Ursachen und Behandlung von Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Beinen

Kribbeln in den Beinen wird oft als unangenehm empfunden und kann verschiedene Ursachen haben. Die Medizin bezeichnet das Phänomen kribbelnder Beine als Missempfindungen. Oft ist die Ursache für kribbelnde Beine harmlos, aber es gibt auch zahlreiche mögliche Auslöser.

Ursachen für Kribbeln in den Beinen

Harmlose Ursachen

Jeder kennt das Gefühl von "eingeschlafenen" Beinen oder Füßen, das durch längeres ungünstiges Liegen oder Sitzen ausgelöst wird. Das entsprechende Körperteil fühlt sich durch die Durchblutungsstörungen taub an und kribbelt. Dieses unangenehme Gefühl lässt jedoch schnell wieder nach, wenn man das Bein bewegt und eine andere Körperhaltung einnimmt. Diese in der Regel harmlose und reversible Form der Parästhesien wird auch Obdormition genannt. Das Einschlafen von Körperteilen wird hier durch eine ungünstige Körperhaltung verursacht, bei der Druck auf bestimmte Nerven ausgeübt wird, was Taubheitsgefühle, Brennen und Kribbeln zur Folge hat. Eine Änderung der Haltung von Gliedmaßen und Körper sorgt in der Regel schnell für eine Besserung. Obdormitionen können nicht nur tagsüber auftreten, sondern auch nachts während des Schlafens.

Krankhafte Ursachen

Problematischer wird es, wenn sich das Kribbeln in den Beinen aus unerfindlichem Grund öfter einstellt, verschlimmert oder im extremen Fall sogar Lähmungen auftreten. Spätestens dann sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Eine der Hauptursachen für Kribbeln in den Beinen ist die Polyneuropathie: eine Erkrankung der peripheren Nerven als Folge von Diabetes oder Alkoholmissbrauch. Liegt bereits eine dauerhafte Nervenschädigung vor, lässt sich eine Polyneuropathie laut Medizin in dem meisten Fällen nicht heilen, aber dennoch lindern oder aufhalten.

In Verbindung mit Kribbeln in den Beinen wird oft das Restless-legs-Syndrom (RLS) genannt. Die Betroffenen klagen über ein intensives, tiefgehendes Kribbeln in den Beinen, das von spontanem und nicht kontrollierbarem Zucken begleitet wird. Dazu kommt ein ausgeprägter Bewegungsdrang. Abends und nachts verschlimmern sich die Beschwerden. Linderung beim Kribbeln in den Beinen durch das Restless-legs-Syndrom bringt unter anderem Bewegung und auch Dehnung der Beine. Die Ursache für RLS ist nicht abschließend geklärt. Vermutet wird, dass es sich dabei um eine Störung im Stoffwechsel des Nervenbotenstoffes Dopamin handelt.

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Weitere mögliche Ursachen für Kribbeln in den Beinen sind:

