Demenz ist ein Begriff, der in unserer alternden Gesellschaft immer häufiger auftaucht. Doch was genau bedeutet Demenz, welche Ursachen hat sie, wie äußert sie sich und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Demenz, von der Definition über die verschiedenen Demenzformen bis hin zu präventiven Maßnahmen und Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige.
Was ist Demenz? Eine Begriffsbestimmung
Der Begriff "Demenz" stammt aus dem Lateinischen (de- = abnehmend und mens = Verstand) und bezeichnet den Abbau geistiger Funktionen. Es handelt sich um erworbene Defizite kognitiver Funktionen. Das Kernsymptom ist der Abbau geistiger Funktionen, insbesondere des Gedächtnisses (Lang- und Kurzzeitgedächtnis). Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) teilt die Demenzen nach ihrer Ursache ein.
Demenz Definition griechisch: Ichó ist griechisch und bedeutet übersetzt Echo oder Klang. Folgt man der griechischen Mythologie war Ichó quasi die erste kognitiv beeinträchtige Person. Eine Muse, die von Hera verflucht wurde nur noch das wiedergeben zu können, was als letzte Worte an sie gerichtet wurde.
Ursachen und Formen von Demenz
Demenzen können verschiedene Ursachen haben, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt.
Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Demenz ist mit Abstand die häufigste Demenzform. Man unterscheidet Verläufe mit frühem Beginn (40.-65. Lebensjahr), spätem Beginn (nach dem 65. Lebensjahr) und atypische Formen. Typisch für die Alzheimer-Demenz ist der unauffällige Beginn. Anfangs können Betroffene Störungen der Merkfähigkeit, der Konzentration sowie Wortfindungsstörungen noch überspielen. Im Laufe der Zeit kommen Beeinträchtigungen alltagspraktischer Fähigkeiten sowie Orientierungsstörungen hinzu. Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es zu einer Funktionsstörung der Nervenzellen, die mit einer Einlagerung krankhafter Eiweißstoffe (neurofibrilläre Ablagerungen des Zellskelettproteins Tau und A4-Amyloid-Plaques) in der Nervenzelle vergesellschaftet ist. Trotz intensiver Forschung ist die Ursache der Erkrankung nicht abschließend aufgeklärt. Die familiäre Häufung belegt die Bedeutung erblicher Faktoren.
Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick
Vaskuläre Demenz
Vaskuläre Demenzen sind die zweithäufigste Form. Sie entstehen durch Störung der Blutversorgung im Zentralnervensystem. Neben plötzlichem Beginn oder sprunghaften Verschlechterungen sind für vaskuläre Demenzen neurologische Ausfallserscheinungen typisch. Das Risiko, später eine Demenz vom vaskulären Typ zu erleiden, wird durch alle Faktoren erhöht, die zu Erkrankungen der Blutgefäße beitragen.
Frontotemporale Demenz
Bei der frontotemporalen Demenz entwickelt sich ein Schwund an Nervenzellen im Bereich des Stirnhirns (= frontal) und der Schläfenlappen (= temporal). Das Verhalten wird distanzlos. Hemmungen, die bisher den Umgang des Kranken mit Bezugspersonen moduliert haben, fallen weg. Der Kranke missachtet soziale und moralische Normen. Die Persönlichkeitsstruktur vergröbert sich.
Parkinson-Demenz und Demenz mit Lewy-Körperchen
Fast bei der Hälfte aller Parkinsonkranken treten im späteren Verlauf auch demenzielle Symptome auf. Die Symptome ähneln teils denen der Alzheimer-Demenz, teils weichen sie davon ab. Während die Alzheimer-Demenz schleichend mit Gedächtnisstörungen beginnt, kommt es bei der Parkinson-Demenz frühzeitig zu optischen Halluzinationen, Wahn, Störungen der Aufmerksamkeit und wechselnden Bewusstseinstrübungen. Auffällig sind gehäufte Stürze durch Kollapszustände. Möglicherweise ist die sogenannte Demenz mit Lewy-Körperchen keine eigene Krankheit, sondern eine Verlaufsvariante der Parkinson-Demenz.
