Meningitis durch Corona: Ursachen, Symptome und Behandlung

Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute und/oder der Rückenmarkshäute, die durch Viren oder Bakterien, seltener auch durch Pilze, verursacht wird. Die Erkrankung kann lebensbedrohlich sein, insbesondere wenn sie durch Bakterien verursacht wird. Es ist wichtig, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu kennen, um im Verdachtsfall schnell handeln zu können.

Was ist Meningitis?

Bei einer Meningitis sind die das Gehirn umgebenden Häute durch eine Infektion oder eine andere Erkrankung entzündet. Man unterscheidet je nach dem verursachenden Erreger zwischen bakterieller und viraler Meningitis. Im Gegensatz zum Gehirn sind die schützenden Hirnhäute schmerzempfindlich, was bei einer Meningitis zu starken Kopfschmerzen führen kann. Betroffen sind oft Kleinkinder und Jugendliche, aber auch Menschen über 60 Jahre. Bei einer frühzeitigen Diagnose und gezielten ärztlichen Behandlung ist eine vollständige Genesung wahrscheinlich. Es sind aber auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe oder bleibende Folgeschäden möglich. Wenn die Erreger die Blut-Hirn-Schranke überwinden, kann sich zusätzlich eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) entwickeln.

Ursachen von Meningitis

Eine Meningitis kann durch verschiedene Erreger und Reize ausgelöst werden. Hierzulande sind es vorwiegend Bakterien wie Meningokokken, Pneumokokken, Listerien oder Haemophilus influenzae und Viren wie das Masernvirus, Herpesvirus oder Eppstein-Barr-Virus. Meningitiden treten in jedem Alter auf, betreffen aber besonders häufig Kinder. Etwa 70 % der Fälle treten bei Kindern unter fünf Jahren auf.

Zu den häufigsten Ursachen einer Hirnhautentzündung zählen:

  • Virale Meningitis: Infektion durch FSME-Virus, Herpes-Simplex-Virus, Windpocken-Virus, Epstein-Barr-Virus, Mumps-Virus oder Coxsackie-Virus (der Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit) und viele weitere Viren.
  • Bakterielle Meningitis: Infektion durch Meningokokken, Pneumokokken, Staphylokokken, Enterobakterien, Haemophilus influenzae Typ B, Listeria monocytogenes, B-Streptokokken oder Tuberkulose und Neuroborreliose.
  • Seltener: Pilzinfektion, Parasitenbefall mit Bandwürmern, Toxoplasmose, Krebserkrankung, entzündliche Erkrankung wie Sarkoidose, Lupus erythematodes oder Morbus Behcet.

Die Erreger einer Meningitis, egal ob Viren oder Bakterien, werden leicht von Mensch zu Mensch übertragen, und zwar über Tröpfcheninfektion, also zum Beispiel durch Husten, Niesen oder Küssen. Erste Beschwerden zeigen sich in der Regel nach drei bis vier Tagen (Inkubationszeit). Die Betroffenen sind aber bereits bis zu sieben Tage vor Beginn der Krankheitszeichen ansteckend.

Lesen Sie auch: Seltene Fälle von Meningitis nach Impfung

Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko für eine Hirnhautentzündung. Besonders anfällig sind aber auch Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Das Immunsystem von Säuglingen und Kindern ist noch unreif und bietet daher weniger Schutz vor einer Infektion. Jugendliche hingegen haben durch ihre meist engen und vielfältigen sozialen Kontakte ein höheres Ansteckungsrisiko.

Meningitis und COVID-19

SARS-CoV-2 gehört nach jetzigem Wissensstand nicht zu den Viren, die bevorzugt Nervenzellen befallen, im Gegensatz etwa zum Herpesvirus. Was die Ursachenforschung aber so schwierig macht, erklärt Prof. Dr. Andreas Steinbrecher, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Helios Klinikum Erfurt: „Die Krux bei der Beurteilung der Erkrankungen ist die Falldefinition. Häufig ist nicht klar, ob die beobachtete neurologische Erkrankung wirklich durch die Covid-19 Erkrankung verursacht oder zufällig gleichzeitig aufgetreten ist."

