Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Cannabispflanze, hat in den letzten Jahren aufgrund seiner potenziellen therapeutischen Vorteile grosse Aufmerksamkeit erlangt. Viele Menschen nutzen CBD zur Selbstbehandlung verschiedener Beschwerden, ohne ärztliche Aufsicht. Es wird angenommen, dass CBD beruhigende, entzündungshemmende und neuroprotektive Wirkungen hat. Aber wie wirkt CBD genau auf das Gehirn, und welche Auswirkungen hat es auf unsere kognitiven Funktionen, Emotionen und unser allgemeines Wohlbefinden? Dieser Artikel untersucht die vielfältigen Wirkungen von CBD auf das Gehirn, basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Das Endocannabinoid-System und CBD
Um die Wirkung von CBD auf das Gehirn zu verstehen, ist es wichtig, das Endocannabinoid-System (ECS) zu kennen. Das ECS ist ein komplexes Netzwerk von Rezeptoren, Endocannabinoiden (körpereigenen Cannabinoiden) und Enzymen, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung verschiedener physiologischer Prozesse spielt, darunter Stimmung, Schmerzempfindung, Entzündungen, Appetit, Gedächtnis und Schlaf.
Die wichtigsten Bestandteile des ECS sind die Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2. CB1-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich im Gehirn und Nervensystem sowie in Organen wie Nieren und Darm. Sie sind für die psychoaktiven Wirkungen von THC (Tetrahydrocannabinol), dem wichtigsten psychoaktiven Bestandteil von Cannabis, verantwortlich. CB2-Rezeptoren finden sich hauptsächlich auf Zellen des Immunsystems, aber auch in Organen wie Lunge, Milz, Haut, Knochen, Magen-Darm-Trakt und Fortpflanzungsorganen.
CBD interagiert nicht direkt mit CB1- und CB2-Rezeptoren wie THC. Stattdessen beeinflusst es das ECS indirekt, indem es die Wirkung von Endocannabinoiden verstärkt und andere Signalwege im Gehirn moduliert.
Wie CBD auf das Gehirn wirkt: Mechanismen und Effekte
CBD wirkt multimodal auf das Gehirn und beeinflusst verschiedene Signalwege, die für Stimmung, Angst, Schmerzverarbeitung und Entzündungen wichtig sind. Zu diesen Signalwegen gehören:
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- Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A): CBD kann an Serotonin-Rezeptoren binden und dadurch Angstzustände reduzieren und die Stimmung verbessern.
- Das Endocannabinoid-System (u. a. CB1): CBD moduliert CB1-Rezeptoren indirekt und kann einige THC-Effekte abschwächen.
- GABA-Rezeptoren: CBD kann die Aktivität von GABA-Rezeptoren erhöhen, was zu einer beruhigenden und angstlösenden Wirkung führen kann.
- TRPV1: CBD kann TRPV1-Rezeptoren aktivieren, die eine Rolle bei der Schmerzempfindung und Entzündung spielen.
Angstlösende und antidepressive Wirkung
Studien deuten darauf hin, dass CBD angstlösende und antidepressive Wirkungen haben kann. Eine Studie von Shannon S, Lewis N, Lee H, Hughes S. ergab, dass bei 79,2 % der Patienten die Angstwerte bereits im ersten Monat sanken und während der gesamten Studiendauer niedrig blieben. Auch Tierstudien aus dem Jahr 2014 deuten auf eine antidepressive und angstlösende Wirkweise hin, die auf die direkte Wirkung von Cannabidiol an den Serotoninrezeptoren im Gehirn zurückzuführen ist. Bei Patientinnen und Patienten mit sozialer Angststörung reduzierte eine Einzeldosis CBD (400 mg) die subjektive Angst und veränderte die Aktivität limbischer Hirnareale in der Bildgebung. Mäusestudien zeigen, dass CBD Angst- und Depressionsverhalten reduziert, besonders über den CB1-Rezeptor: Blockiert man CB1, verschwindet die angstlösende Wirkung. Das spricht dafür, dass CB1 ein zentraler Mitspieler ist.
Neuroprotektive Wirkung
Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass CBD neuroprotektive Eigenschaften haben könnte, also das Gehirn tatsächlich schützt und seine Gesundheit stärkt. CBD wirkt antioxidativ und entzündungshemmend, kann Amyloid-β und Tau-Pathologie in präklinischen Modellen reduzieren und passiert die Blut-Hirn-Schranke - alles relevante Ansatzpunkte bei Alzheimer. Einerseits könnte CBD als Antioxidans freie Radikale neutralisieren, die Nervenzellen schädigen können. Zudem hemmt CBD Entzündungen, die eine große Rolle bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen spielen. Weiterhin zeigen Forschungsergebnisse, dass CBD Nervenzellen vor übermäßiger Erregung schützen könnte, die zum Zelltod führen kann.
