Citalopram bei Demenz: Wirkung, Anwendung und Risiken

Citalopram ist ein Antidepressivum aus der Klasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Es wird zur Behandlung von Depressionen, Panikstörungen, Zwangsstörungen und generalisierten Angststörungen eingesetzt. In den letzten Jahren wurde Citalopram auch als Alternative zu Antipsychotika bei der Behandlung von Agitation (psychomotorische Unruhe) bei Demenzpatienten in Betracht gezogen. Allerdings gibt es nur begrenzt Hinweise für seine Wirksamkeit und Sicherheit in dieser speziellen Anwendung.

Anwendungsgebiete von Citalopram

Citalopram ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit folgenden Anwendungsgebieten:

  • Behandlung von Episoden einer Major Depression
  • Behandlung von Panikstörungen mit oder ohne Agoraphobie
  • Behandlung von Zwangsstörungen und generalisierte Angststörungen

Wie Citalopram wirkt

Citalopram besitzt ein Stereozentrum, wodurch zwei Enantiomere des Wirkstoffs existieren. Wird Citalopram verordnet, handelt es sich also um eine Mischung aus S-und R-Enantiomer, wovon das S-Enantiomer (Escitalopram) hauptsächlich für die antidepressiven Effekte verantwortlich ist. Die Wirkung beruht auf einer kompetitiven Hemmung des Serotonintransporters. Diese Hemmung erhöht die Konzentration an Serotonin in der Präsynapse und trägt so zur Wirkung bei.

Nach einigen Wochen SSRI-Einnahme, werden Serotonin-Neurone auf die überschüssige Menge an Serotonin desensibilisiert. Da die Transporter noch blockiert sind, sammelt sich dadurch mehr Serotonin in der Synapse an. Die Zeit, die für Autorezeptoren und postsynaptische Rezeptoren zur Desensibilisierung benötigt wird, steht im Einklang mit den verzögerten klinischen Wirkungen der SSRI und mit der allmählichen Toleranz gegenüber Nebenwirkungen.

Pharmakokinetik von Citalopram

  • Resorption: Citalopram wird nach oraler Gabe nahezu vollständig resorbiert, unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Die maximale Plasmakonzentration (Tmax) wird durchschnittlich nach 3 Stunden erreicht. Die Bioverfügbarkeit beträgt etwa 80%.
  • Verteilung: Das Verteilungsvolumen beträgt etwa 12 - 17 l/kg. Die Plasmaproteinbindung liegt unter 80% für Citalopram und seine Hauptmetaboliten.
  • Biotransformation: Citalopram wird zu Demethylcitalopram, Didemethylcitalopram, Citalopram-N-Oxid und einem inaktiven desaminierten Propionsäurederivat verstoffwechselt. Aktive Metaboliten sind ebenfalls SSRIs, aber schwächer wirksam als Citalopram. Die Plasmakonzentrationen von Demethylcitalopram betragen 30 - 50% und Didemethylcitalopram 5 - 10% der Citalopram-Plasmakonzentration. Die Biotransformation wird durch CYP2C19 (ca. 60%), CYP3A4 (ca. 30%) und CYP2D6 (ca. 10%) vermittelt.
  • Elimination: Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 1,5 Tage. Die systemische Clearance beträgt etwa 0,3 - 0,4 l/min, die orale Clearance etwa 0,4 l/min. Die Ausscheidung erfolgt zu 85% über die Leber und zu 15% über die Nieren. 12 - 23% der Tagesdosis werden unverändert über den Urin ausgeschieden. Die hepatische Clearance beträgt etwa 0,3 l/min, die renale Clearance zwischen 0,05 und 0,08 l/min. Die Pharmakokinetik ist linear. Im Gleichgewicht befinden sich die Plasmaspiegel nach 1 - 2 Wochen. Bei täglicher Gabe von 40 mg beträgt die durchschnittliche Plasmakonzentration 300 nmol/l (165 - 405 nmol/l).