Dennoch kann COVID-19 in seltenen Fällen auch eine Hirnhautentzündung auslösen. „Wir vermuten, dass das Virus ausgehend von den Schleimhäuten der oberen Atemwege den Riechnerven befällt und von dort aus das Gehirn erreicht. Auch infizierte Blutzellen könnten das Virus, ähnlich wie ein trojanisches Pferd, ins Nervensystem tragen", sagt der Neurologe.

Eine neuere Studie aus Oxford gibt konkrete Hinweise auf Unregelmäßigkeiten im Gehirn durch eine Covid-19-Erkrankung. Die Forscher:innen konnten anhand von Hirnscans Veränderungen im Gehirn messen. Prof. Steinbrecher erklärt dazu: „Interessant ist, dass diese Veränderungen vor allem die sogenannten limbischen Hirnregionen betreffen. Dies könnte mit den häufig bei COVID-19 beobachteten Riechstörungen zusammenhängen."

Symptome von Meningitis

Eine Hirnhautentzündung zeigt sich meistens durch grippeartige Beschwerden. Die Betroffenen haben Fieber und leiden unter Kopf- und Gliederschmerzen. Auch Übelkeit und Erbrechen können sich einstellen. Auffällig und typisch ist eine schmerzhafte Nackensteifigkeit sowie ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Dazu kommt eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen. Die Symptome können aber auch bis zu Ohnmacht, epileptischen Anfällen, Bewusstseinsstörungen sowie Sprech- und Bewegungsstörungen reichen. Sie zeigen sich je nach Erkrankungsursache etwas unterschiedlich:

Lesen Sie auch: Alles über Herpes-Meningitis

  • Zusätzliche Symptome einer bakteriellen Meningitis: Rasante Symptomverschlimmerung innerhalb von Stunden, Nackensteifigkeit mit starken Bewegungsschmerzen, hohes Fieber, neurologische Ausfälle, Störungen des zentralen Nervensystems, kleine rote oder bräunliche Hautveränderungen durch Einblutungen, Einblutungen auch an den inneren Organen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom), Blutdruckabfall, Schock und Koma.
  • Abweichende Symptome einer viralen Meningitis: Mildere Symptome, langsame Krankheitsentwicklung im Verlauf von mehreren Tagen, häufig eine Besserung ohne Behandlung, Abklingen der Symptome innerhalb einer Woche, aber danach nur langsame Erholung, schwere Verläufe meist nur bei Kleinkindern und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
  • Symptome einer Hirnhautentzündung bei Babys und Kleinkindern: Starke Müdigkeit, Fieber und Teilnahmslosigkeit, Gereiztheit und schrilles Schreien, Trinkschwäche, Bauchschmerzen, Krampfanfälle, manchmal leicht aufgewölbte Fontanelle (Knochenspalte auf dem Schädeldach der Babys), aber häufig keine Anzeichen der sonst typischen Nackensteifheit.
  • Symptome bei tuberkulöser Meningitis und Meningitis bei Neuroborreliose (seltene Formen der Hirnhautentzündung): Zunächst Fieber als einziges Krankheitssymptom, vergleichsweise langsames Fortschreiten der Krankheit, erst spätes Auftreten von Kopfschmerzen und Nackensteife.

Je nach Verlauf zeigt das Corona-Virus unterschiedliche Symptome und neurologische Besonderheiten. Zu den häufigen neurologischen Symptomen von Corona-Patienten zählen:

  • Riechstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen, in schweren Fällen auch schwere Muskelentzündungen
  • Bewusstseinsstörungen und Delir
  • Schlaganfälle mit typischen halbseitigen Lähmungen sowie Sensibilitäts- und Sehstörungen
  • Entzündungen Gehirn und Rückenmark

Verlauf von Meningitis

Die Ansteckung erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. Bei der Virusinfektion wird der Erreger klassischerweise von Mensch zu Mensch über den Nasen-Rachen-Raum durch feine Tröpfchen in der Atemluft weitergegeben. FSME-Viren dagegen werden beim Zeckenbiss übertragen. Gleiches gilt für die Borreliose-Erreger. Andere krankheitsauslösende Bakterien, wie Meningokokken, können sowohl in Form einer Tröpfchen- als auch Schmierinfektion über die Hände übertragen werden und so eine Meningokokken-Meningitis auslösen.

