Dement oder Demenz: Ein umfassender Überblick

Der Begriff Demenz, abgeleitet vom lateinischen "dementia" (Torheit, Wahnsinn), bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Demenz kein einzelnes Krankheitsbild ist, sondern ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, von denen die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe Alzheimer und Demenz oft synonym verwendet, was jedoch nicht korrekt ist.

Was ist Demenz?

Demenz ist ein Syndrom, also eine Kombination von Symptomen, die durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden können. Kennzeichnend für Demenz ist der fortschreitende Verlust geistiger Fähigkeiten, der über normale altersbedingte Veränderungen hinausgeht. Betroffen sind vor allem das Gedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und die Orientierung. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können auch Persönlichkeitsveränderungen und Verhaltensstörungen auftreten.

Symptome und Verlauf

Die Symptome einer Demenz können je nach Form und Stadium der Erkrankung variieren. Typische Anzeichen sind:

  • Gedächtnisverlust: Vor allem das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen, später auch das Langzeitgedächtnis. Betroffene vergessen beispielsweise Termine, Namen oder kürzlich geführte Gespräche.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, zeitliche und räumliche Desorientierung.
  • Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen.
  • Probleme beim Planen und Organisieren: Schwierigkeiten, Aufgaben zu planen und durchzuführen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen.
  • Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Misstrauen, Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug.
  • Persönlichkeitsveränderungen: Veränderung des Charakters, Verlust des Interesses an Hobbys und sozialen Kontakten.

Der Verlauf einer Demenz ist schleichend und fortschreitend. Die Erkrankung wird üblicherweise in drei Stadien eingeteilt:

  1. Frühstadium: Erste Symptome sind erkennbar, die den Alltag jedoch noch nicht wesentlich beeinträchtigen. Betroffene sind meist noch selbstständig und können ihren Alltag weitgehend selbst gestalten.
  2. Mittleres Stadium: Die Symptome werden deutlicher und beeinträchtigen den Alltag zunehmend. Betroffene benötigen mehr Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben und können sich in vertrauter Umgebung schlechter orientieren.
  3. Spätstadium: Die Symptome sind stark ausgeprägt und die Betroffenen sind auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen. Sie verlieren die Fähigkeit, sich zu verständigen, und erkennen oft selbst enge Familienangehörige nicht mehr.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für Demenz sind vielfältig und hängen von der jeweiligen Demenzform ab. Bei der Alzheimer-Krankheit spielen vermutlich Ablagerungen von Proteinen im Gehirn (Beta-Amyloid und Tau) eine Rolle. Bei der vaskulären Demenz sind Durchblutungsstörungen im Gehirn die Ursache. Andere Demenzformen können durch genetische Faktoren, Infektionen, Stoffwechselstörungen oder andere Erkrankungen verursacht werden.

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Einige Risikofaktoren für Demenz sind bekannt:

  • Alter: Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.
  • Genetische Veranlagung: In einigen Fällen spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle, insbesondere bei der Alzheimer-Krankheit.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte und Übergewicht erhöhen das Risiko für vaskuläre Demenz.
  • Bewegungsmangel: Körperliche Inaktivität erhöht das Demenzrisiko.
  • Geistige Inaktivität: Mangelnde geistige Anregung und soziale Isolation können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Umweltfaktoren: Luftverschmutzung kann das Demenzrisiko erhöhen.

Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Form der Demenz

Die Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) ist die häufigste Ursache für Demenz. Sie macht etwa 60 bis 80 Prozent aller Demenzfälle aus. Bei Alzheimer sterben Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einer fortschreitenden Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten führt.

Symptome der Alzheimer-Krankheit

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit ähneln denen anderer Demenzformen, jedoch gibt es einige Besonderheiten:

  • Früher Verlust des Kurzzeitgedächtnisses: Betroffene vergessen beispielsweise kürzlich geführte Gespräche oder Termine.
  • Schwierigkeiten, neue Informationen zu lernen: Es fällt schwer, sich neue Dinge zu merken oder neue Fähigkeiten zu erlernen.
  • Verwirrtheit: Betroffene sind oft verwirrt und desorientiert, insbesondere in ungewohnter Umgebung.
  • Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen.
  • Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Misstrauen, Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug.