Besondere Patientengruppen

  • Ältere Patienten (> 65 Jahre): Längere Halbwertszeiten (1,5 - 3,75 Tage), verminderte Clearance (0,08 - 0,3 l/min) und doppelt so hohe Steady-state-Plasmakonzentrationen wie bei jüngeren Patienten.
  • Eingeschränkte Leberfunktion: Langsamere Elimination, Halbwertszeit und Plasmaspiegel sind um den Faktor zwei erhöht im Vergleich zu normaler Leberfunktion.
  • Eingeschränkte Nierenfunktion: Geringfügig langsamere renale Elimination bei leichter bis mittelschwerer Niereninsuffizienz. Bei schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min) liegen keine wesentlichen Erfahrungen vor.
  • Polymorphismus: Bei eingeschränkter CYP2C19-Funktion kann es zu bis zu doppelt so hohen Plasmakonzentrationen von Citalopram kommen. Eine eingeschränkte CYP2D6-Funktion hat keine signifikante Änderung der Plasmakonzentration zur Folge. Bei verringerter Verstoffwechselung über CYP2C19 sollte mit einer Anfangsdosis von 10 mg täglich behandelt werden.

Dosierung von Citalopram

Die Dosierung von Citalopram variiert je nach Anwendungsgebiet und Patientenfaktor.

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  • Behandlung von Depressionen: Die Anfangsdosis beträgt 20 mg pro Tag, die Maximaldosis 40 mg pro Tag. Der Wirkeintritt erfolgt nach 2 bis 4 Wochen. Die Therapiedauer beträgt normalerweise sechs Monate oder länger zur Rückfallvorbeugung.
  • Behandlung von Panikstörungen mit und ohne Agoraphobie: In der ersten Woche 10 mg pro Tag, danach Erhöhung auf 20 mg pro Tag, Maximaldosis 40 mg pro Tag. Das Wirkungsmaximum wird nach ca. drei Monaten erreicht.
  • Ältere Patienten (>65 Jahre): Anfangsdosis 10 - 20 mg pro Tag, Maximaldosis 20 mg pro Tag.
  • Kinder und Jugendliche (<18 Jahre): Citalopram wird nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen empfohlen.
  • Leberinsuffizienz: Anfangsdosis 10 mg pro Tag in den ersten zwei Wochen, Maximaldosis 20 mg pro Tag. Vorsicht bei stark eingeschränkter Leberfunktion.
  • Niereninsuffizienz: Bei leichter bis mittelschwerer Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion wird die Anwendung nicht empfohlen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min).
  • Verringerte Verstoffwechselung über CYP2C19: Anfangsdosis 10 mg pro Tag in den ersten zwei Wochen, Maximaldosis 20 mg pro Tag.

Mögliche Nebenwirkungen von Citalopram

Die unter der Therapie mit Citalopram beobachteten Nebenwirkungen sind in der Regel leicht und vorübergehend. Sie treten besonders in den ersten zwei Behandlungswochen auf und lassen mit der Besserung der Depression gewöhnlich nach.

  • Sehr häufige Nebenwirkungen (≥ 1/10): Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Tremor, Mundtrockenheit, Übelkeit, vermehrtes Schwitzen, Asthenie (Schwäche).
  • Häufige Nebenwirkungen (≥ 1/100, < 1/10): Agitiertheit, verminderter Appetit, Gewichtsabnahme, Ängstlichkeit, Nervosität, Verwirrtheit, anormale Träume, Konzentrationsstörungen, Orgasmusstörungen (Frauen), Geschmacksstörungen, Parästhesie, Schwindel, Aufmerksamkeitsstörungen, Sehstörungen, Tinnitus, Tachykardie, Herzklopfen, lageabhängige Hypotonie, Gähnen, Rhinitis, Diarrhö, Erbrechen, Verdauungsstörungen, Flatulenz, vermehrter Speichelfluss, Abdominalschmerzen, Juckreiz, Hautausschlag, Myalgie, Arthralgie, Harnretention, Impotenz, Ejakulationsstörungen, ausbleibende Ejakulation, Müdigkeit, gestörtes Allgemeinbefinden, Apathie, Fieber.

