Der Verlust der Fähigkeit, klar zu sehen, klar zu denken oder sich zu erinnern, sind große Herausforderungen, die mit dem Älterwerden einhergehen. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Veränderungen der Sehkraft frühe Anzeichen für Demenz sein können, oft Jahre bevor die kognitiven Symptome deutlich werden.
Sehprobleme als Demenz-Risikofaktor
Eine Studie mit fast 3.000 älteren Erwachsenen ergab, dass das Demenzrisiko bei Personen mit Sehproblemen deutlich höher war. Die Teilnehmer der Studie waren über 71 Jahre alt, wobei das Durchschnittsalter bei 77 Jahren lag. Die Studie umfasste Tests der Nah- und Fernsicht sowie der Fähigkeit, Buchstaben zu erkennen, die sich nicht stark vom Hintergrund abheben.
Die Ergebnisse zeigten, dass ein Drittel der Personen mit mäßiger oder schwerer Beeinträchtigung der Fernsicht Anzeichen von Demenz aufwies. Ebenso wiesen 26 Prozent der Teilnehmer, die Schwierigkeiten hatten, Buchstaben zu erkennen, die sich nicht stark vom Hintergrund abhoben, Anzeichen von Demenz auf. Diese Ergebnisse deuten auf einen starken Zusammenhang zwischen Sehproblemen und einem erhöhten Demenzrisiko hin.
Veränderungen der Pupillenreaktion
Eine weitere interessante Entdeckung betrifft die Pupillenreaktion. Forscher beobachteten bei Probanden mit dem verklumpten Protein Tau und einer leichten kognitiven Beeinträchtigung eine größere Pupillenerweiterung. Die Pupillenreaktionen werden vom Locus Coeruleus gesteuert, einem Neuronencluster im Hirnstamm, der für die Erregung und Regulierung von kognitiven Funktionen zuständig ist. Da das Protein Tau stark mit der Wahrnehmung verbunden ist und bei Alzheimer-Erkrankungen verklumpt, kann die Beobachtung der Pupillenbewegung als Screening-Methode zur Früherkennung eines erhöhten Alzheimer-Risikos dienen.
Visuelle Sensibilität als Frühindikator
Eine Studie der Universität Loughborough in Großbritannien untersuchte die visuelle Sensibilität als möglichen Frühindikator für Demenz. Dabei wurden 8623 gesunde Menschen über Jahre hinweg beobachtet. Im Laufe der Studie erkrankten 537 Teilnehmer an Demenz. Zu Beginn der Studie mussten die Probanden einen visuellen Test durchführen, bei dem sie einen Knopf drücken sollten, sobald sie auf einem Bildschirm ein Dreieck aus beweglichen Punkten erkannten. Diejenigen, die später an Demenz erkrankten, erkannten das Dreieck deutlich langsamer als die anderen Probanden.
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Die Forscher vermuten, dass die für Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zuerst die Bereiche des Gehirns beeinträchtigen, die mit dem Sehvermögen verbunden sind, und erst später die Bereiche, die für das Gedächtnis zuständig sind. Dies könnte erklären, warum Sehtests Defizite erkennen können, bevor Gedächtnistests dies tun.
Weitere visuelle Anzeichen von Demenz
Neben der visuellen Sensibilität können auch andere Aspekte des Sehens durch Demenz beeinträchtigt werden. Dazu gehören:
- Fähigkeit, Umrisse zu erkennen: Alzheimer-Patienten haben oft Schwierigkeiten, Umrisse von Objekten zu erkennen.
- Farbunterscheidung: Die Fähigkeit, Farben im Blau-Grün-Spektrum zu erkennen, kann frühzeitig beeinträchtigt sein.
- Kontrolle der Augenbewegungen: Menschen mit Alzheimer haben möglicherweise Schwierigkeiten, ihre Augenbewegungen zu kontrollieren, was zu Problemen im Straßenverkehr führen kann.
- Gesichtserkennung: Alzheimer-Patienten zeigen oft Defizite bei der Gesichtserkennung, da sie Gesichter nicht effizient scannen.
