Leistenschmerzen in der Schwangerschaft: Ursachen, Behandlung und Tipps

Die Schwangerschaft ist eine Zeit großer Veränderungen im Körper einer Frau. Diese Veränderungen können zu verschiedenen Beschwerden führen, darunter auch Leistenschmerzen. Viele Frauen erleben während der Schwangerschaft Leistenschmerzen unterschiedlicher Intensität. Die Beschwerden reichen von einem leichten Ziehen in der Leiste bis hin zu starken Schmerzen, die nur noch in einer bestimmten Position auszuhalten sind. Obwohl Leistenschmerzen in der Schwangerschaft sehr häufig vorkommen, sollten die Ursachen dennoch von einem Gynäkologen abgeklärt werden, vor allem, wenn die Schmerzen sehr stark sind oder über einen längeren Zeitraum anhalten. Es ist wichtig, die Ursachen der Leistenschmerzen zu verstehen und zu wissen, was man dagegen tun kann, um die Schwangerschaft so angenehm wie möglich zu gestalten.

Ursachen von Leistenschmerzen in der Schwangerschaft

Leistenschmerzen während der Schwangerschaft können verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Beckenringlockerung (Symphysenlockerung): Während der Schwangerschaft lockern sich die Bänder, die das Becken zusammenhalten. Dies ist ein normaler und notwendiger Prozess zur Vorbereitung auf die Geburt. Die sogenannte Symphysenlockerung kann jedoch sowohl in der Frühschwangerschaft als auch in späteren Stadien plötzlich Schmerzen im Bereich der Leiste, des Schambeins und des Rückens verursachen. Die Symphyse ist der vorderste Abschnitt des Schambeines, an dem beide Beckenseiten zusammentreffen. Sie stellt eine Art Gelenk dar mit geringer, aber dennoch wichtiger Bewegungsmöglichkeit. Zur besseren Stabilität wird die Symphyse durch starke Bänder und derbes Bindegewebe zusammengehalten. Auch die Bauchmuskeln, die sich stark dehnen müssen und auseinandergleiten, setzen am Schambein nahe der Symphyse an.

  • Leistenbruch: Durch das Wachstum des Kindes erhöht sich der Druck auf den Bauch und den Leistenkanal. Infolgedessen kann es in einigen Fällen zu einem Leistenbruch kommen. Laut einer Studie werden allein in Deutschland jährlich 300.000 Menschen aufgrund eines Leistenbruchs operiert. Bei Schwangeren wird jedoch oftmals keine Operation durchgeführt, da diese das Kind und die Mutter gefährden könnte.

  • Blasenprobleme: Probleme mit der Blase treten sehr häufig bei Schwangeren auf, da die Gebärmutter vergrößert ist und damit auf die Blase drückt. Die häufigsten Symptome sind Druck und Brennen beim Wasserlassen.

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  • Eileiterschwangerschaft: Leistenschmerzen können auch bei einer Eileiterschwangerschaft auftreten. Hinzu können Schmerzen im Unterleib und Schmierblutungen kommen. Die Symptome machen sich oftmals ab der 6. SSW bemerkbar.

  • Senkwehen: Ab der 36. Schwangerschaftswoche können Senkwehen zu Leistenschmerzen führen. Die Senkwehen sorgen dafür, dass sich der Kopf des Kindes ins Becken verlegt. Diese Verlagerung führt auch dazu, dass der Druck im Magen abnimmt.

  • Ischiasschmerzen: Während der Schwangerschaft ist es möglich, dass Ischiasbeschwerden auftreten, also Schmerzen entlang des längsten Nervs unseres Körpers - dem Ischias (Nervus ischiadicus). Sie ziehen häufig vom unteren Rücken bis in die Beine. Kommt es während der Schwangerschaft zu einer Reizung des Nervs - etwa durch vermehrten Druck auf den Ischias -, sind theoretisch überall entlang seines Verlaufs Schmerzen denkbar.

  • Andere Ursachen: Leistenschmerzen müssen nicht unbedingt mit der Schwangerschaft zusammenhängen. Sie können auch unabhängig davon durch andere Erkrankungen auftreten, wie beispielsweise eine Blinddarmentzündung, Zysten, Darmentzündungen oder ein Bandscheibenvorfall.

