Ein blauer Fleck, medizinisch als Hämatom bezeichnet, ist eine Ansammlung von Blut im Gewebe, meist verursacht durch eine Verletzung. Während die meisten blauen Flecken harmlos sind und von selbst abheilen, können sie manchmal von Taubheitsgefühlen begleitet sein. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen für blaue Flecken und Taubheitsgefühle, ihre Symptome und die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.
Was sind blaue Flecken (Hämatome)?
Ein Hämatom entsteht, wenn Blut aus beschädigten Blutgefäßen in das umliegende Gewebe austritt. Dies geschieht häufig durch äußere Einwirkungen wie Stöße, Prellungen oder stumpfe Gewalt. Die Haut bleibt meist intakt, aber die feinen Blutgefäße in den unteren Hautschichten werden verletzt. Das austretende Blut verteilt sich im Gewebe und verursacht die typische bläuliche Verfärbung.
Ursachen für blaue Flecken
Zahlreiche Faktoren können die Entstehung von blauen Flecken begünstigen:
- Äußere Einwirkungen: Stöße, Prellungen und stumpfe Gewalt sind die häufigsten Ursachen für blaue Flecken.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, insbesondere Blutverdünner und Gerinnungshemmer, erhöhen das Risiko für Hämatome. Diese Medikamente werden oft älteren Menschen verschrieben, um die Blutgerinnung zu reduzieren, beispielsweise nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Zu diesen Medikamenten gehören unter anderem Acetylsalicylsäure, Clopidogrel und Phenprocoumon.
- Blutgerinnungsstörungen: Angeborene oder erworbene Blutgerinnungsstörungen beeinträchtigen die Fähigkeit des Körpers, Blutungen effektiv zu stoppen, was zu einer erhöhten Häufigkeit von blauen Flecken führt.
- Vitaminmangel: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin C und Vitamin K, kann die Blutgerinnung beeinträchtigen und die Entstehung von blauen Flecken begünstigen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für blaue Flecken, da die Elastizität und Stabilität der Blutgefäße nachlassen und die Haut dünner wird.
- Krankheiten: Verschiedene Krankheiten können zu einer erhöhten Neigung zu blauen Flecken führen. Dazu gehören Lebererkrankungen, die die Produktion von Gerinnungsfaktoren beeinträchtigen, eine vergrößerte Milz, die zu einem verstärkten Abbau von Blutplättchen führen kann, und Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie).
- Lipödem: Häufig spät erkannt, kann auch ein Lipödem die Ursache dafür sein, dass man schnell blaue Flecken bekommt. Bei vielen Patienten sind meist zunächst die Beine betroffen. Dabei werden diese berührungs- und schmerzempfindlicher. Je mehr das Krankheitsbild fortschreitet, desto mehr entsteht eine Dellenbildung und die Hautoberfläche wird uneben. Es entwickeln sich Spannungsgefühle, die weder bei Ruhe, Hochlegen der Beine noch bei körperlichen Aktivitäten nachlassen. Die betroffenen Körperteile fühlen sich oft kalt an und man neigt zu blauen Flecken. Das wichtigste Kriterium, dass die Erkrankung von anderen ähnlichen Krankheitsbildern unterscheidet, ist die Tatsache, dass ein Lipödem symmetrisch auftritt.
- Operationen: Eine weitere mögliche Ursache von blauen Flecken ist eine vorausgegangene Operation, beispielsweise die OP zum Einsetzen eines Herzschrittmachers.
- Erbliche Veranlagung: Zudem gibt es Menschen, die eine ererbte Veranlagung haben, schon bei leichtem Aufprall mit deutlich sichtbaren blauen Flecken zu reagieren.
Symptome von blauen Flecken
Oberflächliche Hämatome zeigen sich als sogenannter „blauer Fleck“. Je nach Alter des Blutergusses wechseln die Farben von rot über blau und grün bis hin zu gelb und braun. Diese Verfärbungen entstehen, weil der Bluterguss im Körper biochemisch abgebaut wird. Nach 2 bis 3 Wochen ist üblicherweise nichts mehr vom Hämatom zu sehen.
