Beschäftigungsideen für Männer mit Demenz: Ein umfassender Leitfaden

Die Betreuung von Männern mit Demenz stellt oft eine besondere Herausforderung dar, da viele traditionelle Beschäftigungsangebote eher auf die Interessen von Frauen zugeschnitten sind. Es ist jedoch wichtig, auch Männern mit Demenz sinnvolle und ansprechende Aktivitäten anzubieten, die ihre individuellen Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Beschäftigungsideen für Männer mit Demenz, die sowohl in der häuslichen Pflege als auch in Pflegeeinrichtungen umgesetzt werden können.

Einführung

Im Betreuungsalltag werden Aktivierungs- und Beschäftigungsideen für Männer mit Demenz händeringend gesucht. Da der Anteil von Frauen in der Altenpflege überwiegt, sind die meisten Angebote auf Seniorinnen zugeschnitten. Es gibt zwar auch Männer, die gerne kochen, backen oder handarbeiten, aber das ist eher die Ausnahme. Die hochbetagten Herren kann man besser mit Angeboten rund um Autos, Gartenarbeit, Holzarbeiten, Sport, Werkzeuge, Flugzeuge, Kneipenbesuche, Briefmarken, Politik oder ihren früheren Beruf begeistern.

Allgemeine Prinzipien der Beschäftigung von Menschen mit Demenz

Bevor wir uns spezifischen Beschäftigungsideen zuwenden, ist es wichtig, einige allgemeine Prinzipien zu beachten, die für die Beschäftigung von Menschen mit Demenz gelten:

  • Individualisierung: Die Beschäftigung sollte immer auf die individuellen Interessen, Fähigkeiten und Vorlieben des Mannes mit Demenz abgestimmt sein. Was hat er früher gerne gemacht? Welche Hobbys hatte er? Welche Themen interessieren ihn?
  • Anpassung an das Stadium der Demenz: Die Art und Komplexität der Beschäftigung sollte an das jeweilige Stadium der Demenz angepasst sein. Bei leichter Demenz können noch anspruchsvollere Aufgaben und Spiele möglich sein, während bei fortgeschrittener Demenz einfachere und sensorische Aktivitäten im Vordergrund stehen sollten.
  • Akzeptanz und Respekt: Es ist wichtig, die Entscheidungen und Ablehnungen des Mannes mit Demenz zu respektieren. Wenn er eine bestimmte Aktivität nicht mag oder nicht daran teilnehmen möchte, sollte man ihn nicht dazu zwingen.
  • Fehler tolerieren: Es ist nicht wichtig, dass die Aktivität perfekt ausgeführt wird. Vielmehr geht es darum, dass der Mann mit Demenz Freude daran hat und sich wohlfühlt. Fehler sollten toleriert und nicht kritisiert werden.
  • Sinnesaktivierung: Menschen mit Demenz können besonders gut über ihre Sinne erreicht werden. Daher sollten die Beschäftigungsangebote viele Anregungen für die Sinne bieten (Sehen, Tasten, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken).
  • Erinnerungen wecken: Bekannte Lieder, Geschichten oder Gegenstände aus der Vergangenheit können Erinnerungen wecken und positive Emotionen hervorrufen.
  • Positive Verstärkung: Lob und Anerkennung sind wichtig, um das Selbstwertgefühl des Mannes mit Demenz zu stärken und ihn zu motivieren, an weiteren Aktivitäten teilzunehmen.
  • Tagesstruktur: Regelmäßige Beschäftigungsangebote können dazu beitragen, eine Tagesstruktur zu schaffen und dem Mann mit Demenz ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung zu geben.
  • Flexibilität: Die Beschäftigungsangebote sollten flexibel gestaltet sein und an die Tagesform des Mannes mit Demenz angepasst werden. An manchen Tagen ist er vielleicht aktiver und aufmerksamer als an anderen.

