Bluthochdruck, Alkohol und Schlaganfall: Ein komplexer Zusammenhang

Schlaganfälle sind eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung weltweit. Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind vielfältig und umfassen sowohl Lebensstilfaktoren als auch bereits bestehende Erkrankungen. Zu den beeinflussbaren Faktoren zählen Rauchen, Übergewicht, berufliche Belastungen und Bewegungsmangel. Auf der anderen Seite gibt es unabhängige Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herzrhythmusstörungen, die das Schlaganfallrisiko erhöhen. Je mehr Risikofaktoren vorhanden sind, desto größer ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.

Risikofaktoren für Schlaganfall im Überblick

  • Lebensstilfaktoren: Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress
  • Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen (insbesondere Herzrhythmusstörungen), erhöhte Cholesterinwerte, Tumorerkrankungen

Es ist wichtig zu beachten, dass bestimmte Faktoren wie Alter und genetische Veranlagung nicht beeinflussbar sind. Eine detaillierte Familienanamnese kann jedoch helfen, das individuelle Risiko besser einzuschätzen.

Der Einfluss von Alkohol auf den Blutdruck

Die Frage, wie sich Alkohol auf den Blutdruck auswirkt, ist komplex und wird in der medizinischen Fachwelt kontrovers diskutiert. Kurzfristig kann Alkohol die Blutgefäße erweitern, insbesondere die der Gesichtshaut, was zu Rötungen führt. Ob Alkohol den Blutdruck erhöht oder senkt, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, darunter die konsumierte Menge, die individuelle Konstitution und begleitende Umstände wie Stress oder Rauchen.

Alkohol und Blutdruck: Was sagt die Forschung?

In medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Fachbüchern wird oft darauf hingewiesen, dass Alkohol den Blutdruck erhöhen kann. Beobachtungen zeigen, dass der Blutdruck bei seelischer Erregung oder gleichzeitigem Rauchen in Kombination mit Alkoholkonsum mit hoher Wahrscheinlichkeit ansteigt.

  • Geringe Mengen Alkohol: Studien deuten darauf hin, dass geringe Mengen Alkohol (bis zu 30 Gramm pro Tag, entsprechend etwa einem halben Liter Bier oder einem Viertelliter Wein) möglicherweise das Risiko für ischämische Schlaganfälle senken könnten. Dies ist jedoch nicht eindeutig bewiesen.
  • Akute Rauschzustände: Im Zusammenhang mit akuten Rauschzuständen wurde eine erhöhte Schlaganfallhäufigkeit beobachtet, wobei auch andere Drogen eine Rolle spielen können.
  • Regelmäßiger Konsum hoher Mengen: Der regelmäßige Konsum großer Mengen Alkohol erhöht langfristig das Risiko für die Entwicklung eines dauerhaften Bluthochdrucks.

Als Ursache für den Blutdruckanstieg durch Alkohol werden verschiedene Mechanismen verantwortlich gemacht, darunter eine Steigerung der Sympathikus-Aktivität, die zu einer erhöhten Ausschüttung blutdrucksteigernder Hormone führt.

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Empfehlungen zum Alkoholkonsum bei Bluthochdruck

Menschen mit Bluthochdruck wird generell von regelmäßigem Alkoholkonsum abgeraten, da dies ungünstige Auswirkungen auf den Blutdruck und andere Organe haben kann. Dies gilt auch, obwohl ältere Beobachtungen darauf hindeuten, dass kleine Mengen Alkohol das Risiko für koronare Herzkrankheit oder Herzinfarkte senken könnten.

Alkohol und Schlaganfall: Die Zusammenhänge

Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Schlaganfallrisiko ist vielschichtig. Studien haben gezeigt, dass leichter bis mäßiger Alkoholkonsum das Risiko für einen Hirninfarkt (Schlaganfall durch mangelnde Durchblutung) senken kann. Im Gegensatz dazu steigt das Risiko für eine Hirnblutung mit zunehmendem Alkoholkonsum.

Studienergebnisse im Detail

Eine Meta-Analyse in BMC Medicine (2016) ergab, dass ein oder zwei alkoholische Getränke pro Tag mit einem verminderten Risiko für einen ischämischen Schlaganfall verbunden waren. Bei höherem Konsum stieg jedoch das Risiko für intrazerebrale und Subarachnoidalblutungen.

Eine weitere Studie des Karolinska Instituts in Stockholm, die die Ergebnisse von 27 prospektiven Beobachtungsstudien auswertete, kam zu ähnlichen Ergebnissen:

  • Maximal ein Getränk pro Tag: Das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall sank um 10 Prozent.
  • Ein bis zwei Getränke pro Tag: Das Risiko sank um 8 Prozent.
  • Zwei bis vier Getränke pro Tag: Das Risiko stieg um 8 Prozent.
  • Mehr als vier Getränke pro Tag: Das Risiko stieg um 14 Prozent. Zudem erhöhte sich das Risiko für intrazerebrale Blutungen um 67 Prozent und für Subarachnoidalblutungen um 82 Prozent.

Es wird vermutet, dass die erhöhte Anfälligkeit für Subarachnoidalblutungen bei hohem Alkoholkonsum auf Stürze zurückzuführen sein könnte.