Diagnose der Alzheimer-Krankheit

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit basiert auf einer Kombination von verschiedenen Untersuchungen:

  • Anamnese: Gespräch mit dem Patienten und den Angehörigen über die Krankheitsgeschichte und die aktuellen Beschwerden.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der neurologischen Funktionen wie Gedächtnis, Orientierung, Sprache und Motorik.
  • Neuropsychologische Tests: Durchführung von standardisierten Tests zur Überprüfung der geistigen Leistungsfähigkeit. Der MMST (Mini-Mental-Status-Test) kann als Selbsttest genutzt werden, um einen ersten Verdacht zu prüfen, ersetzt aber keine ärztliche Diagnose.
  • Bildgebende Verfahren: Durchführung von CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) des Gehirns, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen und Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.
  • Liquoruntersuchung: Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) auf bestimmte Eiweiße, die auf eine Alzheimer-Krankheit hindeuten können.

Behandlung der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit ist bis heute nicht heilbar. Es gibt jedoch Medikamente, die den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern können. Zu diesen Medikamenten gehören:

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  • Cholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente erhöhen die Konzentration des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn, der für die Gedächtnisfunktion wichtig ist.
  • Memantin: Dieses Medikament schützt die Nervenzellen vor Schäden durch den Botenstoff Glutamat.
  • Monoklonale Antikörper: Diese Medikamente richten sich gezielt gegen Amyloid-beta-Ablagerungen im Gehirn, die als eine der Ursachen der Alzheimer-Krankheit gelten. Ein Wirkstoff wurde in der EU zugelassen.

Neben der medikamentösen Behandlung spielen auch nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle:

  • Gedächtnistraining: Übungen zur Verbesserung des Gedächtnisses und der Konzentration.
  • Ergotherapie: Training von alltagspraktischen Fähigkeiten.
  • Musiktherapie: Einsatz von Musik zur Förderung der emotionalen und kognitiven Fähigkeiten.
  • Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung der Erkrankung und ihrer Folgen.

Andere Formen von Demenz

Neben der Alzheimer-Krankheit gibt es noch weitere Formen von Demenz, die jeweils eigene Ursachen und Symptome haben:

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form der Demenz. Sie wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht, die zu einem Absterben von Nervenzellen führen. Risikofaktoren für vaskuläre Demenz sind Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen.

Die Symptome der vaskulären Demenz können je nach betroffenem Hirnareal variieren. Häufig treten Gedächtnisstörungen, Verlangsamung, Denkschwierigkeiten, Stimmungslabilität, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen auf.

Frontotemporale Demenz (FTD)

Die frontotemporale Demenz (FTD) ist eine seltene Form der Demenz, die vor allem den Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns betrifft. Die FTD tritt häufig bei jüngeren Menschen zwischen 50 und 70 Jahren auf.

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Die Symptome der FTD sind vor allem Verhaltensänderungen, Persönlichkeitsveränderungen, Sprachschwierigkeiten und ein Verlust der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben auszuführen. Gedächtnisstörungen treten eher selten auf.

Lewy-Körperchen-Demenz (DLB)

Die Lewy-Körperchen-Demenz (DLB) ist eine Form der Demenz, die durch Ablagerungen von Lewy-Körperchen (abnormale Proteinablagerungen) im Gehirn verursacht wird.

Die Symptome der DLB sind kognitive Beeinträchtigungen, visuelle Halluzinationen, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus und Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen.

Demenz bei Parkinson

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz.

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine sehr seltene, aber rasch fortschreitende Demenz, die durch Prionen (infektiöse Eiweißpartikel) verursacht wird.

Die Symptome der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sind Demenz, Muskelzuckungen (Myoklonien) und Gleichgewichtsstörungen (Ataxie).

Korsakow-Syndrom

Das Korsakow-Syndrom ist eine Form der Demenz, die durch einen Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) verursacht wird. Häufigste Ursache ist chronischer Alkoholmissbrauch.

Die Symptome des Korsakow-Syndroms sind Gedächtnisstörungen (insbesondere Verlust des Kurzzeitgedächtnisses), Konfabulationen (Erfinden von Geschichten, um Gedächtnislücken zu füllen) und emotionale Veränderungen.

Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)

Die Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE) ist eine seltene, fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte leichte Schädel-Hirn-Traumen verursacht wird. Betroffen sind häufig Sportler, die wiederholten Schlägen und Stößen gegen den Kopf ausgesetzt waren.