Spezifische Beschäftigungsideen für Männer mit Demenz

Im Folgenden werden spezifische Beschäftigungsideen für Männer mit Demenz vorgestellt, die sich an den Interessen und Vorlieben vieler Männer orientieren:

Themenbezogene Aktivitäten

  • Autos und Motorräder:
    • Gespräche über Autos und Motorräder (eigene Erfahrungen, Lieblingsmodelle, etc.)
    • Betrachten von Modellautos oder -motorrädern
    • Besuch eines Oldtimer-Treffens oder -Museums
    • Gemeinsames Putzen und Pflegen eines Autos (wenn möglich)
  • Gartenarbeit:
    • Gemeinsames Gärtnern (Pflanzen, Säen, Umtopfen, Gießen)
    • Jäten von Unkraut
    • Reparieren von Gartengeräten
    • Bau von Vogelhäusern oder Insektenhotels
  • Holzarbeiten:
    • Einfache Holzarbeiten (z.B. Vogelhäuser bauen, Holzfiguren schnitzen)
    • Reparieren von Holzgegenständen
    • Betrachten von Holzarten und -strukturen
  • Sport:
    • Gespräche über Sport (eigene Erfahrungen, Lieblingssportarten, etc.)
    • Anschauen von Sportübertragungen (Fußball, Tennis, etc.)
    • Gemeinsames Werfen und Fangen mit einem Ball
    • Leichte Gymnastikübungen
  • Werkzeuge:
    • Sortieren und Ordnen von Werkzeugen
    • Reinigen von Werkzeugen
    • Reparieren von Gegenständen mit Werkzeugen (wenn möglich)
  • Flugzeuge:
    • Gespräche über Flugzeuge (eigene Erfahrungen, Lieblingsmodelle, etc.)
    • Betrachten von Modellflugzeugen
    • Besuch eines Flughafens oder Flugzeugmuseums
  • Kneipenbesuche:
    • Besuch einer Kneipe oder eines Biergartens (wenn möglich)
    • Gespräche über Kneipenbesuche und Stammtische
    • Spiele spielen (z.B. Karten, Würfel)
  • Briefmarken:
    • Sortieren und Ordnen von Briefmarken
    • Betrachten von Briefmarken und Informationen darüber lesen
    • Tauschen von Briefmarken mit anderen Sammlern
  • Politik:
    • Gespräche über Politik (aktuelle Ereignisse, politische Meinungen, etc.)
    • Lesen von Zeitungsartikeln oder Zeitschriften über Politik
    • Besuch einer politischen Veranstaltung (wenn möglich)
  • Früherer Beruf:
    • Gespräche über den früheren Beruf (Aufgaben, Kollegen, etc.)
    • Anschauen von Fotos oder Videos aus dem früheren Berufsleben
    • Besuch des früheren Arbeitsplatzes (wenn möglich)

Sensorische Aktivitäten

  • Tasten:
    • Fühlkisten mit verschiedenen Materialien (z.B. Sand, Reis, Kastanien, Stoffe, Werkzeuge)
    • Memo-Spiel für den Tastsinn mit verschiedenen Oberflächen (geriffelt, gewellt, weich, rau)
    • Kneten mit Therapieknete
  • Hören:
    • Anhören von Musik (Schlager, Volkslieder, Klassik, etc.)
    • Anhören von Hörspielen oder Vorlesegeschichten
    • Anhören von Vogelstimmen oder anderen Naturgeräuschen
  • Sehen:
    • Betrachten von Fotos oder Bildern (Familienfotos, Landschaftsbilder, Kunstwerke)
    • Anschauen von Filmen oder Dokumentationen
    • Spaziergänge in der Natur
  • Riechen:
    • Riechen an verschiedenen Düften (Blumen, Kräuter, Gewürze, Kaffee, etc.)
    • Backen von Kuchen oder Brot (der Duft weckt Erinnerungen)
  • Schmecken:
    • Gemeinsames Kochen und Essen
    • Probieren von verschiedenen Lebensmitteln und Getränken
    • Erinnerungen an frühere Lieblingsgerichte wecken

Kreative Aktivitäten

  • Malen und Zeichnen:
    • Malen mit Wasserfarben, Buntstiften oder Filzstiften
    • Zeichnen von einfachen Motiven
    • Ausmalen von Malvorlagen
  • Basteln:
    • Basteln mit Naturmaterialien (z.B. Tannenzapfen, Kastanien, Blätter)
    • Basteln von Dekorationen für die Jahreszeiten
    • Herstellen von kleinen Geschenken
  • Musizieren:
    • Singen von Liedern
    • Spielen eines Musikinstruments (wenn möglich)
    • Tanzen

