Die Diagnose Parkinson in jungen Jahren, beispielsweise mit 40, kann eine besondere Herausforderung darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Parkinson, um Betroffenen und ihren Angehörigen ein umfassendes Verständnis der Erkrankung zu ermöglichen.
Was ist Parkinson?
Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson oder Parkinson-Syndrom genannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich das zentrale Nervensystem betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Kennzeichnend für Parkinson ist der Verlust von Nervenzellen, insbesondere in der Substantia nigra, einer Hirnregion, die für die Produktion des Botenstoffes Dopamin verantwortlich ist. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen Parkinson-Symptomen.
Man unterscheidet drei Hauptformen von Parkinson-Syndromen:
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Dies ist die häufigste Form, bei der die Ursache unbekannt ist.
- Sekundäres Parkinson-Syndrom: Diese Form wird durch äußere Faktoren wie Medikamente, Vergiftungen oder andere Erkrankungen ausgelöst.
- Atypisches Parkinson-Syndrom: Diese Form tritt im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen auf.
Ursachen von Parkinson
Die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt.
- Genetische Faktoren: In einigen Fällen, insbesondere bei früh einsetzender Parkinson-Erkrankung, spielen genetische Mutationen eine Rolle. Familiäre Parkinson-Formen sind jedoch selten (etwa 5-10 % der Fälle). Bislang sind 16 Gen-Loci (PARK 1-21) für seltene, autosomal vererbte Formen beschrieben.
- Umweltfaktoren: Die Exposition gegenüber bestimmten Umweltgiften wie Pestiziden, Schwermetallen und Lösungsmitteln wird als Risikofaktor diskutiert. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt.
- Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Parkinson zu erkranken. Dies liegt daran, dass im Laufe des Lebens Nervenzellen abgebaut werden, was die Anfälligkeit für Parkinson erhöht.
- Weitere Faktoren: Auch Infektionen und Schädel-Hirn-Traumata können möglicherweise eine Rolle spielen. Es wird angenommen, dass es zumindest bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt.
Symptome von Parkinson
Parkinson entwickelt sich in der Regel schleichend, und die Symptome können von Person zu Person variieren. Viele Symptome treten zunächst nur auf einer Körperseite auf. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
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- Motorische Symptome:
- Tremor (Zittern): Oft ein Ruhetremor, der in Ruhe auftritt und bei Bewegung abnimmt.
- Bradykinese (Verlangsamung der Bewegung): Betroffene bewegen sich langsamer und haben Schwierigkeiten, Bewegungen auszuführen.
- Rigor (Muskelsteifheit): Erhöhte Muskelspannung, die zu Steifheit und Schmerzen führen kann.
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.
- Freezing (Einfrieren der Bewegung): Plötzliches, kurzzeitiges Unvermögen, eine Bewegung auszuführen, oft beim Gehen oder bei engen Stellen.
- Gebundenes Gangbild: Vornübergebeugtes Gangbild mit kleinen Schritten und wenig mitschwingenden Armen.
- Nicht-motorische Symptome:
- Schlafstörungen: Insbesondere REM-Schlafverhaltensstörungen, bei denen Betroffene im Schlaf sprechen oder sich ruckartig bewegen.
- Riechstörungen (Hyposmie/Anosmie): Vermindertes oder fehlendes Geruchsempfinden, oft ein frühes Anzeichen.
- Depressionen: Häufige Begleiterscheinung, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.
- Verstopfung: Häufiges Problem aufgrund der verlangsamten Darmfunktion.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen und verlangsamte Denkprozesse (Bradyphrenie).
- ** vegetative Störungen:** Beschwerden des Herz-Kreislauf-, Magen-Darm- oder Niere-Blase-Systems.
- Hypomimie: Deutlich reduzierte Mimik; das bedeutet, die Ausdrucksmöglichkeiten im Gesicht des Parkinson-Patienten sind stark eingeschränkt.
- Dysarthrophone Sprechstörung: Menschen mit Parkinson sprechen mit der Zeit immer leiser, artikulieren undeutlicher und dass die Sprechmelodie nicht mehr so lebhaft ist wie bei Gesunden.
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Parkinson basiert in erster Linie auf einer neurologischen Untersuchung und der Beurteilung der Symptome. Es gibt keinen spezifischen Test, der Parkinson eindeutig nachweisen kann. Die Diagnose wird in der Regel von einem Facharzt für Neurologie gestellt.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die motorischen Fähigkeiten, Reflexe, Koordination und das Gleichgewicht des Patienten.
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome.
- Riechtest: Überprüfung des Geruchssinns, da Riechstörungen oft ein frühes Anzeichen von Parkinson sind.
- L-Dopa-Test: Gabe von L-Dopa, einem Medikament, das den Dopaminmangel ausgleicht. Eine Verbesserung der Symptome nach der Einnahme von L-Dopa unterstützt die Diagnose Parkinson.
