmenden Schmerzen reichen. Oftmals gehen Rückenschmerzen mit Atemnot einher, was Betroffene zusätzlich beunruhigen kann. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Rückenschmerzen in Verbindung mit Atemnot und bietet einen umfassenden Überblick über mögliche Behandlungsansätze.
Arten von Rückenschmerzen
Es ist wichtig, zwischen akuten und chronischen Rückenschmerzen zu unterscheiden. Akute Rückenschmerzen dauern weniger als sechs Wochen und haben in der Regel eine gute Prognose. Sie treten häufig in Verbindung mit einem bestimmten Ereignis auf, wie beispielsweise einem Hebetrauma oder einem Unfall. Chronische Rückenschmerzen hingegen dauern länger als zwölf Wochen an und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Darüber hinaus wird zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen unterschieden. Unspezifische Rückenschmerzen haben keine eindeutige Ursache und entstehen oft durch überlastete Muskeln, Faszien und Bänder. Eine Funktionsstörung, beispielsweise durch Fehlhaltung oder Überlastung, kann ebenfalls zu unspezifischen Rückenschmerzen führen. Spezifische Rückenschmerzen hingegen haben eine klare Ursache, die identifiziert werden kann.
Ursachen von Rückenschmerzen und Atemnot
Die Ursachen für Rückenschmerzen und Atemnot können vielfältig sein und reichen von muskulären Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen der inneren Organe. Es ist wichtig zu beachten, dass in seltenen Fällen Rückenschmerzen im oberen Rücken ein Anzeichen für eine ernstere Erkrankung sein könnten, wie z. B. eine Infektion oder einen Tumor. Wenn Ihre Schmerzen anhalten, sich verschlimmern oder von anderen Symptomen begleitet werden, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Muskelverspannungen und Fehlhaltungen
In den meisten Fällen von Rückenschmerzen im mittleren und oberen Bereich handelt es sich um Muskelverspannungen an der Brust- und/oder Halswirbelsäule sowie in den angrenzenden Arealen. Diese Verspannungen entstehen hauptsächlich aus Fehlhaltungen wie beispielsweise dem Rundrücken (auch „Stopp-Reflex-Haltung“ genannt). Bei dieser Körperhaltung werden der obere Rücken und Nacken permanent nach vorne gezogen, wobei die Muskeln dort dauerhaft angespannt werden.
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Durch die permanente Anspannung und Überlastung der Muskulatur kommt es zu einer Verkürzung, Verhärtung, Überspannung und insgesamt schlechteren Durchblutung der Muskeln sowohl im mittleren und oberen Rücken als auch im Bauch- und Brustbereich. Auch die Muskeln zwischen den Rippen (Interkostalmuskeln) verspannen sich. Dabei verkürzen und verkleinern sie den Brustraum. So wird vermehrt Druck auf Gelenke, Bandscheiben, Zwerchfell und Brustbein aufgebaut.
Erkrankungen der Wirbelsäule
Probleme mit der Wirbelsäule, wie Bandscheibenvorfälle oder Arthritis, können ebenfalls zu Schmerzen im Rücken führen, die bis in den oberen Rücken ausstrahlen können. Ein Bandscheibenvorfall geschieht, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe durch die äußere Hülle bricht oder sich verschiebt, was Druck auf angrenzende Nervenwurzeln oder das Rückenmark ausüben kann. Dies führt zu Symptomen, die über lokale Rückenschmerzen hinausgehen und sich in Schmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen, Taubheitsgefühlen oder Muskelschwäche manifestieren können.
Auch Blockaden aufgrund von degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule können zu BWS-Schmerzen führen. Angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Wirbelsäule sowie Muskelverhärtungen sind ebenfalls typisch für ein BWS-Syndrom.
Auswirkungen auf die Atmung
Verspannte Rückenmuskulatur kann Nerven quetschen oder reizen, die essentiell für die Steuerung der Atemmuskulatur sind. Die korrekte Funktion dieser Muskeln ist für eine tiefe und effiziente Atmung entscheidend. Die Kombination aus gereizten Nerven, beeinträchtigter Atemmuskulatur und Stress kann ein Gefühl der Atemnot hervorrufen. Eine schmerzbedingte veränderte Körperhaltung kann die Atmung beeinträchtigen, da sie den Raum im Brustkorb verkleinert und somit das Volumen der Atemzüge reduziert.
Erkrankungen der Atemwege
Verschiedene Erkrankungen und Entzündungen der Lunge können zu Schmerzen im Rücken führen. Dazu gehören:
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- Lungenentzündung (Pneumonie): Sie wird durch Bakterien verursacht und kann neben Husten und Fieber auch zu Rückenschmerzen führen.
- Lungeninfarkt (Lungenembolie): Auch ein Lungeninfarkt, dessen Ursache ein angeschwemmtes Blutgerinnsel ist, kann in den Rücken ausstrahlen.
- Lungenkollaps (Pneumothorax): Kollabiert die Lunge, sammelt sich Luft in dem schmalen Raum zwischen Lunge und Brustwand an. Das kann spontan ohne erkennbare Ursache passieren oder aber die Folge einer Erkrankung oder Verletzung der Lunge sein. Der betroffene Lungenflügel fällt bei einem Pneumothorax in sich zusammen, was zu plötzlich auftretenden Schmerzen im Brustbereich führt, die bis in den Rücken ausstrahlen können. Führend sind jedoch Atemprobleme beziehungsweise Atemnot.