Irreversible und reversible Demenzen
Viele Demenzen sind weitgehend irreversibel, also nicht rückbildungsfähig. Dazu gehören vor allem solche vom Alzheimer-Typ, vaskuläre Demenzen und deren Mischformen. Neben den irreversiblen Demenzen gibt es auch solche, die bei Behandlung der Grunderkrankung, die das demenzielle Bild hervorruft, rückbildungsfähig sind.
Symptome und Diagnose von Demenz
Nicht immer sind die Symptome einer Demenz auf Anhieb erkennbar. Auf die zunehmende Einschränkung ihrer geistigen Fähigkeiten reagieren viele ältere Menschen zunächst mit unspezifischen Störungen des Befindens. Oder das Zusammenleben in der Gemeinschaft wird schwieriger.
Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz
Tests und Untersuchungen
Zur Diagnose einer Demenz werden verschiedene Tests und Untersuchungen eingesetzt:
- Uhrentest: Der Patient wird gebeten, das Bild einer Uhr mit 12 Stundenmarkierungen und zwei Zeigern zu zeichnen, die auf eine beliebige Uhrzeit ausgerichtet sind.
- MMST (Mini-Mental-Status-Test): Dieser Test ist komplexer und umfasst die Prüfung der örtlichen und zeitlichen Orientierung sowie der Konzentrationsfähigkeit.
- Liquoruntersuchungen: Die Alzheimer-Erkrankung kann durch bestimmte Liquor (= Nervenwasser)-Untersuchungen schon vor ihrem Ausbruch diagnostiziert werden.
- Bildgebende Verfahren: Zur Sicherung der Diagnose und zur Unterscheidung verschiedener Ursachen sind bildgebende Verfahren sinnvoll. Dazu zählen die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT).
Frühsymptome und Nebensymptome
Depressionen führen oft zu Störungen des Denkens, des Konzentrationsvermögens, der Merkfähigkeit und der Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen. Damit zeigen sie Symptome, die einer leichten, selten sogar einer mittelgradigen Demenz, ähneln. Es handelt sich dabei jedoch um keine echte Demenz, sondern um eine Pseudodemenz. Andererseits sind Depressionen häufig Frühsymptom einer echten Demenz. Parallel zu den Kernsymptomen treten Nebensymptome auf.
Behandlung von Demenz
Bei der Behandlung der Demenz sind medikamentöse und nicht-medikamentöse Ansätze zu unterscheiden.
Medikamentöse Behandlung
Man geht davon aus, dass bei der Mehrzahl der Demenzen (nämlich denen vom Alzheimer-Typ, vielen Mischformen, der Parkinson-Demenz und der Demenz mit Lewy-Körperchen) eine Störung im Stoffwechsel des Botenstoffs Acetylcholin vorliegt. Hier setzen Wirkstoffe an, die durch die Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase den Spiegel des Botenstoffs anheben. Ein weiterer Ansatzpunkt zur Beeinflussung der demenziellen Entwicklung liegt am NMDA(Glutamat)-Rezeptor. Findet man zusätzlich zu den Kernsymptomen der Demenz begleitende Nebensymptome von denen ein erheblicher Leidensdruck für den Patienten und/oder erhebliche Belastungen für die Bezugspersonen ausgehen, wird der Einsatz weiterer Psychopharmaka zu erwägen sein.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Um bessere Belege zur Wirksamkeit nichtmedikamentöser Interventionen bei degenerativen Demenzen zu erhalten wurde im Bereich "Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie" der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen die manualisierte MAKS-Therapie entwickelt.
Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz
Umgang mit Begleiterscheinungen
Bei Depressionen und Angstzuständen, Unruhezuständen, psychotischen Entgleisungen, ungesteuertem und aggressivem Verhalten sowie schweren Schlafstörungen können weitere Medikamente eingesetzt werden. Quetiapin wird gehäuft bei Parkinson-Demenz und bei Demenz mit Lewy-Körperchen eingesetzt, wenn es dabei zu Halluzinationen oder Wahn kommt.
