Krampf im Unterarm und Finger: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Unterarm- und Fingerschmerzen können für viele Menschen ein erhebliches Problem darstellen und alltägliche Aktivitäten erschweren. Die Schmerzen können ziehend, stechend oder brennend sein und sich von den Unterarmen bis in die Finger erstrecken. Manchmal sind auch nur die Finger betroffen, während die zugehörigen Unterarmmuskeln erst bei gezieltem Druck schmerzhaft werden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Krämpfen und Schmerzen in Unterarm und Fingern, gibt Hinweise zur Diagnose und stellt mögliche Behandlungsansätze vor.

Symptome und Erscheinungsformen

Die Symptome von Krämpfen und Schmerzen im Unterarm und in den Fingern können vielfältig sein und sich unterschiedlich äußern:

  • Schmerzen: Ziehende, stechende oder brennende Schmerzen im Unterarm, die bis in die Finger ausstrahlen können.
  • Steifigkeit: Morgensteifigkeit der Finger oder deren Sehnen, die das Beugen und Strecken erschwert.
  • Bewegungseinschränkungen: Schmerzen bei Alltagsbewegungen, die durch bestimmte Belastungen verstärkt werden können.
  • Empfindungsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein Kältegefühl in den Fingern und Handgelenken.
  • Koordinationsstörungen: In einigen Fällen können sich Empfindungsstörungen zu Koordinationsstörungen der Finger entwickeln.
  • Schwellungen: Im fortgeschrittenen Stadium können die Gelenke des Arms und der Finger schmerzhaft und geschwollen sein.
  • Begleitbeschwerden: Nackenschmerzen und Kopfschmerzen können ebenfalls auftreten.

Mögliche Ursachen

Die Ursachen für Krämpfe und Schmerzen im Unterarm und in den Fingern können vielfältig sein. Häufig spielen Muskelverspannungen, Überlastungen und ungünstige Alltagsgewohnheiten eine Rolle. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen näher erläutert:

Muskelverspannungen und Überlastung

Verspannte Muskeln, Faszien und Bindegewebspartien in den Unterarmen können zu Unterarm- und Fingerschmerzen führen. Je nachdem, bei welcher Bewegung der Schmerz auftritt, sind unterschiedliche Muskeln verspannt und für die Schmerzen verantwortlich.

  • Finger-Beugemuskeln: Die Beugemuskeln der Finger können in Dauerkontraktion und Verspannung geraten, wenn man sie längere Zeit oder oft unter Anspannung gebeugt hält, beispielsweise beim Tragen schwerer Lasten am hängenden Arm oder beim Umklammern von Gegenständen.
  • Handgelenks-Beugemuskeln: Eine Verspannung der Handgelenks-Beugemuskeln kann entstehen, wenn man immer wieder längere Zeit mit gebeugten Handgelenken arbeitet, beispielsweise an der Tastatur, oder wenn sie längere Zeit statische Haltearbeit verrichten müssen.
  • Daumen-Beugemuskel: Ist der lange Daumen-Beugemuskel einer Hand verspannt, schmerzt der Daumen beim Versuch, ihn zu strecken oder ihn nach hinten Richtung Unterarm zu biegen (Beispiel: Handy-Daumen).

Repetitive Strain Injury (RSI)-Syndrom oder Mausarm

Der Mausarm oder das RSI-Syndrom (Repetitive Strain Injury) bezeichnet Beschwerden und Schmerzen im Bereich der Hände, Handgelenke, Ellenbogen, Schultern und des Nackens, die durch einseitige Tätigkeiten ausgelöst werden. Wer viel vor dem PC sitzt, belastet die Hände, Finger und Handgelenke einseitig und dauerhaft. Die immer gleichen Bewegungen, wie etwa das hundertfache Klicken mit dem Finger auf die Maus, stellen eine große Belastung dar. Insbesondere die einseitige Belastung hat eine Fehl- oder Überlastung der Muskeln, Sehnen und Bänder zur Folge, was zu einer Entzündung im Gewebe führen kann.

Lesen Sie auch: Linderung von Wadenschmerzen nach Krämpfen

Extremitätendystonie

Die Extremitätendystonie ist eine Erscheinungsform von Dystonie, bei der es zu unkontrollierten Verkrampfungen in den Händen und Füßen kommt. Unterschieden werden die fixierten und die tätigkeitsbezogenen (aktionsinduzierten) Dystonien, die nur bei bestimmten Beschäftigungen auftreten.

