Neurologische Ausfälle: Eine umfassende Ursachenliste

Neurologische Erkrankungen umfassen Störungen bzw. Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks sowie der peripheren Nerven. Die Ursachen bzw. die Pathogenese, die neurologischen Erkrankungen zugrunde liegen, sind zahlreich und teilweise noch nicht vollständig aufgeklärt. Entsprechend der vielfältigen Körperfunktionen, die das Nervensystem steuert, können die Symptome von neurologischen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein.

Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene neurologische Ausfälle, ihre Ursachen und Begleiterscheinungen, um ein besseres Verständnis für diese komplexen Erkrankungen zu schaffen.

Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und eine der führenden Ursachen für erworbene Behinderungen in Deutschland. Jährlich kommt es hierzulande zu ca. 270.000 Schlaganfällen. Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen:

Ischämischer Schlaganfall

In den meisten Fällen stecken hinter einem Schlaganfall Gefäßverschlüsse in den hirnversorgenden Arterien. Sie führen zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. Verschlossene Blutgefäße führen zu plötzlicher Durchblutungsstörung im Gehirn, es kommt zu Lähmungen, Sprach- und Bewegungsstörungen.

Hirnblutung

Undichte Blutgefäße führen bei einer Hirnblutung zu Lähmungen, Sprach- und Bewegungsstörungen - diese Erkrankung zählt ebenfalls als Schlaganfall. Ungefähr 54.000 Schlaganfälle pro Jahr fallen unter diese Kategorie. Die Therapien für Hirnblutungen sind vielfältig - je nachdem um welche Art der Hirnblutung es sich handelt: Bei intrazerebralen Blutungen steht die richtige Blutdruckeinstellung im Vordergrund und ggf. die Operation zur Entlastung.

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Symptome: Akute Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite, Sprachschwierigkeiten, Sehstörungen und Schwindel bis hin zu Bewusstlosigkeit.

Behandlung: Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren vor allem beim rechtzeitigen Eintreffen der Patienten in der Klinik deutlich erweitert, die Prognose für die Patienten hat sich deutlich verbessert.

Schädel-Hirn-Trauma (SHT)

Die wohl bekannteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas ist die Gehirnerschütterung. Jährlich erleiden knapp 0,2 Prozent der Bevölkerung Schädel-Hirn-Traumata und sie sind eine der häufigsten Todesursachen bis zum Erwachsenenalter. Durch ein Schädel-Hirn-Trauma kann es auch zu Hirnblutungen - an jeder Lokalisation - kommen. Der Großteil der Schädelhirnverletzungen (91 Prozent) sind leicht.

Ursachen: Zu 80 Prozent sind diese Verletzungen des Gehirns oder Rückenmarks Unfallfolgen.

Symptome: Bei schwerem Schädel-Hirn-Trauma folgt oft ein längeres Koma, 30 bis 40 Prozent der Betroffenen versterben.

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Demenzen

Infolge einer Degeneration oder Durchblutungsstörungen des Gehirns kommt es bei der Demenz zu Gedächtnisstörungen und einer Einschränkung des Denkvermögens, inkl. Defiziten der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Demenzen treten bei 2-3 Prozent der über 65-jährigen und 24-50 Prozent der über 85-jährigen auf. In Deutschland leben ca. 1,4 Millionen Demenzkranke. Häufigste Formen der Demenzen sind Alzheimer- und Gefäßerkrankungen.

Risikofaktoren für Demenz:

  • Alter: Das Alter ist ein wichtiger Faktor.
  • Schwerhörigkeit: Bei den Betroffenen verringern sich die geistigen Fähigkeiten wesentlich schneller als bei gut hörenden Altersgenossen.
  • Medikamente: Medikamente gegen Inkontinenz, Schlafstörungen oder Depressionen scheinen in höherer Dosis oder bei länger Anwendung das Risiko für Demenz zu erhöhen.
  • Säureblocker: Senioren, die im Rahmen einer Studie Säureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol über längere Zeit einnahmen, erkrankten mit einer um 44 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Demenz.
  • Vitamin-D-Mangel: Menschen mit Vitamin-D-Mangel hatten ein um 53 Prozent erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken.
  • Stress: Große seelische Belastungen treiben das Demenzrisiko in die Höhe.
  • Unstabile Persönlichkeit: Wer emotional weniger stabil ist, trägt ein erheblich höheres Risiko für Alzheimer.
  • Einsamkeit: Wer einsam ist, hat eine 2,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit, später an Demenz zu erkranken.
  • Diabetes und Bluthochdruck: Diabetes und Bluthochdruck sind schlecht für die Gefäße.
  • Rauchen: Auch das Gehirn leidet, weil durch Nikotin und Co. die Gefäße verengt werden.
  • Luftverschmutzung: Eine Studie mit älteren Frauen zeigte, dass jene, die in Stadtvierteln mit extrem hoher Luftverschmutzung wohnen, ein um 92 Prozent höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.
  • Gewicht: Zu fettleibig oder zu mager - beides ist nicht gut, wenn es um das Risiko für Demenz geht.
  • Depression: Je stärker die Symptome der Depression, desto höher das anschließende Risiko für die Demenz.

