Crystal Meth, auch bekannt als Crystal Methamphetamin, Crystal Speed oder Meth, ist eine hochgefährliche Droge, die in Deutschland und weltweit zunehmend Besorgnis erregt. Politiker und Drogenberater schlagen Alarm, da der Konsum dieser synthetischen Substanz gravierende Auswirkungen auf das Gehirn und den Körper hat.
Was ist Crystal Meth?
Crystal Meth ist eine weiße, kristalline Form der Droge Methamphetamin. Sie kann geschnieft, gespritzt oder geraucht werden. Die Wirkung variiert je nach Dosis, Wirkstoffgehalt, Verabreichungsform und individueller Verfassung des Konsumenten.
Die anfängliche Wirkung: Euphorie und Energie
Nach dem Konsum von Crystal Meth verspüren die Konsumenten ein starkes Verlangen nach mehr. Die Droge löst Gefühle von Glück, Wohlbefinden und Zuversicht aus und setzt Energie frei. Es kommt zu Hyperaktivität und einem Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit. Im Gehirn werden die Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin in erhöhter Menge ausgeschüttet.
Die Schattenseite: Dauerstress und Nervengift
Entgegen dem Gefühl von Energie setzt Crystal Meth keine Energie im Körper frei, sondern versetzt den Organismus in einen Zustand des Dauerstresses. Hunger, Durst, Schmerzempfinden und Müdigkeit werden unterdrückt, ebenso wie gefährliche Nebenwirkungen wie Herzrasen. Crystal Meth ist ein starkes Nervengift, das Studien zufolge die Ausläufer der Nervenzellen zerstört.
Die Gefahren für das Gehirn
Die Einnahme von Crystal Meth kann zu schweren Schädigungen des Gehirns führen, die sich in Gedächtnisverlust, Aggressivität oder psychotischem Verhalten äußern können. Auch Herz- und Kreislaufschädigungen sind aufgrund des Dauerstresses des Organismus möglich.
Lesen Sie auch: Methamphetamin Mechanismus
Abhängigkeitspotenzial und Entzugserscheinungen
Crystal Meth hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial, da es im Vergleich zu anderen Drogen wie Speed oder Kokain zu einer schnellen Gewöhnung kommt. Das "Herunterkommen" oder Absetzen der Droge führt oft zu ausgeprägten Nachwirkungen, die als Entzugserscheinungen wahrgenommen werden. Diese werden vermutlich durch leere Dopamin- und Noradrenalinspeicher im Gehirn verursacht, die sich nur langsam wieder auffüllen. Dies führt häufig zu erneutem Konsum und einem Teufelskreis der Abhängigkeit. Überdosierungen können lebensgefährlich sein und im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Crystal Meth: Glasklar körperschädigend
Crystal Meth wird künstlich aus Amphetamin hergestellt und ähnelt in seiner Erscheinung klarem Eis oder Glassplittern. Es kann auch als weißes, geruchloses, kristallines Pulver vorkommen. Die Herstellung erfolgt oft in illegalen Laboren, was die Verunreinigung des Stoffes schwer einschätzbar macht.
Wirkung auf den Körper: Gefährliche Euphorie
Methylamphetamin überwindet die Blut-Hirn-Schranke und stimuliert das Belohnungszentrum im Gehirn. Dies führt zu einer Ausschüttung von Botenstoffen wie Noradrenalin und Dopamin, die ein gesteigertes Selbstbewusstsein und ein Gefühl der Furchtlosigkeit hervorrufen. Gleichzeitig steigen Puls und Atemfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur werden erhöht und die Pupillen weiten sich. Hunger, Durst, Müdigkeit und Schmerzempfinden werden unterdrückt, wodurch der Körper in einen Dauerstresszustand gerät.