Speziell die bakterielle Meningitis entwickelt sich mit hoher Geschwindigkeit und nimmt sehr schnell bedrohliche Formen an. Auch wenn sich später bei der ärztlichen Untersuchung herausstellt, dass eine andere Art der Hirnhautentzündung vorliegt, sollten in jedem Fall schnellstens der Arzt oder die Notaufnahme des Krankenhauses aufgesucht werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass genug Zeit für die erfolgreiche Behandlung bleibt.

Eine virale Hirnhautentzündung heilt häufig innerhalb mehrerer Wochen von alleine. Kritisch können allerdings die ersten Tage sein. Die Prognose hängt immer vom jeweiligen Virus und vom Allgemeinzustand des Betroffenen ab.

Eine bakterielle Hirnhautentzündung, wie die Meningokokken-Meningitis, wird meist auf der neurologischen Station eines Krankenhauses behandelt. Ein frühzeitiger Therapiebeginn wirkt sich positiv auf die Prognose für eine vollständige Genesung aus. Bleibende Schäden wie zum Beispiel Hörstörungen oder Lähmungen treten dadurch seltener auf. Viele Patienten brauchen auch nach Behandlung eine längere Erholungsphase bis die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wiederhergestellt ist.

Lesen Sie auch: Erwachsene Meningitis: Ein umfassender Überblick

Diagnose von Meningitis

Zuständiger Facharzt für die Diagnose und Behandlung einer Hirnhautentzündung ist neben dem Praktischen Arzt der Neurologe. Der Mediziner fragt die Beschwerden ab und untersucht den Patienten auf typische Krankheitszeichen. So ist beispielsweise die schmerzhafte Nackensteifigkeit bei Erwachsenen (Meningismus) ein eindeutiger Hinweis auf eine Meningitis. Im Liegen hebt der Arzt den Kopf des Patienten leicht zur Brust hin. Als Reaktion auf den einsetzenden Schmerzreiz zieht der auffällig die Beine an. Die unwillkürliche Bewegung nennt sich Brudzinski-Zeichen. Vom sogenannten Lasègue-Zeichen spricht man, wenn der Patient beim Anheben des gestreckten Beines über einen einschießenden Schmerz klagt (auch bei Bandscheibenvorfall). Ein weiterer Hinweis ist das sogenannte Kernig Zeichen. Hier gelingt es dem Patienten im Sitzen nicht mehr, das Bein auszustrecken, ohne dass es zu starken Schmerzen kommt. Zeigen sich auf der Haut des Patienten Einblutungen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom), so kann das für den Arzt ein Warnzeichen für eine akute bakterielle Meningitis sein.

Hat sich der Verdacht auf das Vorliegen einer Hirnhautentzündung bestätigt, nimmt der Arzt Blut ab, um es auf vorhandene Erreger, wie Meningokokken, zu untersuchen. Zusätzlich entnimmt er, wenn es möglich ist, etwas Nervenwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal. Auch in dieser Körperflüssigkeit sind die Erreger der Meningitis nachweisbar. Über bildgebende Verfahren wie Kernspintomografie oder Computertomografie können Krankheitszeichen am Gehirn oder Krankheitsursachen innerhalb des Schädels erkannt werden.

Therapie von Meningitis

Zu Beginn der Therapie wird meist ein Breitbandantibiotikum verabreicht. Erst wenn in der Laboruntersuchung bestimmte Bakterien, wie zum Beispiel Meningokokken oder Haemophilus influenzae Typ B, als Erreger identifiziert wurden, gibt der Arzt ein Antibiotikum, das sich speziell zur Bekämpfung der Erreger eignet. Zusätzlich werden entzündungshemmende Medikamente wie Glukokortikoide verordnet.