Die Symptome der CTE sind Veränderungen kognitiver Fähigkeiten (Gedächtnis, exekutive Funktionen) und Verhaltensauffälligkeiten (Gefühlsausbrüche, Impulsivität, Gewalttätigkeit, Depressionen).

Vorbeugung und Risikoreduktion

Obwohl Demenz nicht immer vermeidbar ist, gibt es Möglichkeiten, das Risiko zu senken:

  • Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, regelmäßige körperliche Aktivität, geistige Anregung und soziale Kontakte.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten, Vermeidung von Übergewicht, Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum.
  • Früherkennung und Behandlung von Erkrankungen: Behandlung von Depressionen, Schilddrüsenunterfunktion und anderen Erkrankungen, die Demenz verursachen oder begünstigen können.
  • Geistige Aktivität: Regelmäßiges Gedächtnistraining, Lesen, Lernen neuer Fähigkeiten und Hobbys.
  • Soziale Kontakte: Pflege von Freundschaften und sozialen Beziehungen, Teilnahme an Gruppenaktivitäten.

Umgang mit Demenz

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich über die verschiedenen Aspekte zu informieren.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Es gibt zahlreiche Angebote zur Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen:

  • Beratungsstellen: Informationen und Beratung zu allen Fragen rund um Demenz.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Tagesbetreuung: Betreuung von Menschen mit Demenz tagsüber, um Angehörige zu entlasten.
  • Ambulante Pflegedienste: Unterstützung bei der Pflege und Betreuung zu Hause.
  • Pflegeheime: Stationäre Betreuung und Pflege für Menschen mit Demenz, die nicht mehr zu Hause versorgt werden können.
  • Demenz-Wohngemeinschaften: Gemeinsames Wohnen von Menschen mit Demenz in einer familiären Umgebung.
  • Palliativdienste: Begleitung und Unterstützung in der letzten Lebensphase.

Kommunikation und Umgang mit Menschen mit Demenz

Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis. Einige Tipps für die Kommunikation und den Umgang:

  • Sprache: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie Fachausdrücke.
  • Körperhaltung: Achten Sie auf eine offene und freundliche Körperhaltung.
  • Blickkontakt: Halten Sie Blickkontakt und zeigen Sie Interesse.
  • Geduld: Seien Sie geduldig und wiederholen Sie Informationen bei Bedarf.
  • Wertschätzung: Behandeln Sie den Menschen mit Demenz mit Würde und Respekt.
  • Orientierungshilfen: Schaffen Sie eine vertraute Umgebung mit Orientierungshilfen wie Fotos, Kalendern und Uhren.
  • Beschäftigung: Bieten Sie dem Menschen mit Demenz altersgerechte und sinnvolle Beschäftigungen an.
  • Entlastung: Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und nehmen Sie Entlastungsangebote in Anspruch.

Demenzgerechte Umgebung

Eine demenzgerechte Umgebung kann Menschen mit Demenz helfen, sich besser zurechtzufinden und ihren Alltag selbstständiger zu gestalten. Einige Tipps für die Gestaltung einer demenzgerechten Umgebung:

  • Übersichtlichkeit: Schaffen Sie eine übersichtliche und strukturierte Umgebung.
  • Orientierungshilfen: Verwenden Sie Farben, Symbole und Fotos zur Orientierung.
  • Beleuchtung: Sorgen Sie für eine gute und blendfreie Beleuchtung.
  • Sicherheit: Beseitigen Sie Stolperfallen und sichern Sie gefährliche Bereiche ab.
  • Vertrautheit: Schaffen Sie eine vertraute Atmosphäre mit persönlichen Gegenständen und Erinnerungsstücken.

Forschung und Ausblick

Die Demenzforschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es werden neue Medikamente und Therapien entwickelt, die den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern sollen.

Ein wichtiger Schritt ist die frühe Diagnose der Demenz. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser können die Symptome behandelt und der Verlauf beeinflusst werden.

Die Zukunft der Demenzforschung liegt in der Entwicklung von ursächlichen Therapien, die die Erkrankung heilen oder zumindest aufhalten können. Es ist zu hoffen, dass in den nächsten Jahren weitere Fortschritte erzielt werden, die das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen verbessern.

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