Prävention: Keine Zigaretten, kein Alkohol, eine gesunde Ernährung, Normalgewicht und Bewegung - diese fünf Lebensstilregeln stärken nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit.

Parkinson-Krankheit

0,1 bis 0,2 Prozent der Deutschen leiden unter Parkinson, das sind bis zu 400.000 Menschen. Durch fortschreitenden Ausfall des Gehirnbotenstoffs Dopamin kommt es zu Bewegungsstörungen in Form von Zittern, Muskelstarre oder Bewegungsarmut. Hierzulande gibt es 0,1 bis 0,2 Prozent Erkrankte, bei den über 65-jährigen steigt die Häufigkeit auf bis zu 1,8 Prozent an.

Multiple Sklerose (MS)

Bei der Multiplen Sklerose (MS) reagiert das Immunsystem fehlerhaft und Nervenscheiden entzünden sich. Insgesamt ist sie die häufigste neurologische Erkrankung mit bleibenden Behinderungen im jungen Erwachsenenalter. MS schreitet meist schubförmig mit zunehmenden Lähmungen fort und ist die häufigste neurologische Erkrankung mit bleibender Behinderung im jungen Erwachsenenalter. In Deutschland gibt es etwa 120 000 Erkrankte.

Behandlung: Die vielfältige medikamentöse Therapie zielt auf eine Reduktion der Schubfrequenz ab. Die Erkrankung ist mittlerweile, wenn frühzeitig erkannt, gut behandelbar.

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Hirnhautentzündung (Meningitis)

Als Hirnhautentzündung (Meningitis) wird eine Entzündung der Rückenmarkshäute und Hirnhäute bezeichnet. Ist zusätzlich das Rückenmark entzündet, spricht man von einer Meningomyelitis.

Behandlung: Die Behandlung erfolgt zumeist medikamentös.

Epilepsie

Als epileptischer Anfall wird ein vorübergehender Zustand des Gehirns bezeichnet, bei dem es aufgrund einer pathologischen neuronalen Aktivität des Gehirns zu klinischen Symptomen kommt. Beim epileptischen Anfall handelt es sich um einen Krampfanfall, der auf unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn zurückzuführen ist. Krampfanfälle, die mit starken Entladungen von Nervenzellen im Gehirn eingehen und auf einzelne Hirnregionen oder das gesamte Gehirn übergreifen. An dieser neurologischen Erkrankung leiden 600.000 Patienten, wobei die Symptome sehr verschieden ausfallen. An dieser schweren neurologischen Erkrankung leidet 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung und bis zu 5 Prozent an einmalig auftretenden epileptischen Anfällen. Ein Drittel der Epilepsien treten ab dem 60. Lebensjahr auf.

Kopfschmerzen und Migräne

Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung leiden unter immer wieder auftretenden sogenannten Spannungskopfschmerzen, 8-10 Prozent unter Migräne und vier Prozent unter chronischen Kopfschmerzen. Die Attacken mit oft einseitigem Kopfschmerz werden von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Als Neurologe bzw. Neurologin begegnen Sie der Migräne besonders oft. Sie zeichnet sich durch einseitige, pulsierend-pochende Kopfschmerzattacken aus und hat oftmals Appetitlosigkeit, Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit zur Folge. Die Auslöser der Migräne sind divers, unter anderem zählen Stress, bestimmte Nahrungsmittel oder auch hormonelle Schwankungen dazu.

Polyneuropathien

Unter Polyneuropathien versteht man generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Zum peripheren Nervensystem gehören alle Strukturen, die außerhalb des Zentralnervensystems, d. h. Gehirn und Rückenmark, liegen: die motorischen, sensiblen und autonomen Nerven sowie ihre bindegewebigen Hüllstrukturen und die versorgenden Blut- und Lymphgefäße. Polyneuropathien machen sich durch oft durch ein an den Füßen beginnendes Taubheitsgefühl, Schmerzen und Lähmungen bemerkbar. Die Ursachen von Polyneuropathien sind vielfältig. Am häufigsten sind sie durch Zuckerkrankheit oder Alkoholmissbrauch verursacht.