Zeigt sich jedoch, dass die Hirnhautentzündung durch einen Virus verursacht wurde, kann die Antibiotikabehandlung abgebrochen werden. Stattdessen kommen Virostatika zum Einsatz. Ansonsten beschränkt sich die Therapie einer viralen Hirnhautentzündung weitgehend auf die Linderung der Meningitis-Symptome.

Aufgrund der Ansteckungsgefahr dieser beiden Formen der Meningitis, sollten Betroffene, wenn möglich, auf den Kontakt mit anderen verzichten. Im Krankenhaus werden Meningitis-Patienten meist in einem Einzelzimmer untergebracht.

Medikamente zur Behandlung von Meningitis:

  • Antibiotika und Glukokortikoide bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung, vorbeugende Impfungen besonders für Kleinkinder
  • Virostatika, fiebersenkende Medikamente und schmerzlindernde Mittel bei viraler Meningitis
  • Antimykotika bei einer Hirnhautentzündung, die durch Pilzbefall verursacht wurde
  • Antihelminthika bei einer Hirnhautentzündung, die durch Bandwürmer ausgelöst wurde
  • Gegen FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) wird allen Menschen, die häufig in der Natur unterwegs sind, eine vorbeugende Impfung gegen die von Zecken übertragene Krankheit empfohlen
  • Steckt eine andere Krankheit hinter der Hirnhautentzündung, wie zum Beispiel Sarkoidose oder Krebs, so wird gezielt diese Grunderkrankung behandelt

Meningitis bei Kleinkindern und Säuglingen

Häufig zeigen sich bei Säuglingen und kleinen Kindern nur sehr unspezifische Symptome. Gerade in frühen Stadien der Erkrankung lässt sich eine Meningitis oft nicht sofort diagnostizieren. Zu den ersten Anzeichen zählen Fieber, Trinkschwäche und eine auffällige Müdigkeit. Die Kinder sind zudem sehr reizbar und teilnahmslos. Ebenso können Bauchschmerzen, Krampfanfälle und extremes Schreien auftreten. Manchmal ist auch die Fontanelle vorgewölbt. Anders als bei Erwachsenen tritt die sonst charakteristische Nackensteifheit bei Babys und Kleinkindern nur in seltenen Fällen auf. - Eltern sollten bereits bei einem vagen Krankheitsverdacht umgehend mit dem Kind zum Arzt, denn eine Meningitis kann gefährlich werden.

Da das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt ist, werden Impfungen zur Vorbeugung gegen die Erreger einer Hirnhautentzündung vorgenommen:

  • Impfung gegen Meningokokken-Meningitis im 2. Lebensjahr
  • Drei Impfungen gegen Pneumokokken ab dem 2., dem 4. und 11. Lebensmonat
  • Vier Impfungen gegen Haemophilus influenzae vom Typ B ab dem 2., 3., 4. und 11. Lebensmonat
  • Mumps-Impfung
  • Masern-Impfung
  • Röteln-Impfung

Prävention von Meningitis

Verschiedene Impfungen können Infektionen verhindern, die eine Meningitis auslösen können. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, dass Babys innerhalb der ersten 14 Lebensmonate die Impfungen gegen Haemophilus influenzae sowie gegen Pneumokokken erhalten. Ab zwölf Monaten empfiehlt die Stiko eine Immunisierung gegen Meningokokken.

Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen (Serogruppen). In Deutschland sind die Typen B und C am häufigsten. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung für alle Kinder im Alter von zwölf bis 23 Monaten gegen die Meningokokken Typ C (Serogruppe C). Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Meningokokken B sind vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich.

Eine durch Meningokokken ausgelöste Hirnhautentzündung ist meldepflichtig nach dem Infektionsschutzgesetz. In diesem Fall dürfen Kinder und Erwachsene Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen. Das gilt auch, wenn nur der Verdacht auf eine Erkrankung besteht.

tags: #Meningitis #durch #Corona #Ursachen #Symptome #Behandlung