Wechselwirkungen von Citalopram mit anderen Medikamenten

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Citalopram zu beachten:

  • Serotonin-Syndrom: Kann z.B. bei Kombination von Citalopram mit Moclobemid oder Buspiron auftreten.
  • MAO-Hemmer: Die gleichzeitige Anwendung mit MAO-Hemmern (z.B. Tranylcypromin, Moclobemid, Selegilin) kann zu schweren Nebenwirkungen einschließlich Serotonin-Syndrom führen. Nach Absetzen eines MAO-Hemmers ist ein bestimmter Zeitraum einzuhalten, bevor Citalopram begonnen wird.
  • QT-Intervall-Verlängerung: Die gleichzeitige Anwendung von Citalopram mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern (z.B. Antiarrhythmika, Antipsychotika, bestimmte Antibiotika), sollte vermieden werden.
  • Pimozid: Die gleichzeitige Gabe von Citalopram und Pimozid ist kontraindiziert.
  • Johanniskraut: Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen; die Kombination sollte vermieden werden.
  • Selegilin: Keine klinisch relevanten Wechselwirkungen bei einer Dosis von 10 mg/Tag. Regelmäßige Überwachung empfohlen.
  • Arzneimittel, die Hypokaliämie/Hypomagnesiämie verursachen: Vorsicht geboten wegen erhöhtem Risiko für maligne Arrhythmien.
  • Hämorrhagien: Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern.
  • EKT (Elektrokrampftherapie): Keine ausreichenden Daten zur gleichzeitigen Anwendung mit Citalopram.
  • Alkohol: Keine Interaktionen bekannt, aber gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden.
  • Arzneimittel, die die Krampfschwelle herabsetzen: Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen Arzneimitteln, die die Krampfschwelle senken (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika).
  • Pharmakokinetische Wechselwirkungen: Citalopram wird hauptsächlich durch CYP2C19, CYP3A4 und CYP2D6 metabolisiert. Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von CYP2C19-Inhibitoren (z.B. Omeprazol).
  • Metoprolol: Kombination kann zu erhöhten Metoprolol-Spiegeln führen, eine Dosisanpassung kann erforderlich sein.
  • Nahrung: Beeinflusst die Resorption und pharmakokinetischen Eigenschaften von Citalopram nicht.

Kontraindikationen von Citalopram

Citalopram darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Anwendung von Monoaminoxidase-Hemmern (einschließlich Selegilin in einer Dosierung von mehr als 10 mg pro Tag) oder innerhalb von zwei Wochen nach Beendigung einer Therapie mit irreversiblen MAO-Hemmern sowie nicht früher als einen Tag nach Absetzen von Moclobemid oder Selegilin. Nach Absetzen eines reversiblen MAO-Hemmers [RIMA] ist der in der Fachinformation für den RIMA beschriebene Zeitraum einzuhalten. Schwerwiegende und manchmal tödliche Reaktionen sind aufgetreten bei Patienten, die SSRIs zusammen mit MAO-Hemmern (auch Moclobemid, Linezolid oder Selegilin) erhalten haben. Eine Behandlung mit MAO-Hemmern darf frühestens eine Woche nach Absetzen von Citalopram begonnen werden.
  • gleichzeitiger Behandlung mit Pimozid.
  • gleichzeitiger Behandlung mit Linezolid, es sei denn, es besteht die Möglichkeit der engmaschigen Überwachung und Kontrolle des Blutdrucks.
  • Patienten mit bekannter Verlängerung des QT-Intervalls oder angeborenem Long-QT-Syndrom.
  • gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, für die bekannt ist, dass sie zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen.

Citalopram während Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine ausreichenden Daten zur Anwendung von Citalopram bei schwangeren Frauen vor. Tierstudien zeigten reproduktionstoxische Wirkungen. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Citalopram sollte während der Schwangerschaft nur bei eindeutiger Notwendigkeit und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.

Fälle von Absetzerscheinungen bei Neugeborenen wurden nach der Verwendung von SSRIs am Ende der Schwangerschaft beschrieben. Neugeborene sollten überwacht werden, wenn die Anwendung von Citalopram bei der Mutter bis in die späten Stadien der Schwangerschaft, vor allem im letzten Drittel, fortgesetzt wird. Ein plötzliches Absetzen sollte während der Schwangerschaft vermieden werden.

