Hirnblutung nach Sturz: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Eine Hirnblutung ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Sie tritt auf, wenn ein Blutgefäß im Gehirn platzt oder reißt, was zu einem Bluterguss führt, der das umliegende Hirngewebe schädigt. Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen von Hirnblutungen, insbesondere nach einem Sturz, beleuchtet die verschiedenen Arten und Lokalisationen und erörtert Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist eine Hirnblutung?

Allgemein umfasst der Begriff Hirnblutung verschiedene Blutungen im Bereich des Gehirns. Diese können entweder im Bereich der Hirnhäute (extrazerebral) oder des Gehirns (intrazerebral) auftreten. Im engeren Sinne wird allerdings nur die intrazerebrale Blutung im Gehirn (innerhalb des Parenchyms) als Hirnblutung bezeichnet.

Ursachen von Hirnblutungen

Hirnblutungen können traumatisch bedingt sein, beispielsweise durch einen Unfall oder Sturz, bei dem der Schädel erschüttert wird oder sogar bricht. Dies kann zu einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) führen. Rund ein Viertel der SHT-Patienten sind Kinder unter 15 Jahren, wobei es allerdings längst nicht bei allen zu einer Hirnblutung kommt. Aber auch ohne äußere Einwirkungen können Hirnblutungen entstehen, z. B. durch arterielle Aussackungen, sogenannte Aneurysmen, die plötzlich platzen können. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Die häufigste Ursache für Hirnblutungen ist ein zu hoher Blutdruck, der die Hirngefäße schädigt.
  • Hirngefäß-Fehlbildungen: Dazu zählen Fehlbildungen, bei denen viele Gefäße in einem Knäuel (Blutschwamm oder Angiom), Kurzschlüsse zwischen Gefäßen (sog. Fistel) oder eine Aussackung der Gefäßwand (sog. Aneurysma) vorliegen.
  • Arteriosklerose: Indirekt gelten alle eine Arteriosklerose begünstigenden Umstände als Risikofaktoren für eine Hirnblutung. Hierzu zählen neben einem Bluthochdruck der Konsum von Nikotin und Alkohol, ein erhöhter Blutfettspiegel, eine Blutzuckerkrankheit, Bewegungsmangel und Übergewicht.
  • Blutgerinnungsstörungen: Bei einer Blutgerinnungsstörung, z. B. durch blutverdünnende Medikamente, kann das Risiko einer Hirnblutung erhöht sein.
  • Alter: Ältere Menschen sind einem deutlich erhöhtem Sturzrisiko ausgesetzt. Wenn alte Menschen abbauen, steigt auch das Risiko.

Arten von Hirnblutungen

Je nach Lokalisation der Blutung werden verschiedene Arten unterschieden:

  • Intrazerebrale Blutung: Der Bluterguss ereignet sich direkt im Gehirn. Je nach Lokalisation im Gehirn können verschiedene neurologische Ausfallerscheinungen auftreten, bei Massenblutungen auch eine direkte Bewusstlosigkeit. Etwa zehn bis 15 Prozent aller Schlaganfälle werden durch eine intrazerebrale Blutung verursacht.
  • Subdurales Hämatom: Die häufigste intrakranielle Blutung. Der Bluterguss entsteht akut als Unfallfolge unterhalb der Hirnhaut (Subduralblutung), was eine direkte operative Entlastung notwendig macht und bei starker raumfordernder Wirkung prognostisch ungünstig ist. Chronische Subduralblutungen betreffen oft ältere Menschen: Bei einem Wochen zurückliegenden Bagatelltrauma reißen Brückenvenen ein, was zu einer langsam entstehenden Blutung führt.
  • Subarachnoidalblutung: Der Bluterguss entsteht zwischen den Blättern der Hirnhäute, meist durch ein geplatztes Aneurysma verursacht. Sie stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar und bedarf einer zeitnahen Diagnostik und Versorgung. Etwa fünf Prozent aller Schlaganfälle sind auf eine Subarachnoidalblutung zurückzuführen. Klassisches Symptom ist ein Vernichtungskopfschmerz.
  • Epidurales Hämatom: Der Bluterguss findet im Bereich zwischen Hirnhaut und Schädelknochen statt und ist meist traumatisch verursacht, oft mit einem Schädelbruch assoziiert. Typischerweise sind Patienten zunächst noch wach und trüben dann zügig ein.

