Das Ausbleiben des Lachens bei Babys kann Eltern beunruhigen und Fragen aufwerfen. Obwohl es viele harmlose Gründe für eine vorübergehende Veränderung im Verhalten eines Babys geben kann, ist es wichtig, auch mögliche neurologische Ursachen in Betracht zu ziehen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen.
Autismus-Spektrum-Störungen als mögliche Ursache
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind Entwicklungsstörungen, die sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar machen können. Eine frühe Diagnose und Therapie sind entscheidend, um die Entwicklung betroffener Kinder positiv zu beeinflussen.
Gestörte Kommunikation und soziales Lächeln
Kinder mit ASS fallen oft durch eine gestörte Kommunikation auf. Sie sprechen möglicherweise nicht oder versuchen nicht, sich non-verbal durch Mimik und Gestik zu verständigen. Ein wichtiges Warnsignal ist das Ausbleiben oder verzögerte Auftreten des "sozialen Lächelns". Während Babys normalerweise ab wenigen Wochen lächeln, wenn sie ein Gesicht sehen, stellt sich dieses soziale Lächeln bei autistischen Babys spät oder gar nicht ein.
Weitere Anzeichen von Autismus
Neben der gestörten Kommunikation können weitere Anzeichen auf eine Autismus-Spektrum-Störung hindeuten:
- Desinteresse an anderen Kindern: Autistische Kinder zeigen oft wenig Interesse an gemeinsamen Spielen mit Gleichaltrigen.
- Geringe Gestik: Sie zeigen selten mit dem Finger irgendwohin oder strecken die Arme nach den Eltern aus.
- Stereotype Verhaltensweisen: Wiederholtes Ausführen bestimmter Bewegungen wie Schaukeln oder Hüpfen.
- Besondere Reaktionen auf Reize: Extreme Reaktionen auf bestimmte visuelle oder akustische Reize.
- Kaum Empathie: Schwierigkeiten, die Gefühle anderer Menschen zu erkennen und darauf einzugehen.
Diagnose und Therapie von Autismus
Um eine mögliche autistische Störung festzustellen, sollten Eltern ihr Kind aufmerksam beobachten und mit dem Kindergarten oder der Schule sprechen. Eine verlässliche Diagnose kann etwa ab dem dritten Geburtstag des Kindes gestellt werden. Die Diagnose basiert im Wesentlichen auf einem Interview mit den Eltern und einer direkten Beobachtung des Kindes. Zusätzlich werden körperliche, neurologische und psychische Untersuchungen einbezogen.
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Die Therapie zielt darauf ab, die Kinder für die Kommunikation zu öffnen. Durch Blickkontakte, Sprache und Spiele versucht der Therapeut, einen Bezug zum Kind herzustellen. Der Erfolg der Therapie hängt vom Grad der Störung ab.
Angelman-Syndrom: Eine seltene genetische Ursache
Eine weitere neurologische Ursache für das veränderte oder fehlende Lachen bei Babys kann das Angelman-Syndrom (AS) sein. Diese seltene genetisch bedingte Störung, die früher als "Happy Puppet Syndrome" bezeichnet wurde, führt zu einer stark verzögerten körperlichen und geistigen Entwicklung.
Symptome des Angelman-Syndroms
Kinder mit Angelman-Syndrom wirken oft glücklich und lachen viel, jedoch ist dieses Lachen häufig unmotiviert und situationsunabhängig. Weitere typische Symptome sind:
- Schwere Sprachbehinderung: Keine oder nur sehr eingeschränkte Sprachfähigkeiten.
- Motorische Störungen: Ataxie, ungelenke und ruckartige Bewegungen, marionettenhafter Gang.
- Epileptische Anfälle: Treten häufig im frühen Kindesalter auf.
- Hyperaktivität: Unruhiges und aufgedrehtes Verhalten.
- Herausgestreckte Zunge: Häufiges Herausstrecken der Zunge.
- Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen.
- Verkleinerter Kopfumfang: Mikrozephalie.
Ursachen und Diagnose des Angelman-Syndroms
Das Angelman-Syndrom wird durch einen Gendefekt auf Chromosom 15 verursacht. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch genetische Tests.
Therapie und Prognose des Angelman-Syndroms
Das Angelman-Syndrom ist nicht heilbar, aber durch eine frühe Förderung der betroffenen Kinder lässt sich die Entwicklung positiv beeinflussen. Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie kommen dabei zum Einsatz. Gegen die epileptischen Anfälle werden Antikonvulsiva gegeben. Menschen mit Angelman-Syndrom haben eine normale Lebenserwartung, sind aber aufgrund ihrer geistigen Einschränkungen ein Leben lang auf Hilfe angewiesen.
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Weitere mögliche Ursachen für verändertes Verhalten
Es ist wichtig zu beachten, dass das Ausbleiben des Lachens oder eine Veränderung im Verhalten eines Babys viele Ursachen haben kann, die nicht unbedingt neurologischer Natur sind. Einige mögliche Gründe sind:
- Impfungen: In einigen Fällen berichten Eltern von Verhaltensänderungen nach Impfungen. Es ist jedoch wichtig, dies mit dem Kinderarzt zu besprechen und mögliche Impfschäden auszuschließen.
- Entwicklungsschübe: Babys durchlaufen verschiedene Entwicklungsschübe, die vorübergehend zu Veränderungen im Verhalten führen können.
- Schwierige Phasen: Jedes Baby hat Phasen, in denen es unruhiger ist und weniger lacht.
- Andere Erkrankungen: Auch andere Erkrankungen können das Verhalten eines Babys beeinflussen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn Eltern sich Sorgen um das Verhalten ihres Babys machen, ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Insbesondere wenn folgende Anzeichen auftreten, sollte man einen Arzt konsultieren:
- Das Baby lächelt auch nach mehreren Wochen nicht.
- Das Baby zeigt weitere Auffälligkeiten in der Entwicklung (z.B. verzögerte motorische Entwicklung, Sprachstörungen).
- Das Baby hat stereotype Verhaltensweisen.
- Das Baby reagiert extrem auf bestimmte Reize.
- Das Baby hat Krampfanfälle.
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