Beschäftigungstherapie bei Demenz: Beispiele und Möglichkeiten zur Förderung der geistigen Gesundheit

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die das Gehirn und seine Funktionen beeinträchtigen. Bei einer Demenzerkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten, was sich auf das Denkvermögen, das Gedächtnis und das Verhalten auswirkt. Die Symptome einer Demenz können von Person zu Person variieren, aber typische Anzeichen sind Gedächtnisprobleme, Orientierungsschwierigkeiten, Sprachstörungen und Veränderungen in der Persönlichkeit und im Verhalten. Obwohl Demenz eine fortschreitende Erkrankung ist, die derzeit nicht geheilt werden kann, ist es von großer Bedeutung, die geistige Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten.

Einführung

Eine Demenzerkrankung stellt für Betroffene und Angehörige eine große Herausforderung dar. Die fortschreitende Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Orientierung, die Sprache und das Verhalten. Umso wichtiger ist es, den Alltag von Menschen mit Demenz so zu gestalten, dass sie sich wohlfühlen und ihre Fähigkeiten so lange wie möglich erhalten bleiben. Ein wichtiger Baustein hierbei ist die Beschäftigungstherapie, die darauf abzielt, die geistige Gesundheit zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern.

Bedeutung kreativer Beschäftigungen für Demenzkranke

Kreative Beschäftigungen sind ein wichtiger Bestandteil der Betreuung und Pflege von Demenzkranken. Sie bieten nicht nur kognitive und sensorische Anregung, sondern können auch das Selbstwertgefühl stärken, Langeweile und Frustration reduzieren und insgesamt die Lebensqualität verbessern. Es ist wichtig, die Aktivitäten an die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Demenzkranken anzupassen und eine ruhige, sichere Umgebung zu schaffen.

Darüber hinaus tragen sinnvolle Beschäftigungen dazu bei, Langeweile und Frustration zu reduzieren, das Selbstwertgefühl zu stärken und die Lebensfreude zu erhöhen. Es gibt eine Vielzahl kreativer Beschäftigungsideen, die speziell für Demenzkranke geeignet sind und ihre geistige Gesundheit fördern können.

Kreativität regt die Fantasie an, lässt etwas erschaffen und bietet Demenzkranken zugleich unterschiedliche sinnliche Erfahrungen. Aktivitäten für Demenzkranke im kreativen Bereich sind eine wunderbare Beschäftigung, um das Koordinations- und Assoziationsvermögen sowie die Fingerfertigkeiten beim Malen, Basteln oder Instrument spielen zu trainieren. Kreativität fördert zudem das Herstellen und Erinnern von Verknüpfungen zwischen Gegenständen und Materialien, das heißt z.B., Demenzkranke sehen ein Blatt Papier und bunte Stifte vor sich liegen und versuchen eine Zusammengehörigkeit herzustellen.

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Vorteile kreativer Beschäftigungen

Kreative Beschäftigungen bieten zahlreiche Vorteile für die geistige Gesundheit von Demenzkranken.

  • Sensorische Anregung: Viele kreative Beschäftigungen sprechen verschiedene Sinne an, wie Sehen, Hören, Riechen und Tasten.
  • Anpassen an die Fähigkeiten: Passen Sie die Aktivitäten an die individuellen Fähigkeiten und das Krankheitsstadium des Demenzkranken an.

Beispiele für kreative Beschäftigungen

Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu beschäftigen und zu aktivieren. Wichtig ist, dass die Aktivitäten auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Betroffenen abgestimmt sind und ihm Freude bereiten. Hier sind einige Beispiele:

  • Malen und Zeichnen: Das Malen und Zeichnen ist eine wunderbare Möglichkeit, die Kreativität anzuregen und sich auszudrücken.
  • Musizieren: Musik kann eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung haben. Das gemeinsame Singen von vertrauten Liedern oder das Hören von Musik kann Freude bereiten und Erinnerungen wecken.
  • Gärtnern: Das Gärtnern bietet nicht nur sensorische Anregung, sondern fördert auch die Bewegung und das Verantwortungsgefühl.
  • Backen und Kochen: Viele Demenzkranke erinnern sich an Gerüche und Geschmäcker aus ihrer Vergangenheit. Hauswirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten wie Kochen, Backen, Spülen, Putzen, Bügeln, Arbeiten mit Wolle, Schmirgeln von Holz, Sortieren von Werkzeug, Arbeiten im Garten - am besten Jeden nach seinen bisherigen Interessen und verbliebenen Fähigkeiten einbeziehen.
  • Handarbeiten: Aktivitäten wie Stricken, Häkeln oder Nähen können eine beruhigende Wirkung haben und das Konzentrationsvermögen fördern.
  • Storytelling: Geschichten erzählen oder vorlesen kann eine wunderbare Möglichkeit sein, Erinnerungen zu teilen und die Fantasie anzuregen.
  • Spiele spielen: Einfache Spiele wie Memory, Domino oder Puzzles können das logische Denken und die Konzentration trainieren. Besonders geeignet sind Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Mensch-ärgere-dich-nicht, Mühle oder Würfelspiele. Bei Bedarf müssen dabei die Spielregeln verändert und an die Möglichkeiten des Menschen mit Demenz angepasst werden.

Anpassung der Beschäftigung an das Stadium der Demenzerkrankung

Die geeigneten Beschäftigungsideen können je nach Stadium der Demenzerkrankung variieren.

  • Frühes Stadium: In diesem Stadium sind die kognitiven Fähigkeiten noch relativ gut erhalten. Gedächtnisübungen können zum Beispiel bei einer leichten Demenz noch sinnvoll sein und Spaß bereiten.
  • Mittleres Stadium: Hier können einfachere Aktivitäten wie Malen, Musizieren, Gärtnern oder Backen sinnvoll sein.
  • Spätes Stadium: Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz sind die kognitiven Fähigkeiten stark eingeschränkt. Hier können sensorische Aktivitäten wie Musik hören, Massagen oder das Betrachten von Bildern oder Objekten angemessen sein.

Die Rolle von Angehörigen und Betreuern

Angehörige und Betreuer spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der geistigen Gesundheit von Demenzkranken.

  • Geduld und Verständnis aufbringen: Demenzkranke benötigen oft mehr Zeit und Unterstützung bei Aktivitäten.
  • Motivieren und ermutigen: Ermutigen Sie den Demenzkranken, an Aktivitäten teilzunehmen, und loben Sie seine Bemühungen.

Durch ihre enge Beziehung und ihr Verständnis für die individuellen Bedürfnisse des Demenzkranken können Angehörige und Betreuer eine Schlüsselrolle dabei spielen, sinnvolle und erfüllende Aktivitäten zu finden und umzusetzen.

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Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten

Neben den bereits genannten kreativen Beschäftigungen gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu aktivieren und zu beschäftigen. Hier sind einige Beispiele:

  • Bewegung: Regelmäßige Spaziergänge, Spiele mit Bällen und anderen Materialien, Tanzen (Standardtänze), Sport- und Wandergruppen.
  • Gedichte und Sprichwörter: Wie beim Singen von Liedern können Menschen mit Demenz ihr Wissen bei Sprichwörtern und Gedichten auch oft noch gut unter Beweis stellen. Bei religiösen Menschen können auch Psalme oder Gebete einen besonderen Stellenwert haben.
  • Erinnerungen wecken: Mit Hilfe von Fotoalben, alten Büchern, Bildbänden oder Gegenständen aus früherer Zeit (wie Flohmarktartikel oder alte Gegenstände, die zu Hause aufbewahrt wurden) können Erinnerungen wachgerufen werden, die oft präsenter sind als das aktuelle Geschehen.
  • Spirituelles: Für viele Menschen spielt der Glauben eine wichtige Rolle. Insbesondere in Zeiten von Krankheit und im Alter kann Glauben noch mal zu einer Kraft- und Trostquelle werden. Die Rituale religiöser Handlungen, Texte und Lieder können ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit vermitteln. Mancherorts werden deshalb spezielle Gottesdienste für und mit Menschen mit Demenz gefeiert.
  • Tagesrituale: Für viele Menschen mit Demenz ist die Tageszeitung wichtig. Sie gehört zum Beispiel zum morgendlichen Ritual - auch wenn der Inhalt oft nicht mehr verstanden wird.
  • "Nix wie raus!": Nicht zuletzt sind schöne, anregende Erlebnisse außer Haus wohltuend und belebend auch für Menschen mit Demenz, zum Beispiel der Besuch im Zoo, beim Friseur, in einer Eisdiele, im Tanzcafé oder auch in der Betreuungsgruppe.
  • Betreuungsgruppen: In vielen Orten gibt es mittlerweile ein solches Angebot. Eine Fachkraft und Ehrenamtliche betreuen und beschäftigen wöchentlich für mehrere Stunden eine Gruppe von Menschen mit Demenz und ermöglichen so auch das Erleben von Gemeinschaft. Gleichzeitig bieten sie den pflegenden Angehörigen so eine oft dringend benötigte Verschnaufpause.

