Eine Nervenverletzung bei einem Venenzugang kann sehr schmerzhaft und beunruhigend sein. Viele Patientinnen und Patienten erleben nach dem Legen eines Venenzugangs vorübergehende Beschwerden, die jedoch in der Regel von selbst wieder abklingen. Wenn die Schmerzen und Taubheitsgefühle jedoch anhalten oder sich sogar verschlimmern, ist es wichtig, die Ursache abzuklären und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Ursachen und Symptome
Eine Nervenverletzung bei einem Venenzugang kann verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten entsteht sie durch eine direkte Verletzung des Nervs durch die Nadel oder den Katheter. Dies kann passieren, wenn der Arzt oder die Ärztin beim Stechen versehentlich einen Nerv trifft. Eine andere mögliche Ursache ist eine Kompression des Nervs durch ein Hämatom oder eine Schwellung im Bereich der Punktionsstelle. Auch eine Entzündung des Nervs kann zu Beschwerden führen.
Die Symptome einer Nervenverletzung können vielfältig sein und hängen von der Art und dem Ausmaß der Verletzung ab. Typische Symptome sind:
- Stechende, brennende oder elektrisierende Schmerzen, die bis in die Finger oder den Arm ausstrahlen können
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Fingern oder der Hand
- Muskelschwäche oder Lähmungen in den betroffenen Bereichen
- Eingeschränkte Beweglichkeit der Hand oder des Arms
- Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen
Was tun bei Verdacht auf Nervenverletzung?
Wenn Sie nach dem Legen eines Venenzugangs unter anhaltenden oder sich verschlimmernden Beschwerden leiden, sollten Sie umgehend Ihren Arzt oder Ihre Ärztin informieren. Schildern Sie Ihre Symptome genau und geben Sie an, wann und wie die Beschwerden aufgetreten sind.
Der Arzt oder die Ärztin wird Sie zunächst körperlich untersuchen, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Dabei wird er oder sie unter anderem Ihre Sensibilität, Ihre Reflexe und Ihre Muskelkraft prüfen. In einigen Fällen kann auch eine neurologische Untersuchung erforderlich sein, um die Funktion der Nerven genauer zu beurteilen.
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Mögliche Behandlungen
Die Behandlung einer Nervenverletzung richtet sich nach der Ursache und dem Ausmaß der Verletzung. In vielen Fällen ist eine konservative Therapie ausreichend, um die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu fördern. Dazu gehören:
- Schmerzmittel: Bei leichten bis mittelschweren Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Bei stärkeren Schmerzen kann der Arzt oder die Ärztin auch stärkere Schmerzmittel verschreiben.
- Entzündungshemmende Medikamente: Voltaren kann helfen, die Entzündung des Nervs zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit der Hand und des Arms wiederherzustellen und die Muskelkraft zu stärken.
- Nervenschienen: Eine Nervenschiene kann helfen, den betroffenen Nerv zu entlasten und die Heilung zu fördern.
- Kortikosteroide: In einigen Fällen können Kortikosteroide eingesetzt werden, um die Entzündung des Nervs zu reduzieren.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu dekomprimieren oder zu reparieren.
Tipps zur Vorbeugung
Um das Risiko einer Nervenverletzung bei einem Venenzugang zu minimieren, können Sie folgende Tipps beachten:
- Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über alle Vorerkrankungen und Allergien.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Ihre Bedenken bezüglich des Legens eines Venenzugangs.
- Achten Sie darauf, dass der Arzt oder die Ärztin beim Stechen sorgfältig vorgeht und die richtige Technik anwendet.
- Melden Sie sich sofort, wenn Sie während des Legens des Venenzugangs starke Schmerzen verspüren.
- Kühlen Sie die Punktionsstelle nach dem Legen des Venenzugangs, um Schwellungen und Entzündungen vorzubeugen.
Der ZVK (Zentralvenenkatheter)
Ein zentraler Venenkatheter (ZVK) ist ein dünner, biegsamer Schlauch, der in eine große Vene, meist in Hals-, Brust- oder Leistenbereich, eingeführt wird. Er ermöglicht den direkten Zugang zum zentralen Kreislauf und wird für verschiedene Zwecke eingesetzt:
- Verabreichung von Medikamenten und Flüssigkeiten: Insbesondere bei hochkonzentrierten oder gefäßreizenden Substanzen, die über periphere Venen nicht verabreicht werden können.
- Messung des zentralen Venendrucks (ZVD): Der ZVD gibt Auskunft über das Blutvolumen und die Herzfunktion.
- Dialyse: Bei Niereninsuffizienz dient der ZVK als Zugang für die Dialysebehandlung.
- Blutentnahme: Der ZVK ermöglicht die einfache und wiederholte Blutentnahme.
Wie wird ein ZVK gelegt?
Das Legen eines ZVK ist ein minimal-invasiver Eingriff, der unter sterilen Bedingungen durchgeführt wird. Der Arzt oder die Ärztin desinfiziert die Punktionsstelle, betäubt sie örtlich und punktiert dann die Vene mit einer speziellen Nadel. Über diese Nadel wird ein Führungsdraht in die Vene eingeführt, über den anschließend der ZVK vorgeschoben wird. Nach korrekter Platzierung des Katheters wird die Lage mit einer Röntgenaufnahme bestätigt.
Risiken eines ZVK
Wie jeder medizinische Eingriff ist auch das Legen eines ZVK mit gewissen Risiken verbunden:
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- Infektionen: Durch den Katheter können Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und eine Infektion verursachen.
- Blutungen: Bei der Punktion der Vene kann es zu Blutungen kommen.
- Verletzungen von Nerven und Gefäßen: In seltenen Fällen können Nerven oder umliegende Gefäße verletzt werden.
- Pneumothorax: Bei Punktion der Vena subclavia (unter dem Schlüsselbein) kann es zu einem Pneumothorax (Lungenkollaps) kommen.
- Thrombose: Durch den Katheter kann sich in der Vene ein Blutgerinnsel bilden.
Was ist bei einem ZVK zu beachten?
Um das Risiko von Komplikationen zu minimieren, ist eine sorgfältige Pflege des ZVK unerlässlich. Dazu gehören regelmäßige Verbandswechsel, Desinfektion der Einstichstelle und Kontrolle auf Anzeichen einer Infektion.
Alternativen zum intravenösen Zugang bei der Volumengabe
Je nachdem, was mit dem I.v. Zugang erreicht werden möchte, gibt es hierfür alternativen in der Notfallmedizin. Um Volumen geben zu können gibt es inzwischen die intraossäre Gabe. Dadurch wird der Zugang mit einer speziellen Nadel in den Knochen geschaffen und es kann in der gleichen Dosierung wie I.v. Medikamente und Volumen verabreicht werden.
Einige Alternativen bei der Medikamentengabe
- intramuskulär - größere therapeutische Breite, schneller in der Anwendung
- Vernebeln - wirkt vor Ort, kann jederzeit wieder entfernt werden
- Rektal - schnelle Anwendung, kein zusätzliches Material
- Buccal - über die Backentasche, schnelle Anwendung, sowie kein weiteres Material
- MAD - nasale Zerstäubung vom Medikament
Eine große therapeutische Breite bedeutet, dass mehr Medikament verabreicht werden kann, bis es zu Nebenwirkungen kommt, im Vergleich zu einer geringen therapeutischen Breite, wie bei der intravenösen Gabe von Adrenalin.
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