Es ist wichtig zu beachten, dass schwangerschaftsbedingte Schmerzen jeden Teil des Körpers betreffen können. Im Verlauf der Schwangerschaft dreht sich das Becken der Frau vermehrt nach vorne und außen, um dem heranwachsenden Kind samt Gebärmutter so viel Platz wie möglich zu bieten.

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Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Vor allem bei der ersten Schwangerschaft sind viele Frauen unsicher, welche Beschwerden normal sind und welche gefährlich für das Kind sein können. Aus diesem Grund ist es ratsam, im Zweifelsfall einen Gynäkologen zu konsultieren. Auch wenn Leistenschmerzen in der Schwangerschaft keine Seltenheit sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, wenn die Schmerzen sehr stark sind oder über einen längeren Zeitraum anhalten. Haben Sie den Verdacht, dass Sie einen Leistenbruch haben, sollte dieser schnellstmöglich untersucht werden, da eingeklemmte Organe schwere Folgen mit sich bringen können.

Was können Betroffene selbst gegen die Schmerzen tun?

Während der gesamten Schwangerschaft sollten Sie Ihre Gesundheit stets im Blick behalten. Auf diese Weise können Sie dafür sorgen, dass Sie möglichst wenig Beschwerden haben. Wie Leistenschmerzen in der Schwangerschaft behandelt werden müssen, hängt maßgeblich davon ab, welche Ursache den Beschwerden zugrunde liegt. Ist die Dehnung der Bänder für die Leistenschmerzen verantwortlich, können einige Maßnahmen helfen, die Beschwerden zu lindern.

  • Schonung: Treten die Schmerzen aufgrund einer Überdehnung der Bänder auf, sollten Sie sich schonen und ungünstige Haltungen und Bewegungen vermeiden.

  • Spezielle Übungen: Zusätzlich zur Schonung können spezielle Übungen dabei helfen, die betroffenen Bereiche zu stärken und die Schmerzen zu lindern. Ihre Hebamme kann Ihnen sanfte Übungen zeigen, die die Beckenmuskulatur kräftigen. Grundsätzlich kann auch Beckenboden-Training helfen, da diese Muskeln zur Stabilität des Beckens beitragen.

  • Wärme: Wärmeanwendungen können wohltuend sein und zur Entspannung beitragen.

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  • Kissen: Die Schmerzen plagen Sie vor allem nachts? Dann ist es vorteilhaft, sich auf die schmerzfreie Seite zu legen. Zusätzlich zur Seitenlage sorgt ein großes Kissen auf Kniehöhe zwischen den Beinen oftmals für Entlastung.

  • Schwangerschafts-Stützmieder oder Beckengurt: Viele Schwangere mit Symphysen-Problemen finden das Tragen eines Schwangerschafts-Stützmieders oder eines Beckengurts angenehm, der Druck auf das Becken ausübt. Es gibt Hinweise, dass ein fester Gurt aus unelastischem Material besser sein könnte. Dem ungeborenen Kind schadet das Tragen eines Mieders oder Gurtes nicht.

  • Bewegung: Bewegung ist wichtig, um die Muskulatur zu stärken und den Körper flexibel zu halten. Dies kann bei der Geburt selbst von Vorteil sein. Bewegung unterstützt auch die Durchblutung und den Lymphfluss, was bei der Reduktion von Wassereinlagerungen hilft und die allgemeine Vitalität stärkt.

  • Osteopathie: Osteopathie kann bei verschiedenen Beschwerden während der Schwangerschaft zur Linderung beitragen, insbesondere bei Rücken-, Hüft- und Beckenschmerzen. Auch bei Verdauungsproblemen und bei Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich kann die osteopathische Behandlung oft schnell Erleichterung bringen. Der Osteopath kann dafür sorgen, dass sich Verspannungen lösen, damit der Körper wieder in ein dynamisches Gleichgewicht kommt.

  • Akupunktur: Es gibt Hinweise, dass auch Akupunktur Symphysen-Schmerzen lindern kann.

Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft

Ischiasschmerzen sind ein weiteres häufiges Problem während der Schwangerschaft. Sie werden durch eine Reizung des Ischiasnervs verursacht, der vom unteren Rücken bis in die Beine verläuft. Die Schmerzen können durch den Druck des Babys auf den Nerv, durch die Gewichtszunahme oder durch hormonelle Veränderungen verursacht werden.

Was tun bei Ischiasschmerzen?

