Die Behandlung von Parkinson-Erkrankungen, insbesondere im höheren Lebensalter, stellt eine besondere Herausforderung dar. Eine sorgfältige Abwägung zwischen Wirksamkeit und Nebenwirkungen ist essenziell, um die Lebensqualität der Patienten zu erhalten und zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Clozapin, einem atypischen Neuroleptikum, bei Parkinson-Patienten, insbesondere im Hinblick auf Dosierung, Leitlinien und den speziellen Kontext geriatrischer Patienten.
Einleitung
Die Parkinson-Krankheit ist durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Mittelhirn gekennzeichnet. Dies führt zu den typischen motorischen Symptomen wie verlangsamten Bewegungen (Bradykinese), Muskelsteifigkeit (Rigor) und Zittern (Tremor). Neben den motorischen Symptomen treten häufig auch nicht-motorische Beschwerden wie Depressionen, Schlafstörungen, Störungen der Blutdruckregulation und Demenz auf. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Parkinson-Syndrome im Alter
Geriatrische Patienten mit Parkinson weisen oft eine Multimorbidität und ein höheres Lebensalter auf. Etwa 60 % der Patienten, bei denen die Parkinson-Diagnose nach dem 80. Lebensjahr gestellt wird, leiden unter dem akinetisch-rigiden Phänotyp. Begleiterkrankungen wie Polyneuropathien, Sehstörungen, Innenohrerkrankungen und Sarkopenie können die Parkinson-Symptomatik zusätzlich verschlimmern. Neuropsychiatrische Symptome wie Apathie, Depression und Angst sind im Alter häufig und können die Behandlung erschweren. Viele ältere Parkinson-Patienten erhalten eine Polypharmakotherapie, was das Risiko von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen erhöht.
Therapieansätze bei Parkinson
Die medikamentöse Therapie der Parkinson-Krankheit umfasst verschiedene Wirkstoffgruppen, darunter Levodopa, Dopaminagonisten, MAO-B-Inhibitoren und COMT-Hemmer. Levodopa, eine Vorstufe von Dopamin, gilt als der wirksamste Wirkstoff zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung. Dopaminagonisten wirken ähnlich wie Dopamin im Gehirn, während MAO-B-Inhibitoren und COMT-Hemmer den Abbau von Dopamin verzögern und so dessen Wirkung verlängern.
Clozapin: Ein atypisches Neuroleptikum bei Parkinson-Psychosen
Clozapin ist ein atypisches Neuroleptikum, das bei Schizophrenie eingesetzt wird, wenn andere Medikamente nicht wirken oder nicht vertragen werden. Es findet auch Anwendung bei Psychosen im Verlauf eines Morbus Parkinson, wenn die Standardtherapie versagt. Clozapin blockiert die Wirkung von Botenstoffen im Gehirn, wodurch psychische Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder innere Unruhe gelindert werden. Ein Vorteil von Clozapin gegenüber älteren, "typischen" Neuroleptika ist, dass es als Nebenwirkung keine Bewegungsstörungen (extrapyramidal-motorische Störungen, EPMS) auslöst.
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Anwendungsgebiete von Clozapin
Clozapin ist zugelassen zur Behandlung von:
- Schizophrenie, wenn klassische Neuroleptika nicht wirken oder nicht vertragen werden
- Psychosen im Verlauf eines Morbus Parkinson nach Versagen der Standardtherapie
Dosierung von Clozapin bei Parkinson-Psychosen
Auch zur Behandlung von Psychosen bei Parkinson-Krankheit wird Clozapin langsam eingeschlichen. Die Anfangsdosis liegt bei 12,5 mg 1 × täglich und wird vorzugsweise am Abend eingenommen. Die Dosissteigerung erfolgt 1 × oder 2 × pro Woche in Schritten von 12,5 mg. Üblicherweise reichen 25 mg bis 37,5 mg als Tagesdosis aus. Es ist wichtig, Clozapin nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abzusetzen oder die Dosierung eigenmächtig zu ändern. Das abrupte Absetzen von Clozapin kann zu Entzugserscheinungen führen.
Nebenwirkungen von Clozapin
Eine seltene, aber schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkung von Clozapin ist die Agranulozytose, eine Störung der Blutbildung, bei der die weißen Blutkörperchen stark abfallen. Daher sind vor Behandlungsbeginn und im Verlauf regelmäßige Blutbildkontrollen erforderlich. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Sedierung, verstärkter Speichelfluss, Gewichtszunahme, Verstopfung, Blutdruckabfall bei Lagewechsel und Krampfanfälle.
