Corona-Test, Meningitis und neurologische Zusammenhänge: Eine umfassende Betrachtung

Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur die Weltgesundheit, sondern auch die neurologische Forschung vor neue Herausforderungen gestellt. Neben den primären respiratorischen Symptomen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankung traten vermehrt neurologische Komplikationen in den Vordergrund. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Corona-Tests, Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) und anderen neurologischen Auswirkungen im Kontext von COVID-19 und Impfungen. Dabei werden sowohl die Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion als auch potenzielle, wenn auch seltene, neurologische Komplikationen im Zusammenhang mit Impfungen betrachtet.

Die Rolle von PCR-Tests in der Diagnostik

PCR-Tests (Polymerase-Kettenreaktion) sind ein molekulares Diagnoseverfahren, das selbst kleinste Mengen genetischen Materials nachweisen kann. Dieses Verfahren, das in den 1980er Jahren entwickelt wurde, ermöglicht die Vervielfältigung und genaue Untersuchung des Erbmaterials von Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern. PCR-Tests sind nicht nur im Zusammenhang mit COVID-19 von Bedeutung, sondern werden seit Langem erfolgreich zur Diagnostik verschiedener Infektionen eingesetzt.

Funktionsweise eines PCR-Tests

Jeder Erreger besitzt ein einzigartiges genetisches Profil. Daher ist die PCR-Technologie gezielt auf bestimmte Erregertypen ausgerichtet. Es gibt keinen allgemeinen PCR-Test, der alle Erreger erkennen kann. Stattdessen werden spezifische Primer (kurze DNA-Abschnitte) für jeden Verdachtsfall verwendet, um nur die DNA oder RNA des gesuchten Erregers zu vervielfältigen.

Ein PCR-Test läuft in mehreren Schritten ab:

  1. Probenentnahme: Ein Rachen- oder Nasenabstrich wird entnommen, um das Erbgut des gesuchten Erregers zu erhalten.
  2. Extraktion des Erbguts: Im Labor wird die Probe bearbeitet, um das Erbgut (DNA oder RNA) des potenziellen Erregers herauszulösen.
  3. Vervielfältigung des Erbguts (PCR): Das Erbgut des Erregers wird durch die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) vervielfältigt.
  4. Auswertung der vervielfältigten DNA: Die vervielfältigte DNA wird analysiert.

Der Ct-Wert (Cycle Threshold) gibt an, wie viele Zyklen notwendig waren, bis das gesuchte Genmaterial nachweisbar wurde. Ein niedriger Ct-Wert deutet auf eine große Menge Genmaterial hin, während ein hoher Ct-Wert auf eine geringere Menge hinweist.

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Interpretation eines positiven PCR-Testergebnisses

Ein positives PCR-Testergebnis bedeutet, dass das gesuchte Erbmaterial des Erregers in der Probe nachgewiesen wurde. Abhängig vom Erreger gibt es verschiedene Handlungsempfehlungen, wie Isolierung und Schutz anderer Personen, ärztliche Rücksprache und Information von Kontaktpersonen.

COVID-19 und neurologische Manifestationen

SARS-CoV-2 kann, wie aus jüngsten Veröffentlichungen hervorgeht, auch in das zentrale Nervensystem (ZNS) eindringen, insbesondere in den Hirnstamm. Dies könnte erklären, warum bei COVID-19-Erkrankungen neurologische Symptome wie Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen auftreten können. In einigen Fällen treten diese Symptome sogar ohne respiratorische Beschwerden auf.

Fallbeispiel: Meningitis ausgelöst durch SARS-CoV-2

Ein Fallbeispiel aus Japan erregte besonderes Aufsehen, bei dem SARS-CoV-2 bei einem jungen Mann eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslöste. Im Nervenwasser wurde SARS-CoV-2-RNA nachgewiesen, während der Nasen-Rachen-Abstrich negativ war. Dies deutet darauf hin, dass sich das neuartige Coronavirus über den neuralen Infektionsweg ausgebreitet hat.