  • Wirbelsäule entlasten: Schwangere sollten die Wirbelsäule entlasten.

  • Schonung: Geben Sie Ihrem Körper Zeit, bis die Ischiasbeschwerden nachlassen.

  • Wärme: Wärmeanwendungen können wohltuend sein.

  • Entspannung: Versuchen Sie, sich zu entspannen, und tragen generell zur Entspannung bei.

  • Schlafposition: Die Schmerzen plagen Sie vor allem nachts? Dann ist es vorteilhaft, sich auf die schmerzfreie Seite zu legen. Zusätzlich zur Seitenlage sorgt ein großes Kissen auf Kniehöhe zwischen den Beinen oftmals für Entlastung.

  • Schmerzmittel: Bei anhaltenden Ischiasbeschwerden können Sie Ihren Arzt nach Schmerzmitteln fragen.

  • Massagen: Massagen haben sich als Hausmittel bei Ischiasproblemen bewährt - besonders im Fall von verspannten Rückenmuskeln als Ursache. Sollten Sie schwanger sein, ist es am einfachsten, wenn Sie Ihr Partner massiert. Beachten Sie dabei, dass Schwangere aufgrund einer hormonbedingten Lockerung der Bänder, die die Wirbelsäule halten, nur äußerst behutsam massiert werden sollten. Zudem kommt ein Massieren in der Bauchlage für eine werdende Mutter nicht infrage. Brechen Sie eine Massage lieber ab, wenn Sie Ihnen nicht guttut oder gar Schmerzen aufkommen.

  • Rückenübungen: Bei manchen Schwangeren lassen sich Ischiasschmerzen mit Rückenübungen lindern. Denn diese führen zur Entspannung von verkrampften Muskeln, die unter Umständen auf den Ischias drücken.

Symphysen-Schmerzen in der Schwangerschaft

Die Symphyse (Schambeinfuge) ist die vordere Verbindung der beiden Beckenhälften. Nicht wenige Schwangere haben an dieser Stelle bei Bewegung Schmerzen, vor allem beim Gehen oder Treppensteigen. Auch Druck auf die Symphyse kann wehtun. Symphysen-Schmerzen treten häufig bei Schwangeren auf, die ihr zweites oder ein weiteres Kind bekommen, typischerweise ab Mitte der Schwangerschaft. Die Schmerzen können bis in die Hüften und Beine ausstrahlen. Manchmal sind sie so stark, dass jede Bewegung schwerfällt. Oft haben die Frauen zusätzlich Rückenschmerzen. Nach der Geburt verschwinden die Beschwerden meist. Manche Frauen haben jedoch auch später noch Probleme damit.

Was tun bei Symphysen-Schmerzen?

  • Schonung und Entlastung: Wenn Sie Schmerzen im Bereich der Symphyse haben, stehen Schonung und Entlastung im Alltag an erster Stelle. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Sie arbeitsunfähig schreiben.Vermeiden Sie Bewegungen, die Ihnen Schmerzen bereiten, insbesondere ruckartige Bewegungen und Springen sowie einseitige Bewegungen im Hüftgelenk wie das Abspreizen oder Anheben eines gestreckten Beins. Vermeiden Sie auch das Treppensteigen, wenn möglich.

  • Kissen: Probieren Sie aus, wie Sie es sich mit Kissen, zum Beispiel zwischen den Knien, zum Schlafen bequem machen können. Beim Umdrehen im Bett ist es empfehlenswert, die Knie gebeugt und geschlossen zu halten.

  • Vermeiden Sie einseitige Belastung: Versuchen Sie, beim Anziehen zu vermeiden, dass Ihr ganzes Gewicht auf nur einem Bein liegt.

  • Beckenboden-Training: Ihre Hebamme kann Ihnen sanfte Übungen zeigen, die die Beckenmuskulatur kräftigen. Grundsätzlich kann auch Beckenboden-Training helfen, da diese Muskeln zur Stabilität des Beckens beitragen.

  • Schwangerschafts-Stützmieder oder Beckengurt: Viele Schwangere mit Symphysen-Problemen finden das Tragen eines Schwangerschafts-Stützmieders oder eines Beckengurts angenehm, der Druck auf das Becken ausübt. Es gibt Hinweise, dass ein fester Gurt aus unelastischem Material besser sein könnte. Dem ungeborenen Kind schadet das Tragen eines Mieders oder Gurtes nicht.

