Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Familien von einem Moment auf den anderen verändern kann. Barbara Menke aus Oelde erlitt im Januar 2017 einen Schlaganfall und konnte dank schneller Versorgung und der Unterstützung der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wieder ein fast normales Leben führen. Ihr Fall verdeutlicht die Wichtigkeit von Aufklärung, Prävention und einer optimalen medizinischen Versorgung.
Der Schicksalstag im Januar 2017
An einem sonnigen Wintertag im Januar 2017 wollte die Familie Menke einen Ausflug machen. Barbara Menke kehrte noch einmal ins Haus zurück, um eine Tablette gegen Kopfschmerzen einzunehmen. Im Badezimmer brach sie plötzlich zusammen. Ihr Mann Sebastian fand sie wenige Minuten später auf dem Boden liegend. Er erkannte die Situation schnell und alarmierte sofort den Rettungsdienst.
Schnelle Hilfe rettet Leben
Sebastian Menkes rasches Handeln war entscheidend. Er hatte als Geschäftsführer des Kiebitzhofs in Gütersloh täglich mit Menschen mit und ohne Behinderung zu tun und verfügte über entsprechendes Vorwissen. Durch seinen Anruf bei der 112 trafen Notarzt und Rettungsdienst schnell ein und leiteten erste Maßnahmen ein. Barbara Menke wurde ins St.-Elisabeth-Hospital in Gütersloh transportiert, das über eine spezialisierte Stroke Unit verfügt.
Die Bedeutung der Stroke Unit
Die Stroke Unit ist eine auf Schlaganfall-Patienten spezialisierte Notfallversorgung. Dass es diese Behandlung in dieser Form gibt, ist ein Ergebnis der Arbeit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, die vor 25 Jahren von Liz Mohn gegründet wurde. Die schnelle und professionelle Behandlung in der Stroke Unit trug entscheidend dazu bei, dass Barbara Menke ihren Mann und ihre beiden Kinder wieder in den Arm nehmen und normal mit ihnen sprechen konnte.
Rehabilitation und Rückkehr ins Leben
Die Halbseitenlähmung verschwand nach und nach, und auch das beeinträchtigte Sprechen fiel Barbara Menke rasch nicht mehr so schwer. Ab Oktober 2017 konnte sie schrittweise ihre Arbeit als Verwaltungsangestellte im Jugendamt der Stadt Oelde wieder aufnehmen. Diese Erfolgsgeschichte wäre vor nicht allzu langer Zeit kaum denkbar gewesen.
Lesen Sie auch: Barbara Klee-Reiters Demenz-Modell
Aufklärung und Prävention
Barbara Menke und ihre Familie nehmen an öffentlichen Veranstaltungen teil, um auf das Thema Schlaganfall aufmerksam zu machen. Liz Mohn betonte, dass ein Schlaganfall früher ein Tabuthema war. Durch die Arbeit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe konnte die Öffentlichkeit über die Symptome eines Schlaganfalls, das richtige Verhalten im Notfall und die Möglichkeiten der Vorsorge aufgeklärt werden. Zur Vorsorge gehören eine gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss sowie ausreichend Bewegung.
Das Projekt Schlaganfall-Lotsen
Ein im Oktober 2017 in Ostwestfalen-Lippe (OWL) gestartetes Pilotprojekt der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe setzt auf sogenannte Schlaganfall-Lotsen. Diese Fachleute begleiten Patienten und ihre Angehörigen als persönliche Berater bei dem "Leben danach". Sie unterstützen bei Reha, Hilfsmitteln, Haushaltshilfen, Behördengängen und der Umstellung des Lebensstils. Stefanie Feldmann, eine Schlaganfall-Lotsin, stand Barbara Menke gut ein Jahr lang zur Seite.