Neuronale Infektionswege von Coronaviren

Tierexperimentell konnte der neurale Infektionsweg bei anderen Coronaviren bereits nachgewiesen werden. Die Viren werden dabei von Neuron zu Neuron über die Synapsen weitergegeben (über den Transportweg der Endo-/Exozytose). Diese Erkenntnisse verdichten die Hinweise darauf, dass COVID-19 kein rein pneumologisches Krankheitsbild ist.

Enzephalitis als mögliche Komplikation von COVID-19

Bei einer Enzephalitis handelt es sich um eine Entzündung im Bereich des zentralen Nervensystems, bei der mehr oder weniger große Anteile des Gehirngewebes betroffen sind. Prinzipiell ist das Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke vor dem Eindringen krank machender Erreger geschützt. Eine Enzephalitis wird in den meisten Fällen von Viren ausgelöst, aber auch Bakterien oder Pilze können dafür verantwortlich sein. Seltener ist COVID-19 Auslöser einer Enzephalitis.

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Symptome einer Enzephalitis

Die Beschwerden bei einer Enzephalitis hängen von den Ursachen und dem Schweregrad der Erkrankung, von der betroffenen Gehirnregion sowie von der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung ab. Folgende Beschwerden können auftreten:

  • Kopfschmerz
  • (Hohes) Fieber
  • Grippeähnliche Symptome und Abgeschlagenheit
  • Verwirrtheit
  • Epileptische Anfälle
  • Bewusstseinsstörungen
  • Neurologische Symptome wie Lähmungen oder Sprachstörungen
  • Denkstörungen
  • Veränderungen des Verhaltens
  • Halluzinationen

Diagnose und Behandlung einer Enzephalitis

Die Diagnose einer Enzephalitis erfordert verschiedene Tests und Untersuchungen, um die passende Therapie einzuleiten. Dazu gehören Anamnesegespräch, körperliche Untersuchung, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Lumbalpunktion, Blutprobe und Elektroenzephalografie (EEG). Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Enzephalitis.

Neurologische Komplikationen nach SARS-CoV-2-Impfung

Eine Analyse von Gesundheitsdaten aus England liefert wichtige Informationen zur Häufigkeit von neurologischen Komplikationen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion bzw. mit Impfungen gegen diesen Erreger. Im Zeitraum zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 31. Mai 2021 wurden Todes- und stationäre Behandlungsfälle mit verschiedenen neurologischen Diagnosen untersucht, um festzustellen, ob diese in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion oder mit der Erstimpfung standen.

Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Nach der Impfung mit dem Vektorimpfstoff ChAdOx1 nCoV-19 von Astra Zeneca kam es zu einem Anstieg von Fällen des Guillain-Barré-Syndroms (GBS). Auch eine Fazialisparese wurde häufiger beobachtet. Es wird vermutet, dass diese Komplikationen auf ein „molecular mimicry“ zurückzuführen sein könnten, bei dem das Immunsystem Antikörper gegen Bestandteile des Virus entwickelt, die zufälligerweise auch auf den Nervenscheiden des peripheren Nervensystems vorkommen.

Hämorrhagische Schlaganfälle

Nach der Gabe des mRNA-Impfstoffs BNT162b2 von Biontech/Pfizer kam es zu einem Anstieg von hämorrhagischen Schlaganfällen. Dieses Ergebnis ist überraschend, da hämorrhagische Schlaganfälle eine mögliche Folge der Impfstoff-induzierten thrombotischen Thrombozytopenie (VITT) sind, die nach der Impfung mit AZD1222, nicht aber nach BNT162b2 beobachtet wurde.

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Vergleich mit dem Risiko nach SARS-CoV-2-Infektion

Es ist wichtig zu betonen, dass die genannten neurologischen Komplikationen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 deutlich häufiger auftreten als nach einer Impfung. So kam es auch nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu einem Guillain-Barré-Syndrom und zu einer Fazialisparese. Auch das Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle war nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 deutlich höher.

Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI)

Beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland gingen in den ersten neun Monaten seit Beginn der SARS-CoV-2-Impfkampagne insgesamt 255 Meldungen eines GBS oder seiner bulbären Variante, dem Miller-Fisher-Syndrom (MFS), ein. Die meisten Betroffenen waren im mittleren Lebensalter, nur wenige waren jünger als 30 Jahre alt. Es fiel auf, dass ein GBS/MFS vor allem bei Personen auftrat, die mit Vektorimpfstoffen geimpft wurden.

