Die Alzheimer-Krankheit betrifft in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen, Tendenz steigend. Da es bislang keine Heilung gibt, konzentriert sich die Forschung auf die Entwicklung von Methoden, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder sogar aufhalten können. Ein vielversprechender Therapieansatz, der in den Fokus rückt, ist der Einsatz von Technologie, insbesondere im Bereich von tragbaren Sensoren und Neurochips.
Fortschritte in der Demenzforschung
Deutsche Forscher der TU München haben einen vielversprechenden Therapieansatz entwickelt, um Demenz aufzuhalten und sogar zurückzudrehen. Das Team nahm gezielt das Amyloid-Beta-Biomolekül ins Visier, das im Gehirn für schädliche Ablagerungen sorgt und für die im Anfangsstadium der Krankheit typische Hyperaktivität der Nervenzellen verantwortlich ist. Es gelang den Forschern, einen Proteinwirkstoff zu entwickeln, der die Folgen dieses schädlichen Moleküls im Labor unterdrückte. Das Team spricht davon, dass der Alzheimer damit aufgehalten und sogar zurückgedreht werden könne. Die TUM-Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachblatt „Nature Communications“ und hoffen, dass der Wirkstoff die Krankheit künftig im Frühstadium aufhalten kann.
Innovationen in der Neurotechnologie
Ein interdisziplinäres Team der University of Calgary hat einen Neurochip entwickelt, dessen Oberfläche auf biochemischer Ebene neuronalen Zellen ähnelt. Zentrale Nervenzellen bilden synaptische Verbindungen mit dem Neurochip, sodass dieser die Aktivität der Nervenzellen direkt erfassen kann. Das Verfahren ermöglicht laut den Forschern eine sehr hohe räumliche und zeitliche Auflösung der Hirnaktivität. Ein besonderer Vorteil des Neurochips liege darin, dass er die Hirnaktivität über Wochen aufzeichnen könne.
Die Forscher haben den Chip bisher an isolierten Nervenzellen von Schnecken getestet. Es zeigte sich, dass der Chip seine Aufgabe erfüllte und die neuronale Aktivität überwachen konnte. Die ersten Ergebnisse sind den Wissenschaftlern zufolge vielversprechend.
GPS-Tracker für Demenzpatienten: Sicherheit und Freiheit
Neben den Fortschritten in der medikamentösen Therapie und der Neurotechnologie spielen auch GPS-Tracker eine immer größere Rolle im Alltag von Demenzpatienten und ihren Angehörigen. Diese kleinen Sender, die der Demenzerkrankte am Körper trägt, ermöglichen es Angehörigen oder Pflegenden, über eine App auf dem Smartphone oder am Computer zu verfolgen, wo sich der Betroffene befindet.
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Funktionsweise und Vorteile von GPS-Trackern
GPS (Global Positioning System) ist ein globales Ortungssystem, das mithilfe von Satellitensignalen eine genaue Position bestimmen kann. GPS-Tracker wurden für Menschen entwickelt, die zwar körperlich noch mobil sind, aber zunehmend mit einer Persönlichkeitsveränderung aufgrund einer Demenz-Erkrankung zu kämpfen haben. Viele laufen dann ohne Vorwarnung los und verlieren schnell die Orientierung. Ein GPS-Tracker kann Betroffenen wie Angehörigen in solchen Fällen nicht nur mehr Sicherheit geben, sondern er fördert außerdem die Selbständigkeit.
Rechtliche Aspekte und ethische Bedenken
Man darf einen Menschen nicht ohne sein Einverständnis orten. Daher ist es wichtig, mit dem Angehörigen darüber zu sprechen, wenn er geistig dazu in der Lage ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, jemanden zu orten:
- Ortung über das Handy: Wenn der Angehörige sein Handy dabei hat, kann man ihn darüber orten lassen. Das muss man vorher auf seinem Gerät einstellen, z.B. so bei Apple oder Android.
- Andere Tracker: Wenn der demenzkranke Mensch sein Handy zuhause vergisst, helfen vielleicht andere Tracker - kleine Ortungssysteme, etwa in Form einer Uhr, als Kette oder zum Anbringen an die Kleidung.
Kosten und Verfügbarkeit
Die Ortung übers Handy ist gratis. Tracker kann man bei den meisten Online-Händlern für 40 bis 120 Euro kaufen. Es ist ratsam, beim Hersteller nachzufragen, ob man den Sender ausleihen und testen kann. Im Alltag zeigt sich schnell, ob und wie gut die Ortung klappt. Anbieter von teureren Geräten bieten oft einen besseren Service und sind bei Fragen erreichbar.
Akzeptanz und Handhabung
Der beste Sender nützt nichts, wenn er zuhause in der Ecke liegt. Wichtig ist vor allem: Akzeptiert ihn der demenzkranke Mensch und nimmt ihn mit? Orte, an denen man die Geräte tragen kann, gibt es viele: als Kette oder Armband, in der Schuhsohle, in der Gürtelschlaufe oder Hosentasche, an der Jacke oder Tasche befestigt. Sender stören oft weniger, wenn sie wie eine Armbanduhr aussehen (GPS-Uhr); schließlich sind viele Menschen an eine Uhr gewöhnt.
