Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum, insbesondere Bier, und Demenz ist komplex und liefert widersprüchliche Ergebnisse. Während einige Studien einen möglichen Nutzen von moderatem Alkoholkonsum nahelegen, warnen andere vor den Risiken, selbst bei geringen Mengen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieser Thematik und versucht, ein umfassendes Bild der aktuellen Forschungslage zu vermitteln.
Alkohol und Demenz: Eine Übersicht
Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, von der in Deutschland mehr als 1,8 Millionen Menschen betroffen sind, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Da die Krankheit als unheilbar gilt, wird der Prävention eine immer größere Bedeutung beigemessen. Die Forschung konzentriert sich dabei nicht nur auf klassische Pharma-Studien, sondern auch auf sogenannte Nutraceuticals, also Lebensmittel oder Bestandteile von Lebensmitteln, die einen medizinischen oder gesundheitlichen Nutzen haben.
Die umstrittene Rolle des Alkohols
Lange Zeit galt ein moderater Alkoholkonsum als potenziell gesundheitsfördernd, insbesondere für das Herz-Kreislauf-System. Einige Studien deuteten sogar darauf hin, dass ein moderater Konsum vor Demenz schützen könnte. Eine Studie aus dem Jahr 2011 mit deutschen Studienteilnehmern über 75 Jahren ergab beispielsweise, dass bei denjenigen, die bis zu drei alkoholische Getränke pro Tag konsumierten, das Demenzrisiko um rund 60 Prozent reduziert war. Eine ähnliche Studie in Rotterdam bestätigte diese Ergebnisse.
Diese Annahme wurde jedoch durch neuere Forschungsergebnisse in Frage gestellt. Eine aktuelle Studie aus Oxford, die Daten von über 500.000 Menschen aus Großbritannien und den USA analysierte, kam zu dem Schluss, dass bereits geringe Mengen Alkohol das Demenzrisiko erhöhen können, und zwar um 15 Prozent bei nur einem Glas. Die Forscher nutzten eine innovative Methode, die sogenannte Mendelsche Randomisierung, um genetische Varianten, die mit Alkoholkonsum verbunden sind, zu berücksichtigen. Das Ergebnis war eindeutig: Je höher der Alkoholkonsum, desto größer das Risiko, an Demenz zu erkranken.
Die Forscher wiesen darauf hin, dass frühere Studien möglicherweise durch eine "umgekehrte Kausalität" verzerrt wurden. Menschen, die später an Demenz erkranken, könnten bereits Jahre vor der Diagnose ihren Alkoholkonsum reduziert haben, was fälschlicherweise den Eindruck erwecken könnte, dass moderater Konsum schützend wirkt.
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Hopfen als Hoffnungsträger?
Neben dem Alkohol selbst rückt auch der Hopfen, ein wichtiger Bestandteil von Bier, in den Fokus der Demenzforschung. Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass Hopfen im Kampf gegen Alzheimer helfen könnte. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im „ACS Chemical Neuroscience“, ergab, dass Hopfenblütenstände die Verklumpung von Amyloid-Beta-Proteinen, die mit der Alzheimererkrankung in Verbindung gebracht werden, zumindest im Labor hemmen können.
Die Wissenschaftler untersuchten die Eigenschaften verschiedener Hopfensorten und stellten fest, dass das Extrakt aus Tettnanger Hopfen, der in vielen Lager- und Light-Bieren sowie in einigen Kräutertees und Erfrischungsgetränken enthalten ist, am wirksamsten war. In Experimenten mit dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem Modellorganismus mit einem dem Menschen ähnlichen Genom, schützte das Hopfenextrakt vor Lähmungen im Zusammenhang mit Alzheimer.
Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse warnen die Forscher davor, diese als Rechtfertigung für einen höheren Bierkonsum heranzuziehen. Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu kognitiven Problemen führen und das Demenzrisiko erhöhen. Statt Biertrinken empfehlen sie, Hopfen bei der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln für die Alzheimer-Prävention zu berücksichtigen.
Weitere Faktoren und Empfehlungen
Es ist wichtig zu betonen, dass Demenz eine multifaktorielle Erkrankung ist, bei der neben dem Alkoholkonsum auch andere Faktoren wie genetische Veranlagung, Lebensstil und Ernährung eine Rolle spielen. Es gibt weitere Maßnahmen, die das Demenzrisiko reduzieren können.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, dass Frauen nicht mehr als ein Standardglas und Männer nicht mehr als zwei Standardgläser Alkohol pro Tag trinken sollten. Für alle gilt: Mindestens zwei Tage pro Woche ganz auf Alkohol verzichten, damit das Trinken nicht zur Gewohnheit wird.
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