  • Bandscheibenvorfall: Werden Nervenwurzeln im Bereich der Wirbelsäule eingeklemmt, kann es zu ausstrahlenden Missempfindungen in den Beinen kommen. Ein Hinweis darauf, dass ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule ursächlich für das eingeschlafene Bein sein könnte, stellen Lähmungserscheinungen im betroffenen Bein und Fuß dar. Der Grund dafür ist eine Bandscheibe, die auf das Rückenmark und damit auch möglicherweise auf versorgende Nervenwurzel drückt. Zusätzlich treten typischerweise gleichzeitig Schmerzen im unteren Rücken auf, die unterschiedlich starker Ausprägung sein können, wobei sie nicht selten erheblich sind.
  • Spinalkanalstenose: Ist der Wirbelkanal im Rücken verengt, kann das dieselben Beschwerden wie bei einem Bandscheibenvorfall zur Folge haben: Kribbeln, Taubheitsgefühl in den Beinen oder Lähmungen. Hier kann ein Wirbelbruch oder auch Wirbelgleiten der Auslöser sein.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Während viele Menschen mit dem Begriff des Karpaltunnelsyndroms vertraut sind - dem "Einschlafen" der Hand durch eingeklemmte Nerven im Handgelenk - kennen wenige das Tarsaltunnelsyndrom. Hierbei wird der Schienbeinnerv im Tarsalkanal zwischen Sprungbein, Fersenbein und Innenknöchel eingeklemmt.
  • Arterielle oder venöse Probleme: Eine vorübergehende Minderdurchblutung (zum Beispiel durch langes Stillsitzen) kann zu Kribbelgefühlen führen.
  • Vitaminmangel: Manchmal kann auch eine Unterversorgung mit Nährstoffen der Grund für das Kribbeln in den Beinen sein - wie ein Magnesiummangel. Pantothensäure beispielsweise gehört als Vitamin B5 zur Vitamin B-Gruppe und kann bei einem Mangel zu Missempfindungen wie Kribbeln führen. Ein Defizit bestimmter Vitamine (z. B. B-Gruppe) kann ebenfalls die Ursache sein. Im Speziellen betrifft dieser Mangel häufig die Vitamine B1 (Thiamin) und B12 (Cobalamin).
  • Multiple Sklerose (MS): Die Multiple Sklerose (MS) äußert sich bei 30% der Patienten mit Kribbel- oder Taubheitsgefühlen in Armen oder Beinen, häufig auch begleitet durch Sehstörungen. Häufig bilden sich diese ersten Symptome zunächst wieder vollkommen zurück, bevor sie bei dieser schubweise verlaufenden Krankheit mit neuen und schwerwiegenderen Symptomen wiederkehren, die sich in manchen Fällen auch als chronisch manifestieren können. Begleitende Symptome können neben dem Taubheitsgefühl und dem Kribbeln auch mäßige brennende oder stechende Schmerzen sein, außerdem kurzweilige Lähmungserscheinungen im betroffenen Bein oder Fuß.
  • Thrombose: Gefühlsstörungen im Bein können auch ein Zeichen einer Thrombose sein. Oft treten im betroffenen Bein Schmerzen auf, die sich wie ein Muskelkrampf anfühlen können. Eine tiefe Venenthrombose ist ein medizinischer Notfall, da sie das Risiko einer Lungenembolie birgt, wenn sich das Blutgerinnsel löst und in die Lunge wandert.
  • Weitere Ursachen: Gelenkentzündungen oder Autoimmunprozesse, Stress und Anspannung, Medikamente.

Psychische Ursachen

Selbst psychischer Stress kann der Auslöser für das Kribbeln in den Beinen und ein Taubheitsgefühl sein. Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien) können ebenfalls von Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen begleitet werden.

Diagnose

Wichtiger Punkt bei der Suche nach dem Grund für das Kribbeln in den Beinen ist Ihre persönliche Krankengeschichte, die im Gespräch geklärt wird. Manchmal könnte auch Medikamente der Auslöser für das Kribbeln in den Beinen sein oder ein bisher nicht bemerkter Bandscheibenvorfall. Die Diagnose ist durch einen guten Hausarzt, einen guten Orthopäden oder gegebenenfalls den Neurologen zu stellen.

Ärztliche Untersuchung

Um die genauen Ursachen herauszufinden, ist zunächst ein ausführliches persönliches Gespräch wichtig. Nimmt man Reize auf der Haut nicht mehr richtig wahr, etwa einen Piks mit der Nadel, sind meist die kleinen Nervenenden geschädigt.

Bluttests

Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel:

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  • der Blutzuckerspiegel
  • die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe
  • Entzündungswerte

Elektromyographie (EMG)

Eine Elektromyographie, im klinischen Alltag EMG genannt, misst die elektrische Muskelaktivität, indem vergleichbar mit einem EKG die Muskelaktivität von der Hautoberfläche her gemessen wird, wo sie die Erregung einzelner Muskelfasern, Muskelgruppen oder motorischer Einheiten ableiten. Sollten zuvor durchgeführte Untersuchungen keinen Aufschluss über die Krankheitsgenese geben, kann ein EMG hilfreich sein, insbesondere, wenn das eingeschlafene Bein nicht weg geht.