Psychische Folgen nicht unterschätzen
Barbara Menke betont, wie wichtig die Unterstützung durch ihre Familie und die Schlaganfall-Lotsin war. Neben den medizinischen und praktischen Dingen sind die psychischen Folgen eines Schlaganfalls nicht zu unterschätzen. Viele Patienten leiden unter Depressionen, die den Genesungsprozess beeinträchtigen können. Die Unterstützung aus dem privaten Umfeld und die Hilfe von Schlaganfall-Lotsen und ehrenamtlichen Schlaganfall-Helfern sind daher von entscheidender Bedeutung.
Fortschritte in der medizinischen Versorgung
Dr. Thomas Kloß, Chefarzt der Klinik für Neurologie am St.-Elisabeth-Hospital, erklärt, dass es seit 2015 möglich ist, Blutgerinnsel im Gehirn auch mittels einer Katheterbehandlung zu entfernen. Das St.-Elisabeth-Hospital hat sich eine 1,2 Millionen Euro teure Angiographie-Anlage angeschafft, die diese Maßnahme ermöglicht. Vor 25 Jahren verfügte das Krankenhaus noch nicht einmal über einen Computertomografen.
Das Schlaganfall-Lotsen-Projekt vorantreiben
Das Schlaganfall-Lotsen-Projekt soll weiter ausgebaut werden. Langfristiges Ziel ist es, die Schlaganfall-Lotsen fest ins deutsche Gesundheitssystem zu integrieren und eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen zu erreichen. Auch der Wissensaustausch mit angrenzenden Ländern steht auf der Agenda.
Lesen Sie auch: Würdevolle Betreuung bei Demenz
25 Jahre Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Liz Mohn zeigt sich mit der Arbeit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in den vergangenen 25 Jahren sehr zufrieden. Es sei gelungen, die Öffentlichkeit aufzuklären und die Ärzte an einen Tisch zu bringen. Inzwischen gibt es Schlaganfall-Spezialstationen an mehr als 300 Krankenhäusern und rund 450 Selbsthilfegruppen bundesweit. Die Stiftung hat bis heute rund 60 Millionen Euro für Projekte zur Verbesserung der Schlaganfall-Versorgung aufgewandt.
Ursachen und Risikofaktoren eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall entsteht durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese kann entweder durch ein verstopftes Blutgefäß (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden.
Ischämischer Schlaganfall:
- Ursachen:
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Blutgefäßen (Plaques) können sich lösen und ein Gefäß im Gehirn verstopfen.
- Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern): Hierbei können sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß verschließen.
- Verengung der Halsschlagader (Karotisstenose): Eine Verengung kann die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
- Weitere Ursachen: Seltenere Ursachen sind Gefäßentzündungen (Vaskulitis), Gerinnungsstörungen oder Verletzungen der Blutgefäße.
- Risikofaktoren:
- Hoher Blutdruck (Hypertonie): Erhöht den Druck auf die Gefäßwände und begünstigt Arteriosklerose.
- Hohe Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie): Fördern die Ablagerung von Plaques in den Gefäßen.
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Arteriosklerose.
- Rauchen: Schädigt die Gefäßwände und erhöht das Risiko für Blutgerinnsel.
- Übergewicht (Adipositas): Erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte.
- Bewegungsmangel: Fördert Übergewicht und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Ungesunde Ernährung: Kann zu hohen Cholesterinwerten, Übergewicht und Diabetes führen.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigern.
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Familiäre Veranlagung: Wenn in der Familie bereits Schlaganfälle aufgetreten sind, ist das Risiko erhöht.
Hämorrhagischer Schlaganfall:
- Ursachen:
- Hoher Blutdruck (Hypertonie): Kann zu einer Ruptur (Reißen) von Blutgefäßen im Gehirn führen.
- Aneurysmen: Ausbuchtungen in den Blutgefäßen, die platzen können.
- Gefäßfehlbildungen (z.B. arteriovenöse Malformationen): Angeborene oder erworbene Fehlbildungen der Blutgefäße, die anfälliger für Blutungen sind.
- Gerinnungsstörungen: Können das Risiko für Hirnblutungen erhöhen.
- Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (z.B. Marcumar, Aspirin): Erhöht das Risiko für Blutungen.