Einfluss auf die Kognition
Die Auswirkungen von CBD auf die kognitiven Funktionen sind komplex und nicht vollständig geklärt. Einige Studien weisen auf eine Verbesserung von Gedächtnisfunktionen und Lernleistung hin - etwa durch erhöhten Blutfluss im Hippocampus oder reduzierte Entzündung bei neurodegenerativen Erkrankungen. In einem Alzheimer-Mausmodell verbesserten 60 Tage orales CBD (v. a. 30 mg/kg) Lernen, räumliches Gedächtnis und Angstwerte - ohne die Muskelkraft zu beeinflussen.
Eine Studie aus dem Vereinigten Königreich untersuchte, wie sich Cannabis auf die Ruhenetzwerke des Gehirns auswirkt. Die Ergebnisse zeigten, dass Cannabis die Konnektivität in den Ruhenetzwerken reduziert hat. Das bedeutet, die betreffenden Gehirnbereiche haben weniger miteinander kommuniziert. Davon betroffen waren unter anderem jene Netzwerke, die für die Verarbeitung von Gefühlen sowie für das Gedächtnis oder die Entscheidungsfindung wichtig sind.
CBD bei Epilepsie
Im Rahmen medizinischer Behandlungen wird CBD bei Epilepsie angewendet. Auf dem deutschen Markt gibt es ein CBD-haltiges Arzneimittel, das für bestimmte Epilepsie-Formen zugelassen ist. Bei therapieresistenter Epilepsie (Lennox-Gastaut- oder Dravet-Syndrom) zeigten sich unter CBD messbare Veränderungen der EEG-Hirnnetzwerke. Patientinnen/Patienten mit starker Anfallsreduktion wiesen charakteristische Muster erhöhter Netzwerk-Integration und -Segregation auf. Solche Biomarker könnten künftig helfen, das Ansprechen besser vorherzusagen.
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CBD bei Psychosen
Wie wir an anderer Stelle bereits berichtet haben, kommt CBD Öl bei der Behandlung von Psychosen in Frage. Einige klinische Studien zeigen außerdem, dass CBD antipsychotische Wirkungen haben könnte, ohne die erheblichen Nebenwirkungen konventioneller Antipsychotika zu verursachen. Daher gilt es unter anderem als Kandidat für die Behandlung von Erkrankungen wie Schizophrenie.
CBD und THC: Ein wichtiger Unterschied
Es ist wichtig zu beachten, dass CBD und THC unterschiedliche Wirkungen auf das Gehirn haben. THC ist der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, der für die berauschende Wirkung verantwortlich ist. CBD hingegen wirkt nicht berauschend und kann die starke Wirkung des THC sogar ein wenig dämpfen.
THC bindet direkt an Cannabinoid-Rezeptoren (v. a. CB1) in Hirnarealen, die Genuss, Gedächtnis, Denken, Konzentration, Sinnes- und Zeitwahrnehmung sowie Bewegung steuern. Dadurch kann THC akute Veränderungen von Stimmung, Wahrnehmung und Kognition hervorrufen. CBD ist anders: Es wirkt nicht berauschend, moduliert CB1 nur indirekt und kann einige THC-Effekte sogar abschwächen.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen
Obwohl CBD im Allgemeinen als sicher gilt, gibt es einige mögliche Risiken und Nebenwirkungen, die berücksichtigt werden sollten:
- Wechselwirkungen mit Medikamenten: CBD kann Enzyme der Leber (CYP450) beeinflussen und damit die Blutspiegel anderer Medikamente verändern - von Antiepileptika bis zu Blutverdünnern. Lassen Sie Ihre Medikation ärztlich prüfen, insbesondere wenn Sie höhere CBD-Dosen planen oder Leberprobleme haben.
- Qualität der Produkte: Viele frei verkäufliche CBD-Produkte genügen nicht den üblichen Lebensmittelsicherheitsstandards (uneinheitliche Qualität, mögliche Verunreinigungen, variierende Gehalte). Bevorzugen Sie zertifizierte Produkte mit Laboranalysen (COA) und achten Sie auf klare Dosierungsangaben.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Vermeiden Sie CBD in Schwangerschaft und Stillzeit, da Tierstudien gezeigt haben, dass CBD während der Schwangerschaft das sich entwickelnde Gehirn negativ beeinflussen kann.
- Nebenwirkungen: Sehr häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schläfrigkeit, Durchfall, verminderter Appetit, Fieber und Erbrechen.
Dosierung und Anwendung
Die Dosierung von CBD ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Körpergewicht, Grösse, Beschwerden und die Art des verwendeten Produkts. Es ist ratsam, mit einer niedrigen Dosis zu beginnen und diese langsam zu steigern, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Viele Menschen beginnen mit 5-10 mg CBD pro Tag und erhöhen schrittweise über 1-2 Wochen, bis die gewünschte Wirkung oder die persönliche Toleranz erreicht ist.
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CBD kann in verschiedenen Formen eingenommen werden, darunter Öle, Kapseln, Cremes und Verdampfer. Öle haben den Vorteil, dass sie das CBD gut lösen und damit eine bessere Aufnahme ermöglichen, da alle Cannabinoide sich ausschließlich in Fett und nicht in Wasser lösen.