Weiteruntersuchung

Je nach Verdachtsdiagnose kommen weitere Untersuchungen infrage.

Was tun, wenn das Bein eingeschlafen ist?

  • Ausschütteln der Arme: Um die Durchblutung wieder anzukurbeln, sollten die Arme ausgeschüttelt werden.
  • Sitz- oder Liegeposition anpassen
  • Greifbewegungen: Sie können dabei helfen, Blut in die Fingerspitzen zu pumpen, indem man die Finger spreizt und sie dann zur Faust ballt.
  • Kühlen: Kaltes Wasser regt die Durchblutung an.
  • Bewegung im Alltag: Vorbeugend kann regelmäßige Bewegung dabei helfen, Fehlhaltungen und dadurch entstandene Durchblutungsstörungen zu behandeln.
  • Lösen der Verspannungen
  • Wärme entspannt die Muskeln

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Kribbelns in den Beinen.

  • Polyneuropathie: Liegt bereits eine dauerhafte Nervenschädigung vor, lässt sich eine Polyneuropathie laut Medizin in dem meisten Fällen nicht heilen, aber dennoch lindern oder aufhalten.
  • Restless-Legs-Syndrom: Linderung beim Kribbeln in den Beinen durch das Restless-legs-Syndrom bringt unter anderem Bewegung und auch Dehnung der Beine. Ausreichend Eisen ist eine wichtige Voraussetzung für die Herstellung des körpereigenen Dopamins. Wenn wichtige Eisenwerte im Blut zu niedrig sind, wird bei RLS mit einer Eisentherapie begonnen (Ferritin unter 75 Milligramm pro Liter, Transferrinsättigung unter 20 Prozent). Reichen Tabletten nicht aus, kommen Eiseninfusionen infrage. Bei den meisten Menschen mit Restless Legs lässt sich der Dopaminmangel für eine gewisse Zeit mit niedrig dosierten Parkinson-Medikamenten (Dopaminagonisten) ausgleichen.
  • Bandscheibenvorfall: Hat sich ein Bandscheibenvorfall als Auslöser für das eingeschlafene Bein herausgestellt, so wird praktisch immer konservativ, also ohne operativen Eingriff, behandelt. Die akute und schmerzbehaftete Phase beschränkt sich üblicherweise auf 3-6 Wochen, wobei sportliche Einschränkungen durchaus über Monate bestehen können. Ein Bandscheibenvorfall der LWS heilt bei optimaler Therapie meist vollständig aus, sodass keine Symtome, z.B.

Wann zum Arzt?

Meistens ist ein Taubheitsgefühl harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit von selbst. Ist das nicht der Fall, sollte man den Missempfindungen auf den Grund gehen. Sind eingeschlafene Arme oder Beine nur die Folge einer ungünstigen Sitz- oder Schlafposition, müsse man deshalb nicht zum Arzt gehen, sagt Prof. Nelles. „Das wiederkehrende Auftreten von eingeschlafenen Armen, Beinen oder anderen Körperteilen ist aber auf keinen Fall ein Normalzustand und sollte immer ärztlich abgeklärt werden“, so der Rat des Neurologen. Tauchen die Taubheitsgefühle plötzlich auf und bestehen zusätzlich Beschwerden wie einseitige Lähmungen oder Probleme beim Sprechen, könnte es sich um einen Schlaganfall handeln. Bei einem Verdacht ist umgehend der Notruf unter 112 zu wählen.

Vorbeugung

Durch einfache Änderungen können Taubheitsgefühle vermieden werden. Regelmäßige Bewegung kann dabei helfen, Fehlhaltungen und dadurch entstandene Durchblutungsstörungen zu behandeln.

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