Chronische Krankheiten: Epilepsie – Ursachen, Symptome und Behandlung

Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen. Etwa jeder Zehnte erlebt einmal im Leben einen epileptischen Anfall. Dank moderner Untersuchungsmethoden und medikamentöser Behandlung lässt sich diese Krankheit heutzutage jedoch sicher diagnostizieren und gut behandeln.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie beschreibt Erkrankungen, bei denen es wiederholt zu epileptischen Anfällen kommt. Es handelt sich um die häufigste chronische Krankheit des zentralen Nervensystems. Unter Epilepsie oder auch epileptischen Anfällen verstehen Mediziner allgemein Störungen des Gehirns, die durch kurz dauernde vermehrte und gleichzeitige Entladungen von Nervenzellen entstehen.

Ein epileptischer Anfall ist eine zeitlich begrenzte Funktionsstörung der Hirnnervenzellen. Je nachdem, welche Nervenzellen betroffen sind, kommt es zu verschiedenen Symptomen. Das Spektrum kann von einem Krampfen des ganzen Körpers bis zu einem Zucken oder die Bewegung einzelner Körperteile gehen. Der Anfall kann sich aber auch in einer vorübergehenden Abwesenheit zeigen. Epileptische Anfälle können bei jedem Menschen und in jedem Lebensalter auftreten. Ein einzelner Anfall bedeutet jedoch noch nicht gleich Epilepsie. Erst bei mehrfachen Anfällen in gewissen Zeiträumen oder epilepsietypische Signale im EEG spricht man von einer Epilepsie. Von Epilepsie sprechen Fachleute, wenn die Anfälle nicht nur sporadisch, sondern regelmäßig auftreten.

Ursachen von Epilepsie

Für Epilepsien können verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Doch in etwa der Hälfte der Fälle bleibt die Ursache ungeklärt. Mögliche bekannte Ursachen sind:

  • Andere neurologische Erkrankung mit Epilepsie als Symptom
  • Stoffwechselkrankheiten
  • Pränatale Fehlentwicklungen
  • Neurologische Schädigungen während Schwangerschaft und Geburt
  • Vergiftungen
  • Hirnverletzungen
  • Genetische Faktoren

Bei der Entstehung der Epilepsien gibt es einen Gipfel im Kleinkindesalter, in dem Epilepsien häufig beginnen können; zusätzlich besteht in höherem Alter ab dem 60.

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Epilepsie ist an sich nicht vererbbar. Was vererbbar ist, ist die Neigung zu epileptischen Anfällen. Hier wird von genetischen Epilepsien gesprochen - die Neigung dazu, irgendwann im Leben einen epileptischen Anfall zu erleiden, kann in der Erbmasse gespeichert sein. So wie wir unseren Vorfahren ähnlich sehen können, können wir Krankheiten von unseren Vorfahren übernehmen. Es gibt genetische Erkrankungen, die Epilepsie zur Folge haben können bzw. mit epileptischen Anfällen vergesellschaftet sind. Hier gibt es Syndrome wie z.B. das Landau-Kleffner-Syndrom, das mit Fehlbildungen des Gehirns vom Kleinkindesalter an besteht - das ist immer mit epileptischen Anfällen vergesellschaftet. Ein weiteres, bekannteres Syndrom ist die Trisomie 21 - hier ist das Chromosom 21 dreifach vorhanden.

Bei Erwachsenen kann wie auch bei Kindern jede Art der Verletzung des Gehirns epileptische Anfälle verursachen. Wenn Verletzungen des Gehirns entstehen - bei Erwachsenen etwa Schlaganfälle oder Tumore bzw. bei Kindern ein Schädelhirntrauma oder eine stärkere Gehirnerschütterung, kann diese Veränderung im Gehirn eine kleine Narbe hinterlassen, welche eine Instabilität in den Gehirnzellverbänden entstehen lässt.

Es gibt Faktoren, die epileptische Anfälle begünstigen können. Dazu gehört eine Störung des regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus, welcher für das Leben zentral ist - wenn dieser gestört ist, sind die Gehirnzellen instabiler und können sich leichter entladen. Wenn man die ganze Nacht wach ist, Alkohol trinkt und nicht schläft, ist der Schlafrhythmus gestört; außerdem hat der Alkohol eine dämpfende Wirkung auf das Gehirn.