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Beobachtungsdaten weisen auf ein erhöhtes Risiko für eine postpartale Hämorrhagie hin, wenn SSRIs/SNRIs innerhalb des Monats vor der Geburt eingenommen werden.

Folgende Symptome können bei Neugeborenen nach der Anwendung von SSRIs/SNRIs in den späten Stadien der Schwangerschaft auftreten: Atemnot, Zyanose, Apnoe, Krampfanfälle, instabile Körpertemperatur, Schwierigkeiten beim Trinken, Erbrechen, Hypoglykämie, Muskelhypertonie, Muskelhypotonie, Hyperreflexie, Tremor, nervöses Zittern, Reizbarkeit, Lethargie, ständiges Schreien, Benommenheit und Schlafstörungen. Diese Symptome können durch serotonerge Wirkungen oder Absetzsymptome verursacht sein und treten meist innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt auf.

Studien deuten darauf hin, dass die Anwendung von SSRIs in der Schwangerschaft, insbesondere im späten Stadium, das Risiko für eine primäre pulmonale Hypertonie bei Neugeborenen (PPHN) erhöhen kann. Das Risiko liegt bei etwa fünf Fällen pro 1000 Schwangerschaften, während in der Gesamtbevölkerung ein bis zwei Fälle pro 1000 Schwangerschaften auftreten.

Citalopram geht in die Muttermilch über. Es wird angenommen, dass der gestillte Säugling ca. 5% der mütterlichen Tagesdosis aufnimmt. Keine oder nur geringfügige Auswirkungen wurden bei den Säuglingen beobachtet. Die vorhandenen Informationen sind jedoch unzureichend, um das Risiko für das Kind vollständig einschätzen zu können. Vorsicht ist geboten.

Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit

Citalopram hat geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Psychopharmaka können die Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit einschränken. Patienten sollten darüber informiert werden, dass diese Wirkungen auftreten können und ihre Verkehrstüchtigkeit oder Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen können.

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Weitere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Serotonin-Syndrom: Symptome wie Hyperthermie, Muskelstarre, Tremor und mentale Veränderungen können auftreten. Bei Verdacht muss Citalopram abgesetzt und eine symptomatische Behandlung eingeleitet werden.
  • Verlängerung des QT-Intervalls: Citalopram kann eine dosisabhängige Verlängerung des QT-Intervalls verursachen, was zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Vorsicht bei Patienten mit Herzerkrankungen.
  • Anwendung bei Kindern und Jugendlichen: Citalopram sollte nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden, da es das Risiko für suizidales Verhalten erhöhen kann.
  • Leberfunktionsstörungen: Bei schweren Leberfunktionsstörungen ist Vorsicht geboten und die Dosierung muss angepasst werden.
  • Niereninsuffizienz: Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion wird die Anwendung von Citalopram nicht empfohlen.
  • Krampfanfälle: Bei Auftreten von Krampfanfällen ist Citalopram abzusetzen. Vorsicht bei Patienten mit Epilepsie.
  • Diabetes: Citalopram kann die Blutzuckereinstellung beeinflussen, möglicherweise müssen die Dosen von Insulin und/oder oralen blutzuckersenkenden Medikamenten angepasst werden.
  • Hyponatriämie: Selten treten Fälle von Hyponatriämie auf, besonders bei älteren Patienten oder Patienten mit Volumenmangel.
  • Manie: Bei Patienten mit manisch-depressiven Erkrankungen kann es zu manischen Phasen kommen. In diesem Fall muss Citalopram abgesetzt werden.
  • Paradoxe Angstsymptome: Zu Behandlungsbeginn können verstärkte Angstsymptome auftreten, die meist nach 14 Tagen abklingen. Eine niedrige Anfangsdosis wird empfohlen.
  • Suizid / Suizidgedanken oder klinische Verschlechterung: Patienten müssen engmaschig überwacht werden, besonders zu Beginn der Behandlung und nach Dosisanpassungen.
  • Akathisie / psychomotorische Unruhe: Citalopram kann Akathisie verursachen, eine unangenehme Ruhelosigkeit. Eine Dosiserhöhung kann schädlich sein.
  • Hämorrhagien: Es kann zu verlängerten Blutungszeiten kommen, besonders bei Patienten mit Blutungsanomalien oder bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten.
  • Absetzreaktionen: Symptome wie Schwindel, Schlafstörungen, Übelkeit und Reizbarkeit können beim Absetzen auftreten. Eine schrittweise Reduktion der Dosis wird empfohlen.
  • Psychosen: Die Behandlung von psychotischen Patienten kann die psychotischen Symptome verstärken.
  • EKT (Elektrokrampftherapie): Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von Citalopram und Elektrokrampftherapie.
  • Johanniskraut: Die gleichzeitige Einnahme von Citalopram und Johanniskraut kann die Häufigkeit von Nebenwirkungen erhöhen.
  • Engwinkelglaukom: Citalopram kann zu einer Verengung des Augenwinkels führen, was den Augeninnendruck erhöhen kann.
  • Sexuelle Funktionsstörung: SSRI/SNRI können Symptome einer sexuellen Funktionsstörung verursachen, die auch nach Absetzen des Medikaments bestehen bleiben können.