Weitere Beschäftigungsideen

  • Spiele:
    • Kartenspiele (z.B. Skat, Rommé, Schafkopf)
    • Würfelspiele (z.B. Kniffel, Mensch ärgere Dich nicht)
    • Brettspiele (z.B. Mühle, Dame, Schach)
    • Puzzles (mit großen Teilen und einfachen Motiven)
    • Gedächtnisspiele (mit Bildern statt Text)
  • Hauswirtschaftliche Tätigkeiten:
    • Tisch decken und abräumen
    • Wäsche zusammenlegen
    • Kartoffeln schälen
    • Gemüse putzen
  • Erinnerungsarbeit:
    • Anschauen von Fotoalben und Erinnerungsstücken
    • Gespräche über die Vergangenheit
    • Erstellen einer Biografie
    • Besuch von Orten aus der Vergangenheit (wenn möglich)
  • Bewegung:
    • Spaziergänge
    • Gymnastik
    • Tanzen
    • Ausflüge
  • Vorlesen:
    • Vorlesen von Zeitungen, Zeitschriften oder Büchern
    • Vorlesen von Gedichten oder Geschichten
  • Gespräche:
    • Gespräche über aktuelle Ereignisse
    • Gespräche über persönliche Interessen und Erfahrungen
    • Gespräche über die Vergangenheit

Praktische Tipps für die Umsetzung

  • Schaffen Sie eine angenehme Umgebung: Sorgen Sie für eine ruhige und entspannte Atmosphäre, in der sich der Mann mit Demenz wohlfühlt. Vermeiden Sie Ablenkungen und Stress.
  • Bieten Sie Unterstützung an: Helfen Sie dem Mann mit Demenz bei Bedarf, aber lassen Sie ihn so viel wie möglich selbstständig tun.
  • Seien Sie geduldig: Menschen mit Demenz brauchen oft mehr Zeit, um Aufgaben zu erledigen oder sich an Dinge zu erinnern. Seien Sie geduldig und geben Sie ihm die Zeit, die er braucht.
  • Feiern Sie Erfolge: Loben Sie den Mann mit Demenz für seine Leistungen und Erfolge, auch wenn sie klein sind. Das stärkt sein Selbstwertgefühl und motiviert ihn, weiterzumachen.
  • Beziehen Sie Angehörige ein: Sprechen Sie mit den Angehörigen des Mannes mit Demenz, um mehr über seine Interessen und Vorlieben zu erfahren. Sie können auch bei der Umsetzung der Beschäftigungsangebote helfen.
  • Nutzen Sie vorhandene Ressourcen: Informieren Sie sich über Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Ihrer Region.

Beispiele für Materialien aus dem Buch

  • Materialien, die den Männern der älteren Generation vertraut sind, wie Werkzeuge, alte Radios, Fotos von Autos oder Flugzeugen.
  • Kopiervorlagen für Spiele und Übungen.
  • Anregungen für Sinnesaktivierungen.

Wichtige Hinweise

  • Ablehnungen akzeptieren: Besonders bei den Männern der heute lebenden Senioren war es häufig so, dass sie auch früher nicht gerne “in Gesellschaft” waren. Respektieren Sie diese Entscheidungen und bieten Sie Aktivierungen im kleinen Rahmen oder innerhalb der Einzelbetreuung an.
  • Spiele für Demenzkranke: Spiele für Demenzkranke sind ganz speziell auf die Bedürfnisse dieser Personen zugeschnitten. Klare Formen und Kontraste sowie einfache Spielabläufe können dabei helfen, eine unterhaltsame Beschäftigung Demenzkranker anzubieten. Oft wecken die Spiele im Langzeitgedächtnis gespeicherte Erinnerungen und bieten viel Gesprächsstoff.