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Alkohol und weitere Risikofaktoren für Schlaganfall

Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken, haben häufiger einen erhöhten Blutdruck, der als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle gilt. Bei Männern kann bereits ein mäßiger Alkoholkonsum den Blutdruck erhöhen. Bei Frauen zeigt sich eine J-förmige Kurve, wobei ein niedriger Konsum möglicherweise einen günstigen Einfluss hat.

Weitere Risikofaktoren für Schlaganfall

Neben Alkohol und Bluthochdruck gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die das Schlaganfallrisiko beeinflussen können:

  • Arteriosklerose: Die Arteriosklerose der großen Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, ist eine wichtige Ursache von Schlaganfällen. Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und hohe Blutfette spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Arteriosklerose.
  • Herzerkrankungen: Insbesondere Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern können das Schlaganfallrisiko deutlich erhöhen, da sich im Herzen Blutgerinnsel bilden können, die ins Gehirn gespült werden.
  • Diabetes mellitus: Die Zuckerkrankheit schädigt die Blutgefäße, fördert die Arteriosklerose und erhöht das Schlaganfallrisiko.
  • Erhöhte Cholesterinwerte: Zu hohe Cholesterinwerte tragen zur Entstehung der Arteriosklerose bei und erhöhen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße, fördert Bluthochdruck und verengt kleine Blutgefäße, was die Durchblutung des Gehirns verschlechtert.
  • Übergewicht: Übergewicht begünstigt das Auftreten anderer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und zu hohes Cholesterin.
  • Bewegungsmangel: Bewegungsmangel erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Schlaganfall.
  • Chronische Infektionen: In letzter Zeit mehren sich die Hinweise darauf, dass auch chronische Infektionen zur Arteriosklerose beitragen können.
  • Tumorerkrankungen: Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass Tumorerkrankungen in einigen Fällen durch eine Aktivierung der Blutgerinnung zu Schlaganfällen führen können.
  • Erhöhtes Homocystein: Neue medizinische Forschungsergebnisse haben Homocystein als körpereigenen Risikofaktor identifiziert, der in erhöhter Konzentration die Blutgefäße schädigt.
  • Migräne: Insbesondere bei jüngeren Menschen unter 35 Jahren kann Migräne ein Risikofaktor für Schlaganfälle sein.

Vorbeugung von Schlaganfällen

Durch vorbeugende Maßnahmen kann das individuelle Schlaganfallrisiko reduziert werden:

  • Regelmäßige Blutdruckkontrolle: Als wichtigste Maßnahme gilt das regelmäßige Messen des Blutdrucks.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und hochwertigen Ölen ist empfehlenswert. Die sogenannte „Mittelmeerkost“ hat sich als besonders günstig für die Gefäße erwiesen.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, idealerweise Ausdauersportarten wie Walken, Schwimmen oder schnelles Spazierengehen, ist sehr empfehlenswert.
  • Gewichtsmanagement: Übergewicht sollte vermieden bzw. reduziert werden.
  • Rauchstopp: Das Aufgeben des Rauchens ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Moderater Alkoholkonsum: Der Alkoholkonsum sollte reduziert werden. Es wird empfohlen, weniger als ein alkoholisches Getränk pro Tag und nicht mehr als sieben alkoholische Getränke pro Woche zu konsumieren.
  • Behandlung von Grunderkrankungen: Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzrhythmusstörungen und erhöhte Cholesterinwerte sollten konsequent behandelt werden.
  • Stressmanagement: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und anfälliger für Krankheiten machen. Entspannungsübungen und Hobbys können helfen, Stress abzubauen.

Bluthochdruck erkennen, behandeln und senken

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, von der in Deutschland schätzungsweise 20 bis 30 Millionen Menschen betroffen sind. Viele wissen nichts von ihrer Erkrankung, da Bluthochdruck oft keine Symptome verursacht. Ein normaler Blutdruck liegt bei etwa 120/80 mmHg. Ab einem dauerhaften Blutdruck von 140/90 mmHg spricht man von Bluthochdruck.

Maßnahmen zur Senkung des Bluthochdrucks

  • Lebensstiländerung: Eine Umstellung der Ernährung, mehr Bewegung und Sport sowie eine Reduktion von Stress, Übergewicht und Alkoholkonsum sind die besten Möglichkeiten, um der Entstehung von Bluthochdruck bedingten Erkrankungen vorzubeugen.
  • Medikamentöse Therapie: Wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen allein nicht ausreichen, der Ausgangsblutdruck bereits sehr hoch ist oder ein sehr hohes Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegt, ist eine medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks angeraten.

Es ist wichtig, den Blutdruck regelmäßig selbst zu messen und die Therapie gemeinsam mit dem Arzt festzulegen und konsequent einzuhalten.

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Alkoholabhängigkeit und Bluthochdruck

Wer an einer Alkoholsucht leidet, sollte sich möglichst schnell professionelle Hilfe suchen. Bei einer bestehenden Hypertonie ist es besonders wichtig, den Alkoholentzug unter ärztlicher Aufsicht in einer Entzugsklinik durchzuführen. Körperliche Entzugserscheinungen können dazu führen, dass sich der Herzschlag während der Entgiftung stark beschleunigt und ein ohnehin bestehender Bluthochdruck weiter steigt. Eine begleitende Psychotherapie kann helfen, die seelischen Ursachen der Alkoholsucht aufzuarbeiten und durch gesundheitsfördernde Lösungsansätze zu ersetzen.

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