Frontotemporale Demenz und ihre Auswirkungen auf Verhalten, Sprache und Bewegung
Die frontotemporale Demenz (FTD) ist eine spezielle Form der Demenz, die sich von der Alzheimer-Krankheit unterscheidet. Bei der FTD sind vor allem der Frontallappen und manchmal die Temporallappen des Gehirns betroffen. Dies führt zu Veränderungen im Verhalten, der Sprache und der Beweglichkeit.
Auffällige Verhaltensänderungen
Eine der häufigsten Auffälligkeiten bei FTD ist ein verändertes Verhalten. Betroffene können impulsiv, unhöflich oder unangemessen auf die Gefühle anderer reagieren. Es kann ihnen schwerfallen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, oder sie zeigen zwanghaftes Verhalten. Essattacken oder vermehrtes Trinken von Alkohol können ebenfalls Anzeichen sein.
Sprachprobleme
Eine weitere Symptomgruppe sind Sprachprobleme. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich auszudrücken, zu lesen und zu verstehen, was andere sagen. Sie suchen nach Wörtern, ihre Aussprache wird undeutlich, sie wiederholen sich häufig oder sagen Dinge, die keinen Sinn ergeben. In manchen Fällen geht die Fähigkeit zu sprechen mit fortschreitender Krankheit komplett verloren.
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Eingeschränkte Beweglichkeit
Bewegungsstörungen können ebenfalls bei FTD auftreten. Betroffene können Schwierigkeiten haben, ihre Arme und Hände einzusetzen, obwohl die Kraft dafür vorhanden wäre. Es fällt ihnen schwer, Dinge zu tun, die genaue Bewegungen erfordern. Schluckbeschwerden, Gleichgewichtsprobleme oder Schwierigkeiten, sich im Raum zu orientieren, können ebenfalls auftreten.
Diagnose und Therapie der frontotemporalen Demenz
Die Diagnose der FTD umfasst die Schilderung der Symptome, Beobachtungen von Angehörigen, körperliche Untersuchungen und neuropsychologische Tests. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Positronenemissionstomographie können Auffälligkeiten in den entsprechenden Bereichen des Gehirns sichtbar machen.
Leider lässt sich das Fortschreiten einer frontotemporalen Demenz bislang nicht aufhalten. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Symptome zu lindern. Logopädie kann bei Sprachschwierigkeiten helfen, Ergotherapie bei Problemen mit Bewegung und Koordination. Antidepressiva oder Antipsychotika können eingesetzt werden, wenn depressive Entwicklungen oder Verhaltensänderungen Probleme verursachen.
Bedeutung der Früherkennung
Die Früherkennung von Demenz ist von entscheidender Bedeutung. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto eher können Maßnahmen ergriffen werden, um das Fortschreiten zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es den Patienten, aktiv am Krankheitsverlauf teilzunehmen, indem sie beispielsweise durch Bewegung, soziale Kontakte und das Erlernen von Neuem positive Einflüsse ausüben.
Präventive Maßnahmen
Neben der Früherkennung spielen präventive Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Demenzrisikos. Zu den wichtigsten Risikofaktoren, die beeinflusst werden können, gehören:
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- Bewegungsmangel
- Kopfverletzungen
- Alkoholkonsum
- Feinstaubbelastung
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Eingeschränkte Hörfähigkeit
- Rauchen
- Diabetes
- Depressionen
- Mangel an sozialen Kontakten
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und sozialen Kontakten kann dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken.
Augen-Training als Therapieansatz
Da visuelle Sensibilität und Augenbewegungen mit der Gedächtnisleistung verbunden sind, halten einige Forscher ein Augen-Training als vielversprechenden Therapieansatz gegen Demenz. Studien deuten darauf hin, dass mehr Augenbewegung einer Demenz-Erkrankung vorbeugen könnte. Dies könnte erklären, warum Menschen, die viel lesen und fernsehen, ein besseres Gedächtnis und ein geringeres Demenz-Risiko haben.