Idiopathische, kryptogene und symptomatische Epilepsie

Ohne direkt erkennbare Ursachen sind die idiopathischen Epilepsien. Es besteht bei diesen jedoch eine genetische Veranlagung. Deuten Beginn und Begleitumstände der Erkrankung eher auf eine symptomatische Ursache hin, ohne dass diese beim Betroffenen gefunden wurde, sprechen wir von „kryptogener“ Epilepsie. Bei den symptomatischen Epilepsien liegen stoffwechselbedingte oder strukturelle Fehlfunktionen vor. Zu diesen gehören beispielsweise Gehirnentzündungen, Hirnfehlbildungen, vorgeburtliche oder traumatische Schädigungen des Gehirns, Stoffwechselerkrankungen, Tumore oder Vergiftungen.

Symptome von Epilepsie

Nicht jeder Anfall bedeutet gleich die Erkrankung Epilepsie. Zehn Prozent der Bevölkerung haben einmal in ihrem Leben einen Anfall - das können beispielsweise Studenten sein, die die Nacht durchlernen oder durchfeiern und dann am nächsten Morgen aufgrund des Schlafentzuges einen Anfall haben.

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Bei einfachen fokalen Anfällen kommt es meist zu einem Muskelkrampf bei dem das Bewusstsein bleibt. Erst bei komplexeren Anfällen kann das Bewusstsein eingeschränkt sein oder kurz aussetzen.

Die generalisierten Anfälle werden in verschiedene Formen eingeteilt:

  • Absenzen - Kurze Bewusstseinsstörung wobei der Patient lediglich in der Tätigkeit erstarrt und nach wenigen Sekunden so tut als ob nichts gewesen wäre.
  • Myoklonische Anfälle Merkmal: Plötzlich auftretende, kurze, beidseitige Muskelzuckungen
  • Klonische Anfälle Merkmal: Muskelzuckungen. Arme und Beine können heftig zucken. Außerdem kommt es zu eine, vermehrten Speichelfluss, sodass Betroffene Schaum vor dem Mund haben können.
  • Tonische Anfälle - Merkmal: Muskelkrämpfe. Die Betroffenen versteifen oft Arme und Beine und stürzen. Dabei ist die Verletzungsgefahr sehr hoch. Es kann zu Bisswunden an der Zunge oder den Backen kommen.
  • Atonische Anfälle Merkmal: plötzliches Zusammenfallen der Muskelspannung, kurze Bewusstlosigkeit
  • Status epilepticus - Notfall. Der Status epilepticus beschreibt den Zustand bei dem die epileptischen Anfälle in so kurzen Abständen auftreten, dass sich der Betroffene zwischendurch nicht mehr erholen kann. Dieser Zustand muss umgehend vom Notarzt medikamentös unterbrochen werden, da es sonst zu schweren Hirnschädigungen kommen kann.

Aura als Vorbote

Es gibt Anfälle, die sich ankündigen und es gibt Anfälle, die aus heiterem Himmel auftreten. Fokale Anfälle aus dem Schläfenlappen können sich mit einer sogenannten Aura ankündigen. Die Aura (griechisch: das Lüftchen) ist eine Art Vorgefühl bzw. eine Sensation, die sich schwer beschreiben lässt; danach verliert man das Bewusstsein. Häufig sind epigastrische Auren bzw. eine aufsteigende Übelkeit; danach weiß man oft nichts mehr. Hierbei muss jedoch nicht auf den Magen geachtet werden - das wird vom Gehirn bzw. vom Schläfenlappen gesteuert. Diese Ankündigungen von Anfällen werden schon als bewusst erlebte Anfälle bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Formen: oft treten Geruchsstörungen auf - dann spricht man von einer olfaktorischen Aura. Außerdem können Geschmacksstörungen bzw. eine gustatorische Aura auftreten. Ein Anfall könnte aber auch durch ein ledigliches Zucken mit der Hand bewusst erlebt werden (motorische Anfälle). Das alles sind Phänomene, welche einen Anfall ankündigen können - wenn diese Ankündigungen auftreten, verliert man als Betroffener im Anschluss das Bewusstsein und weiß danach oft gar nichts mehr. Die Umgebung kann dann beobachten, wie der Körper zuckt oder krampft - hier wird dann vom großen Anfall bzw. Grand-mal-Anfall gesprochen.

