Bodybuilding nach Schlaganfall: Studien und Erkenntnisse

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Neben medikamentösen Therapien und physiotherapeutischen Maßnahmen rückt auch das gezielte Training in den Fokus der Rehabilitation. Dieser Artikel beleuchtet, inwiefern Bodybuilding und andere Trainingsformen nach einem Schlaganfall sinnvoll und effektiv sein können.

Schlaganfall und seine Folgen

Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, entsteht durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen und kognitive Beeinträchtigungen. Die Rehabilitation zielt darauf ab, die verloren gegangenen Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Bewegung als wichtiger Bestandteil der Rehabilitation

Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil der Schlaganfallrehabilitation, um Körperfunktionen und den Gesundheitszustand zu verbessern sowie sekundären Ereignissen vorzubeugen. Früher setzte man vor allem auf Schonung, heute verfolgen Ärzte einen Ansatz, der leichte Sporteinheiten enthält. Muskelschwäche nach einem Schlaganfall ist keine Seltenheit, wobei die Gesichts- und Extremitätenmuskulatur nicht mehr wie gewohnt funktioniert. In der Medizin spricht man von „Plegie“, wenn ein vollständiger Funktionsverlust eines Skelettmuskels vorliegt, oder von „Parese“ bei einer weniger stark ausgeprägten Muskelschwäche. Betroffene haben große Einschränkungen in ihrem Alltag, weshalb eine schnelle Behandlung wichtig ist.

Die Rolle von Krafttraining nach Schlaganfall

Wissenschaftler der Universität Regensburg konnten durch eine systematische Überprüfung und Metaanalyse zeigen, dass Patienten mit einem Schlaganfall in der Rehabilitationsphase von einem Krafttraining profitieren können. Die Analysen ergaben, dass Kraftsport sich vorteilhaft auf die Mehrzahl der untersuchten Parameter auswirkte, insbesondere auf die Muskelkraft und motorische Funktion der unteren und oberen Extremitäten, die gesundheitsassoziierte Lebensqualität, die Unabhängigkeit und Reintegration sowie andere gesundheitsrelevante physiologische Indikatoren.

Studienlage zum Krafttraining

Die Regensburger Forscher durchsuchten Datenbanken nach randomisierten, kontrollierten Studien, die Krafttraining bei Apoplex-Patienten in der Rehabilitationsphase untersuchten. Insgesamt kamen 30 Studien mit 1.051 Teilnehmern zur Auswertung. Dabei wurde Krafttraining mit ausbleibenden Trainingsmaßnahmen, mit anderen Rehabilitationsmaßnahmen und verschiedene Krafttraining-Methoden miteinander verglichen.

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Ergebnisse der Metaanalyse

Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigten, dass Krafttraining in den Studien, die es mit ausbleibenden Trainingsmaßnahmen verglichen, vorteilhaft war. Im Vergleich zu anderen Rehabilitationsmaßnahmen war Krafttraining in Bezug auf Muskelkraft und motorische Funktion der Extremitäten, Lebensqualität und Unabhängigkeit überlegen. Allerdings gab es keinen wesentlichen Unterschied in Bezug auf Gehvermögen, Beweglichkeit, Gleichgewicht, Spastizität und Hypertonie. Interessanterweise beeinflussten Art und Ablauf des Krafttrainings die genannten Effekte signifikant. So war eine Beinpresse wirkungsvoller als Knie-Extensionsübungen und ein hochintensives Training einem niedrigintensiven Training überlegen.

Kardiorespiratorisches Training

Neben dem Krafttraining spielt auch das kardiorespiratorische Training eine wichtige Rolle. Eine Studie untersuchte die Auswirkungen von hochintensivem Intervalltraining (HIIT) im Vergleich zu kontinuierlichem Training moderater Intensität (MICT). Dabei zeigte sich, dass HIIT effektiver die maximale Sauerstoffaufnahme verbessern konnte.

HIIT vs. MICT: Eine Multicenter-Studie

Eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie mit 82 Teilnehmern im mittleren Alter von 65 Jahren verglich die Auswirkungen von zwölf Wochen HIIT mit MICT. Die Teilnehmer, die durchschnittlich knapp zwei Jahre zuvor einen Schlaganfall erlitten hatten, wurden randomisiert entweder einem Trainingsprogramm mit HIIT oder MICT an drei Tagen pro Woche zugeteilt.