Prävention von Demenz
Eine sichere Methode zur Vorbeugung einer Demenz ist nicht bekannt. Trotzdem sind Risikofaktoren zu benennen, deren Einfluss auf Demenzen als belegt gilt. Insofern ist es möglich, etwas zur Vorbeugung zu tun. Seien Sie sozial aktiv.
Hilfestellungen und Informationen für Betroffene und Angehörige
Demenzen sind Erkrankungen, die das Umfeld schwer belasten. Der Umgang mit Demenzkranken verlangt zuweilen Engelsgeduld und Galgenhumor. Es gibt jedoch zahlreiche Hilfestellungen und Informationen, die Betroffenen und Angehörigen den Alltag erleichtern können.
Tipps für den Umgang mit Demenzkranken
- Überfordern Sie den Kranken nicht durch komplizierte Fragen.
- Sprechen Sie den Kranken nicht von der Seite her an. Gehen Sie von vorne auf ihn zu. Stellen Sie Blickkontakt her.
- Machen Sie keine komplexen Mitteilungen. Sagen Sie vor allem das, was Ihnen wesentlich erscheint. Benutzen Sie kurze Sätze. Vermeiden Sie abstrakte Begriffe.
- Denken Sie daran: Der Kranke ist Ihr Lehrmeister in Sachen Gelassenheit.
Anlaufstellen und Beratungsangebote
Alle in der Beratung und der Altenhilfe Tätigen finden Wissenswertes über Migration, Demenz und Kultursensibilität. Es gibt zahlreiche Informationsblätter und Broschüren in verschiedenen Sprachen, die Wissenswertes zu Demenzerkrankungen in kompakter Form bieten. Regionale Büros Alter, Pflege und Demenz NRW bieten Hilfen zur Kommunikation bei Demenz in verschiedenen Sprachen.
Interkulturelle Aspekte
Die Alzheimer-Krankheit macht nicht vor kulturellen oder sprachlichen Grenzen halt. Es ist wichtig, dass Informationen und Beratungsangebote in verschiedenen Sprachen verfügbar sind und von den Betroffenen angenommen werden.
Innovative Lösungen und Projekte
Es gibt verschiedene innovative Lösungen und Projekte, die darauf abzielen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern.
Ichó - Ein multisensuales Therapiegerät
Ichó ist ein innovatives Produkt für Demenzkranke, das durch multisensuale Stimulation Kognition und Motorik des Nutzers gleichzeitig fördert. Es registriert äußere Einflüsse und reagiert mit farbigem Leuchten, Vibration, Klang oder Musik.
Demenzfreundliche Einrichtungen
Im August 2019 zeichnete die Alzheimer Gesellschaft Duisburg den Zoo als ersten demenzfreundlichen Zoo in Nordrhein-Westfalen aus.
Demenz-WGs
Für Personen mit Altersdemenz existieren sogenannte "Demenz-WGs".
Europäische Initiativen und Strategien
Die Europäische Union hat verschiedene Initiativen und Strategien zur Bekämpfung der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzerkrankungen ins Leben gerufen.
EU-Gesundheitsstrategie
Im Weißbuch „Gemeinsam für die Gesundheit: Ein strategischer Ansatz der EU für 2008-2013“ wird hervorgehoben, dass im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung mehr Erkenntnisse über neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer notwendig sind.
Europäische Initiative zu Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen
Im Einklang mit den Prioritäten der EU-Gesundheitsstrategie soll eine Mitteilung der Kommission zu einer europäischen Initiative zu Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen angenommen werden.
Forschung und Zusammenarbeit
Die EU unterstützt das EADC (European Alzheimer's Disease Consortium), ein Netz europäischer Spitzenforschungszentren im Bereich Alzheimer.
tags: #Demenz #Definition #griechisch