Fazit zu neurologischen Risiken von Impfungen

Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 birgt geringe neurologische Risiken. Vektorimpfstoffe haben ein Risiko für ein Guillain-Barré-Syndrom, das allerdings deutlich geringer ist als bei einer Infektion mit SARS-CoV-2. mRNA-Impfstoffe scheinen das Risiko für entzündliche Erkrankungen des Nervensystems nicht zu erhöhen, jedoch ist zumindest die Impfung mit BNT162b2 mit leicht vermehrten hämorrhagischen Insulten assoziiert.

Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)

Im dritten Jahr der Pandemie beschäftigen uns die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion mehr denn je. Erste Langzeitstudien zeigen, dass auch zwölf Monate nach einer Infektion viele Long-COVID-Betroffene noch nicht vollständig genesen sind. Eine Grundimmunisierung gegen das Virus scheint zwar einen schützenden Effekt auf die Langzeitfolgen zu haben, jedoch sind die neurologischen und psychiatrischen Langzeitfolgen bei beiden Varianten ähnlich häufig.

Häufige Symptome von Long COVID

Die häufigsten Symptome nach einer Corona-Infektion sind eine krankhafte Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden sowie Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration. Eine Metaanalyse bestimmte die häufigsten neurologischen und neuropsychiatrischen Symptome des Post-COVID-19-Syndroms bei Erwachsenen:

  • Erschöpfung (Fatigue)
  • Gehirnnebel (brain fog)
  • Gedächtnisprobleme
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Muskelschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Geruchsverlust
  • Geschmacksstörungen

Postvirale Fatigue und ME/CFS

Betroffene einer postviralen Fatigue sind nicht einfach nur müde. Ein weiterer Begriff, den man im Rahmen eines Post-COVID-19-Syndroms häufiger hört, ist die Myalgische Enzephalitis/das Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS). Dabei handelt es sich um ein eigenständiges, erworbenes Krankheitsbild. Die Postexertionelle Malaise ist das Leitsymptom der ME/CFS, ebenso leiden Betroffene häufig unter neurokognitiven Beschwerden.

Kognitive Beschwerden und Geruchsstörungen

Kognitive Beschwerden, das heißt Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, gehören ebenfalls zu den am häufigsten berichteten Symptomen nach einer Corona-Infektion. Auch ein plötzlicher Geruchsverlust mit begleitender Minderung des Geschmackssinns tritt häufig auf und kann über längere Zeiträume bestehen.

Psychiatrische Erkrankungen

Ein Zusammenhang zwischen psychiatrischen Erkrankungen und RNA-Viren, insbesondere Coronaviren, ist schon länger bekannt. So sind Depressionen, Angstzustände und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) nach einer Corona-Infektion beschrieben.

Weitere neurologische Symptome

Weitere neurologische Symptome im Zusammenhang mit Long COVID sind Kopfschmerzen, Muskelschwäche und -schmerzen. Langfristige Folgen einer Corona-Infektion können auch durch akute Ereignisse während der Infektion bedingt sein, wie beispielsweise bleibende sensible und motorische Nervenschäden (Critical-Illness-Polyneuropathie/Myopathie, CIP/CIM) nach einer intensivstationären Behandlung.

Therapie von Long COVID

Eine unmittelbare Therapie des Long- oder Post-COVID-Syndroms existiert bislang noch nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und umfasst beispielsweise begleitende Psychotherapie, Schmerzmittel und Physiotherapie.

Umgang mit Falschmeldungen und Skepsis

In der Flut von Informationen ist es wichtig, ein gesundes Maß an Skepsis zu bewahren. Viele Falschnachrichten enthalten teilweise wahre Fakten, die jedoch verdreht, überspitzt, umformuliert oder aus dem Kontext gerissen wurden. Es ist ratsam, sich immer mehrfach und über verschiedene Quellen zu informieren sowie sich möglichst an Informationen von offiziellen Stellen zu orientieren. Bei Unsicherheit bezüglich einer Meldung kann die Konsultierung eines Faktencheckers Abhilfe schaffen.

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