Tipps für die Gestaltung von Aktivitäten

Bei der Gestaltung von Aktivitäten für Menschen mit Demenz sollten einige wichtige Punkte beachtet werden:

  • Individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigen: Die Aktivitäten sollten auf die persönlichen Interessen, Vorlieben und Fähigkeiten des Betroffenen abgestimmt sein.
  • Erfolgserlebnisse ermöglichen: Die Aktivitäten sollten so gestaltet sein, dass der Betroffene Erfolgserlebnisse hat und sich nicht überfordert fühlt.
  • Positive Atmosphäre schaffen: Eine positive und unterstützende Atmosphäre ist wichtig, damit sich der Betroffene wohlfühlt und gerne an den Aktivitäten teilnimmt.
  • Flexibel sein: Die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Demenz können sich im Laufe der Zeit verändern. Es ist wichtig, flexibel zu sein und die Aktivitäten entsprechend anzupassen.
  • Tagesstruktur schaffen: Eine feste Tagesstruktur mit regelmäßigen Aktivitäten kann Menschen mit Demenz Sicherheit und Orientierung geben.

Produkte und Hilfsmittel für die Beschäftigung

Es gibt eine Vielzahl von Produkten und Hilfsmitteln, die bei der Aktivierung und Beschäftigung von Menschen mit Demenz unterstützen können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Aktivierungsspiele: Spezielle Spiele, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind und die kognitiven Fähigkeiten fördern.
  • Großformatige Malvorlagen: Malvorlagen mit einfachen Motiven und großen Flächen, die das Ausmalen erleichtern.
  • Erinnerungskisten: Kisten, die mit Gegenständen aus der Vergangenheit gefüllt sind und Erinnerungen wecken sollen.
  • Demenzkalender: Kalender mit großen, gut lesbaren Zahlen und Bildern, die die Orientierung erleichtern.
  • Demenzuhren: Uhren, die neben der Uhrzeit auch das Datum und den Wochentag anzeigen.

Aktivierung durch Biografiearbeit

Die Biografiearbeit ist ein wichtiger Aspekt bei der Aktivierung und Beschäftigung von Menschen mit Demenz. Durch das Erinnern an frühere Lebensphasen, Berufe und Hobbys können verborgene Ressourcen geweckt werden. Fragen Sie Ihren dementen Angehörigen Fragen zu seiner persönlichen Lebensgeschichte wie zum Beispiel:

  • Wie war Deine Konfirmation / Firmung?
  • Wie war es in der Grundschule? Welche Lehrer hattest Du? Welches Fach hat Dir am meisten Spaß gemacht?
  • Welchen Beruf hast Du gelernt?
  • Welche Gäste waren auf Deiner Hochzeit?
  • Wollen wir ein Fotoalbum anschauen?
  • Wie war der Winter in Deiner Kindheit? Was hast du im Winter gemacht?

Wenn Sie merken, dass der Erkrankte keine Antwort weiß, gehen Sie einfach zu einem anderen Thema über. Sprechen Sie dann über Dinge, von denen Sie wissen, dass der Betroffene hier auch Antworten geben kann und nicht frustriert wird. Denn es gibt für Demenzpatienten nichts Schlimmeres, als immer die eigene Unfähigkeit vorgehalten zu bekommen.

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