Citalopram bei Agitation bei Demenz: Die CitAD-Studie

Eine wichtige Studie zur Anwendung von Citalopram bei Demenz ist die "Citalopram for Agitation in Alzheimers Disease-Study" (CitAD). Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit von Citalopram bei Patienten mit Alzheimer-Erkrankung (ohne eine Major Depression) bei der Behandlung der Agitation zu beurteilen.

Die CitAD-Studie war eine multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Parallelgruppenstudie. Insgesamt nahmen 186 Patienten aus acht US-amerikanischen und kanadischen akademischen Zentren teil. Die Teilnehmer waren durchschnittlich 78 Jahre alt, 46 % waren Frauen, 65 % waren weiß und nichtspanischer Abstammung. Die meisten Teilnehmer nahmen ein Antidementivum ein: über zwei Drittel einen Cholinesterasehemmer und über 40 % Memantin.

Bei den Probanden bestand seit durchschnittlich fünf Jahren die Diagnose Demenz. Zur Diagnosestellung wurden die Kriterien des National Institute of Neurological and Communication Disorders and Stroke-Alzheimer Disease and Related Disorders Association angewandt. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem Punktwert zwischen 5 und 28 im Mini-Mental-Status-Test (MMST; english: Mini Mental State Examination, MMSE), bei denen eine klinisch signifikante Unruhe mit Hilfe des Neuropsychiatrischen Inventars ermittelt werden musste und bei denen ein Arzt eine Medikamentengabe für angemessen hielt.

Über 90 % der Studienteilnehmer schlossen den neunwöchigen Versuch ab. Citalopram wurde, sofern verträglich, von einer Tagesdosis von 10 mg innerhalb von drei Wochen auf 30 mg erhöht. Insgesamt erhielten 78 % der Teilnehmer 30 mg und 15 % 20 mg Citalopram täglich.

Ergebnisse der CitAD-Studie

Insgesamt wurden zwei primäre Zielparameter zur Ergebnismessung definiert. Die Veränderungen der Agitation wurden mit der 18-Punkte umfassenden NBRS-A (Neurobehaviorale Rating Skala-Agitation) gemessen, wobei höhere Werte mehr Unruhe, Feindseligkeit/Unkooperativität und Enthemmung anzeigen.

Gemessen mit der NBRS-A war nach neunwöchiger Behandlung die Agitation in der Citalopram-Gruppe statistisch signifikant niedriger. Ob die Differenz zur Placebo-Gruppe von 0,9 Punkten auch klinisch bedeutsam ist, wird im Artikel nicht diskutiert.

Ferner wurden die Veränderungen der Agitation bei einer Demenz und das Maß der klinischen Bedeutung dieser Veränderungen mit der mADCS-CGIC (modified Alzheimer Disease Cooperative Study - Clinical Global Impression of Change) gemessen, welche die Agitation in einem Bereich von 1−7 bewertet (1 = deutliche Verbesserung; 7 = Verschlechterung vom Ausgangswert).