Hirntumore

Auch im Gehirn können sich wie in anderen Organen Tumore bilden. Generell wird unterschieden zwischen primären Hirntumoren (bilden sich aus gut- oder bösartiger Hirnsubstanz bzw. Hirnhäuten) und sekundären Hirntumoren (Tochtergeschwülste bzw. Metastasen, die aus anderen Krebserkrankungen entstehen). Diese Tumore sind häufig bösartig und gehen meistens vom Stützgewebe des Hirns aus. Auch Metastasen bilden sich oft im Gehirn. Selbst gutartige Gehirntumore sind gefährlich, weil sie überlebenswichtige Strukturen im Hirn zerstören können. Häufige Hirntumore sind Gliome, bestehend aus Bindegewebszellen des Gehirns, Meningeome, die von sich aus den Hirnhäuten heraus entwickeln, und Lymphome, die aus lymphatischem Gewebe entstehen.

Behandlung: Die Art der Behandlung im Falle der Feststellung einer Erkrankung an einem Hirntumor ist meist eine individuelle Entscheidung. Auf interdisziplinären Tumorkonferenzen wir oftmals beschlossen, wie der jeweilige Tumor letztlich behandelt werden soll. Zahlreiche Wissenschaftler arbeiten an neuen Therapien, z. B. mittels Gentechnik gegen die besonders schwer zu behandelnden Glioblastome.

Weitere neurologische Erkrankungen und Ursachen

  • Autoimmunerkrankungen (z. B. Multiple Sklerose)
  • Neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Alzheimer, Parkinson)
  • Funktionsstörungen der hirnelektrischen Aktivität (z. B. Epilepsie)
  • Erkrankungen der peripheren Nerven (z. B. Polyneuropathie)
  • Schlaferkrankungen
  • Infektionskrankheiten (z. B. Meningitis)
  • Verletzungen (z. B. Schädel-Hirn-Trauma)
  • Tumorerkrankungen (z. B. Hirntumore)
  • Psychiatrische Erkrankungen mit neurologischer Ursache
  • Genetische Ursachen
  • Erworbene Ursachen
  • Entzündliche Ursachen, wie die chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) oder das Guillain-Barré-Syndrom
  • Infektiös-entzündliche Ursachen
  • Metabolisch/endokrin/nutritiv/toxische Ursachen, z.B. durch Diabetes mellitus oder Alkoholmissbrauch

Diagnostik neurologischer Erkrankungen

Zur grundlegenden Diagnostik gehört eine dezidierte Anamnese inkl. Familienanamnese sowie eine klinisch-neurologische Untersuchung mit Erhebung der einzelnen Kraftgrade und mit Verwendung krankheitsspezifischer Skalen und Fragebögen. Daneben gibt es verschiedene spezielle diagnostische Methoden, die in der Diagnosestellung zu einer näheren Eingrenzung des Krankheitsbildes sowie zur Indikationsstellung für weitere spezifische Maßnahmen wie der Muskelbiopsie und der Molekulargenetik beitragen können.

Die laborchemische Diagnostik sollte neben den Routineparametern wie das kleine Blutbildbild, die Leber-, Nieren-, Schilddrüsenwerte und Elektrolyte insbesondere die Bestimmung der Kreatinkinase (CK) beinhalten. Im Einzelfall können metabolische Funktionstests für Myopathien oder eine erweiterte Labordiagnostik für metabolische, rheumatologische, infektiöse und tumoröse sowie hämatologische Erkrankung bei Polyneuropathien notwendig sein.

Für autoimmun bedingte neuromuskuläre Erkrankungen stehen spezielle Autoantikörpertests zur Verfügung. Morphologisch können die Muskeln und Nerven über bildgebende Verfahren wie das MRT oder den Ultraschall abgebildet werden. Zusätzlich kann die elektrophysiologische Diagnostik helfen, zwischen einer Nerven-, Muskelbeteiligung oder einer neuromuskulären Übertragungsstörung zu unterscheiden.

Behandlung neurologischer Erkrankungen

Der Grundpfeiler in der Behandlung der neuromuskulären Behandlung ist eine möglichst schnelle und präzise Diagnostik. Je nach der Ursache der neuromuskulären Erkrankung stehen spezifische Therapien zur Verfügung. Bei erworbenen Erkrankungen sollte die verursachende Erkrankung spezifisch therapiert werden wie z.B. der Diabetes mellitus bei einer diabetisch-bedingten Polyneuropathie. Bei den autoimmun entzündlichen Erkrankungen kommen sogenannte Immunsuppressiva zum Einsatz.

Chronische Rückenschmerzen

Die Rückenschmerzen dauern zwölf Wochen oder länger an. Nicht jeder Rückenschmerz ist neurologisch, braucht aber in jedem Fall eine neurologische Abklärung. Betroffen sind 22 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer.

Bewegungsstörungen

Unter Bewegungsstörungen versteht man Fehl- oder Extrabewegungen, die zu einer Beeinträchtigung führen. Bewegungsstörungen (engl. movement disorders) sind Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die entweder mit unwillkürlichen Bewegungen (Hyperkinesen) oder mit Störungen des willkürlichen Bewegungsablaufs einhergehen.

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