Symptome einer Hirnblutung

Die Symptome einer Hirnblutung können je nach Art, Ort und Ausmaß der Blutung variieren. Typische Symptome sind:

Lesen Sie auch: Die Zusammenhänge zwischen Blut, Gehirn und Massakern

  • Plötzlich auftretende Sprach- und Sprechstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Plötzlich sehr starke Kopfschmerzen
  • Nackensteifheit
  • Einseitig auftretende Lähmung am Körper, vor allem am Arm, Bein oder Gesicht
  • Generelles Taubheitsgefühl
  • Schluckstörung
  • Sehstörung und vorübergehender Sehverlust auf einem Auge
  • Pupillenerweiterung
  • Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
  • Schwindel mit Gangunsicherheit
  • Verwirrtheit oder Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit oder Koma
  • Krampfanfälle

Bei älteren Menschen können die Symptome eines Subduralhämatoms erst nach Wochen auftreten, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schläfrigkeit und unterschiedlich geweitete Pupillen. Mediziner raten älteren Menschen deshalb, sich Stürze zu notieren, falls es in der Folge zu Komplikationen kommt.

Diagnose einer Hirnblutung

Bei Verdacht auf eine Hirnblutung werden Betroffene unverzüglich in ein Krankenhaus gebracht. Im Krankenhaus wird zunächst eine Computertomographie (CT) durchgeführt. Damit lässt sich eine Blutung im Gehirn bildlich direkt nachweisen. Diese erscheint als „heller Fleck“ auf dem Scan des Gehirns und zeigt damit sowohl das Ausmaß der Hirnblutung als auch den Ort der Entstehung. Außerdem kann durch einen CT-Scan eine Hirnblutung von einem Schlaganfall unterschieden werden.

Eine weitere wichtige Untersuchung, um eine akute Hirnblutung festzustellen, ist das Gefäßröntgen (Angiografie) im Schädelbereich. Mit der Hilfe von Kontrastmitteln wird eine Röntgendarstellung der Hirngefäße erstellt. Um noch bessere Ergebnisse zu erzielen, wird dieses Verfahren oft mit einem CT oder MRT kombiniert.

Behandlung einer Hirnblutung

Die Akutbehandlung hängt unter anderem vom Ort und der Menge des ausgetretenen Blutes sowie der Ursache der Hirnblutung ab. Bei einer Blutgerinnungsstörung, z. B. durch blutverdünnende Medikamente, muss diese behandelt werden. Bei großen Hirnblutungen kann es durch die Volumenzunahme im durch den Knochen begrenzten Schädel zu einer lebensbedrohlichen, druckbedingten Verdrängung und Funktionsstörung des umliegenden Gehirngewebes kommen. In diesem Fall können eine operative Eröffnung des Schädelknochens (sog. Trepanation) und ggf. eine Entfernung des Blutes zur Entlastung des Gehirns führen. Auch das Einbringen einer Sonde zur Druckmessung oder eines Schlauchs zur Ableitung von Flüssigkeit aus dem Gehirn (sog. extraventrikuläre Drainage, EVD) kann notwendig sein.

Die Therapie hängt davon ab, wie schwer das Schädel-Hirn-Trauma ist. Je früher sie beginnt, desto besser ist die Prognose. Das oberste Ziel ist, das Leben des Patienten oder der Patientin zu retten. Am Unfallort kommt es zunächst darauf an, bei schweren Kopfverletzungen die lebenswichtigen Funktionen zu erhalten.

Lesen Sie auch: Faszination Nesseltiere: Wie sie ohne Gehirn leben

Bei Gehirnblutungen und Schädelbrüchen ist häufig eine Operation notwendig. Die Druckentlastung erfolgt in der Regel über die chirurgische Öffnung des Schädelknochens, das oft schon geronnene Blut wird entfernt und bei epiduralen Hämatomen die blutende Arterie verschlossen. Gegebenenfalls muss das Blut über eine Drainage abgeleitet werden. Anschließend werden Drainagen eingelegt, um das Blut aus kleinen Nachblutungen abzuleiten.