Weitere Symptome von Hämatomen:
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- Schmerzen
- Schwellungen
- Dumpfe Druck- oder Taubheitsgefühle
Die Stärke dieser Symptome hängt von der Größe und Tiefe des Hämatoms ab. Tiefe Hämatome sind weniger sichtbar, äußern sich aber durch Schmerzen und Schwellungen. Besonders schmerzhaft ist ein Hämatom in der Knochenhaut (periostales Hämatom).
Taubheitsgefühle in Verbindung mit blauen Flecken
Ein Taubheitsgefühl nach einer Prellung kann auftreten, wenn die Nerven in der Nähe der betroffenen Stelle beeinträchtigt werden. Eine Prellung kann zu Schwellungen, Entzündungen und Druck auf die umliegenden Nerven (Nervenprellung) führen, was wiederum zu vorübergehenden Taubheitsgefühlen führen kann.
Ursachen für Taubheitsgefühle nach einer Prellung
- Druck auf die Nerven: Durch die mit der Prellung verbundene Schwellung und Entzündungsreaktion kann sich der Druck im umliegenden Gewebe erhöhen und somit auf die Nerven drücken (Nervenprellung), welche dann in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Es kann mitunter sogar zu einer vollständigen Nervenkompression kommen, bei welcher der Nerv abgeklemmt und die Leitfähigkeit verringert wird.
- Direkte Nervenschädigung: Bei besonders schwerer Gewalteinwirkung kann der Nerv auch einen direkten Schaden erleiden und bei schwerwiegender Nervenverletzung zu einem anhaltenden Taubheitsgefühl führen. Es ist wichtig eine Nervenschädigung auszuschließen.
- Vorübergehende Nervenbeeinträchtigung: Bei einer starken Prellung kann es zu einer vorübergehenden Kompression oder Quetschung der Nerven im Bereich des Knies oder Schienbeins kommen. In einigen Fällen kann eine Prellung zu einer direkten Verletzung der peripheren Nerven führen, die das Knie oder das Schienbein versorgen. Besonders gefährdet ist hierbei der Ramus infrapatellaris des Nervus saphenus, der das Knie und das Schienbein versorgt.
- Kompression oder Quetschung peripherer Nerven: Kompression oder Quetschung eines peripheren Nervs in der Hand kann Taubheitsgefühle verursachen. Dies kann durch Verletzungen, wie beispielsweise eine Prellung, aber auch durch wiederholte Belastungen oder bestimmte Erkrankungen wie das Kubitaltunnelsyndrom (Kompression des Ellenbogennervs) verursacht werden.
- Direkte Nervenverletzung: Eine direkte Verletzung der Nerven in der Hand wie Schnitte oder andere Traumata können zu Taubheitsgefühlen führen und sollten als Ursache ausgeschlossen werden.
- Nervenkompression am Fuß: Auch am Fuß kann ein Taubheitsgefühl nach einer Prellung auftreten. Da einige Nerven hier recht oberflächlich laufen und der Raum zwischen Haut und Knochen hier nicht besonders groß ist, können diese bei Schwellungen schnell komprimiert werden. Besonders nach einem Bänderriss am Sprunggelenk kommt es zu einem Taubheitsgefühl. Die Taubheitsgefühle treten dann meist peripher, also körperfern der Prellung auf.
- Nervenkompression am Oberschenkel: Eine Kompression oder Verletzung des Nervus femoralis oder des Nervus cutaneus femoris lateralis, die den Oberschenkel versorgen, kann zu Taubheitsgefühlen führen.