Porsteinsson und seine Mitarbeiter zeigten, dass es bei 40 % der Teilnehmer, die Citalopram erhielten, zu einer deutlichen Besserung der Agitiertheit in den mADCS-CGIC-Werten kam, während dies nur bei 26 % der mit Placebo behandelten Patienten der Fall war (p = 0,007).

In der sekundären Outcome-Messung zeigte sich im MMST eine statistisch signifikante kognitive Verschlechterung bei den Probanden, die Citalopram einnahmen, so dass nach den neun Wochen ein Unterschied zur Placebo-Gruppe von 1,05 Punkten vorlag (p = 0,03). In der Citalopram-Gruppe kam es häufiger zu Appetitlosigkeit, Durchfall, Fieber, Stürzen und Infektionen der oberen Atemwege sowie zu einer Zunahme von Gangunsicherheiten. Beide Untersuchungsgruppen unterschieden sich nicht in der Notfallgabe von Lorazepam (p = 0,48).

Nachdem die US-Arzneibehörde FDA am 22. August 2011 vor einer dosisabhängigen Verlängerung des QTc-Intervalls unter Citalopram-Gabe gewarnt hatte, wurden EKG-Überwachungen eingeführt. Insgesamt 48 Patienten (24 Citalopram-Fälle und 24 Placebo-Fälle) erhielten ein EKG-Monitoring. Teilnehmer in der Citalopram-Gruppe zeigten einen signifikant höheren Anstieg des QTc-Intervalls im Vergleich zur Placebo-Gruppe, teilweise von mehr als 30 ms, was die Autoren veranlasst, Bedenken in Bezug auf die Gabe von Citalopram in einer Dosis von 30 mg/Tag zu äußern.

Einschränkungen der CitAD-Studie

Die Studienautoren merken folgende Begrenzungen ihrer Aussagen an: Die Probanden wurden in Studienzentren der USA und Kanada untersucht, so dass sich die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf andere Situationen übertragen lassen. Sie weisen auf die kurze Dauer der Behandlung hin sowie darauf, dass die Wirkung von Citalopram auf andere Demenzformen als der Alzheimer-Demenz sowie bei sehr leichten und sehr schweren Formen der Agitation oder in stationären Situationen nicht untersucht wurde, dass Baseline-Unterschiede im MMST nicht untersucht wurden, dass die Kognition nicht einer umfassenderen diagnostischen Beurteilung unterzogen wurde und dass die Datenerhebung von Patienten fehlt, die nicht an der Studie teilnehmen wollten oder die im Screening als nicht geeignet identifiziert wurden.

Bewertung der CitAD-Studie

Insgesamt konnte die vorliegende Studie signifikante Verbesserungen in Bezug auf die Agitation bei Alzheimer-Patienten nachweisen. An der klinischen Relevanz darf bei den bescheidenen Zahlen gezweifelt werden. So profitierten nur 40 % der Patienten der Citalopram-Gruppe, und auch die Placebo-Gruppe erzielte mit 26 % einen relevanten Anteil an Verbesserungen in den mADCS-CGIC-Werten. Unklar bleibt, warum die Autoren sich für so viele unterschiedliche Messinstrumente zur Untersuchung der Agitation entschieden haben. Das neuropsychiatrische Inventar wurde zum Einschluss der Probanden, jedoch nicht zur Ergebnismessung herangezogen.