Bei älteren Menschen kann es zu einer chronischen Subduralblutung kommen. Dabei treten einige Tage nach dem Trauma neurologische Störungen auf, die sich in der Folge immer weiter verstärken. Die Therapie ist auch in diesem Fall eine Öffnung des Schädels und die Einlage einer Drainage in die Blutung, die in der Regel über ein kleines Bohrloch erfolgt.

Bei schweren Schädel-Hirn-Traumen kommt es zudem zu einem Anschwellen des Gehirns. Um den Sauerstoffverbrauch des Gehirns zu reduzieren, werden die Betroffenen in Narkose versetzt und kontrolliert beatmet. Zur Drucksenkung wird der Oberkörper leicht hochgelagert und ein ausreichend hoher Blutdruck auf der Intensivstation sichergestellt. Bei einer schweren Schwellung erfolgt möglicherweise eine großflächige Entfernung des Schädelknochens, um dem geschwollenen Gehirn mehr Platz zu verschaffen.

Operative Verfahren im Detail

Unabhängig davon, in welchem Kompartiment sich die Blutung befindet, muss als erstes die Schädeldecke geöffnet werden. Dazu wird z. B. mit einem Trepan ein rundes Loch in den Knochen gebohrt. Darunter befindet sich die Hirnhaut, auch Dura genannt. Ist die Blutung älter, also über Wochen nach einem möglichen Bagatelltrauma unter der Hirnhaut entstanden, spricht man von einem chronischen Subduralhämtom. Hierbei sind die Blutanteile nicht mehr fest sondern bereits verflüssigt. Über das Bohrloch kann nun die Dura inzidiert werden und das altölfarbene, verflüssigte Blut ausgespült werden.

Alle frischen Blutungen bestehen aus festen Blutclots. Um sie entfernen zu können, muss ein Knochendeckel aus dem Schädel ausgesägt werden. Im Normalfall wird dieser anschließend wieder eingesetzt und mit Miniplättchen und Schrauben fixiert. Sollte eine starke Hirnschwellung vorliegen, wird der Knochendeckel zunächst nicht wieder eingepasst, sondern kryokonserviert. Alternativ kann auch ein künstlicher Ersatz verwendet werden, der die Form des ursprünglichen Schädels aufweist.

Lesen Sie auch: Lesen Sie mehr über die neuesten Fortschritte in der Neurowissenschaft.

Rehabilitation nach einer Hirnblutung

Nach der Akutbehandlung in der Klinik kommt der Abklärung der Blutungsursache eine große Bedeutung zu. Liegen Blutgerinnungsstörungen vor, müssen diese ebenfalls soweit möglich behandelt werden. Die Rehabilitation dient der Wiederherstellung der durch die Schädigung des Gehirngewebes beeinträchtigten Funktionen. Darüber hinaus sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine psychosoziale Betreuung und Beratung entscheidend.

Der Rehabilitations- und Heilungsverlauf nach einem Schädel-Hirn-Trauma kann je nach Schwere der Verletzungen mehrere Monate bis Jahre dauern. Typische Folgeschäden einer Hirnblutung sind:

  • Bewegungsstörungen
  • Sprachstörungen (Aphasie)
  • Sprechstörung (Dysarthrie)
  • Seh- oder Gedächtnisstörung

Bei der anschließenden Therapie nach einer Hirnblutung werden gemeinsam Strategien entwickelt, um die Folgeschäden bestmöglich zu behandeln oder zu erlernen, wie man am besten mit ihnen im Alltag zurechtkommt. Grundsätzlich gilt, dass je früher eine Rehabilitation nach einer Hirnblutung beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten.

Prävention von Hirnblutungen

Neben einer medikamentösen Behandlung und der regelmäßigen Selbstmessung des Blutdrucks können Betroffene selbst durch einen Wandel des Lebensstils dazu beitragen, zukünftig Hirnblutungen zu verhindern. Zu diesen Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen und Konsum von Alkohol oder Drogen. Ältere Menschen sollten Maßnahmen zur Sturzprophylaxe ergreifen, um Stürze und damit verbundene Kopfverletzungen zu vermeiden. Dazu gehören:

  • In Bewegung bleiben und die Muskelkraft stärken
  • Haushalt auf Stolperfallen überprüfen
  • Regelmäßige Kontrollen beim Arzt und Optiker
  • Passendes Schuhwerk tragen
  • Im Winter besonders vorsichtig sein

tags: #blut #im #gehirn #nach #sturz #ursachen