Zusätzliche Beschäftigungsideen

  • Malbücher für Erwachsene: Das Ausmalen der Motive fördert die Entspannung und Erholung. Nebenbei werden auch die Feinmotorik, Kreativität und Konzentration trainiert.
  • Ratespiele: Ratespiele rund um Schlager und ihre Interpreten oder Quizfragen rund um Deutschland aus der Lebens- und Wissenswelt der Senioren.
  • Gedächtnistraining: Gedächtnistraining mit individuell anpassbaren Bausteinen zu Themenbereichen, die sich am Alltag und der Erinnerungswelt von Senioren orientieren.
  • Süßigkeiten-Memospiel: Ein Memospiel mit verschiedenen verpackten Süßigkeiten.
  • Quizbuch mit Umschreibungen: Ein Quizbuch mit Umschreibungen von schwer bis leicht zur jahreszeitlichen Aktivierung.
  • Vorlesegeschichten zur Adventszeit: Besinnliche Geschichten zur Adventszeit, die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wachrufen.
  • Erlebnis-Buch zum Mitsingen: Ein Buch mit bekannten Liedern, die durch einen Knopf abgespielt und mitgesungen werden können.
  • Memo-Spiel für den Tastsinn: Ein Memo-Spiel für den Tastsinn mit Holzzylindern und einem Spielbrett mit verschiedenen Oberflächen.
  • Liedergeschichten für Senioren: Vorlesegeschichten zu altbekannten Liedern mit Informationen rund um die Entstehung des Musikstücks und Erzählimpulsen.
  • 5-Minuten-Geschichten für Demenzkranke: Kurzgeschichten rund um die bewegendsten Ereignisse der 50er-Jahre.
  • Schmunzelgeschichten: Humoristische Anekdoten zum Vorlesen, Lachen und Plaudern.
  • Kartenspiel-Klassiker im XXL-Format: Der beliebte Kartenspiel-Klassiker im XXL-Format nach den bekannten Mau-Mau-Regeln - und trainieren mit einfachen Bewegungskarten gleichzeitig ihren Körper von Kopf bis Fuß.
  • Karten-Set mit Übungen zur Finger- und Handgymnastik: Übungen mit Ball, Alltagsgegenständen und Gymnastikmedien.
  • Demenzdecke/Kissen: Eine Decke/Kissen mit vielen Varienaten zur Beschäftigung von Demenzkranken.
  • Puzzle für Demenzkranke: Ein Puzzle mit extra großen Puzzleteilen und Sprichwörtern zum Thema „Tiere“.

Beschäftigungsideen von A-Z

  • Aromen und Düfte erschnuppern und raten
  • Auto waschen, über Autos „fachsimpeln“
  • Ballspiele
  • Basteln
  • Bügeln - vertraute, nützliche Tätigkeit
  • „Büroarbeit“ (Blätter abheften, lochen …)
  • Computer - z. B. die biografisch orientierten Spiele auf der CD-Rom „Demenz interaktiv“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
  • Flohmarkt besuchen (alte Kaffeemühle, Waschbrett, … finden)
  • Fotoalbum gemeinsam anschauen und über die Bilder und ihre Geschichten sprechen
  • Gartenarbeit (ggf. am Hochbeet)
  • Gedichte (die früher in der Schule gelernt wurden)
  • Gesellschaftsspiele (ggf. vereinfacht)
  • Gespräche, Erinnerungen an früher
  • Handarbeit (stricken, Wolle aufwickeln)
  • Handpuppen (sie werden oft leichter angesprochen als „echte“ Menschen)
  • Jahreszeiten thematisieren (mit Blumen, Getreidehalmen, Kastanien …)
  • Kirchen, Gottesdienst besuchen
  • Konzert besuchen
  • Kochen und Backen
  • Lachen, Humor
  • Malen
  • Massieren
  • Musik: hören, singen, musizieren
  • Nachrichten aus der Zeitung vorlesen und diskutieren (lokale Ereignisse, besondere Interessensgebiete)
  • Obstsalat zubereiten
  • Puzzeln
  • Rad fahren, Tandem fahren
  • **Reisen, Ausflüge (z. B. mit dem Wohnmobil als „rollendes Zuhause“) **
  • Restaurant oder Café besuchen
  • Rosenkranz beten, Religiöses
  • Sinne anregen (Basale Stimulation)
  • Spazieren gehen
  • Sprichwörter raten/ergänzen
  • Sport
  • Tanzen
  • Tiere ansehen, streicheln
  • Urlaubssouvenirs betrachten
  • Vorlesen (Zeitung, Märchen, …)
  • Wandern
  • Werkzeugkasten (aufräumen, sortieren)
  • Zoo besuchen

Lesen Sie auch: Ideen zur Beschäftigung bei Demenz im Winter

Lesen Sie auch: Sinnvolle Aktivitäten für Senioren mit Demenz

Lesen Sie auch: Hände in Bewegung: Beschäftigung bei Demenz

tags: #beschäftigung #für #männer #mit #demenz #beispiele