Was man während eines Anfalls fühlt

Während eines Anfalls fühlt man nicht sehr viel. Es gibt ganz selten Anfälle, die mit einer Schmerzsymptomatik einhergehen; meistens merkt man während des Anfalls jedoch gar nichts. Man kann sich aber während des Anfalls verletzen - wenn jemand im Schlaf einen Anfall hat, kann es passieren, dass die betreffende Person beim Aufwachen Muskelkater hat oder sich durch Ausschlagen verletzt hat. Meistens merkt man selbst nicht viel, wenn man keine Auren bzw. Vorankündigungen von den Anfällen hat und aufgrund derer ein komisches Gefühl bekommt. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass Vorgefühle bagatellisiert werden. Es gibt beispielsweise eine Form der Epilepsie, die im Jugendalter auftritt - die sogenannte juvenile myoklonische Epilepsie. Diese geht oft mit Zuckungen einher, welche meist in den Morgenstunden passieren, vor allem, wenn junge Menschen am Abend länger aus waren. Dann kann es passieren, dass am Morgen die Zahnbürste beim Zähneputzen wegfliegt; das wird oft damit abgetan, dass sich der*die Betroffene denkt, es läge am Schlafmangel oder Alkohol.

Erinnerung an den Anfall

Wenn beim Patienten keine Ankündigungen vor Anfällen passieren oder sich ein Patient nach einem großen Anfall nicht mehr an das Gefühl davor erinnern, bleibt dem Patienten keinerlei Erinnerung vom Anfall - nur die Tatsache, dass er bewusstlos geworden ist. Nach einem großen bzw. Grand mal Anfall mit tonisch-klonischen Krämpfen ist es so, dass man zunächst einmal schläft und kein Bewusstsein hat. Menschen, die einen großen bzw. tonisch-klonischen Anfall gehabt haben, können sich an gar nichts erinnern. Der Anfall kommt in diesem Fall aus heiterem Himmel und wenn die Betroffenen wieder zu sich kommen, wissen sie nicht, was passiert ist.

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Arten von Epilepsie

Grundsätzlich unterscheidet man in der Medizin zwischen fokalen und generalisierten Anfällen.

Fokale Anfälle

Fokale (herdförmige) epileptische Anfälle sind die häufigsten epileptischen Anfälle. Das sind Anfälle, welche von einer bestimmten Region im Gehirn ausgehen. Bei fokalen Anfällen sind nur bestimmte Bereiche des Gehirns am Anfall beteiligt und entsprechend sind nur einzelne Körperregionen beteiligt. Zum Beispiel kann bei einem fokalen Anfall nur das Augenlid zucken. Außerdem werden fokale Anfälle in solche mit Bewusstseinsstörung und solche ohne Bewusstseinsstörung unterteilt. Eine Bewusstseinsstörung zeigt sich meist als kurze Eindämmerung, die so unauffällig für Außenstehenden verläuft, dass es ihnen meist nicht auffällt. In der Regel haben Betroffene keine Erinnerung an den Anfall.

Jede Nervenzelle und jeder Nervenzellverbund im Gehirn kann „epileptisch“ werden. In diesem Teil des Gehirns werden unvermittelt ganze Gruppen von Nervenzellen gleichzeitig aktiv und senden Signale aus, die in den betreffenden Körperteilen ganz unterschiedliche Folgen auslösen können, beispielsweise Muskelkrämpfe.

Fokale Anfälle werden darin unterschieden, ob der*die Betroffene sie bewusst oder nicht bewusst erlebt. Sie werden anschließend nach ihrem anfänglichen Erscheinungsbild klassifiziert. Hierbei unterscheidet man einen motorischen Beginn von einem nicht-motorischen Beginn.