  • Akupunktur: Es gibt Hinweise, dass auch Akupunktur Symphysen-Schmerzen lindern kann.

Weitere häufige Beschwerden in der Schwangerschaft

Neben Leisten-, Ischias- und Symphysenschmerzen gibt es noch weitere Beschwerden, die während der Schwangerschaft auftreten können:

  • Rückenschmerzen: Die häufigste Ursache für Rückenschmerzen ist die Belastung der Rückenmuskulatur, wenn Ihr Baby schwerer wird. Ihr Gewicht verlagert sich nach vorne und Sie versuchen, Ihr Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, indem Sie sich nach hinten lehnen. Das übt Druck auf die Rückenmuskulatur aus und führt zu Schmerzen und Versteifungen.

  • Krämpfe: Während der Schwangerschaft kann es zu Krämpfen kommen, meistens zum Ende der Schwangerschaft hin.

  • Zahnschmerzen und Sensibilität: Um das zweite Schwangerschaftsdrittel herum könnte sich Ihr Zahnfleisch empfindlicher anfühlen, während Sie Zahnseide benutzen oder Ihre Zähne putzen. Vielleicht könnte es sogar anfangen, zu bluten.

  • Kopfschmerzen: Während die Schwangerschaftshormone Östrogen und Progesteron ausgeschüttet werden, können sie die kopfschmerzbezogenen Stoffe im Gehirn beeinflussen.

  • Sodbrennen und Verdauungsstörungen: Vor allem im ersten und dritten Schwangerschaftsdrittel können die Schwangerschaftshormone für eine Entspannung der Magenklappe zwischen der Speiseröhre und dem Magen sorgen. Das bewirkt, dass Magensäure austritt und Sodbrennen entstehen kann.

  • Beinkrämpfe: Beinkrämpfe gehören zu den häufigsten Schmerzen, die um das zweite und im letzten Schwangerschaftsdrittel auftreten. Muskelkontraktionen in der Wade oder im Fuß - häufig nachts.

  • Tiefe Unterleibsschmerzen: Wenn Ihre Gebärmutter während der Schwangerschaft wächst, dehnen sich die Bänder, die sie an ihrem Platz halten. Diese werden als Mutterbänder bezeichnet. Während sie sich dehnen, können sie einen scharfen kurzen Schmerzstoß verursachen, der sich wie ein Muskelkrampf im Unterbauchbereich anfühlt.

  • Eingeklemmter Nerv: Die Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen können dazu führen, dass bestimmte Nerven eingeklemmt werden. Das passiert, wenn das umliegende Gewebe, also Knochen, Sehnen, Muskeln oder Knorpel, Druck auf den Nerv ausüben.

  • Geschwollene Knöchel und Füße: Schwellungen in den Füßen und Knöcheln sind in den späteren Schwangerschaftsmonaten sehr häufig. Das liegt daran, dass der Körper mehr Flüssigkeit zurückhält und die wachsende Gebärmutter Druck auf Ihre Venen ausübt.

  • Geschwollene und empfindliche Brüste: Im ersten Schwangerschaftsdrittel können Hormonveränderungen dazu führen, dass sich Ihre Brüste empfindlich und geschwollen anfühlen.

  • Krampfadern und Hämorrhoiden: Bei einigen Frauen entwickeln sich während der Schwangerschaft Krampfadern. Das liegt daran, dass das gesamte Blutvolumen zunimmt und durch die Größenzunahme des Babys und die Gewichtszunahme größerer Druck auf die Venen ausgeübt wird.

Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten: Ernstzunehmende Schwangerschaftsbeschwerden und -schmerzen

Viele der Beschwerden, die während der Schwangerschaft auftreten, sind völlig normal. Aber es gibt ein paar Symptome, die Sie nicht ignorieren und bei welchen Sie unbedingt sofort Ihren Arzt aufsuchen sollten. Dazu gehören Schmerzen im Oberbauch und in den Schultern, die mit Kopfschmerzen verbunden sind. Denn das können Anzeichen einer Präeklampsie sein. Wenn Sie im ersten Trimester starke Unterleibs- oder Beckenschmerzen mit vaginalen Blutungen bemerken, können das Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft oder einer beginnenden Fehlgeburt sein. Bei allen Fragen oder Unsicherheiten können Sie immer Ihren Arzt kontaktieren.

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