Kurzfristige Nebenwirkungen
Zu den kurzfristigen unerwünschten Nebenwirkungen gehören:
- Starkes Brennen und Verletzungen der Nasenschleimhaut bei nasalem Konsum
- Zittern, Unruhe und Nervosität
- Schlaf- und Konzentrationsstörungen
- Eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis
- Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte
- Kopf- und Muskelschmerzen
- Übelkeit
- Hyperaktivität
- Panikattacken
- Krämpfe
- Bizarres, manchmal gewalttätiges Verhalten
- Unkontrollierte starke Kaubewegungen
Nach dem Konsum fühlen sich die Betroffenen oft depressiv, verängstigt, gereizt, träge und extrem hungrig. Sie können auch 20 bis 30 Stunden ohne Unterbrechung tief schlafen. Die Wirkung von Crystal Meth hält je nach Konzentration zwischen vier und zehn Stunden an, bei höherer Dosierung sogar bis zu 30 Stunden. Hohe Dosen und exzessiver Gebrauch können tödlich sein.
Lesen Sie auch: Synaptische Auswirkungen von Strychnin
Suchtpotenzial: Starkes Verlangen nach mehr
Bereits ein einmaliger Konsum von wenigen Milligramm Crystal Meth kann abhängig machen. Da die Droge anfangs euphorisierend wirkt, das Selbstwertgefühl steigert und Ängste unterdrückt, sind besonders Menschen unter hohem Leistungsdruck gefährdet. Crystal Meth zehrt die Ressourcen des Körpers schnell auf und führt nach einem Rausch zu einem starken Verlangen nach mehr.
Risiken und Langzeitfolgen
Regelmäßiger Crystal-Konsum führt zu irreversiblen körperlichen und psychischen Schäden. Der Körper wird stark ausgezehrt und die Nebenwirkungen verstärken sich gegenseitig. Die Persönlichkeit der Konsumenten kann sich verändern und eine permanent anhaltende Depression kann hervorgerufen werden.
Zu den Langzeitnebenwirkungen gehören:
- Starker Zahnverfall
- Chronische Hautentzündungen und Akne
- Unterernährung und starker Gewichtsverlust
- Irreversible Schäden der Blutgefäße und des Gehirns
- Hirnblutung
- Schlaganfälle mit plötzlichen Lähmungen
- Bluthochdruck und Herzinfarkt
- Epilepsie
- Schädigung der Leber, der Nieren und der Lunge
- Magenschäden
- Zerstörung der Nasenschleimhaut
- Depressionen und Paranoia
- Schwächung des Immunsystems
Im Drogenrausch sinken die Hemmschwellen, und Betroffene gehen extrem hohe Risiken ein. Ungeschützter Sex, riskante Sexualpraktiken oder mangelnde Injektionshygiene sind oft die Folgen. Bei regelmäßigem Konsum steigt somit auch das Risiko für Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis.
Folgeerkrankungen: Psychisch und sozial
Schon der einmalige Konsum kann drogeninduzierte Psychosen wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder Schizophrenie auslösen. Diese psychischen Erkrankungen können über Monate hinweg andauern oder sogar lebenslang bestehen. Neben den psychischen Folgeerkrankungen kann der Drogenkonsum auch schwerwiegende soziale Folgen haben. Oft werden Schule oder Beruf vernachlässigt, Betroffene verschulden sich, werden arbeits- oder gar obdachlos. Strafrechtliche Konflikte sind oft vorprogrammiert, da bereits der Besitz und Konsum von Crystal Meth illegal ist, was häufig zu Beschaffungskriminalität führt.
Lesen Sie auch: Überblick: Medikamente & Nervensystem
Warnzeichen einer Abhängigkeit
Der Körper gewöhnt sich rasch an Crystal Meth, sodass die Dosis bei jedem Konsum erhöht werden muss, um den Rausch weiterhin zu spüren. Mediziner sprechen von einer Toleranzentwicklung. Warnzeichen für eine Abhängigkeit können sein:
- Erhöhtes Mitteilungsbedürfnis
- Starker Bewegungsdrang
- Grundlose Streitsucht
- Verlust von Unrechtsbewusstsein, Empathie und Emotionen
- Sprachstörungen wie Stottern oder motorische Störungen
- Appetitlosigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
Der Weg aus der Drogensucht
Der Weg zu einem drogenfreien Leben erfordert viel Kraft und Zeit. Ziel der Crystal-Meth-Therapie ist es, die Kontrolle über den eigenen Körper zurückzugewinnen und neue Strategien zu entwickeln, um mit Stress und Konflikten umzugehen. Drogenberatungsstellen und Suchtkliniken bieten Unterstützung an, um zurück in einen drogenfreien Alltag zu finden. Voraussetzung ist der eigene Wille, mit dem Konsum aufzuhören. Je früher der Konsument einen Entzug beginnt, desto milder fallen die Folgeschäden aus.