Für die Patienten der vorliegenden Untersuchung ergaben sich nachteilige Effekte in Bezug auf die Erhöhung des QTc-Intervalls und ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit. Die Anzahl der Probanden reichte in der vorliegenden Studie nicht, um zu prüfen, ob eventuell eine Zieldosis von 20 mg/Tag sich positiv auf die Agitation auswirkt und keine nachteiligen Effekte auf die QTc-Intervalle und die kognitive Leistungsfähigkeit mit sich bringt. Kritisch zu betrachten ist ebenso, dass Personen mit der riesigen Spanne zwischen 5 und 28 Punkten im MMST in die Untersuchung eingeschlossen wurden. In der Interpretation des MMST gelten Personen mit einem Punktwert zwischen 30 und 27 nicht als an Demenz erkrankt. Die Aussagekraft des MMST ist entsprechend der Literatur bezüglich der Sensitivität und der Spezifität beschränkt, insbesondere bei leichteren Demenzausprägungen. Zudem weisen die Autoren darauf hin, dass der Unterschied im MMST zwischen der Citalopram-Gruppe und der Placebo-Gruppe von 1,05 unterhalb der gemäß Studienlage klinisch relevanten Schwelle von 1,4 liegt. Anzumerken sei hier auch, dass Demenzerkrankte im Tagesverlauf häufig fluktuierende Leistungen zeigen. Jedoch hat der Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Demenzerkrankten oberste Priorität und sollte nicht durch Medikamente nachteilig beeinflusst werden. Die Lorazepam-Gabe verringerte sich mit Hilfe der Citalopram-Gabe nicht. In beiden Untersuchungsgruppen wurde Lorazepam zur Verringerung signifikanter Agitation und von Schlafstörungen eingesetzt.

Alternative Behandlungen bei Demenz

Die Behandlung von Demenzerkrankungen konzentriert sich auf die Verzögerung des Krankheitsverlaufs und die Linderung von Begleitsymptomen. Für die Alzheimer-Demenz stehen Acetylcholinesterasehemmer (Donepezil, Rivastigmin, Galantamin) und Memantin zur Verfügung.

Acetylcholinesterasehemmer

Acetylcholinesterasehemmer hemmen den Abbau von Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff im Gehirn, der für Lernen und Gedächtnis wichtig ist. Durch die Hemmung des Abbaus bleibt Acetylcholin länger im Gehirn erhalten und kann seine Wirkung entfalten.

Die Auswahl des Acetylcholinesterase-Hemmers sollte sich in erster Linie an den jeweiligen Neben- und Wechselwirkungen orientieren, da keine Hinweise für klinisch relevante Unterschiede in der Wirksamkeit der verfügbaren Substanzen vorliegen.

Memantin

Der Botenstoff Glutamat ist in normalen Mengen unersetzlich für funktionierende Gehirnprozesse, aber in größeren Mengen wirkt er als Zellgift. Bei einer Demenz wird durch gestörte Gehirnprozesse verstärkt Glutamat freigesetzt; dadurch kommt es zum Zellsterben. Memantin kann bei der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Krankheit diesen schädigenden Prozess verhindern und somit die Nervenzellen schützen.

Antidepressiva

Eine Demenz kann mit einer depressiven Symptomatik einhergehen. Die Betroffenen sind antriebslos, traurig und verzweifelt. Dieses Symptombild kann durch einen Serotoninmangel im Gehirn hervorgerufen werden.

Der Botenstoff Serotonin ist für die Stimmung und den Antrieb verantwortlich. Bei Menschen mit Demenz eignen sich die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (kurz: SSRI). Dazu gehören zum Beispiel die Wirkstoffe Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin. Diese Medikamente haben nur Einfluss auf den Botenstoff Serotonin und greifen nicht in andere Botenstoffsysteme im Gehirn ein.

Neuroleptika

Neben einer depressiven Symptomatik kann es bei einer Demenz zu psychischen Veränderungen und Verhaltensauffälligkeiten, wie Wahn, Halluzinationen oder Unruhezuständen kommen. Diese können mit Neuroleptika behandelt werden, welche einer ärztlichen Prüfung und Anordnung bedürfen. Entsprechende Wirkstoffe sind zum Beispiel Risperidon, Melperon und Pipamperon. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit dieser Medikamente von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Es können Nebenwirkungen auftreten, welche mit der behandelnden Ärztin beziehungsweise dem behandelnden Arzt besprochen werden sollten.

Nicht-medikamentöse Behandlungen

Eine ganzheitliche Behandlung von Demenz umfasst ebenfalls nicht-medikamentöse Behandlungen zur Verbesserung der Alltagsfunktionen, wie beispielsweise Gedächtnistraining, Erinnerungsarbeit, körperliches Training und eine gesunde Lebensweise.

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