- Entzündung des Rippenfells (Pleuritis): Die Rippenfellentzündung ist meist die Folge einer Lungenerkrankung, zum Beispiel einer Lungenentzündung. Die trockene Form dieser Erkrankung macht sich durch heftige, stechende Brustschmerzen oder Rückenschmerzen bemerkbar.
- COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung): Die Einnahme von Cortison bei einer COPD führt langfristig zur Osteoporose und Rückenschmerzen. Circa 65 Prozent der COPD-Patient:innen beschreiben Schmerzen im unteren Rücken.
Erkrankungen anderer Organe
Rückenbeschwerden können auch durch Entzündungen und Raumforderungen mit ausstrahlendem Schmerz in die Flanken und den Lendenwirbelbereich auftreten. Nierenerkrankungen wie Nierenbeckenentzündung oder Nierensteine können ebenfalls Rückenschmerzen verursachen. Auch Darmerkrankungen, Magenschleimhautentzündungen oder Geschwüre können zu Beschwerden im Rücken führen.
Herzerkrankungen wie Brustenge (Angina Pectoris), Herzinfarkt, Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) können ebenfalls Rückenschmerzen verursachen.
Das BWS-Syndrom
Das BWS-Syndrom (Brustwirbelsäulensyndrom) bezeichnet eine Reihe von Symptomen, die aus Problemen mit der Brustwirbelsäule, den Rippen und den angrenzenden Muskeln resultieren. Typische Symptome sind Schmerzen im Brustbereich und Atembeschwerden. Die Gründe für das Entstehen des BWS-Syndroms sind vielfältig und reichen von schlechter Haltung über die Überlastung der betroffenen Muskeln bis hin zu anderen Einflussfaktoren.
Diagnose
Um die Ursache von Rückenschmerzen und Atemnot zu ermitteln, ist eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt erforderlich. Dabei werden unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Wo genau treten die Schmerzen auf?
- Wie fühlen sich die Schmerzen an (z.B. stechend, dumpf, drückend)?
- Treten die Schmerzen in Ruhe oder bei Belastung auf?
- Gibt es weitere Begleitsymptome wie Fieber, Husten oder Atemnot?
Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Elektrokardiogramm (EKG) oder Blutuntersuchungen durchgeführt werden.
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Behandlung
Die Behandlung von Rückenschmerzen und Atemnot richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. In vielen Fällen können konservative Maßnahmen wie Schmerzmittel, Physiotherapie, Osteopathie und Entspannungsübungen helfen, die Beschwerden zu lindern.
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können bei leichten bis mittelschweren Schmerzen helfen. Bei stärkeren Schmerzen kann der Arzt stärkere Schmerzmittel verschreiben.
- Physiotherapie: Physiotherapeuten können helfen, Muskelverspannungen zu lösen, die Körperhaltung zu verbessern und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu fördern. Sie können auch spezielle Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur und zur Verbesserung der Atmung zeigen.
- Osteopathie: Osteopathen behandeln Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und können durch manuelle Techniken die Funktionalität von Rippen, Wirbelsäule und Atemmuskulatur verbessern.
- Entspannungsübungen: Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Qi Gong können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme kann bei Muskelverspannungen helfen, während Kälte bei Entzündungen lindernd wirken kann.
- Atemübungen: Spezielle Atemübungen können helfen, die Atmung zu vertiefen und die Atemmuskulatur zu stärken.
Invasive Behandlung
In einigen Fällen kann eine invasive Behandlung erforderlich sein, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall, der auf die Nerven drückt oder bei einer schweren Entzündung der Lunge. Mögliche invasive Behandlungen sind:
- CT-gesteuerte Wirbelsäulentherapie: Bei Patienten mit Rückenschmerzen im oberen Rücken, die auf eine Bandscheibenerkrankung oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule zurückzuführen sind, kann die CT-gesteuerte Wirbelsäulentherapie oft unmittelbare Linderung erfahren. Diese Therapie erlaubt es, Medikamente präzise am Ursprung des Schmerzes zu platzieren.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um beispielsweise einen Bandscheibenvorfall zu beheben oder einen Tumor zu entfernen.
Selbsthilfe
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um Rückenschmerzen und Atemnot zu lindern:
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Dehnübungen: Spezifische Dehnübungen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
- Ergonomie: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung bei der Arbeit und im Alltag.
- Stressabbau: Finden Sie Wege, um Stress abzubauen, beispielsweise durch Sport, Entspannungstechniken oder Hobbys.
- Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Die Schmerzen plötzlich auftreten und sehr stark sind.
- Die Schmerzen sich verschlimmern oder nicht besser werden.
- Die Schmerzen von anderen Symptomen wie Fieber, Husten, Atemnot oder Schmerzen in der Brust begleitet werden.
- Es Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche in Armen oder Beinen gibt.
- Es Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Stuhlgang gibt.
Prävention
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Rückenschmerzen und Atemnot vorzubeugen:
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Gute Körperhaltung: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung bei der Arbeit und im Alltag.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Richten Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch ein, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
- Stressabbau: Finden Sie Wege, um Stress abzubauen.
- Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren.
- Nicht rauchen: Rauchen kann die Lunge schädigen und das Risiko für Atemwegserkrankungen erhöhen.