Therapie: Entgiftung und Entwöhnung
Ziel des Crystal-Entzugs ist es, den Körper zu entgiften. Suchtberatung und Hausarzt können den Entzug betreuen. Die Erfolgschancen sind am besten, wenn der Konsument freiwillig und aktiv mitwirkt und Unterstützung von Angehörigen erhält. Die Symptome eines Crystal-Entzugs ähneln den Nebenwirkungen nach einem Rausch, sind aber meist stärker ausgeprägt:
- Kopfschmerzen
- Schmerzende Glieder und Gelenke
- Angstgefühle
- Schlafstörungen und Nachtschweiß
- Verstärkte Reizbarkeit
- Übelkeit und Erbrechen
Je nach Abhängigkeitsgrad kann der Entzug einige Tage oder auch Monate dauern. Bei einer stärkeren Crystal-Sucht ist ein Drogenentzug in einer spezialisierten Suchtklinik essenziell. Der Hausarzt kann zusammen mit einer Drogenberatungsstelle einen Antrag für eine Entzugsklinik stellen. In der Suchtklinik untersucht der betreuende Arzt die betroffene Person körperlich und psychisch, veranlasst Laboruntersuchungen und fragt nach eingenommenen Substanzen. Die Entgiftung kann medikamentös unterstützt werden, um die Entzugserscheinungen zu lindern. Bei Depressionen, Schlafstörungen oder Ängsten können Antidepressiva wie Bupropion verschrieben werden. Neuroleptika wie Risperidon können helfen, Methamphetamin-induzierte Psychosen zu behandeln. Die Entgiftung kann durch Psycho- und Hypnotherapie unterstützt werden.
Auf die Entgiftung folgt die Rehabilitation, in der Betroffene sowohl psychologisch als auch sozial Unterstützung erhalten. Ziel hierbei ist es, in ein normales Leben zurückzukehren.
Tipps für Angehörige und Partner
Sprechen Sie den Süchtigen auf das Thema Therapie nur an, wenn er nüchtern ist. Betonen Sie, wie wichtig Ihnen die Beziehung zu ihm ist, und reduzieren Sie Ihr Gegenüber nicht auf seine Suchterkrankung. Unterstützen Sie den Betroffenen auch nach einer Reha, denn es besteht bei Crystal Meth ein hohes Risiko, wieder rückfällig zu werden.
Crystal Meth und das Gehirn: Eine toxische Beziehung
Crystal Meth ist alles andere als eine harmlose Partydroge. Das sogenannte „Craving“ (Suchtdruck) ist bei Crystal besonders stark und führt schnell zu schwerer psychischer Abhängigkeit. Da Crystal ein starkes Nervengift ist, gibt es keinen risikoarmen Konsum. Auf Dauer greift es durch Stoffwechselreaktionen die Ausläufer der Nervenzellen an und schädigt dadurch das Gehirn. Selbst nach Absetzen der Droge kann die Regeneration der Hirnzellen über ein Jahr dauern.
Die Substanz führt dem Körper keine Energie zu, treibt ihn aber zu Höchstleistungen an. So gerät der Organismus unter akuten Stress, der für mehrere Stunden anhält und alle Kraftreserven aufzehrt. Warnsignale wie Durst, Hunger, Müdigkeit oder Schmerz werden ausgeblendet. Crystal-Konsumierende brechen deshalb manchmal völlig dehydriert, übermüdet oder mit Kreislaufkollaps zusammen. Es besteht das Risiko von Nierenversagen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Auf psychischer Ebene können nervöse Unruhe und Gereiztheit, depressive Verstimmungen, Halluzinationen mit Verfolgungsangst sowie Aggressionen auftreten. Der Dauergebrauch von Methamphetamin zieht unweigerlich körperliche, psychische und soziale Folgeschäden nach sich.