- Risikofaktoren:
- Hoher Blutdruck (Hypertonie): Ist der wichtigste Risikofaktor für Hirnblutungen.
- Alter: Das Risiko für Hirnblutungen steigt mit zunehmendem Alter.
- Alkoholmissbrauch: Kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Hirnblutungen steigern.
- Einnahme von Drogen (z.B. Kokain): Kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Hirnblutungen steigern.
- Gerinnungsstörungen: Können das Risiko für Hirnblutungen erhöhen.
- Familiäre Veranlagung: Wenn in der Familie bereits Hirnblutungen aufgetreten sind, ist das Risiko erhöht.
Schlaganfall bei jungen Menschen
Obwohl der Schlaganfall hauptsächlich ältere Menschen betrifft, können auch junge Menschen betroffen sein. Bei Menschen unter 35 Jahren sind oft angeborene Probleme wie ein Herzfehler die Ursache. Frauen zwischen 18 und 35 Jahren sind besonders betroffen, insbesondere in Kombination mit Rauchen und der Einnahme der Pille oder während Schwangerschaften. Jüngere Patienten haben jedoch bessere Chancen, Lähmungen und Sprechstörungen zu überwinden.
Symptome eines Schlaganfalls erkennen
Es ist wichtig, die Symptome eines Schlaganfalls zu kennen, um schnell handeln zu können. Der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) kann helfen, einen Schlaganfall zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitte lächeln! Bei einem Schlaganfall verzieht der Betroffene das Gesicht schief, weil Gesichtsmuskeln gelähmt sind.
- Arms (Arme): Die Arme nach vorn strecken und die Handflächen nach oben drehen! Der Betroffene kann den Arm nicht heben, er sinkt oder dreht sich, da er gelähmt ist.
- Speech (Sprache): Einen einfachen Satz sprechen! Der Betroffene lallt, nuschelt oder klingt verwaschen - auf jeden Fall spricht er verändert, da die Mundmotorik gestört ist.
- Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, sofort den Notruf 112 wählen!
Weitere Symptome können sein:
Lesen Sie auch: Umfassende neurologische Versorgung in Gladbeck
- Plötzliche Taubheit oder Schwäche in Arm, Bein oder Gesicht, meist einseitig
- Plötzliche Sehstörungen auf einem oder beiden Augen
- Plötzliche Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen
- Plötzlicher Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
- Plötzliche, starke Kopfschmerzen unbekannter Ursache
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Art des Schlaganfalls ab.
- Ischämischer Schlaganfall:
- Thrombolyse (Lysetherapie): Verabreichung eines Medikaments, das das Blutgerinnsel auflöst. Die Thrombolyse muss innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn erfolgen.
- Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mit einem Katheter. Die Thrombektomie kann in bestimmten Fällen auch nach 4,5 Stunden noch durchgeführt werden.
- Medikamentöse Behandlung: Blutverdünner, Blutdrucksenker, Cholesterinsenker.
- Hämorrhagischer Schlaganfall:
- Operative Entfernung des Blutergusses: Bei größeren Blutungen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
- Medikamentöse Behandlung: Blutdrucksenker, Medikamente zur Senkung des Hirndrucks.
Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um die Folgen des Schlaganfalls zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Rehabilitation kann folgende Maßnahmen umfassen:
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
- Ergotherapie: Verbesserung derAlltagsfähigkeiten.
- Logopädie: Verbesserung der Sprach- und Schluckfähigkeit.
- Neuropsychologie: Behandlung von kognitiven Störungen und psychischen Problemen.
Die Rolle der Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen und ihren Angehörigen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung. In den Gruppen können sie sich über ihre Erfahrungen austauschen, Informationen erhalten und neue Kontakte knüpfen.
Aktuelle Forschung und neue Therapieansätze
Die Forschung im Bereich der Schlaganfallbehandlung schreitet stetig voran. Neue Therapieansätze wie die Blockade des Wachstums- und Differenzierungsfaktors GDF-15 zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Überwindung von Resistenzen gegen Immuntherapien bei Krebserkrankungen.
tags: #barbara #menke #schlaganfall #ursachen