Motorischer Beginn

Unter dem Begriff „motorisch“ fasst man Muskelaktivitäten, wie beispielsweise Muskelzuckungen oder -krämpfe aber auch eine Muskelerschlaffung (Atonie, atonisch) zusammen. Die verschiedenen motorischen Symptome bei einem epileptischen Anfall werden mit spezifischen Fachbegriffen beschrieben. Beispiele hierfür sind:

  • klonisch: symmetrische oder asymmetrische Zuckungen, die rhythmisch sind und identische Muskelgruppen betreffen
  • myoklonisch: plötzliche, sehr kurze, einzelne oder mehrfache unrhythmische Muskelzuckungen, die weniger regelmäßig sind und kürzer andauern als klonische Zuckungen
  • tonisch: eine zunehmende Muskelanspannung (Kontraktion), die einige Sekunden bis Minuten anhält
  • epileptische Spasmen: plötzliche Muskelaktivität, die anfallsweise häufig wiederholt werden kann (Cluster); beispielsweise Beugen oder Strecken der Arme, Beugen der Rumpfmuskulatur, Grimassen, Nicken oder subtile Augenbewegungen
  • Automatismus: Bewegungen, die aussehen wie alltägliche koordinierte Handlungen, die die Betroffenen jedoch nicht willentlich steuern, beispielsweise Laufbewegungen oder Nicken. In manchen Fällen setzen die Betroffenen eine Handlung fort, die sie vor Beginn des Anfalls ausführten.
  • Hyperkinetisch: die Betroffenen bewegen sich sehr stark, sie strampeln beispielsweise.

Nicht-motorischer Beginn

Hierunter fallen beispielsweise Symptome während eines Anfalls wie

  • Innehalten: Aktivitätspause, Erstarren, Bewegungslosigkeit
  • kognitive Einschränkungen: z. B. Sprach- und Sprechstörungen (Aphasie, Apraxie), Wahrnehmungsstörungen oder Halluzinationen
  • emotionales Verhalten: z. B. Angst, Furcht, Wut sowie Lachanfälle oder Weinen
  • autonome Reaktionen: z. B. Erröten, Blässe, Gänsehaut, Erektion, Veränderungen des Herzschlags oder der Atmung, Übelkeit
  • sensible/sensorische Störungen (Sinnesstörungen): z. B. Störungen des Hör-, Geschmacks- oder Geruchssinns, Gleichgewichtsstörungen oder Sehstörungen

Anfälle mit fokalem Beginn können auf eine Hirnhälfte begrenzt bleiben, sie können aber auch auf die andere Hirnhälfte übergreifen und dann beidseitig (bilateral) eine tonisch-klonische Aktivität hervorrufen.

Generalisierte Anfälle

Bei generalisierten Anfällen ist das ganze Gehirn vom Anfall betroffen. Entweder von Anfang an oder aus einem fokalen Anfall ausgehend. Generalisierte Anfälle zeigen sich als sogenannte Absenzen, die kurze Zeit dauern und in denen die betroffene Person nicht ansprechbar ist. Des Weiteren werden auch myoklonischen Anfällen, die sich als plötzliche und kurze Zuckungen von ganzen Muskelgruppen zeigen, zu den generalisierten Anfällen gezählt. Außerdem zählen auch Anfälle, die zu einer Versteifung und dann zum Krampfen des ganzen Körpers führen, Grand Mal genannt, zu den generalisierten Anfällen.

Ein generalisierter Anfallsbeginn wird von den Betroffenen niemals bewusst erlebt. Man beschreibt diese Anfälle nach ihren motorischen und nicht-motorischen Symptomen.

Motorische Symptome bei generalisiertem Beginn

Neben den tonischen, klonischen und myoklonischen Muskelaktivitäten, der Atonie und den epileptischen Spasmen, die man auch bei fokalen Anfällen beobachten kann, können bei einem Anfall mit generalisiertem Beginn Kombinationen dieser Symptome auftreten:

  • tonisch-klonisch
  • myoklonisch-tonisch-klonisch
  • myoklonisch-atonisch

Nicht-motorische Symptome bei generalisiertem Beginn

Anfälle mit generalisiertem Beginn und nicht-motorischen Symptomen können auch als Absencen bezeichnet werden. Absencen treten typischerweise eher bei Kindern auf als bei Erwachsenen. Man unterscheidet:

  • typische Absence-Anfälle
  • atypische Absence-Anfälle (mit langsamem Beginn oder Ende oder bei signifikanter Veränderung der Muskelspannung)
  • myoklonische Krampfanfälle (kurze, vereinzelte und plötzlich auftretende Muskelzuckungen, hauptsächlich in Schultern und Armen)
  • Augenlid-Myoklonie (Lidzuckungen, Drehen der Augäpfel)

Anfälle mit unbekanntem Beginn

Der Beginn eines Anfalls ist unbekannt, wenn derdie Betroffene ihn nicht bewusst erlebt hat und es auch keine Zeuginnen gibt, die den Anfallsbeginn genau beschreiben können.