Beim nasalen Gebrauch kann man sich mit scharfkantigen Röhrchen an der Naseninnenseite verletzen. Fremde Spritzbestecke bergen ein hohes Risiko von HIV- und Hepatitis-Infektionen. Durch das Absinken der sexuellen Hemmschwelle kommt es außerdem häufig zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr, was zu unerwünschten Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten führen kann. Sehr viele drogenbedingte Todesfälle in der Partyszene gehen auf Mischkonsum zurück.
Aktuelle Forschungsergebnisse
Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass bereits gelegentlicher Konsum von Methamphetamin Gehirnstrukturen verändern und dauerhafter Konsum zu massiven Hirnschäden führen kann. Ein Forschungsteam um Alasdair Barr von der University of British Columbia in Kanada hat die aktuelle Forschungsliteratur zu den Auswirkungen des Konsums von Methamphetamin gesichtet. Hintergrund der Studie bildet eine zunehmende Verbreitung des Konsums von Methamphetamin in Nord-Amerika, die nach Angaben der Autorinnen und Autoren epidemieähnliche Ausmaße angenommen habe.
Bereits in zahlreichen Tierversuchen hat sich gezeigt, dass Methamphetamin neurotoxisch wirkt, das heißt giftig auf Nervenzellen wirkt. Dabei stellte sich heraus, dass auch schon ein gelegentlicher Konsum die Gehirnstrukturen verändern kann. Die Autorinnen und Autoren vermuten, dass diese kleinen Veränderungen für die Entwicklung einer Abhängigkeit bei Menschen eine Rolle spielen können. Studien am Menschen haben zwar häufig das Problem, dass die Untersuchungspersonen auch andere Drogen nehmen, doch verdichten sich die Hinweise, dass Methamphetamin eine entscheidende Rolle bei den beobachteten Schäden des Nervensystems spielt. Besonders Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin haben, seien von den Schädigungen betroffen. In den Gehirnen verstorbener Langzeitkonsumentinnen und -konsumenten wurde beispielsweise ein Rückgang der dopaminergen Nervenzellen von 50 bis 61 Prozent beobachtet.
Dementsprechend ausgeprägt sind auch die kognitiven Defizite wie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme bei Langzeitkonsumentinnen und -konsumenten. So zeigte sich beispielsweise in einer Studie zum Arbeitsgedächtnis, dass die Konsumentinnen und Konsumenten bei bestimmten Aufgaben 18 bis 30 Prozent länger brauchten als Personen, die noch nie Methamphetamin konsumiert haben.
Sport als Therapieansatz
Exzessiver Konsum von Crystal kann das Gehirn schädigen. Betroffene können aber etwas dagegen tun, wie eine aktuelle Studie nahelegt. Sport scheint die Regeneration des Gehirns zu fördern. Ein chinesisches Forschungsteam wollte herausfinden, ob Sport zur Regeneration des Gehirns nach einer Crystalabhängigkeit beiträgt. Die nervenschädigende Wirkung von Amphetaminen wie Crystal erfolgt über verschiedene Wege. Einer davon betrifft die Blut-Hirn-Schranke, die aus einem Wall dicht gepackter Zellen besteht. Crystal schädigt die Endothelzellschicht. Die Gefäße werden durchlässiger für giftige Substanzen, die ins Gehirn vordringen und dort Infektionen verursachen können.
Um den Einfluss von Sport zu testen, hat das Forschungsteam 56 Männer zufällig auf zwei Gruppen aufgeteilt. Alle Männer hatten eine Entgiftung von Crystal begonnen. Eine Gruppe absolvierte ein Fitness-Programm aus Joggen oder Indoor-Fahrradfahren. Die anderen Männer durchliefen die Entgiftung wie gewohnt und bildeten die Kontrollgruppe. Allen Teilnehmern wurde vorher und nachher Blut abgenommen. Die Blutanalysen lieferten ein eindeutiges Bild: Beide Gruppen unterschieden sich bedeutsam hinsichtlich relevanter Blutwerte. Nach Einschätzung des Forschungsteams sprechen die Ergebnisse dafür, dass moderater Sport die Regeneration des Gehirns von Crystalabhängigen fördert.