Begleitende Symptome
Ein Taubheitsgefühl nach einer Prellung kann von verschiedenen zusätzlichen Symptomen begleitet sein:
- Schmerzen (in unterschiedlicher Intensität)
- Schwellung im Bereich der Prellung
- Bluterguss (Hämatom)
- Druck- und Berührungsempfindlichkeit
- Eingeschränkte Bewegung und Belastung
- Vorübergehende Muskelschwäche
Es ist möglich, dass das Taubheitsgefühl schmerzfrei ist, während die Schmerzen in den umliegenden Bereichen auftreten. Das Taubheitsgefühl kann auch mit einer vorübergehenden Schwäche in den betroffenen Muskeln einhergehen.
Diagnose
Die Diagnose eines Hämatoms stellt der Arzt häufig bereits anhand des Unfallhergangs und der typischen Symptome. Eine Ultraschalluntersuchung kann zusätzlich Klarheit über Größe und Lage des Hämatoms liefern. Des Weiteren können bildgebende Verfahren wie Gefäßdarstellungen (Angiografie) und Computertomographie (CT), im Falle von Gehirnblutungen auch eine Lumbalpunktion, die Diagnose bestätigen. Bei Verdacht auf Gehirnblutungen sollte unverzüglich der Rettungsdienst gerufen und eine intensivmedizinische Behandlung eingeleitet werden.
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Die Diagnose eines Taubheitsgefühls nach einer Prellung wird in aller Regel klinisch gestellt. Das bedeutet, dass sich anhand klassischer Symptomatik die Diagnose ohne viel Zuhilfenahme weiterer diagnostischer Untersuchungen stellen lässt. Nach einer gründlichen Anamnese, also einem Arztgespräch, und einer körperlichen Untersuchung ist die Sicherung der Diagnose meist bereits möglich.
Manchmal kann es jedoch auch hilfreich sein die betroffene Körperregion in einer Bildgebung wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanztomographie darzustellen, um die betroffenen Strukturen zu beurteilen und wichtige Differenzialdiagnosen und Begleitverletzungen auszuschließen. Röntgenbilder werden im Normalfall bei Verdacht auf Knochenbrüche oder andere Verletzungen der Knochen verwendet.
Wann ist ein Arztbesuch erforderlich?
Wenn Sie nach einer Prellung ein Taubheitsgefühl verspüren, sollten Sie dies ernst nehmen und einen Arzt aufsuchen. Das Taubheitsgefühl kann ein Anzeichen für eine Nervenverletzung sein, die möglicherweise weitere medizinische Untersuchungen und Behandlungen erfordert. Insbesondere bei schwerer Taubheit oder Lähmung und plötzlich auftretender, fortschreitender oder besonders lange anhaltender Symptomatik ist es ratsam frühzeitig zum Arzt zu gehen.
Auch bei folgenden Symptomen sollte ein Arzt konsultiert werden:
- unklar den Symptomen gegenüber
- sehr großes Hämatom
- starke Schmerzen
- deutliche Schwellung
- Kreislaufbeschwerden
- Einschränkung von Körperfunktionen durch das Hämatom
- Hämatome an Bauch, Brustkorb oder Kopf
- regelmäßig ohne ersichtlichen Grund blaue Flecken
Behandlung
Die meisten Hämatome heilen ohne therapeutische Maßnahmen von selbst ab. Je nach Ausprägung des Hämatoms können unterstützend schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkstoffe als Tabletten oder in Form von Creme, Salbe, Gel oder Spray genutzt werden. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Aceclofenac, Dexiprofen, Diclofenac, Etofenamat, Flufenaminsäure, Indometacin, Ketoprofen, Naproxen und Piroxicam. Die nicht-opioiden Schmerzmittel Acetylsalicylsäure, Metamizol, Paracetamol und Phenazon sind weitere Medikamente zur Behandlung schmerzhafter Hämatome. Einige dieser Wirkstoffe sind auch freiverkäuflich in Ihrer Apotheke erhältlich. Lassen Sie sich bei der Auswahl von Ihrem Apotheker beraten.
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Bei ausgedehnten Hämatomen und sehr starken Schmerzen können vom Arzt opioide Schmerzmittel wie Tramadol und Tilidin verschrieben werden. Hämatome in Gelenkkapseln, Organen oder im Gehirn müssen in der Regel operativ versorgt werden.