Freiheitsbeschränkende Maßnahmen und Alternativen
Im Kontext der Demenzbetreuung ist es wichtig, auch über freiheitsbeschränkende Maßnahmen und deren Alternativen zu sprechen. Freiheitsentziehende Maßnahmen stellen einen erheblichen Eingriff in die Selbstbestimmung und Selbständigkeit eines Menschen dar.
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Rechtliche Rahmenbedingungen
Das Anbringen von Bettgittern sowie die Fixierung im Stuhl mittels eines Beckengurts stellen freiheitsentziehende Maßnahmen im Sinne des § 1906 Abs. 4 BGB dar, wenn der Betroffene durch sie in seiner körperlichen Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Solche Maßnahmen bedürfen grundsätzlich einer gerichtlichen Genehmigung.
Alternativen zu Fixierungen
Unter Verhältnismäßigkeitsgesichtspunkten ist besonderes Augenmerk darauf zu richten, ob alle Möglichkeiten unterhalb der Anwendung fixierender Maßnahmen ausgeschöpft sind, entsprechende Gefahrensituationen abzuwehren. Eine neue pflegerische Konzeption hat zum Schutz der Betroffenen unter Verhältnismäßigkeitsgesichtspunkten in vorbildlicher Weise bei Gesamtabwägung besonderes Augenmerk darauf gerichtet, ob alle Möglichkeiten unterhalb der Anwendung fixierender Maßnahmen ausgeschöpft sind, entsprechende Gefahrensituationen abzuwehren.
Sturzprävention
Ein Niedrigstbett, das Sturzrisiken wesentlich verringern kann, kann im konkreten Einzelfall in der individuellen Abwägung vorrangig sein, auch wenn gegenüber einer Fixierung nicht ausschließbare Restrisiken eines Sturzes verbleiben. Im Rahmen der Verhältnismäßigkeit einer Gurtfixierung gilt zu bedenken, dass bei einem hohen Bewegungsdrang einer zierlichen Person zugleich ein extrem hohes neues Gefahrenpotential von einem Bauchgurt in Verbindung mit dem Bettgitter ausgehen kann.
Früherkennung von Alzheimer
Um Alzheimer aufzuhalten, ist es notwendig, die Krankheit frühzeitig zu erkennen. Das gilt auch jetzt schon, selbst, wenn derzeit noch kein solches Mittel im Einsatz ist. Manchmal ist es jedoch nicht so einfach, Demenz-Anzeichen von „gewöhnlichen“ Alterserscheinungen zu unterscheiden.
Warnsignale für Alzheimer
Experten der Alzheimer Forschung Initiative nennen zehn Warnsignale, auf die man achten sollte:
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- Gedächtnislücken
- Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen
- Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
- Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme
- Wahrnehmungsstörungen
- Sprachschwächen
- Verlegen von Gegenständen
- Eingeschränktes Urteilsvermögen
- Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben
- Persönlichkeitsveränderungen
Wenn eines dieser Anzeichen wiederholt auftritt, sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Es ist wichtig, frühzeitig und professionell abzuklären, was die Ursache der Vergesslichkeit ist, um mögliche Ursachen zu behandeln.
Neuer Bluttest zur Früherkennung
Einem Forscherteam aus Schweden ist ein entscheidender Schritt bei der Früherkennung von Alzheimer gelungen. Es entwickelte einen innovativen Bluttest, der das Tau-Protein 217 misst, das als Indikator für eine Alzheimer-Erkrankung gilt. Der Bluttest kann mit einer Genauigkeit von 90 Prozent feststellen, ob eine Person mit Gedächtnisverlust an Alzheimer leidet.
Der Test hat Potenzial, die Behandlung von Demenz künftig zu verändern. Eine frühe Diagnose ist von entscheidender Bedeutung, da neue Behandlungen entwickelt werden, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Die Wissenschaftler wollen nun klare Richtlinien für den Einsatz des Tests festlegen. In den USA sei er bereits verfügbar, bald sollen weitere Länder folgen. Das Team rechnet mit einem Einsatz in Hausarztpraxen in etwa ein bis zwei Jahren.
Digitalisierung in der Pflege: Chancen und Risiken
Die Digitalisierung hält auch in der Pflege Einzug. Es gibt sehr ausgeklügelte Technologien wie Smart-Matratzen oder -Betten. Sie können das Schlaf- und Bewegungsverhalten eines Patienten messen, um Rückschlüsse auf dessen Gesundheitszustand zu ziehen. Auch ein Sturz aus dem Bett wird registriert. Von Bedeutung sind zudem Bodensensoren, die das Gangbild einer Person messen.
Ethische Aspekte der Digitalisierung
Der Medizin-Ethiker Giovanni Rubeis von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems (Österreich) warnt jedoch vor den Gefahren der Digitalisierung in der Pflege. Es ist wichtig, die Auswirkungen auf den Pflege-Alltag kritisch zu hinterfragen und mögliche Alternativen in Betracht zu ziehen.