Diagnose von Epilepsie

Ein erster epileptischer Anfall gehört immer ärztlich abgeklärt. In diesem Fall sollte ein Arzt, ein Neurologe oder ein Kinderarzt bzw. ein Neuropädiater aufgesucht werden, um eine Abklärung durchzuführen. Wenn bei Erwachsenen der Verdacht auf Epilepsie besteht, ist immer ein Facharzt für Neurologie aufzusuchen. Im Kindesalter sind Kinderärzte dafür zuständig - am besten ist es, einen Neuropädiater bzw. Neuro-Kinderarzt aufzusuchen, welcher sich noch besser damit auskennt. Natürlich ist es nicht immer leicht, eine Epilepsie zu diagnostizieren. Bei einer Synkope bzw. einem Kreislaufkollaps mit Myoklonien kann man auch zucken - Beteiligte beschreiben diesen Kollaps dann oft als Bewusstseinsverlust mit Zuckungen. Da ist die Gefahr dann groß, das mit Epilepsie zu verwechseln, obwohl es damit nichts zu tun hat. Weiters gibt es eine Gruppe von psychogenen bzw.

Wenn man nach dem ersten Anfall zu einem Facharzt kommt, wird die erste Frage sein, ob man vor dem Anfall etwas gespürt hat. In den meisten Fällen ist das für die Patienten schwer zu sagen. Aus diesem Grund werden die beteiligten Menschen wie Familie oder Freunde befragt, ob z.B. vor dem Anfall eine Art Schmatzen (Schmatzautomatismus) zu hören war, was typisch für einen fokalen Anfall wäre. Ein außerdem typisches Anzeichen sind Gestikulationen mit den Händen - das wird vom Arzt bzw.

Man kann sich auf jeden Arztbesuch vorbereiten - damit ist dem untersuchenden Arzt immer sehr geholfen. Man kann z.B. schon eruieren, ob in der Familie jemand Epilepsie hat oder ob man als Kleinkind einen Unfall mit einem Schädel-Hirn-Trauma oder eine Hirnhautentzündung hatte.

Untersuchungsmethoden

Beim ersten Besuch eines Facharztes wird neben der Anamnese - Suchen nach der Ursache des Anfalls - eine klinische Untersuchung gemacht. Neurologen oder Neuropädiater untersuchen die Reflexe im Körper, ob irgendwelche Ausfälle erkennbar sind und führen dann die erste wichtige Untersuchung, das EEG, durch. Beim EEG werden Elektroden an den Kopf angebracht, mit denen man die Hirnströme messen kann - im besten Fall sollte das früh gemacht werden (bis zu zwanzig Stunden nach dem Anfall). Dadurch könnte man schon eine epileptogene Bereitschaft erkennen.

Nach dem EEG wird eine bildgebende Untersuchung des Gehirns gemacht - da ist die Diagnostik der Wahl die Kernspintomographie; das MRT. Nach einem ersten Anfall ist es sinnvoll, eine stationäre Abklärung an einer Kinderklinik oder an einer Neurologie zu machen, um alles durch EEG und MRT abklären lassen zu können. Zudem können Laboruntersuchungen durchgeführt werden, ob Blutunterzucker besteht oder die Blutsalze zu gering sind - auch das kann Anfälle auslösen. Neben den Laboruntersuchungen sind das EEG und die Kernspintomographie die wesentlichen Untersuchungen - das lässt sich in einem stationären Setting leichter abklären.

Elektroenzephalogramm (EEG)

Das Zentrale ist dabei das EEG, die Elektroenzephalographie; umso früher das EEG durchgeführt werden kann, desto aussagekräftiger ist es. Leider werden oft Symptome von Patienten und deren Angehörigen nicht gleich erkannt. Wenn jedoch Sensationen wie ein Kribbeln am Arm, eine plötzliche Geruchs- oder Geschmacksstörung oder aufsteigende Übelkeit auftreten, ist das abklärungsbedürftig.

