Cavalier King Charles Spaniel: Gehirnerkrankungen und ihre Auswirkungen

Der Cavalier King Charles Spaniel ist bekannt für sein freundliches Wesen und sein ansprechendes Aussehen, was ihn zu einem beliebten Familienhund macht. Leider ist diese Rasse anfällig für eine Reihe von gesundheitlichen Problemen, insbesondere im Bereich des Gehirns. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören die Syringomyelie und die Chiari-ähnliche Malformation.

Syringomyelie: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Rückenmark

Die Syringomyelie (SM) ist eine Erkrankung des Rückenmarks, bei der sich mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume (Syrinxen) bilden. Das Rückenmark ist eine schlauchförmige Struktur innerhalb der Wirbelsäule, die Nerven enthält und Botschaften zwischen Gehirn und Körper überträgt. Die Flüssigkeit in den Hohlräumen übt Druck auf das Rückenmark aus und kann zu Nervenschäden führen.

Ursachen und Symptome

Bei Cavalier King Charles Spaniels wird die Syringomyelie oft durch eine Chiari-ähnliche Malformation verursacht, bei der das Kleinhirn zu groß für den Schädel ist und Teile des Gehirns durch das Hinterhauptsloch gepresst werden. Dies behindert den normalen Fluss der Rückenmarksflüssigkeit und führt zur Bildung von Hohlräumen.

Die Symptome der Syringomyelie können variieren, aber häufige Anzeichen sind:

  • Missempfindungen im Hals- und Schulterbereich, die zu lang anhaltenden Kratzattacken führen (Phantomkratzen)
  • Empfindlichkeit gegenüber Berührungen im Kopf- und Nackenbereich
  • Schmerzen, die intermittierend und schwer zu lokalisieren sind
  • Verschlechterung der Symptome nach längeren Liegephasen, Temperaturextremen, Aufregung oder Veränderungen der Körperhaltung
  • Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose)
  • Lähmungen und Ausfall verschiedener Körperregionen
  • Vorübergehendes Schielen
  • Ungerichtetes Aggressionsverhalten

Prävalenz

Studien haben gezeigt, dass ein erheblicher Teil der Cavalier King Charles Spaniels von Syringomyelie betroffen ist. Eine Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen ergab, dass 57 Prozent der untersuchten Hunde eine Syringomyelie aufwiesen. Eine weitere Untersuchung von Cavalier King Charles Spaniels aus den Niederlanden und England zeigte, dass der Anteil der erkrankten Hunde mit zunehmendem Alter steigt.

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Chiari-ähnliche Malformation: Ein zu kleines Schädel für das Gehirn

Die Chiari-ähnliche Malformation (CM) ist eine weitere häufige Erkrankung des Nervensystems bei Cavalier King Charles Spaniels. Bei dieser Erkrankung ist das Kleinhirn zu groß für den Schädel, was dazu führt, dass Teile des Gehirns durch das Hinterhauptsloch gepresst werden. Das Hinterhauptsloch ist eine Öffnung im Schädel, durch die das Rückenmark verläuft.

Ursachen und Symptome

Die Chiari-ähnliche Malformation wird wahrscheinlich durch die Zucht auf eine runde Kopfform verursacht, die für die Rasse charakteristisch ist. Diese Zucht kann dazu führen, dass der Schädel zu klein für das Gehirn ist.

Die Symptome der Chiari-ähnlichen Malformation können variieren, aber häufige Anzeichen sind:

  • Schnelles Ermüden
  • Intensives Reiben des Kopfes auf dem Boden
  • Rückenschmerzen
  • Schwierigkeiten beim Treppengehen oder Springen
  • Spontan auftretende oder durch Hochheben ausgelöste Schmerzschreie
  • Unbehagen bei Berührungen in Rückennähe oder beim Drehen des Kopfes
  • Zeitweise Lähmung und Ausfall verschiedener Körperregionen
  • Vorübergehendes Schielen
  • Ungerichtetes Aggressionsverhalten

Prävalenz

Nahezu alle Cavalier King Charles Spaniels besitzen eine Chiari-ähnliche Malformation. Eine Studie an deutschen Cavalieren ergab, dass 97,1 Prozent der Hunde diese Missbildung aufwiesen.

Auswirkungen auf das Gangbild

Eine Studie, die das Gangbild von Cavalieren mit Border Terriern verglich, ergab, dass alle Cavalier King Charles Spaniels, auch diejenigen ohne Syringomyelie, Auffälligkeiten im Gangbild aufwiesen. Diese Auffälligkeiten waren mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, deuteten aber auf Beeinträchtigungen hin.

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Diagnose

Die Diagnose von Syringomyelie und Chiari-ähnlicher Malformation erfolgt in der Regel durch eine Magnetresonanztomographie (MRT). Mit einer MRT-Aufnahme können die Veränderungen des Kleinhirnes und des Rückenmarkes sichtbar gemacht werden.

Therapie

Die therapeutischen Maßnahmen bei einem Cavalier King Charles Spaniel mit Chiari-ähnlicher Malformation und Syringomyelie umfassen sowohl konservative als auch chirurgische Vorgehensweisen.

Konservative Therapie

Die konservative Therapie umfasst in der Regel die Verabreichung von Medikamenten zur Schmerzlinderung und zur Reduzierung der Liquorproduktion. Zu den häufig verwendeten Medikamenten gehören:

  • Azetazolamid und Furosemid (zur Reduzierung der Liquorproduktion)
  • Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAIDs)
  • Gabapentinoide (Gabapentin und Pregabalin)
  • Opioide (in der Regel nur kurzzeitig nach einem chirurgischen Eingriff)
  • Kortikosteroide (Prednisolon)

Chirurgische Therapie

Die chirurgische Therapie kann in schweren Fällen erforderlich sein, um den Druck auf das Gehirn und das Rückenmark zu reduzieren. Die am weitesten verbreitete Operationsmethode ist die kraniozervikale Dekompression, bei der das Hinterhauptsloch erweitert wird.

Weitere gesundheitliche Probleme beim Cavalier King Charles Spaniel

Neben Syringomyelie und Chiari-ähnlicher Malformation ist der Cavalier King Charles Spaniel anfällig für eine Reihe weiterer gesundheitlicher Probleme, darunter:

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  • Herzerkrankungen: Insbesondere die Mitralklappeninsuffizienz, bei der die Herzklappe zwischen Vorhof und linker Hauptkammer nicht richtig schließt.
  • Erbliche Augenerkrankungen: Cavalier King Charles Spaniels können von verschiedenen Augenerkrankungen betroffen sein.
  • Gelenkerkrankungen: Wie die Patellaluxation, bei der die Kniescheibe aus ihrer Gleitrinne springt.
  • Episodic Falling (EF): Eine Erbkrankheit, die durch vorübergehende Bewegungsstörungen gekennzeichnet ist.
  • Curly Coat (CC) / Dry Eye (DE) Syndrome: Eine autoimmune Erbkrankheit, die zu trockenen Augen und lockigem Fell führt.
  • Schlaganfall: Obwohl Tierärzte lange Zeit davon ausgingen, dass Hunde keinen Schlaganfall bekommen können, legen neue wissenschaftliche Erkenntnisse das Gegenteil nahe.

Zucht und Prävention

Aufgrund der hohen Prävalenz von Erbkrankheiten ist es wichtig, dass Züchter Cavalier King Charles Spaniels auf diese Krankheiten untersuchen und nur gesunde Hunde zur Zucht verwenden. Es gibt auch Gentests für einige der Erbkrankheiten, die bei Cavalier King Charles Spaniels vorkommen.

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