Das Wetter ist ein ständiger Begleiter unseres Lebens. Es beeinflusst unsere Stimmung, unsere Aktivitäten und sogar unsere Gesundheit. Während einige Menschen das Auf und Ab der Wetterkapriolen kaum bemerken, leiden andere stark unter den Auswirkungen von Wetterveränderungen. Sie fühlen sich müde, haben Kopfschmerzen, sind gereizt oder klagen über Gelenkschmerzen. In diesem Artikel gehen wir den Ursachen für diese Wetterfühligkeit auf den Grund und zeigen, was man dagegen tun kann.
Was ist Wetterfühligkeit?
Wetterfühligkeit beschreibt eine Überempfindlichkeit des Körpers auf die Veränderung von Wettererscheinungen, wie z.B. Luftdruckschwankungen oder wechselnde Luftfeuchtigkeit. Es handelt sich dabei um die Gesamtheit körperlicher und seelischer Reaktionen des menschlichen Körpers, welche auf Wetterveränderungen zurückgeführt werden. Als wetterfühlig bezeichnet man die Menschen, deren vegetatives Nervensystem empfindlich auf Veränderungen reagiert. Wetterempfindlich sind die Menschen, die durch das Wetter vermehrte Probleme mit bereits vorhandenen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden haben.
Grundsätzlich reagieren alle Menschen auf das Wetter. So ist man bei sonnigem Wetter mit angenehmen Temperaturen meistens besser gelaunt als bei Regen und Kälte. Frieren und Schwitzen sind ganz normale Körperreaktionen auf ganz normale Wetterreize.
Ursachen der Wetterfühligkeit
Die genauen Ursachen der Wetterfühligkeit sind noch nicht vollständig erforscht. Wissenschaftler vermuten, dass die Wetterfühligkeit vom vegetativen Nervensystem ausgeht. Der Körper kann nicht schnell genug auf den Wetterumschwung reagieren. Besonders die Feuchtigkeit macht dabei dem menschlichen Körper zu schaffen.
Einige Faktoren, die zur Wetterfühligkeit beitragen können, sind:
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- Vegetatives Nervensystem: Studien und Experten sind der Annahme, dass die Wetterfühligkeit vom vegetativen Nervensystem ausgeht. Dieses steuert viele unbewusste Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck und Stoffwechsel. Bei Wetterumschwüngen muss sich das vegetative Nervensystem anpassen, was bei manchen Menschen zu Problemen führen kann.
- Niedrige Reizschwelle: Professor Andreas Matzarakis vermutet, dass wetterfühlige Menschen eine niedrige Reizschwelle haben könnten und dass ihr Körper darum schon auf geringe Wetterreize heftig reagiert.
- Vorerkrankungen: Besonders häufig leiden Menschen mit anderen Grunderkrankungen an der Wetterfühligkeit, hier wird auch von Wetterempfindlichkeit gesprochen. Betroffen sind überwiegend mehr ältere als jüngere Menschen.
- Moderne Lebensweise: Über die Jahre der Evolution hat der menschliche Körper verlernt - durch unter anderem beheizte Räume und Klimaanlagen - mit den Witterungen richtig umzugehen. Da wir uns häufig in klimatisierten Räumen aufhalten, muss unser Körper oft gegenregulieren. Dabei kommt es zu einer Überbeanspruchung des vegetativen Nervensystems.
- Luftdruckschwankungen: Es wird aber vermutet, dass Luftdruckschwankungen die empfindlichen Rezeptoren an den Blutgefäßen (Barorezeptoren/Druckrezeptoren) reizen und so den Kreislauf durcheinanderbringen.
- Elektromagnetische Impulse: Eine andere Theorie geht davon aus, dass elektromagnetische Impulse Ursache für Wetterfühligkeit sein können.
Symptome der Wetterfühligkeit
Die Symptome der Wetterfühligkeit können vielfältig sein und von Mensch zu Mensch unterschiedlich auftreten. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:
- Allgemeine Befindensbeeinträchtigungen: Unruhe, Schlaflosigkeit, Nervosität und Kopfschmerzen.
- Kopfschmerzen oder Migräne: Manche Menschen wissen schon einen Tag vorher, dass es einen Wetterumschwung geben wird - weil die Gelenke oder die alte Narbe schmerzen. Andere bekommen bei Föhn Symptome wie Migräne, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Kreislaufprobleme.