- Bildgebende Verfahren: MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) können eingesetzt werden, um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen. In manchen Fällen wird ein DAT-Scan durchgeführt, um die Funktion der Dopamin-Transporter im Gehirn zu untersuchen.
- Weitere Tests: Headdropping-Test oder Kopf-Fall-Test, Arm-Halte-Versuch (AHV), Beinhalteversuch, Prüfung der Diadochokinese, Glabella-Reflex.
Behandlung von Parkinson
Parkinson ist derzeit nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können.
- Medikamentöse Therapie:
- L-Dopa: Ein Medikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird und den Dopaminmangel ausgleicht. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome.
- Dopaminagonisten: Medikamente, die die Dopaminrezeptoren im Gehirn stimulieren und so die Wirkung von Dopamin nachahmen.
- MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen und so die Dopaminwirkung verlängern.
- COMT-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von L-Dopa im Körper verlangsamen und so die L-Dopa-Wirkung verstärken.
- Anticholinergika: Medikamente, die die Wirkung von Acetylcholin blockieren und so Tremor und Muskelsteifheit reduzieren können.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert werden. Durch elektrische Impulse können so bestimmte Hirnregionen positiv beeinflusst werden. Die THS kann insbesondere bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung und starken motorischen Schwankungen (Fluktuationen) die Symptome deutlich verbessern.
- Weitere Therapien:
- Physiotherapie: Hilft, die Beweglichkeit, Koordination und das Gleichgewicht zu verbessern.
- Ergotherapie: Hilft, die Alltagskompetenzen zu erhalten und zu verbessern.
- Logopädie: Hilft bei Sprach- und Schluckbeschwerden.
- Psychotherapie: Kann bei Depressionen und anderen psychischen Problemen helfen.
- Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig für Menschen mit Parkinson. Eine mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
- Komplementäre Behandlungen:
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, wie z. B. Wandern, Schwimmen oder Tanzen, kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
- Entspannungsübungen: Yoga, Tai Chi und Meditation können helfen, Stress abzubauen und dieEntspannung zu fördern.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson kann eine große Herausforderung sein, aber mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können Betroffene ein erfülltes Leben führen.
- Unterstützung suchen: Es ist wichtig, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Unterstützung von Familie, Freunden und Selbsthilfegruppen zu suchen. Sprechen Sie Ihren Arzt auf eine Empfehlung an. Auch die Unterstützung von Freunden und authentische Erfahrungen aus Selbsthilfegruppen können sehr hilfreich sein.
- Aktiv bleiben: Körperliche und geistige Aktivität sind wichtig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
- Sich informieren: Je besser man über die Erkrankung informiert ist, desto besser kann man damit umgehen.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Bei Bedarf sollte man sich professionelle Hilfe von Ärzten, Therapeuten und anderen Fachleuten suchen.
- Alltagshilfen: Es gibt eine Vielzahl von Alltagshilfen, die das Leben mit Parkinson erleichtern können, wie z. B. spezielle Essbestecke, Anziehhilfen und Mobilitätshilfen.
- Anpassung des Wohnraums: Gegebenenfalls sollte der Wohnraum an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden, um Stürze zu vermeiden und die Selbstständigkeit zu fördern.
Spezifische Herausforderungen bei Diagnose mit 40
Eine Parkinson-Diagnose im Alter von 40 Jahren bringt besondere Herausforderungen mit sich:
- Berufliche Situation: Betroffene stehen oft mitten im Berufsleben und müssen sich mit den Auswirkungen der Erkrankung auf ihre Arbeitsfähigkeit auseinandersetzen.
- Familienplanung: Die Familienplanung kann durch die Erkrankung beeinflusst werden.
- Soziale Kontakte: Die Erkrankung kann zu sozialer Isolation führen, da Betroffene sich möglicherweise zurückziehen oder Schwierigkeiten haben, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen.
Es ist wichtig, diese Herausforderungen anzuerkennen und sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu suchen, um sie zu bewältigen.
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Glossar
- Akinese: Bewegungsarmut
- Anosmie: Verlust des Geruchssinns
- Bradykinese: Verlangsamung der Bewegung
- Bradyphrenie: Verlangsamte Denkprozesse
- Dopamin: Ein wichtiger Botenstoff im Gehirn, der für die Bewegungssteuerung verantwortlich ist
- Dyskinesien: Überschießende Bewegungen
- Dystonie: Zustand schlechter Beweglichkeit mit schmerzhaften Verkrampfungen
- Freezing: Plötzliches, kurzzeitiges Unvermögen, eine Bewegung auszuführen
- Hypomimie: Verminderte Mimik
- Hyposmie: Vermindertes Geruchsempfinden
- Rigor: Muskelsteifheit
- Tremor: Zittern
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