Selbsthilfe bei blauen Flecken
- PECH-Regel: Als Sofortmaßnahme zur Linderung sollte die PECH-Regel angewendet werden: Pause, Kühlen, Kompression und Hochlagern.
- Kühlen: Kühlen Sie sofort die Stelle für etwa 15 bis 20 Minuten. Die Blutung wird dadurch gebremst und der Schwellung vorgebeugt. Ein nützlicher Nebeneffekt ist, dass durch das Kühlen weniger Blut ins umliegende Gewebe gelangt.
- Druckverband: Je nach Situation und Art der Verletzung kann es vorteilhaft sein, nach dem Kühlen einen Druckverband anzulegen.
- Wärme: Ab dem Folgetag ist Wärme manchmal angenehmer und bringt mehr als Kälte. Es kann sich daher lohnen, auf warme Umschläge umzusteigen. Warme Umschläge verbessern die Durchblutung.
- Hausmittel: Als Hausmittel, die Hämatome lindern sollen, gelten eine halbierte Zwiebel, die auf den Bluterguss gelegt wird, oder Umschläge, die mit Apfelessig getränkt sind.
- Medikamente: In Arzneimitteln wird zur lokalen Therapie von Hämatomen oft Heparin äußerlich auf der Haut angewendet. Das in einer Gel- oder Salbenformulierung vorliegende Heparin wirkt gerinnungshemmend. Der Arzneistoff soll den Abbau der Blutgerinnsel unterstützen. Bei der Anwendung zu beachten ist, dass Präparate mit Heparin nur auf geschlossene Wunden aufgetragen werden dürfen. Bei entzündeter Haut, Schleimhäute oder nässenden Ekzemen dürfen heparinhaltige Arzneimittel nicht angewendet werden.
- Pflanzliche Einreibungen: Auch pflanzliche Einreibungen sollen bei der Heilung von Hämatomen unterstützend wirken. Empfohlen werden Tinkturen und Öle mit den Inhaltsstoffen Arnika, Beinwellwurzel, Johanniskraut, Myrthe, Odermennig, Ringelblumen, Wundklee und Ysop. Viele Naturheilkundler schwören bei Hämatomen zudem auf Weißkohlwickel und Breiumschläge aus den Zwiebeln der Madonnenlilie.
Behandlung von Taubheitsgefühlen
Die Behandlung des Taubheitsgefühls nach einer Prellung entspricht der gewöhnlichen Behandlung einer Prellung sowie in Abhängigkeit der Schwere und Ursache des Taubheitsgefühls ergänzender Behandlungsansätze. Wichtig ist die Schonung und Ruhigstellung der betroffenen Region, sowie eine adäquaten Schmerztherapie. Ist das Taubheitsgefühl auf eine Nervenverletzung oder -kompression zurückzuführen, so kann eine spezifische Therapie erforderlich sein.
Ist die Ursache des Taubheitsgefühls eine Nervenverletzung, kann dies zu Spätfolgen führen. So kann es dazu kommen, dass das Taubheitsgefühl längere Zeit anhält und mitunter nur sehr langsam, nur teilweise oder gar nie wieder vollends verschwindet.
Vorbeugung
Hämatomen kann nur bedingt vorgebeugt werden. Wichtig ist, Verletzungen zu vermeiden und bei Risikofaktoren (z.B. Einnahme von Blutverdünnern) besonders vorsichtig zu sein.
Vorbeugende Maßnahmen bei Raynaud-Syndrom
Beim Raynaud-Syndrom, das ebenfalls mit Durchblutungsstörungen und Taubheitsgefühlen einhergehen kann, sind folgende vorbeugende Maßnahmen hilfreich:
- Nässe, Kälte und Wind vermeiden
- Finger und Zehen warmhalten
- Raynaud-Tagebuch führen, um Auslöser zu identifizieren
- Gesunde Ernährung
- Ausreichend Bewegung
- Verzicht auf Nikotin
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