Das Elektroenzephalogramm bzw. EEG ist eine der wichtigsten Untersuchungen, um Anfälle abklären zu können. Dem Patienten werden Elektroden an den Kopf geklebt oder mittels Hauben auf den Kopf gesetzt, wodurch die Spannungen einzelner Gehirnzellen untereinander gemessen werden. Wenn hier die Spannung abfällt oder sich erhöht, hat man ein sogenanntes epilepsietypisches Potential - das ist ein klarer Hinweis für Epilepsie.

Beim Elektroenzephalogramm werden am Kopf durch eine Elektrodenhaube in bestimmten Abständen Elektroden angebracht; mit einem Gerät werden dann die Hirnströme aufgezeichnet - so können Hirnströme zwischen zwei Elektroden gemessen werden. Wenn im EEG-Befund eine Aktivität auftritt, welche bei beiden Hemisphären gleichzeitig beginnt und danach abrupt wieder endet, weicht das von einem gesunden EEG ab.

Behandlung von Epilepsie

Epilepsien werden in der Regel in einem ersten Schritt konservativ, das heißt medikamentös behandelt. Dabei kommen Medikamente der Gruppe Antiepileptika zum Einsatz. In schwerwiegenden Fällen müssen mehrere Medikamente gleichzeitig gegeben werden und unterschiedliche Kombinationen ausprobiert werden. Die Antiepileptika sollen einem epileptischen Anfall vorbeugen. Die medikamentöse Behandlung einer Epilepsie ist daher immer eine Langzeittherapie und dauert meistens mehrere Jahre.

Wenn die Diagnose einer Epilepsie gleich zu Beginn gestellt werden kann, wird auch gleich mit einer antiepileptischen Medikation begonnen. Für die meisten Formen der Epilepsie handelt es sich dabei um eine dauerhafte Therapie; es gibt sehr wenige Epilepsien des Kindes- und Jugendalters, welche im Erwachsenenalter nicht mehr auftreten. Bei den meisten Epilepsien beginnt man jedoch mit einer Medikation, um die Anfälle zu behandeln und zu stabilisieren.

Eine Epilepsie ist als solches nicht heilbar, aber mit Medikamenten behandelbar. Etwa zwei Drittel der Menschen mit Epilepsie werden unter Medikamenten anfallsfrei; ein Drittel ist schwerer behandelbar.

Medikamentöse Therapie

Folgende Faktoren wirken ebenfalls präventiv und schützen vor einem weiteren Anfall:

  • regelmäßige Medikamenteneinnahme
  • geregelte Lebensführung mit regelmäßigem Schlaf-Wach-Rhythmus
  • gesunde ausgewogene Ernährung
  • regelmäßige ärztliche Kontrollen
  • Stressvermeidung
  • Vermeiden von anfallsprovozierenden Faktoren

Epilepsiechirurgie

Für eine kleine Zahl von Betroffenen, mit sogenannten therapieresistenten Epilepsien, ist eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend. Ihnen kann mit moderner Medizin durch einen neurochirurgischen Eingriff (Epilepsiechirurgie) geholfen werden, sofern sich der Herd in einer genau umschriebenen Region des Gehirns befindet.

Ist eine Epilepsie mit Medikamenten nicht ausreichend behandelbar und gehen die Krampfanfälle immer von einer begrenzten Hirnregion aus (fokale Anfälle), kann eine operative Entfernung von Hirngewebe unter Umständen hilfreich sein. Sie betrifft dann nur diesen bestimmten Teil des Gehirns (resektive Operation).

Stimulationsverfahren

Bringen Medikamente nicht den gewünschten Erfolg, können auch sogenannte Stimulationsverfahren gegen epileptische Anfälle helfen. Dabei gibt der Arzt mit niedriger Stromstärke Impulse in bestimmte Strukturen des Gehirns oder solche, die dorthin führen (Vagusnerv). Verschiedene Verfahren der Stimulation sind möglich. Am häufigsten wird die Vagusnervstimulation (VNS) angewandt.

