"Lachen ist die beste Medizin" - ein bekanntes Sprichwort, das mehr Wahrheit enthält, als man vielleicht denkt. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass Lachen nicht nur Glückshormone freisetzt und unsere Abwehrkräfte stärkt, sondern auch Stress abbaut und die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns verbessert. In diesem Artikel werden wir die faszinierende Welt des lachenden Gehirns erkunden und die vielfältigen Funktionen und Auswirkungen des Lachens untersuchen.
Wie unser Gehirn auf Humor reagiert
Wenn wir einen Witz hören oder eine lustige Situation erleben, reagiert unser Gehirn auf komplexe Weise. Neurowissenschaftler haben begonnen, die neuronalen Prozesse zu entschlüsseln, die beim Humorverständnis und der Witzeerzeugung ablaufen.
Die Entstehung von Witzen im Gehirn
Die Frage, wo ein Witz entsteht, wurde vor kurzem von den Neurowissenschaftlern Irvin Biederman und Ori Amir von der University of Southern California, USA, beantwortet. In einem Experiment mit professionellen Stand-up-Comedians und einer Kontrollgruppe von Studenten stellten sie fest, dass sich die Gehirnaktivität in den Belohnungszentren des Gehirns je nach Witzigkeit eines Gags unterschied. Interessanterweise zeigten die professionellen Humoristen die stärkste Aktivität in den seitlich gelegenen Temporallappen des Gehirns, was darauf hindeutet, dass hier die Witze produziert werden.
Die Wahrnehmung von Witzen im Gehirn
Der Witz vieler Witze liegt in der Erwartungsverletzung, die ganz am Schluss erzeugt wird. Diese Wendung, einer eigentlich normalen Geschichte plötzlich einen neuen, überraschenden Sinn zu geben, führt zur Aktivierung des limbischen Systems, das die Emotionen steuert, worauf man mit Lachen oder Schmunzeln reagiert. Unser Gehirn erkennt die Inkongruenz, wie eine überraschende Pointe, vor allem in den Sprachzentren, wo der Witz verarbeitet wird. Der frontale Cortex interpretiert das Gehörte und erkennt es als Witz, sendet Informationen an das limbische System, wo die Emotion von Freude erzeugt wird. Schlussendlich ist dann der Motorcortex dafür zuständig, dass wir eine körperliche Reaktion zeigen, z.B. dass wir lächeln.
Die gesundheitlichen Vorteile des Lachens
Lachen ist nicht nur ein angenehmes Gefühl, sondern hat auch eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
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Lachen als Stressabbau
Herzhaftes Lachen senkt nachweislich den Cortisolspiegel, das bekannte Stresshormon im Körper. Eine Studie von 2023 mit 315 Teilnehmenden zeigte, dass Lachtraining zu einer Cortisol-Reduktion von etwa 32 % führte. Außerdem regt Lachen die Produktion körpereigener Glückshormone wie Dopamin und Serotonin an. Diese Endorphine heben die Stimmung und sorgen für Wohlbefinden.
Lachen zur Stärkung des Immunsystems
Regelmäßiges Lachen wirkt wie ein natürlicher Booster für unser Immunsystem. Es erhöht die Produktion von T-Lymphozyten und anderen Abwehrzellen, die unser Körper benötigt, um Infektionen abzuwehren. So werden wir Krankheiten gegenüber widerstandfähiger. Lee Berk und seine Mitarbeiter beobachteten, dass die Zirkulation gewisser Immunsubstanzen nach einem Lachanfall für Stunden erhöht ist. Die Zahl der T-Lymphozyten steigt an, die Aktivität und Anzahl der natürlichen Killer-Zellen ist erhöht und die Antikörper der Immunglobulin-A-Klasse vermehren sich.
Lachen zur Schmerzlinderung
Es wird vermutet, dass Lachen auch zu einer höheren Schmerztoleranz führt. In einer Studie von 1993 konnte gezeigt werden, dass Probanden den Schmerz von kaltem Wasser an ihren Händen besser aushielten, wenn sie währenddessen ein Video schauten und das Video auch explizit als lustig empfanden. Durch das Lachen werden Endorphine freigesetzt, die unsere Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen. Daher wird Lachen auch als ergänzende Methode in der Schmerztherapie eingesetzt.
Lachen zur Förderung der Herzgesundheit
Lachen ist ein wahres Herz-Kreislauf-Training. Es bringt den Kreislauf in Schwung, verbessert die Durchblutung und erweitert die Blutgefäße, was zu einer Entlastung des Herzens führt. Menschen, die regelmäßig lachen, haben ein geringeres Risiko für Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Erkrankungen. Wissenschaftler der Maryland School of Medicine haben herausgefunden, dass Lachen auch dazu führt, dass sich das Gewebe, das die innere Auskleidung unserer Blutgefäße bildet, das Endothel, ausdehnt, was zu einem erhöhten Blutfluss führt.
Die soziale Funktion des Lachens
Lachen ist nicht nur ein individuelles Erlebnis, sondern auch ein wichtiger Bestandteil unserer sozialen Interaktionen.