  • Schreibkrampf (Graphospasmus): Bei den Betroffenen kommt es ausschließlich beim Schreiben zu unwillkürlichen Verkrampfungen der Muskulatur, besonders im Unterarm, aber auch in Hand, Oberarm und Schulter.
  • Musikerkrampf: Andere Handdystonien treten häufiger bei Musikern (Musikerkrampf wie z. B. Klavierspielerkrampf oder Gitarristenkrampf) auf.
  • Golferdystonie: Auch Handwerker (z. B. Näher oder Schneider) und Sportler (z. B. Golferdystonie) können betroffen sein.
  • Dystoner Klumpfuß: Es gibt auch aktionsinduzierte Dystonien des Fußes, z. B. den dystonen Klumpfuß, bei dem es beim Gehen zu einem verkrampfungsbedingten Einrollen und Verkrallen der Zehen kommt.

Andere Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch andere Faktoren zu Krämpfen und Schmerzen im Unterarm und in den Fingern beitragen:

  • Eingeengte Nerven: Eingeengte Nerven, wie beim Karpaltunnelsyndrom oder Sulcus-ulnaris-Syndrom, können Kribbeln, Taubheitsgefühle und Schmerzen in den Fingern und im Unterarm verursachen.
  • Verrenkungen und Gefäßkrämpfe: Eine Ellenbogenverrenkung oder Durchblutungsstörungen infolge von Gefäßkrämpfen (Raynaud-Syndrom) können ebenfalls zu Beschwerden führen.
  • Nährstoffmängel: Eine Mangelversorgung mit bestimmten Mikronährstoffen, wie Magnesium, Kalium oder Vitamin B12, kann Muskelkrämpfe und Missempfindungen verursachen.
  • Muskelkrämpfe: Muskelkrämpfe in Armen, Händen und Fingern können durch Überbelastung, hormonelle Erkrankungen, Calciummangel oder neurologische Erkrankungen ausgelöst werden.
  • Durchblutungsstörungen: Eine Durchblutungsstörung des Arms kann zu steifen Gliedern, kalten Händen oder Krämpfen führen.
  • Tennisarm: Der Tennisarm zählt zu den Sehnenansatzerkrankungen und kann ähnliche Symptome wie der Mausarm verursachen.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel durch eine neurologische Untersuchung durch den Facharzt. Dabei ist es wichtig, andere Krankheiten auszuschließen, deren Symptome an eine tätigkeitsbezogene Handdystonie erinnern können, wie beispielsweise den Tennisellenbogen (Epicondylitis) oder das Karpaltunnelsyndrom.

Zur Diagnose können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die genauen Beschwerden, deren Verlauf und mögliche Auslöser.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit der Finger, Hände und Arme und testet die Muskelkraft und Sensibilität.
  • Elektromyografie (EMG): Mittels Elektromyografie (EMG) kann die Muskelaktivität unter Belastung gemessen werden.
  • Weitere Untersuchungen: In manchen Fällen können weitere Untersuchungen, wie beispielsweise eine Röntgenaufnahme oder eine Magnetresonanztomografie (MRT), erforderlich sein, um andere Ursachen auszuschließen.

Therapie

Nach der Diagnose einer Extremitätendystonie oder anderer Ursachen für Krämpfe und Schmerzen im Unterarm und in den Fingern wird ein individueller Behandlungsplan ausgearbeitet. Die Therapie kann verschiedene Ansätze umfassen:

Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung von Wadenschmerzen

  • Ergotherapie: Bei einer tätigkeitsbezogenen Handdystonie (z. B. Schreibkrampf oder Musikerkrampf) stehen ergotherapeutische Ansätze zunächst im Vordergrund. Ein sehr einfaches Hilfsmittel beim Schreibkrampf kann beispielsweise eine Verdickung des Schreibgerätes sein, wodurch eine veränderte Handhaltung erzielt wird.
  • Botulinumtoxin-Therapie: Ferner kann die Injektion des muskelentspannenden Wirkstoffs Botulinumtoxin eine Linderung der Beschwerden herbeiführen. Die therapeutische Herausforderung besteht darin, die muskulären Verkrampfungen einerseits zu lösen, andererseits die normale Funktionalität der Handmuskulatur möglichst wenig zu beeinträchtigen.
  • Pohltherapie®: Schmerzhafte Verspannungen in den Unterarmen lassen sich nicht einfach lösen. Die Pohltherapie® ist ein Verfahren, das neurobiologische, manuelle und mentale Methoden in sich vereint.
  • Konservative Behandlung: Der Mausarm wird in der Regel konservativ behandelt. Zunächst gilt es, die Hand zu schonen, wobei sie jedoch nicht komplett ruhiggestellt wird. Es ist wichtig, Fehlhaltungen zu vermeiden und ein ergonomisches Arbeiten anzustreben. Weiterhin helfen Entspannungsverfahren, physikalische Maßnahmen und die Physiotherapie mit Kräftigungs- und Dehnungsübungen.
  • Zellbiologische Regulationstherapie (ZRT): Anhaltende schmerzhafte Beschwerden deuten häufig auf Störungen physiologischer Prozesse in den betroffenen Muskeln, Sehnen und Gelenkkapseln hin. Diese Ziele unterstützt die zellbiologische Regulationstherapie. Die ZRT bringt die Muskulatur in der Umgebung des schmerzenden Bereichs zum Schwingen. So unterstützt die Behandlung die Selbstreinigung der extrazellulären Matrix im unterversorgten und verkrampften Gewebe.
  • Weitere Maßnahmen:
    • Schonung und Entlastung: Bei akuten Schmerzen sollten Sie den betroffenen Arm entlasten und schonen.
    • Kühlung: Kühlende Gels oder Auflagen können Linderung schaffen und Schmerzen reduzieren.
    • Dehnübungen: Bauen Sie spezielle Dehnungsübungen für Finger und Hände in Ihren Alltag ein.
    • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes.
    • Wärme: Wärme regt die Durchblutung an und entspannt die Muskulatur. Verwenden Sie eine warme Kompresse oder ein Körnerkissen, um Ihren Arm damit zu wärmen.
    • Kälteanwendungen: Um akute Schmerzen eines Mausarms zu lindern, helfen auch Kälteanwendungen.
    • Schmerzmittel: Von Schmerzmitteln wird abgeraten, da sie das Warnsignal Schmerz maskieren und die Überlastung verstärken können.
    • Psychotherapie: Um zu vermeiden, dass der Mausarm chronisch wird, ist bei einigen Betroffenen eine Psychotherapie empfehlenswert.

Vorbeugung

Um Krämpfen und Schmerzen in den Händen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Regelmäßige Pausen: Machen Sie regelmäßige Pausen, um die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung der Hände und Finger zu fördern.
  • Dehnübungen: Führen Sie Dehnübungen durch, um die Armmuskulatur, insbesondere die Muskeln der Handgelenke und Finger, zu lockern, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
  • Ergonomische Arbeitsumgebung: Achten Sie auf eine ergonomische Arbeitsumgebung, wie beispielsweise einen höhenverstellbaren Computertisch.
  • Ergonomische Hilfsmittel: Verwenden Sie Hilfsmittel, wie beispielsweise ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen, um die Belastung der Hände und Finger zu reduzieren.
  • Hand- und Fingertraining: Ein spezielles Hand- und Fingertraining kann helfen, Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.
  • Ergonomische Maus: Wer häufig mit einer Computermaus arbeitet, belastet Handgelenk, Daumen und Finger stark. Eine ergonomisch geformte Maus entlastet die Muskeln und Sehnen. Mit einer Vertikalmaus kippen wir das Handgelenk leicht nach außen. Dies bringt das Handgelenk in eine neutrale Position und entspannt den Muskeltonus.
  • Regelmäßige Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung und Sport sind wichtig für die Gesundheit und für das Wohlbefinden. Grundsätzlich können Sie alle Sportarten ausüben, die das Beschwerdebild nicht verschlimmern. Sportarten wie Tennis oder Golf sollten Sie eher vermeiden, da sie die Armmuskulatur stark belasten. Auch sehr monotone und gleichförmige Bewegungen wie z. B. Crosstrainer können einen Mausarm verschlimmern.
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie genug - mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag; nach Anstrengungen und an warmen Tagen mehr!
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Verzichten Sie auf Alkohol- und Tabakkonsum!

Lesen Sie auch: Dauerhafte Beinkrämpfe: Mögliche Ursachen und Behandlung

tags: #Krampf #im #Unterarm #und #Finger #Ursachen