Verhalten bei einem epileptischen Anfall

Wenn man bei einem epileptischen Anfall anwesend ist, kann man leider nicht viel machen. Man möchte natürlich helfen - das ist jedoch schwierig. Das Wichtigste ist es, den Betroffenen in eine stabile Seitenlage zu bringen und alles wegzuräumen, wodurch man sich verletzen könnte. Menschen, die diesen Anfall beobachten glauben oft, sie müssen helfen - aber umso weniger man tut, desto besser ist es. Früher wurde in der Krankenpflegeausbildung gelehrt, bei einem großen Anfall einen Keil zwischen die Zähne zu geben - das wird heute nicht mehr gemacht, da dadurch der Biss in die Zunge nicht verhindert wird und man sich als Helfer selbst verletzen kann. Man kann jedoch darauf achten, den Patienten in eine stabile Seitenlage bringen zu können und Gläser oder andere Gegenstände aus dem Weg zu räumen, um die Umgebung zu schützen.

Erleidet jemand einen epileptischen Anfall, sollte man folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen umsetzen:

  • Ruhe bewahren.
  • Auch den Betroffenen beruhigen und möglichst vor Verletzungen schützen.
  • Den Patienten während des Anfalls nicht festhalten.

Meistens ist ein Krampfanfall nicht gefährlich und dauert nur wenige Minuten an. Tritt jedoch ein sogenannter Status epilepticus ein, muss unverzüglich ein Notarzt gerufen werden. Ein Status epilepticus dauert in der Regel länger als fünf Minuten oder tritt als Serie mehrerer Anfälle kurz hintereinander auf. Der Patient kommt während des Krampfanfalls nicht wieder vollständig zu Bewusstsein.

Leben mit Epilepsie

Unter medikamentöser Behandlung bleiben viele Patienten anfallsfrei und können ein normales Leben führen. Allerdings kann es nach einem Anfall zu einer „Bewährungsphase“ kommen, bei der der Betroffene auf Tätigkeiten, die sich selber oder andere Leute gefährden könnte, wie zum Beispiel Autofahren oder Gerüstbauen, verzichten. Bleibt der Betroffene nach einem bestimmten Zeitraum ohne Anfall, können solche Tätigkeiten wieder aufgenommen werden.

Wenn man sich beim epileptischen Anfall selbst nicht verletzt, kommt es auch nicht zu Symptomen. Wenn durch eine schlechte Behandlungsmöglichkeit oder unregelmäßige Einnahme der Medikamente Anfälle jedoch immer wieder auftreten, kann es langfristig zu Gedächtnisstörungen kommen. Während des Anfalls selbst kann man sich zusätzlich verletzen - das kann langfristige Folgen mit sich bringen. Häufig passieren durch Anfälle Rippen- oder Wirbelkörperbrüche, die dann unter Umständen auch zu Lähmungserscheinungen führen können.

Wenn sich die betreffende Person an ein Gefühl vor dem Anfall erinnern kann, so ist den behandelnden Ärzten und Ärztinnen sehr geholfen, wenn das schriftlich festgehalten ist. Wenn beispielsweise vor dem Anfall Übelkeit, ein komischer Geschmack, Geruch oder ein Geräusch bemerkt wurde, sollte das notiert werden, um später den Ursprung des Anfalls leichter finden zu können.

Spezielle Situationen

Frauen mit Epilepsie müssen bei der Schwangerschaft ein paar Dinge berücksichtigen. Antiepileptische Medikamente können Fehlbildungen verursachen - das trifft jedoch nicht auf alle zu. Da muss man sich gut beraten lassen, welche Medikamente während einer Schwangerschaft ideal sind. Wichtig ist dabei, die bestehenden Medikamente nicht abzusetzen, sobald man von einer Schwangerschaft erfährt.

Es gibt viele Auslöser, welche die Neigung zu epileptischen Anfällen verstärken. Ein Auslöser kann Schlafentzug oder ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus sein; außerdem übermäßiger Alkoholkonsum, wobei da nicht der Alkohol an sich Auslöser ist, sondern der Abfall vom Alkoholspiegel.

Was man selbst tun kann

Epilepsie-Patienten sollten darauf achten, immer ausreichend viel zu schlafen. Dies kann das Risiko, einen Krampfanfall zu erleiden, verringern. Alkohol besser nur selten und in sehr geringen Mengen genießen. Wer unter seiner Krankheit auch psychisch stark leidet, dem empfiehlt sich eine Psychotherapie. Bei der Berufswahl muss die neurologische Erkrankung mit in die Überlegungen einfließen. Denn nicht jede Arbeit kann mit Epilepsie verrichtet werden.

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