- Müdigkeit: Viele fühlen sich schlapp und müde.
- Schwindel und Benommenheit: Insbesondere kann schwüles und heißes Wetter Schwindel und Kopfschmerzen auslösen. Dies hängt mit den Gefäßen zusammen: Wird es warm, weiten sie sich und es muss mehr Blut zurück zum Herzen transportiert werden. Das kann Kreislaufprobleme verursachen, da das Herz stärker gefordert ist.
- Kreislaufprobleme: Bei Kälteeinbruch verengen sich Adern und Venen und der Blutdruck steigt an. Steigende Temperaturen führen hingegen zu einer Gefäßerweiterung und zu einem Absinken des Blutdrucks. Bei Menschen mit ohnehin niedrigem Blutdruck sind Kopfschmerzen und Schwindel die Folge.
- Gelenkschmerzen: Viele Menschen wissen schon einen Tag vorher, dass es einen Wetterumschwung geben wird - weil die Gelenke oder die alte Narbe schmerzen.
- Atembeschwerden
- Schlafstörungen
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Antriebslosigkeit und eine traurige Stimmungslage
Was kann man gegen Wetterfühligkeit tun?
Auch wenn man das Wetter nicht ändern kann, gibt es einige Maßnahmen, die man ergreifen kann, um die Beschwerden der Wetterfühligkeit zu lindern:
- Dem Wetter stellen: Dem Wetter aus dem Weg zu gehen, ist unmöglich. Experten sagen sogar: Genau das Gegenteil ist sinnvoll, sich dem Wetter stellen hilft. Man muss sich an Wetterwechsel gewöhnen, vor allem, wenn man viel drinnen sitzt, im Büro oder zu Hause.
- Regelmäßig rausgehen: Damit der Körper sich bei Witterungsänderungen schnell und problemlos anpassen kann, empfiehlt es sich, regelmäßig und bei jedem Wetter rauszugehen. Geht an die frische Luft, wann immer es geht und bei jedem Wetter.
- Ausdauertraining: Besonders gut ist Ausdauertraining, also Wandern, Walken, Joggen, Rad fahren, Spazieren gehen. Ihr trainiert durch die Bewegung im Freien nicht nur euer Immunsystem, sondern der Körper übt auch die Anpassung an wechselnde Wetterlagen.
- Kreislauftraining: Da Wetterfühligkeit oft mit erschwerter Anpassung an die Druckverhältnisse in Verbindung gebracht wird, ist Kreislauftraining verschiedenster Art zu empfehlen. Dazu gehört die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft ebenso wie die Anwendung thermischer Reize wie etwa Wechselduschen oder auch - sofern keine Gegenanzeigen vorliegen - Saunagänge.
- Kleidung anpassen: Kleidet euch so, dass ihr euch leicht kühl fühlt, aber nicht friert. Das trainiert die Thermoregulation des Körpers.
- Ausreichend Schlaf: Zumindest sieben Stunden sollten es sein, und das ab circa 23 Uhr: Regelmäßiger und ausreichender Schlaf kann Wetterfühligkeit lindern.
- Entspannungstechniken: Entspannungsverfahren wie autogenes Training, Yoga oder Qigong können die durch den Wetterwechsel hervorgerufene Reizbarkeit, Verstimmungen, Konzentrations- und Schlafstörungen positiv beeinflussen.
- Homöopathische Mittel: Unterstützend können auch homöopathische Mittel wie Magnesium, beruhigende Kräutertees, Baldrian, Melisse, Kamille und Lavendel eingesetzt werden.
- Akute Hilfe:
- Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck kann das Wetter Kopfschmerzen auslösen, beispielsweise bei plötzlich ansteigenden oder abfallenden Temperaturen. Dann hilft beispielsweise eine Kopfmassage dabei, die Durchblutung im Kopf anzuregen.
- Kalte Güsse an Armen und/oder Beinen helfen, den wetterempfindlichen Kreislauf zu stabilisieren. Ein paar Tropfen ätherische Öle im Wasser wie z.B. Rosmarin, Eukalyptus oder Pfefferminzöl wirken belebend und erfrischend, Lavendel oder Melisse dagegen entspannend und sorgen für einen zusätzlich lindernden Effekt.
- Warme oder kalte Kompressen auf den schmerzenden Körperteilen verschaffen schnell und effektiv Linderung.