Damit bestätigt die aktuelle Studie die positiven Effekte von Sport im Entzug, wie sie auch in anderen Studien hervorgehoben wurden. So profitieren Menschen im Drogenentzug in vielerlei Hinsicht von körperlichen Ertüchtigungen. Sport unterstützt nicht nur die Regeneration des Gehirns, sondern dämpft auch Entzugssymptome, heben die Stimmung und machen ganz nebenbei noch fit.
Crystal Meth und Schlaganfallrisiko
Jüngere Konsumenten der Droge „Crystal Meth“, die Blutdruck und Herzfrequenz stark ansteigen lässt, haben offenbar ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, wobei Hirnblutungen häufig die Ursache sind. Konsumenten von Crystal Meth haben ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, warnt Julia Lappin vom National Drug and Alcohol Research Centre in Sydney. Die Forscherin nennt 77 Publikationen mit 98 Patienten, die nach dem Konsum von Crystal Meth einen Apoplex erlitten, davon wurden 81 durch Hirnblutungen ausgelöst und nur 17 durch eine Ischämie, der ansonsten häufigeren Variante des Schlaganfalls.
Hirndoping: Leistungssteigerung auf Kosten der Gesundheit?
In den letzten Jahren mehren sich Berichte über den zunehmend verbreiteten Einsatz von Psychostimulanzien in Studenten- und Hochschulkreisen. Als Hirndoping kann man den Missbrauch von verschreibungspflichtigen oder verbotenen Substanzen zur geistigen Leistungssteigerung bei Gesunden bezeichnen. Zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten, die über eine Zulassung für definierte Erkrankungen verfügen, zählen z. B. Psychostimulanzien, die bei beim Aufmerksamkeitsdefizit‑/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) eingesetzt werden, oder Modafinil, welches in der Indikation Narkolepsie zugelassen ist; der Zulassungsbereich von Antidementiva und Antidepressiva erschließt sich aus den Namen. In die Kategorie Hirndoping fallen auch verbotene Drogen wie illegale Amphetamine oder Kokain.
Versuche zur geistigen Leistungssteigerung mit diesen Substanzen haben Tradition, besonders bekannt wurde Methylamphetamin, das unter dem Namen Pervitin® im 2. Weltkrieg zweifelhafte Berühmtheit erlangte. Als Mittel zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit wurde die Substanz von Soldaten millionenfach eingesetzt. Als „Crystal Meth“ ist Methamphetamin als preisgünstige Substanz in der Drogenszene geläufig. Das Abhängigkeitspotenzial ist sehr hoch; Psychosen, Depression und Verhaltensauffälligkeiten sind häufige Folgeerscheinungen des Konsums.
Nach aktuellem Wissensstand zeigen bei Gesunden von den aktuell verfügbaren Hirndopingmitteln lediglich Amphetamine, Methylphenidat und Modafinil nachweisbare Effekte auf Konzentration, Aufmerksamkeit und Wachheit.
Methamphetamin: Chemie und Wirkung
Methamphetamin wirkt anregend auf Körper und Geist - Nutzer berichten von einem wahren Energieschub, zusammen mit Euphorie und gesteigerter Libido. Außerdem unterdrückt die Substanz das Hungergefühl und erhöht Puls und Blutdruck. Nach längerer Nutzung macht Methamphetamin abhängig.
Als kleines, gut fettlösliches Molekül überwindet Methamphetamin die Blut-Hirn-Schranke und dringt leicht ins Gehirn ein. Dort erhöht es auf noch nicht ganz geklärte Weise die Konzentration der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin außerhalb der Nervenzellen. Vermutlich kehrt das Molekül die Funktion der Neurotransmittertransporter in den Zell- und Vesikelmembranen der Nervenenden einfach um: Aus den synaptischen Vesikeln, die normalerweise beim Nervenimpuls Neurotransmitter schubweise ausstoßen, sickern die Botenstoffe unter Methamphetamin-Einwirkung die ganze Zeit ins Zellplasma und anschließend durch weitere Transporter in der äußeren Zellmembran in den Raum zwischen den Zellen. Dort erhöhen sie die Neurotransmitterkonzentration im synaptischen Spalt; langfristig verursachen sie Neurotransmittermangel in den Neuronen. Beides zusammen verursacht die erwünschten und unerwünschten Symptome.