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Ansteckendes Lachen
Der Ausdruck „ansteckendes Lachen“ bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn man sich die sogenannte „Lach-Epidemie“ von 1962 in Tanganjika (heute Tansania) in Ostafrika ansieht. Ein herzhaftes Lachen kann anscheinend ansteckender sein als man denkt, und es gibt immer mehr Therapieansätze, die sich auf die positiven Auswirkungen von Lachen stützen. Wenn wir jemanden lachen sehen oder hören, springen in unserem Gehirn sogenannte Spiegelneurone an. Spiegelneurone sind Nervenzellen, die aktiv werden, wenn wir selbst eine Handlung ausführen oder wenn wir beobachten, wie jemand anderes sie macht. Sie sind entscheidend dafür, dass wir Emotionen anderer verstehen können. Wenn wir ein fröhliches Lachen sehen oder hören, aktivieren sich in unserem Gehirn dieselben Nervenzellen, die auch arbeiten würden, wenn wir selbst lachen. Dadurch kommt es oft ganz automatisch dazu, dass wir ebenfalls lächeln oder lachen.
Lachen als sozialer Kitt
Lachen signalisiert Verbundenheit mit anderen, stärkt den Zusammenhalt, zeigt Verspieltheit und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Es ist ein wichtiger Teil der nonverbalen menschlichen Kommunikation und seine Mechanismen sind tief in uns verankert. Heutzutage ist es interessanterweise so, dass nur ca. 20 Prozent aller Lacher durch erzählte Witze oder lustige Beobachtungen ausgelöst werden. Die meisten Lacher entstehen, um dem Gegenüber nonverbal etwas mitzuteilen.
Lachen am Arbeitsplatz
Am Arbeitsplatz fördert Lachen nicht nur eine bessere Stimmung, sondern steigert auch die Produktivität und verbessert die Teamarbeit. Menschen, die zusammen lachen, fühlen sich enger verbunden, was die Kommunikation und Problemlösung im Team erleichtert. Eine humorvolle Arbeitsumgebung schafft zudem eine ideale Grundlage für Kreativität und Innovation.
Echtes vs. Fake Lachen
Wir Menschen sind sehr gut darin, ein echtes von einem gespielten Lachen zu unterscheiden. Wichtig für das Erkennen eines echten Lachens ist, dass der Lacher etwa 0,5 Sekunden nach dem Witz auftritt und auch die charakteristischen Lachfalten um die Augen herum zu erkennen sind. Erzwungenes Lachen aktiviert eher die Gehirnareale, die mit Sprachproduktion gekoppelt sind, während ein echtes Lachen vermutlich im limbischen System, unserem emotionalen Hotspot im Gehirn, produziert wird. Auch wenn ein gestelltes Lachen nicht mit einem beherzten Lachanfall zu vergleichen ist, sind auch diese Lacher von großer Bedeutung. Studien legen nahe, dass auch simuliertes Lachen äußerst ähnliche Effekte, z. B. auf die Herzfrequenz und die Endorphinausschüttung, erzielen kann.
Therapie zum Schmunzeln: Lachyoga und Humortherapie
Obwohl Lachen für die meisten von uns etwas so Alltägliches ist, ist seine Kraft therapeutisch nicht zu unterschätzen.
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Lachyoga
Der indische Arzt Madan Kataria hat 1995 das sogenannte Lachyoga erfunden, das mittlerweile weltweit verbreitet und äußerst populär ist. Beim Lachyoga verbindet man Bewegung und bewusste Atmung mit absichtlichen Lachern, meistens gemeinsam mit anderen in einer Gruppe, die von einem Lachtrainer geleitet wird. Studien zeigen, dass Lachyoga das Cortisollevel deutlich reduzieren kann. Und nicht nur das, auch Schlafqualität, Blutdruck, Lebenszufriedenheit, Einsamkeit und die allgemeine Stimmung wurden in einer großen Übersichtsstudie als verbessert gezeigt.
Humortherapie
Lachtherapie und Humortraining verfolgen ähnliche Ziele. Bei Lachtherapie wird Lachen ebenfalls gemeinsam in einer Gruppe eingesetzt, um seelisches und körperliches Wohlbefinden zu steigern. Besonders bei Depressionen, chronischen Erkrankungen oder in der Krebsrehabilitation wird Lachtherapie immer häufiger aufgrund vielversprechender Studienergebnisse auf Lachen als Therapie zurückgegriffen.
Klinikclowns
Auch die berühmten Klinikclowns sind besonders auf den Kinderstationen bei Jüngeren sehr beliebt. Klinikclowns helfen Kindern, Angst vor Untersuchungen oder Behandlungen abzubauen und machen den Krankenhausaufenthalt erträglicher. Auch in der Seniorenbetreuung wird Lachtherapie genutzt, um Lebensfreude und soziale Bindung zu fördern. Sie unterstützt hier auf sanfte Weise die Heilung, lindert Stress und wirkt sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus.
Fazit: Lachen als Schlüssel zu einem gesünderen und glücklicheren Leben
Lachen ist viel mehr als nur ein Zeichen von guter Laune - es aktiviert wichtige Bereiche im Gehirn, stärkt über Spiegelneurone unsere Verbindung zu anderen und lässt uns Mitfreude spüren. Gleichzeitig tut es Körper und Seele gut, senkt Stress und sorgt für mehr Wohlbefinden. So eine einfache, kostenlose und wirkungsvolle Therapie sollte viel mehr Platz in unserem Alltag finden - denn jedes Lachen steckt an und macht uns ein Stück gesünder und glücklicher. Also: einfach mal loslachen - dein Gehirn wird’s dir danken!