- Hilfe aus der Apotheke:
- Gegen Kopfschmerzen gibt es neben den Kopfschmerztabletten zum Einnehmen mit Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol auch ein spezielles Pfefferminzöl, das Sie äußerlich mittels eines Schwämmchens auf die Stirn auftragen. Auch Coolpacks zum Auflegen sind eine schnelle Hilfe, wenn das Wetter Schwindel und Kopfschmerzen verursacht.
- Bei Kreislaufproblemen und Schwindel haben sich Tropfen mit Weißdorn, Campher und Menthol bewährt oder eine spezielle homöopathische Kombination.
- Bei Gelenkschmerzen helfen Salben mit Diclofenac, Ibuprofen oder Arnika zum Einreiben.
- Auch eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen wie z.B. Magnesium, Calcium, Coenzym Q10 und Folsäure helfen, einen stabilen Blutdruck und Kreislauf aufrechtzuerhalten. Vor allem die B-Vitamine sollten bei Müdigkeit und Abgeschlagenheit ergänzt werden und helfen Wohlbefinden und Gesundheit zu bewahren, wenn das Wetter schwankt.
- Behandlung der Grunderkrankung: Da sich Wetterfühligkeit oft auf der Grundlage von Vorerkrankungen entwickelt oder verstärkt, ist eine gute ärztliche Betreuung dieser Grunderkrankung von Vorteil. So kann bei Bluthochdruckpatienten ein gut eingestellter Blutdruck die Wetterempfindlichkeit deutlich senken. Wenn Sie unter Migräne leiden, ist es wichtig, dass Sie schnell reagieren, wenn sich ein wetterbedingter Migräneanfall ankündigt.
- Den Tag ruhig angehen: Wenn Wetterfühligkeit Ihren Körper stark beeinträchtigt, sollten Sie versuchen, sich möglichst viel Ruhe und Entspannung zu erlauben. Dazu gehört auch, wenn möglich, auf das Autofahren zu verzichten, damit Sie sich und andere nicht gefährden.
Hitze und psychische Gesundheit
Nicht nur körperlich kann der Wetterwechsel einem zusetzen. Hitzewellen, also Perioden von mehreren aufeinander folgenden Hitzetagen, werden häufiger. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in Deutschland immer mehr sogenannte Tropennächte erleben, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt.
Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Hitze einen direkten Einfluss auf die menschliche Psyche hat und dass sich Symptome psychischer Erkrankungen während Hitzewellen verschlimmern oder neu auftreten könnten. Eine neue Untersuchung, die auf einer breiten Datenbasis beruht, weist nach, dass während Hitzewellen Notaufnahmen häufiger in Anspruch genommen werden als bei gemäßigten Temperaturen. Es gibt keine bestimmte psychische Störung oder Krankheit, die besonders häufig vertreten ist. Vielmehr sind zahlreiche verschiedene psychische Erkrankungen bei Hitzewellen mit einer höheren Zahl von Notaufnahmebesuchen verbunden: von Depressionen oder Angststörungen bis hin zu psychotischen Erkrankungen.
Wie kann Hitze die psychische Gesundheit gefährden?
Die in den USA durchgeführte Studie zeigt, dass die Fälle von behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen mit den Temperaturen nicht sprunghaft, aber parallel zu den Temperaturen moderat ansteigt. Bei Tagestemperaturen von über 30 Grad nahm die Zahl der Besuche in der Notaufnahme um rund fünf Prozent zu.
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Hitze scheint also das Risiko für das Auftreten psychischer Symptome zu verstärken. Aber wieso ist das so?
Es gibt mehrere mögliche Arten, wie Hitze psychische Erkrankungen beeinflussen kann.
- Hitze als äußerer Stressfaktor: Es ist anerkannt, dass exogene Stressoren bereits bestehende psychische Erkrankungen verschlimmern können. Als Stressoren bezeichnet man in der Psychologie Faktoren, die die Psyche in einen Zustand erhöhter Alarmbereitschaft - also Stress - versetzen können. „Exogen“ bedeutet, dass es sich um äußere Umstände oder Reize handelt. Hitze ist ein solcher exogener Stressor. Hitzestress könnte sich zudem negativ auf die Fähigkeit zur Selbstkontrolle auswirken. Forschende vermuten zum Beispiel einen direkten Zusammenhang zwischen Hitze und erhöhter Aggressivität. Auch in psychiatrischen Kliniken ist schon eine Steigerung von aggressiven Zwischenfällen bei Hitze festgestellt worden.