Durch diesen Effekt wirkt Methamphetamin als Wiederaufnahmehemmer und führt dazu, dass Nervenzellen durch die Neurotransmitter stärker aktiviert werden. Seine nicht ungefährliche Wirkung auf Herz und Gefäßsystem beruht wahrscheinlich auf der Freisetzung von Noradrenalin aus den Nervenzellen des sympathischen Nervensystems. Die Basis der psychischen Wirkungen sowie die Effektivität von Amphetaminen bei der Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind bislang ungeklärt. Forscher vermuten, dass auch hier die Aktivierung des noradrenergen Systems im Gehirn eine Rolle spielt. Außerdem unterdrücken Opioidrezeptor-Antagonisten einige Effekte des Methamphetamins, was für eine Beteiligung körpereigener Opiate spricht.
Schäden durch Methamphetamin
Methamphetamine haben eine Reihe schädlicher Nebenwirkungen, insbesondere bei hoher Dosierung. Eine akute Überdosierung zeigt sich in Form einer Art überdrehten Deliriums mit Übelkeit, Herzrasen, Panikattacken und anderen Symptomen. Durch die akute Erhöhung des Blutdrucks und der Herzschlagrate können dabei lebensbedrohliche Komplikationen bis hin zum Herzstillstand auftreten. Außerdem sind Nierenversagen, Hirnblutungen und Schlaganfall als Todesursachen bei Metamphetamin-Überdosen bekannt. Häufiger treten bei regelmäßigem Konsum langfristige negative Folgen auf.
Zum einen macht Methamphetamin auf Dauer süchtig. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Dopaminmangel im Streifenkörper des Gehirns dafür verantwortlich ist: Methamphetamin setzt Dopamin aus den Nervenzellen frei, so dass die Vorräte schnell erschöpft sind. In hohen Dosen dämpft die Substanz dauerhaft die für die Weiterleitung von Nervensignalen zuständigen präsynaptischen Enden der Axone im Streifenkörper, was vermutlich zur Suchtentstehung beiträgt und möglicherweise dafür sorgt, dass Entzugserscheinungen vergleichsweise lang andauern. Die Rolle des Dopamins in diesem Hirnbereich untersuchen Suchtforscherinnen und Suchtforscher intensiv, allerdings sind die genauen Zusammenhänge bis heute nicht ganz geklärt. Zum Beispiel bleibt rätselhaft, ob die Effekte im Streifenkörper aus dem Absterben von Nervenzellen oder aus einer Veränderung des Dopaminhaushalts resultieren. Ein dauerhaft reduzierter Dopamingehalt im Streifenkörper tritt auch bei Parkinsonpatienten auf, und wie jüngere Forschungen zeigen, erhöht langjähriger Methamphetaminkonsum das Parkinsonrisiko deutlich.
Im Gegensatz zu dem chemisch verwandten Amphetamin ist Methamphetamin außerdem giftig für Nervenzellen - möglicherweise aktiviert Methamphetamin Apoptose-Signalwege und löst so den programmierten Zelltod aus. Auch im übrigen Körper scheint Methamphetamin langfristig Schaden anzurichten, insbesondere am Herz-Kreislauf-System. Daten zeigen, dass regelmäßiger Gebrauch das Risiko für Arteriosklerose und andere Gefäßerkrankungen deutlich erhöht und auf Dauer das Herz verändert. Forscher vermuten auch, dass parallel dazu das Herzinfarktrisiko steigt.
Ein beträchtlicher Anteil aller Methamphetaminnutzer ist von psychischen Störungen und Krankheiten betroffen. Besonders Psychosen treten im Zusammenhang mit Methamphetamin häufiger auf als bei anderen Drogen und zehnmal so oft wie in der Gesamtbevölkerung. Auch mit Depression und Suizidversuchen ist Methamphetamingebrauch assoziiert, je nach Untersuchung zeigt von einem Viertel bis mehr als die Hälfte der Nutzer entsprechende Symptome.
tags: #methamphetamin #wirkung #gehirn