Ergebnisse der Studie

Die maximale Sauerstoffaufnahme verbesserte sich in der HIIT-Gruppe signifikant stärker als in der MICT-Gruppe. Allerdings gab es keine Gruppenunterschiede im systolischen oder diastolischen Blutdruck, im Taillen-Hüft-Quotienten, der arteriellen Steifigkeit, der Gehdistanz oder der Gehgeschwindigkeit nach der Intervention. Die Forscher bewerteten den durch HIIT erzielten Vorteil als klinisch bedeutsam, da mit den höheren Intensitäten die kardiovaskuläre Gesundheit verbessert werden konnte.

Fitnesstraining als Teil der Rehabilitation

Fitnesstraining als Teil der Rehabilitation nach einem Schlaganfall kann die körperliche Fitness und die Belastbarkeit steigern sowie wieder mobiler machen. Eine Analyse von 75 Studien mit rund 3000 Patienten zeigte, dass sowohl Kreislauftraining als auch Krafttraining positive Effekte auf das individuelle Befinden der Teilnehmer hatten. Die Ganggeschwindigkeit und die Balance steigerten sich, und es gab keine Hinweise auf schwerwiegende negative Ereignisse.

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Formen des Fitnesstrainings

Die untersuchten Studien beschäftigten sich mit verschiedenen Formen des Fitnesstrainings:

  • Herz-Kreislauf-Programme: Hierzu gehörten Walking-Programme, Laufbandtraining und Fahrrad-Ergometer.
  • Krafttraining: Übungen zur Stärkung der Muskulatur.
  • Kombination aus Herz-Kreislauf- und Krafttraining: Diese Programme zeigten ebenfalls Verbesserungen in der Mobilität.

Praktische Tipps für das Training nach Schlaganfall

  • Individuelle Anpassung: Die Belastbarkeit hängt von vielen Faktoren ab, wie der Schwere des Schlaganfalls und den betroffenen Bereichen des Gehirns. Der Therapieplan sollte individuell angepasst sein.
  • Gezieltes Krafttraining: Übungen zum Laufen lernen und Krafttraining sind etablierte Methoden.
  • Gangtraining: Bei Schwierigkeiten beim Laufen ist ein Gangtraining wichtig.
  • Oberkörpertraining: Übungen für Hände und Arme reduzieren Einschränkungen beim Greifen und Heben.
  • Behutsamer Aufbau: Das Training sollte nach und nach aufgebaut werden.
  • Therapeutische Begleitung: Lassen Sie sich bei diesem Prozess von einem Therapeuten begleiten.
  • Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die Mobilität und trainiert die Motorik und Koordination.

Frühzeitiges aerobes Training nach Schlaganfall

Aerobes Fitness Training wird nach einem akuten Schlaganfall allgemein zu einem frühen Zeitpunkt empfohlen. Allerdings kann ein frühes aerobes Training bei Patienten auch das Risiko für Stürze und kardiovaskuläre Rezidivereignisse erhöhen. Patient:innen mit einem kardiometabolischen Risikoprofil sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt.

Early-Fit-Studie

Die Early-Fit-Studie ist eine randomisierte, interventionelle Machbarkeitsstudie, die drei Wochen aerobes Fitnesstraining während der stationären Schlaganfallrehabilitation untersucht. Vierzig Patienten mit gestörtem Glukosestoffwechsel werden in zwei Gruppen randomisiert, um entweder ein aerobes Laufbandtraining oder die Kontrollgruppe zu erhalten, die nur die übliche Versorgung erhält.

Datenzugriff für Forschungszwecke

Besteht Interesse, die IPD (individual participant data) einer Studie zu nutzen, muss der offiziell für eine Studie / ein Forschungsvorhaben (juristisch) Verantwortliche bei dem eigens dafür einzurichtenden Komitee (dem sog. „Data Use and Access Committee“, (DUAC)) einen Datennutzungsantrag stellen.

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