- Schlechter Schlaf in Tropennächten: Eine weitere Ursache für hitzebedingte psychische Probleme kann die schlechte Schlafqualität bei hohen Temperaturen von über 20 Grad Celsius sein. Hohe Temperaturen wirken sich direkt auf die Schlafqualität und die Schlafdauer aus: Die Wahrscheinlichkeit, kürzer zu schlafen, erhöht sich mit steigender Nachttemperatur. Dass Schlafstörungen direkte negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können, ist gut belegt. Schlafstörungen können psychische Störungen aber nicht nur verstärken, sondern sogar deren Ursache sein. Außerdem macht dauerhafter Schlafmangel anfälliger für Wut und Aggression.
- Verstärkte Zukunftsängste durch Hitze: Viele Menschen sind angesichts des Klimawandels verzweifelt oder haben Angst vor der Zukunft. In diesem Zusammenhang hat sich mittlerweile der Begriff Klimaangst etabliert. Hitze ist eine unmittelbar spürbare Folge des Klimawandels und bringt ihn direkt in unser Bewusstsein. Die Angst vor Hitze im Sommer ist ein zusätzlicher Stressor.
Wer ist von psychischen Problemen besonders betroffen?
Bei den möglichen Folgen von Hitzetagen für die körperliche Gesundheit - etwa Herz-Kreislauf-Probleme - sind ältere Menschen eine der Hauptrisikogruppen. Hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Hitze und Psyche können bestimmte körperliche Probleme wie Schwindel oder Erschöpfung, die bei älteren Menschen häufiger als bei jüngeren auftreten, Angstzustände oder sogar Panikattacken auslösen - vor allem in Verbindung damit, dass man der Hitze nicht entkommen kann.
Das höchste Sterblichkeitsrisiko bei Hitze zeigte sich für zwei Gruppen von psychischen Erkrankungen: für Menschen mit substanzbezogenen Abhängigkeitserkrankungen wie einer Drogenabhängigkeit und für Menschen mit organischen psychischen Störungen - also psychischen Störungen, denen eine Schädigung des Gehirns zugrunde liegt, wie etwa Demenz. Diese besonders vulnerablen Personen können sich häufig nicht eigenständig und effektiv vor Hitze schützen.
Wie wirkt sich Hitze auf unser Gehirn aus?
Hitze wirkt sich direkt auf die geistige Produktivität und Lernfähigkeit aus.
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Vor allem hohe Raumtemperaturen während des Schlafs mindern die geistige Leistungsfähigkeit. Das hat ein Versuch mit Studierenden gezeigt, die entweder in gekühlten oder in sehr warmen Räumen schliefen. Die warm Schlafenden benötigten nach dem Aufwachen 13 Prozent mehr Zeit für die Lösung der ihnen am Morgen gestellten Aufgaben als die gut temperiert Schlafenden. Eine Erklärung: Bei Hitze verbraucht der Körper viel Energie, um den Körper auf optimaler Betriebstemperatur zu halten.
Hitze und Depression - welchen Zusammenhang gibt es?
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und können von hohen Temperaturen negativ beeinflusst werden.
Etwas anderes ist die sogenannte Sommerdepression. Hierbei handelt es sich um eine saisonal abhängige Depression - das ist eine Sonderform der Depression. Bekannter als die Sommerdepression ist in diesem Kontext die sogenannte Winterdepression. Diese saisonal depressive Störung tritt typischerweise in den Wintermonaten auf und klingt in den Sommermonaten vollständig ab.
Wenn Menschen im Sommer unter einer saisonal depressiven Störung leiden, hängt das vermutlich aber nicht mit Hitze zusammen. Bei einer Sommerdepression könnte der Hormonhaushalt eine Rolle spielen, konkret die Produktion des Botenstoffs Melatonin, der den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert - und von dem an langen hellen Tagen weniger ausgeschüttet wird.
Zum Thema depressive Erkrankungen und Hitze gibt es ein trauriges Detail: Es gilt als erwiesen, dass während Hitzeperioden die Zahl der Suizide zusammen mit den Temperaturen ansteigt. Das Suizidrisiko ist bei depressiven Menschen sehr viel höher als bei psychisch gesunden.