Wechselwirkungen von Clozapin
Clozapin wird in der Leber über Enzyme abgebaut, die auch für den Abbau anderer Arzneistoffe verantwortlich sind. Daher kann es bei gleichzeitiger Gabe von Medikamenten, die diese Enzyme hemmen oder induzieren, zu verstärkten Nebenwirkungen oder einem Wirkverlust von Clozapin kommen. Patienten, die Clozapin erhalten, sollten vor der Anwendung neuer Medikamente stets den Arzt oder Apotheker konsultieren.
Kontraindikationen von Clozapin
Clozapin darf nicht angewendet werden bei:
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- Mangel an Granulozyten (Agranulozytose)
- Patienten, bei denen keine regelmäßigen Blutuntersuchungen durchgeführt werden können
- Schädigung des Knochenmarks
- gleichzeitige Gabe von Medikamenten, die ebenfalls eine Agranulozytose auslösen können
- unkontrollierte Epilepsie
- Kreislaufkollaps und/oder ZNS-Depression
- schwere Erkrankungen des Herzens oder der Nieren
- akute Lebererkrankungen
Wichtige Hinweise zur Anwendung von Clozapin
- Clozapin kann Agranulozytose verursachen. Daher sind regelmäßige Blutbildkontrollen erforderlich.
- Patienten müssen den Arzt bei jeder Art von Infektion sofort kontaktieren.
- Die Anwendung von Clozapin ist mit dem erhöhten Risiko einer Myokarditis verbunden.
- Clozapin darf bei Schwangeren nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden.
- Clozapin wird in die Muttermilch ausgeschieden.
Delir bei Parkinson-Patienten
Ein Delir ist eine akute und transiente Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörung, die häufig bei Parkinson-Patienten auftritt. Es kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Infektionen, metabolische Störungen, Schmerzen und Medikamente. Die Diagnose eines Delirs bei Parkinson-Patienten kann schwierig sein, da sich die Symptome mit denen der Parkinson-Krankheit und ihrer Behandlung überschneiden können.
Therapie des Delirs bei Parkinson-Patienten
Die Therapie des Delirs bei Parkinson-Patienten umfasst nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen. Nicht-medikamentöse Maßnahmen umfassen Reorientierungsmaßnahmen, die Einhaltung des Tag-Nacht-Rhythmus, die Benutzung von Hilfsmitteln, die frühzeitige Mobilisierung, die ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr und eine ruhige Umgebung. Medikamentöse Therapieoptionen umfassen die Behandlung potenziell ein Delir verursachender Faktoren und die Reduzierung oder das Absetzen prodelirogener Medikamente. In einigen Fällen kann eine symptomatische medikamentöse Behandlung des Delirs erforderlich sein.
Clozapin und Quetiapin als Optionen bei Delir
Neuroleptika werden häufig zur Delirbehandlung eingesetzt. Allerdings sollten die gängigen Antipsychotika Haloperidol, Risperidon, Olanzapin und Aripiprazol bei Parkinson-Patienten aufgrund ihrer antidopaminergen Eigenschaften nicht angewendet werden. Clozapin kann effektiv bei Halluzinationen im Rahmen eines IPS eingesetzt werden, birgt aber aufgrund seines anticholinergen Effekts auch das Risiko einer Zunahme der Verwirrtheit und von Orientierungsstörungen. Quetiapin stellt eine weitere therapeutische Option dar, ohne dass ein Agranulozytosescreening wie bei Clozapin erfolgen muss. Sowohl bei Clozapin als auch bei Quetiapin sollte die Dosierung bei Patienten mit IPS und Delir deutlich niedriger gewählt werden als bei anderen psychotischen Syndromen.
Medikamente, die bei Parkinson vermieden werden sollten
Einige Medikamente können die Parkinson-Symptomatik verschlimmern oder ein Parkinsonoid verursachen. Dazu gehören hochpotente klassische Neuroleptika, atypische Neuroleptika (Risperidon), niedrigpotente sedierende Neuroleptika (Melperon, Pipamperon, Prothipendyl), Metoclopramid sowie selten andere Medikamente wie Flunarizin, Lithium und Valproat. Die Einnahme von Antipsychotika steigert die Sterblichkeit bei Patienten mit Parkinson-Krankheit.
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